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Full text of "D. Joseph Gottlieb Kölreuters Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen"

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Fortſetzung 
der 
Vorlaͤufigen Nachricht 


von einigen 


Ir Geſchlecht der P pflanzen 


betreffenden Verſuchen 
und Beobachtungen, 


Von, „ 
Joſeph Gottlieb Koͤlreuter, 
der Arzneywiſſenſchaft Doctor, und Herzogl. Wuͤrtembergiſchen 
Profeſſor der eee b 


> 4 


Leipzig, 
in der Glebitfehiſehen Handlung, 1763: 


105 885 


708 40 8 


So ſehr ich von der einen Seite 
, uͤberzeugt bin, daß ſich das 
n Geflecht der Pflanzen aus 
meinen bisher angeſtellten 
Verſuchen und Beobachtungen auf das 
vollkommenſte erweifen laßt: ſo gewiß 
weiß ich auch von der andern, daß ſie nicht 
weniger dienlich ſeyn werden, die Lehre 
von der Erzeugung durch beederley Saa⸗ 
men außer allen Zweifel zu ſetzen, und den 
Ungrund eines jeden andern Lehrgebaͤudes 
zu zeigen. Ich moͤchte gern ſehen, wie 
man nach irgend einem von den letztern die 
A 2 in 


— 


Wente e Mee 
in meiner vorlaͤuf. Nachr. und in gegen⸗ 
waͤrtiger Fortſetzung vorkommende Er⸗ 
ſcheinungen auf eine ungezwungene und 
verſtaͤndliche Weiſe erklaͤren wollte. Man 


verſuüche es aber, und prüfe fie nebſt denen 


aus dem Thierreiche nach obgedachter 
Lehre: ſo wird man bald gewahr werden, 
wo ſich die groͤßten Schwierigkeiten finden. 

Da dieſes Lehrgebaͤude in der Haupt⸗ 
ſache mit der uralten Lehre des Hippokra⸗ 
tes uͤbereinköͤmmt: ſo ſieht man wohl, 
daß es mir mehr darum zu thun iſt, die 
Wahrheit zu vertheidigen, als meinen Na⸗ 
men durch eine neue Hypotheſe der Welt 
bekannt zu machen. | 
| Uebrigens iſt meine Abſicht gar nicht, 
das Innere dieſes Geheimniſſes mit einer 
frevelhaften Kuͤhnheit erforſchen zu wol⸗ 
len; ſie geht bloß allein auf das Materia⸗ 
liſche deſſelben: und dieß iſt etwas, das 
meines Erachtens noch nicht uͤber die 
Sphaͤre des menſchlichen Wa hin⸗ 
aus iſt. 


Calw, den 10 Dec. 
1762. 


2 


An AI N) 85 IJ 8 N 5 
N I K 25 W \ SE 
SEHE e 
- In mm S 
0 4 9 ! 


N I chen Pflanze werden zwey gleichfoͤr⸗ 
AI nige fluͤßige Materien von verſchie⸗ 

dener Art erfordert, die von dem 
Schoͤpfer aller Dinge zur Vereinigung für ein⸗ 
ander beſtimmt ſind. Die eine davon iſt der 
männliche, die andere der weibliche Saame. Da 


dieſe Materien von verſchiedener Art, oder ih⸗ 


rem Weſen nach von einander unterſchieden ſind: 
fo tft leicht zu begreifen, daß auch die Kraft der 
einen von der Kraft der andern verſchieden ſeyn 
muß. Aus der Vereinigung und Vermiſchung 
dieſer beyden Materien, die auf das allerinnig⸗ 
ſte und ordentlicher weiſe nach einem beſtimmten 
Verhaͤltniſſe geſchieht, entſteht eine andere, die 
von mittlerer Art iſt, und folglich auch eine mitt⸗ 
lere, aus jenen beyden einfachen Kräften ent⸗ 
ſtandene, zuſammengeſetzte Kraft beſitzt: eben 
ſo wie aus der Vereinigung eines ſauren und lau⸗ 
genhaften ein drittes, naͤmlich ein Mittelſalz 
entſteht. Dieſe dritte Materie iſt alsdenn ent⸗ 
weder ſo gleich nach ag Vermiſchung 


ſchon 


4 9 Su der Erjekaing einer jeden natuͤrli⸗ 


| 


6 ene . Nene 


ſchon bereits der Anfang oder die feſte Grund⸗ 
lage einer belebten Maſchine, oder ſie bringt ſie 
erſt einige Zeit hernach aus ſich ſelbſt hervor. 
Niemals wuͤrde dergleichen etwas aus einem von 
jenen beyden Saamenſtoffen allein haben entſte—⸗ 
hen koͤnnen: ſo wenig, als entweder aus einem 
reinen ſauren oder einem reinen laugenhaften 
Salze allein ein Mittelſalz werden, und ſich ein 
Kriſtall bilden wuͤrde. Auf dieſer Grundlage 
und ihrer wirkenden Kraft, die, nach der ver⸗ 
ſchiedenen Art ihres beyderſeitigen Saamen⸗ 
ſtoffs, bey einer jeden beſonderen Gattung einer 
belebten Maſchine, nothwendiger weiſe verſchie⸗ 
den ſeyn muß, beruhet die ganze allmaͤlig vor 
ſich gehende Bildung der kuͤnftigen Pflanze, ihr 
beſonderer orgenifcher Bau oder ihre ſpecifique 
Natur, wodurch ſie ſich von allen andern unter⸗ 
ſcheidet, und die Zubereitung der zu einer neuen 
aͤhnlichen Zeugung erforderlichen Saamenſtoffe, 
und, mit einem Worte, alle diejenigen Vollkom⸗ 
menheiten, die zu dem Endzwecke, zu welchem 
ſie beſtimmt iſt, erfordert werden. Unter dieſen 
Vollkommenheiten iſt die Fruchtbarkeit oder die 
Eigenſchaft ihres gleichen hervorzubringen wohl 
unſtreitig eine der vornehmſten, und die jenen 
Endzweck groͤßtentheils zu erfüllen ſcheint. Alle 
Bewegungen und Veranderungen, die von dem 
Keimen an bis zur Bluͤtezeit in einem jeden ſol⸗ 
chen Meiſterſtuͤcke der Natur vorgehen, ſcheinen 
bloß auf das große Zeugungswerk gerichtet zu 
ſeyn, und daran, ſo zu ſagen, mit vereinten 

Kraͤften 


ee Eee 7 


Kräften zu arbeiten. Sie zielen alle dahin ab, 
diejenige zuſammengeſetzte Materie, worauf ſie 
gegruͤndet ſind, nach und nach aufzuldſen, und 
ſie wieder in die zwey urſpruͤngliche Grundma⸗ 
terien zu theilen, oder, eigentlicher zu reden, die⸗ 
fe letztern in einem vollen und, beſonders von 
deer einen Seite, in einem ungleich groͤßern Maaſ⸗ 
ſe, als zu der vorhergegangenen Zeugung erfor⸗ 
dert worden, ſelbſt hervorzubringen. Daß es 
ſo weit mit dieſem großen Werke gekommen ſey, 
verkuͤndiget uns gleichſam der feyerliche Tag, 
an deme ſich die Blumen unſerem Auge in ihrer 
vollen Pracht zeigen. Und eben dieſer den 
Pflanzen heilige Tag iſt es auch, da die Natur 
die letzte Hand an dieſes Werk legt, indem ſie 
jene beyde Grundmaterien in einem gegen den 
ganzen Vorrath oft ſehr kleinen, aber beſtimm⸗ 
ten Maaße an dem gehörigen Orte auf das als 
lerinnigſte mit einander vermiſcht, und dadurch 
den Grund zu einer neuen Zeugung und einer 
aͤhnlichen Pflanze legt. 

Bey der Erzeugung eines vollkommenen 
und zugleich von beyden Seiten im hoͤchſten Gra⸗ 
de unfruchtbaren Baſtarts geht es eben ſo, wie 
mit der Erzeugung einer jeden natuͤrlichen Pflan⸗ 
ze, zu. Er durchlaͤuft die Bahn ſeiner Bildung 
mit einer gleichen Fertigkeit. Das ſcharfſichtig⸗ 
ſte Auge wird von ſeinem Keime an bis zur groͤß⸗ 
tentheils vollbrachten Bildung ſeiner Blumen 
keine geringere Vollkommenheiten, als an einer 
von jenen, entdecken, und doch fehlt ihm eine der 

A 4 vor⸗ 


8 ee e Wee 


vornehmſten, und, vielleicht ſage ich nicht zu 
viel, unter allen die vornehmſte, die Fruchtbar⸗ 
keit: ein Umſtand, davon es gewiß dem groͤßten 
Philoſophen, der eine ſolche Pflanze von unge⸗ 
faͤhr das erſtemal zu Geſicht bekäme, nicht ein 
mal traͤumen wuͤrde. Wie! wenn nun eben 
dieſer Philoſoph ſie noch durch die ganze Bluͤte⸗ 
zeit verfolgte, und aus der Aehnlichkeit, die ſie 
mit andern ihres Geſchlechts gemein hat, den 
vermuthlichen Schluß zoͤge, daß eine jegliche ih⸗ 
rer Kapſeln etliche hundert, und alle zuſammen⸗ 
genommen wenigſtens 50000 Saamen geben 
wuͤrden: wie ſehr wuͤrde er nicht daruͤber erſtau⸗ 
nen, wenn er ſich in ſeiner Rechnung ſo betrogen 
faͤnde, daß er ſtatt 50000 nicht einmal einen ei⸗ 
nigen erhielte, und mehr als tauſend Blumen, 
eine nach der andern, ohne eine einige Kapſel 
nach ſich zu laſſen, abfallen ſaͤhe? Gewiß, dieſe 
Be gebenheit iſt für einen Naturforſcher eine der 
allerbewundernswuͤrdigſten, die ſich jemals auf 
dem weiten Felde der Natur ereignet haben. Das 
wunderbare und unerwartete derſelben liegt aber 
nicht ſo wohl darinn, daß aus der Vereinigung 
zweyer Materien, die von dem weiſen Schoͤpfer 
zwar nicht fuͤr einander beſtimmt, aber doch gleich⸗ 
wohl ihrer Natur nach nahe mit einander ver⸗ 
wandt ſind, eine Pflanze entſtehen kann, deren 
allmaͤlige Bildung, wie bey einer natuͤrlichen, 
von dem Saamen an bis auf die Bluͤte unge⸗ 
hindert vor ſich geht; ſondern vielmehr in dem, 
daß eben dieſe Plan, wenn fie den e 
Gipfe 


ee 8 - 


Gipfel ihrer Vollkommenheit erreicht hat, den⸗ 
jenigen Endzweck, auf den ſonſt alle zur Bildung 
erforderliche Operationen gerichtet zu ſeyn ſchei⸗ 
nen, nicht zu erfuͤllen im Stande iſt, und bey 
aller ihrer ſcheinbaren Vollkommenheit die groͤß⸗ 
te Unvollkommenheit, die eine Pflanze nur im⸗ 
mer treffen kann, auf einmal verraͤth. Dieſe 
Unvollkommenheit beſteht nun hauptſaͤchlich in 
dem gaͤnzlichen Mangel an gutem maͤnnlichen und 
weiblichen Saamen, und in der natürlicher weiſe 
daher ruͤhrenden Unfruchtbarkeit. Betrachtet 
man aber dieſe Begebenheit von der Seite ihrer 
Folgen: ſo wird man mit Vergnuͤgen wahrneh⸗ 
men, daß dieſe wirkliche Unvollkommenheit eine 
wirkliche Vollkommenheit iſt. Was fuͤr eine 
erſtaunliche Verwirrung wuͤrde nicht die eigen⸗ 
thuͤmliche und die Baſtartart unveraͤndert und 
beſtaͤndig erhaltende Fruchtbarkeit ſolcher Pflan⸗ 
zen in der Natur anrichten? Was fuͤr einen un⸗ 
geheuren Schwarm von Unvollkommenheiten 
wuͤrde ſie nicht gebaͤhren, und was fuͤr uͤble und 
unvermeidliche Folgen muͤßten dieſe nicht nach 
ſich ziehen? Ich komme aber von dieſer kleinen 
Ausſchweifung auf das Zeugungswerk zuruͤck. 
Die Erfahrung lehrt uns, daß aus der Vereini⸗ 
gung zweyer gleichförmige fluͤßigen Saamen⸗ 
materien von verſchiedener Art ein feſter und or⸗ 
ganiſcher Koͤrper entſteht, und daß ſich eine jede 
- natürliche Pflanze jene zwey zu einer neuen Zeu⸗ 
gung erforderliche Saamenſtoffe ſelbſt zuberei⸗ 
tet, und, beſonders den einen davon, naͤmlich 
A 5 den 


10 Nene N Ne 


den maͤnnlichen, augenſcheinlich in einem viel 

groͤßern Maaße, als zu ihrer Erzeugung noͤthig 

war, erſchafft, und hingegen eine kuͤnſtliche zu 

eben dieſer Operation entweder ganz und gar 

untuͤchtig iſt, oder ſie doch wenigſtens nur auf 

eine ſehr eingeſchraͤnkte und unvollkommene Wei⸗ 

fe vollbringt. Dieſe Begebenheit halte ich für 

den allerverwirrteſten Knoten in der ganzen Leh⸗ 

re von der Erzeugung, zu deſſen Aufloͤſung aller 

menſchliche Verſtand zuſammengenommen noch 

vielleicht zu ſchwach ſeyn moͤchte. Ich werde 
mir daher den Kopf gar nicht daruͤber zerbrechen, 
ſondern ſie bloß als eine Erfahrung zum Grun⸗ 

de legen, wenn von der Erklaͤrung verſchiedener 

merkwuͤrdigen Eigenſchaften einiger aus meinen 

Verſuchen erhaltenen Pflanzen in der Folge die 

Rede ſeyn wird. 


. 
EVerſ. 


Nicot. panic. 2 
Nicot. ruft. M 


Ich habe in meiner vorläufigen Nach⸗ 
richt, S. 43. angezeigt, daß mir von ſechzig 
Saamen der Nicot. panic. ę und ruft. & nicht 
ein einiger aufgegangen ſey. Es iſt mir aber 

dieſen 

* Anm. Die Verf. XIX, XX, XXI find im Jahr 1760, 
und I — XV, desgl. XVIII, 1761 in St. Peters⸗ 
burg, XVI, XVII, XXII aber 1761 in Berlin und 

Leipzig gemacht worden. 


Wee ee 11 


dieſen letztern Sommer beſſer damit gelungen, als 
vor zwey Jahren: denn ich habe dieſesmal von 
vier dergleichen Kapſeln, deren Saamen zu vers 
ſchiedener Zeit geſaͤet worden, acht Pflanzen er⸗ 
halten: eine Anzahl, die gegen die Anzahl aller 
in vier Kapſeln befindlichen Saamen gewiß ge⸗ 
ringe genug iſt. Man wird vielleicht neugierig 
ſeyn, zu wiſſen, wie die Geſtalt dieſer Baſtarte 
beſchaffen geweſen, und was fuͤr Eigenſchaften 
ſie gehabt haben? Ich kann es mit wenigen Wor⸗ 
ten ſagen: fie find den Nicot. ruft. L und panic. 
in allen Stuͤcken fo ähnlich geweſen, als ein 
Ey dem andern, ſo aͤhnlich, daß ich ſelbſt oͤfters 
beyderley Arten nicht haͤtte von einander unter⸗ 
ſchelden koͤnnen, wenn ſie nicht an den Numern 
zu erkennen geweſen waͤren: ein Umſtand, der 
die Lehre von der Erzeugung durch beederley 
Saamen aufs neue beſtaͤttiget. Ich habe ſie 
alle in Scherben verſetzt, damit die Verſuche, die 
ich mit ihnen zu machen mir vorgenommen hat 
te, deſto ſicherer und zuverlaͤßiger feyn möchten. 
Alle diejenigen, die nicht in die Nachbarſchaft 
der natuͤrlichen gekommen, und ſich ſelbſt uͤber⸗ 
laſſen worden ſind, warfen alle ihre Blumen un⸗ 
befruchtet ab; eine hingegen, die ich eine Zeit 
lang unter jenen in dem Garten ſtehen gelaſſen 
hatte, ſetzte hie und da einige Kapſeln an, die 
nach erlangter Reife theils leer, theils mit einer 
kleinen Anzahl guter Saamen verſehen waren. 
Unter mancherley Verſuchen, die ich an dreyen 
gemacht hatte, belegte ich ſie auch theils mit dem 

Saamen⸗ 


e na gr 


12 Wee e ene / 


Saamenſtaube ihrer Mutterpflanze, theils mit 
dem Saamenſtaube ihrer Vaterpflanze, und er⸗ 
hielt von allen beyden reife und vollkommene 
Saamen. Sie behalten alſo, wie die Nicot. ruſt. 
2 und panic. O, ob fie gleich von der männlichen 
Seite unfruchtbar ſind, von der weiblichen einen 
geringen Grad der Fruchtbarkeit. 


9. 3. 
II.“ Verſ. ; 
ra en 
an panic. nf ? 
Nicot. ruft, Od. 


Aus den Saamen dieſes II Verſ. deſſen in ob⸗ 
gedachter Abhandlung S. 42. Meldung geſche⸗ 
hen, habe ich zwar keine völlige ruft. aber doch 
gleichwohl Pflanzen erhalten, die ſich ihnen uͤber⸗ 
haupt wieder genaͤhert haben. Es waren ihrer 
zehen, die ich aufwachſen ließ, und deren Saa⸗ 
men aus vier verſchiedenen Kapſeln genommen 
worden ſind. Ich wuͤrde damals nicht auf die⸗ 
ſe Muthmaſſung gefallen ſeyn, wenn ich bedacht 
haͤtte, daß es damit nicht allein geſchehen waͤre, 
wenn man dieſe & auf einmal wieder in eine ruft, 
verwandlen wollte, daß ihr dasjenige Grund⸗ 
weſen wieder gegeben wuͤrde, deſſen ſie zuvor be⸗ 
raubt geworden iſt; ſondern, daß ihr auch zu⸗ 
gleich das andere Fremde, das ſie von der panic. 


empfangen, und das ſich unter dieſer neuen Ge⸗ 
ſtalt mit der ganzen Pflanze uͤberhaupt, und 


folg⸗ 


2 


ron 


oe n re 13 


folglich auch insbeſondere mit dem weiblichen 


Saamenſtoffe auf das allerinnigſte vermiſcht und 
vereiniget hat, voͤllig genommen werden muͤßte, 
wenn ſie ihre alte Geſtalt und Eigenſchaften wie⸗ 
der gaͤnzlich annehmen ſollte. Nun iſt aber das 
letztere unmoͤglich zu bewerkſtelligen: folglich kann 
auch zum erſtenmal kein groͤßerer Grad der wie⸗ 
derhergeſtellten Aehnlichkeit zuwegegebracht wer⸗ 
den, als von der Kraft des andern Grundweſens, 
das in unſerer Gewalt iſt, bewirkt werden kann. 
Ich kann mit Grunde vorausſetzen, daß ſich in 


dem Falle, wenn aus der ruft. 2 und panic. 7 \ 


eine 3 entſtanden iſt, die männliche Saamen⸗ 
materie der o“ mit der weiblichen der 2 aufs ges 
naueſte vereiniget haben muß, weil die durch die 
ganze Pflanze hindurch herrſchende mittlere Pro⸗ 
portion ihr Daſeyn allenthalben offenbar, und 
insbeſondere auch an dem Eyerſtocke genugſam 
verraͤth, und die von obangezeigtem Verſuche 
- erhaltene Pflanzen keine völlige ruft. geworden 
find, ſondern noch etwas von der panic. behal⸗ 
ten haben. Ich will, ohne mich gegenwaͤrtig 
in eine umſtaͤndliche Beſchreibung und Beurthei⸗ 


lung einzulaſſen, nur die vornehmſten Saͤtze an⸗ 
führen, die ich aus der Geſtalt und den Eigen⸗ 


11, aften dieſer Baſtarte gezogen habe: 5 


a) Alle dieſe Pflanzen haben ſich uͤber⸗ 


haupt ihrer Mutter, der ruſt wieder 


niger. 


genaͤhert, einige mehr, andere wer 


Es 


14 Wente ae 


Es betrifft dieſe wieder erworbene Aehn⸗ 
lichkeit hauptſaͤchlich die Größe derſelben, in Anz 
ſehung deren ſie wieder abgenommen haben, die 
Subſtaͤnz der Blätter, die Ausbreitung und Las 
ge der Aeſte und Blumen untereinander, und die 
Geftalt, Größe, Anzahl und Farbe der Blumen. 


b) Daß ſich einige dieſer Pflanzen, auſ⸗ 
ſer der erſtgemeldten allgemeinen 
Aehnlichkeit, noch in einigen beſon⸗ 
dern Stuͤcken der ruft. vor andern ge⸗ 
naͤhert haben. 

Dahin gehoͤrt die zum Theil wieder erlang⸗ 
te Vollkommenheit des Saamenſtaubs, die ſtum⸗ 
pfere und rundlichtere Geſtalt der Kapſeln, und 
die ziemliche Anzahl guter und vollkommener 
Saamen, wodurch ſich einige vor andern her⸗ 
vorgethan haben. i 


c) Daß die Groͤße, Geſtalt und ſchein⸗ 
bare Vollkommenheit der Kapſeln 
mit der Vollkommenheit und Anzahl 
der darinn enthaltenen Saamen nicht 
immer in einem gleichen Verhaͤltniſſe 
geſtanden iſt. | | 

d) Daß einige aus einem Saamen oder 
Kapſel erzeugte Pflanzen, in Anſe⸗ 
hung ihrer Fruchtbarkeit und der Ge⸗ 
ſtalt gewiſſer Theile von einander un⸗ 
terſchteden waren. e 5 

e) Daß einige, an ſtatt ſich in gewiſſen 
Stuͤcken der ruft. zu naͤhern, ſich ne 

mehr 


Wee n dee 15 


mehr in Anſehung derſelben nicht nur 
von dieſer, ſondern ſo gar auch noch 
von der & entfernt haben. 


Hierunter rechne ich z. b. die bey etlichen 
von beyden Seiten erfolgte gaͤnzliche Unfrucht⸗ 
barkeit, und die außerordentlich ſchmalen und 
ſpitzigen Blaͤtter und Kapſeln einer andern. 


) Daß es das Anſehen hat, als wenn 
durch dergleichen Verſuche zu Mißge⸗ 
burten Gelegenheit gegeben wuͤrde. 


N 
III. Verf. 
i O9 7 
panic. af ? 
Nicot, panic. M. 


Von dem Saamen dieſes III Verf. deſſen 
ebenfalls in obgedachter Abhandlung S. 42. 
Erwaͤhnung geſchehen, habe ich aus vier ver⸗ 
ſchiedenen Kapſeln zehen Pflanzen erzogen, die 
ihrem Vater, der panic. noch aͤhnlicher waren, 
als fie ihm zuvor als Baſtarte geweſen ſind. 
Meine damals geaͤußerte Muthmaßung, nach 
der ich geglaubt hatte, daß ich aus dieſem Ver⸗ 
ſuche wieder gewoͤhnliche Baſtarte erhalten wuͤr⸗ 
de, weil ihnen der fremde maͤnnliche Saame, den 
fie ſich ſelbſt zuzubereiten nicht im Stande find, 
von neuem wieder gegeben worden, iſt alſo gar 
nicht eingetroffen. Ich haͤtte hier eben ſo leicht, 
als von dem vorhergehenden Verſuche, eine 15 

1 7 Ä ere 


Nicot. 


16 See ke 


fere geben konnen, wenn ich nur damals bedacht 
haͤtte, daß der weibliche Saame eines aus der 
ruft. 2 und panic. o erzeugten Baſtarts ſchon 

vor der durch dieſe neue Beſtaͤubung zu bewir⸗ 
kenden Befruchtung an ſich ſelbſt und fuͤr ſeinen 
Theil insbeſondere eben ſo wohl, als alle andere 
Theile des Baſtarts, bereits etwas von der Na⸗ 
tur der panic. zum voraus beſaͤße, und noch uͤber⸗ 
dem durch dieſen gegenwaͤrtigen Verſuch einen 
neuen Zuwachs davon bekaͤme, und daß folglich 
aus eben dem Grunde, warum die durch den vor⸗ 
hergehenden Verſuch erhaltene Pflanzen etwas 
von der Natur der panic. abgelegt, und ſich ih⸗ 
rer Mutter, der ruft. wieder genaͤhert haben, 
die von dieſer Zeugung zu erwartende Pflanzen 
von ihrem Vater, der panic. noch mehr anneh⸗ 
men, und ihm daher noch aͤhnlicher werden muͤß⸗ 
ten, als fie ihm zuvor unter ihrer erſten Ba; 
ſtartgeſtalt haben werden koͤnnen, weil bey dem 
vorhergehenden Verſuche die Natur der ruſt. 
uͤber die Natur der panic. und bey dem gegen⸗ 
waͤrtigen die Natur der panic. uͤber die 1 
der ruft. die Oberherrſchaft bekommen hat 
hingegen dieſe beyde Naturen bey den e 
einander das vollkommenſte Gleichgewicht 
hielten. 

Das, was alle dieſe Pflanzen mit einander 
gemein hatten, und worinn ſie durchgehends ei⸗ 
ne erhoͤhte Aehnlichkeit mit der panic. zeigten, 
beſtund darinn, daß ihre Blumen laͤnger gewor⸗ 
den al als fie zuvor unter der Vaſtartgeſtalt 

a waren. 


ee ee 17 


waren. Sie waren zum Theil eben fo ſchmal, 
und bey nahe von gleicher Länge mit den Blu⸗ 
men der panic. zum Theil auch etwas kuͤrzer. 
Die beſondere Aehnlichkeiten hingegen, die eini⸗ 
gen vor andern zu Theil geworden, betrafen 
hauptſaͤchlich die Lage, Geſtalt und Subſtanz 
der Blaͤtter, die Menge der blaͤtterloſen, geſchlan⸗ 
ken und duͤnnen Aeſte, die Geſtalt und Groͤße 
des Blumenkelchs, die Geſtalt, Farbe und Wei⸗ 
te der Blumen, und die Geſtalt, Groͤße und 
aͤußerliche Vollkommenheit der Kapſeln. Ich 
werde mich aber hier bey der umſtaͤndlichen Be⸗ 
ſchreibung und Beurtheilung aller dieſer Pflan⸗ 
zen nicht aufhalten, ſondern nur die vornehmſten 
Saͤtze anfuͤhren, die ſich aus der Geſtalt und den 
Eigenſchaften derſelben haben herleiten laſſen: 


a) Alle dieſe Pflanzen ſind ihrem Va⸗ 
ter, der panic. noch aͤhnlicher gewor⸗ 
den, als ſie ihm zuvor unter ihrer er⸗ 
ſten Baſtartgeſtalt geweſen ſind; eini⸗ 
ge in einem hoͤhern, andere in einem 
geringern Grade. 

b) Daß einige aus einem Saamen oder 
Kapſel erzeugte Pflanzen in Anſe⸗ 
hung ihrer Fruchtbarkeit und der Ge⸗ 
ſtalt gewiſſer Theile von einander un⸗ 
terſchieden waren. 

c) Die allermeiſten haben, anderer und 
zum Theil großer Aehnlichkeiten un⸗ 
geachtet, von der Fruchtbarkeit ihres 
Vaters, der panic. ſo gar nichts ange⸗ 

B nom⸗ 


18 5 ce e Nee 


nommen, daß ſie vielmehr bey dieſem 
Verſuche von beyden Seiten unfrucht⸗ 
bar geworden, und alſo in einen noch 
größern Grad der Unfruchtbarkeit 
gefallen ſind, als ſie zuvor unter ihrer 
Baſtartgeſtalt gehabt haben. 


d) Daß es das Anſehen hat, als wenn 
durch dergleichen Verſuche zu Miß⸗ 
geburten Gelegenheit gegeben wuͤrde. 


e) Daß die aus dieſem Verſuche entſtan⸗ 
dene Pflanzen eine groͤßere Verſchie⸗ 
denheit unter einander gezeigt haben, 
als die von dem vorhergehenden. 


Da ſich eine dieſer Pflanzen, und zwar ge⸗ 
rade diejenige, die unter allen zehen die groͤßte 
Aehnlichkeit mit ihrem Vater zeigte, unter an⸗ 
dern mit ihr angeſtellten! Verſuchen auch mit dem 
Saamenſtaube der panic. hat befruchten laſſen, 
und die che Vollkommenheit dieſer Saa⸗ 
men durch eine noch dieſen Herbſt damit gemach⸗ 
te Probe außer allen Zweifel geſetzt iſt: ſo hoffe 
ich, kuͤnftigen Sommer Pflanzen davon zu er⸗ 
halten, die ihrem Vater, der panic. noch viel 
ahnlicher ſeyn muͤſſen, als ſie ihm zuvor geweſen 
ſind. Ja, ich mache mir ſo gar die Hoffnung, 
ſie, wofern ihnen anders noch etwas an der voͤl⸗ 
ligen Aehnüichkeit mit jener abgehen, und die 
Fruchtbarkeit von der weiblichen Seite bleiben 
ſollte, endlich in foͤrmliche panic. zu verwandlen. 


§. F. 


„ene ne 19 


9. 
IV. Verſ. 


ruſt. 99 


Br 0 1 5 
ruſt. 


Nicot. en 5 * 
5 Von dieſem Verſuche erzog ich neun Pflan⸗ 
zen, deren Saamen aus vier verſchiedenen Kapſeln 
genommen worden. Es gelten von ihnen alle 
diejenige Säge, die ich von dem I Verſ. §. 3. 
angeführt habe, und außer dieſen noch folgender: 


Daß es ſchien, als wenn die meiſten die⸗ 
fer Pflanzen etwas von der peren. an⸗ 
genommen haͤtten, einige mehr, an⸗ 
dere weniger. 


Nicot. 


B 2 §. 6. 


* Anm. Dieſe Pflanze iſt ohne Zweifel eine bloße Va⸗ 
rietaͤt von der Nicot. maj. und laßt ſich vornehmlich 
durch ihre ſehr lange, ſchmale, ſpitzige und nieder⸗ 

hängenden Blätter, durch ihre nahe beyſammenſte⸗ 
hende und unter einem ſehr ſpitzigen Winkel von 
dem Stamme ausgehenden Aeſte, und durch ihre 
ſehr ſchmale und ſpitzige Kapſeln von allen andern 
Varietaͤten obiger Gattung leicht unterſcheiden. 
** Zu dieſem und den folg. V, VI, X, XI, XII, XIII, 
XIV, XV Verſ. habe ich von einem jeden Saamen⸗ 
ſtaube ungefahr gleich viel genommen, und, nach⸗ 
dem zuvor alles wohl untereinander vermiſcht wor⸗ 
den, eine uͤherfluͤßige Quantitat davon aufgetragen 


er zee ae 


panic. 
Peren. 

Es waren fuͤnf Pflanzen von drey verſchie⸗ 
denen Kapſeln. Alle diejenige Saͤtze, die unter 
dem III Verf. $. 4. vorgekommen, paſſen auch 
auf dieſe, und außer ihnen noch folgender: | 

Daß dieſe Pflanzen von der peren. nichts 
angenommen haben. 


§. 7. 
VI. Verſ. 
Nicot. ruſt. ( 2 \ 


Nicot. 


panie. A ? 


ruft. 0 
Nicot. panic. PA 
peren. } 


Ich erzog von dieſem Verſuche nur eine 
Pflanze. Sie kam mit einer vom V Verf. voll 
kommen uͤberein; es gilt daher von ihr eben das, 
was $. 3. unter den Saͤtzen a) und c) vorge⸗ 
kommen iſt. Außerdem aber muß ich noch fol⸗ 
gendes von ihr melden: 


Daß ſie weder etwas von der 7 5 noch 
von der peren. angenommen hat. 


8. 0 


Wente . Mende e 


18% 8. 
VII. Verf 


uff. 
panic. A 
propr. pulv. confp. 


Unter den unfruchtbaren Baſtarten, deren 
in meiner vorlaͤuſigen Nachricht S. 39. Erz 
waͤhnung geſchehen, waren einige, die dem aͤuſ⸗ 
ſerlichen Anſehen nach zwar mit jenen uͤbereinka⸗ 
men, aber von der maͤnnlichen Seite noch einen 
hoͤchſt geringen Grad der Fruchtbarkeit zeigten, 
und von ihrem eigenen Saamenſtaube bisweilen 
noch einen oder etliche wenige Saamen gaben. 
Da ich beederley Baſtarte aus einer kleinen An⸗ 
zahl von zwey verſchiedenen Kapſeln untereinan⸗ 
der geſaͤeten Saamen erhalten habe: ſo iſt zu 
vermuthen, daß die eine Art von der einen, und 
die andere von der andern Kapſel moͤgen herge⸗ 
kommen ſeyn. Einen von dieſen fruchtbaren 
Baſtarten habe ich mit ſeinem eigenen Saamen⸗ 
ſtaube auf das ſorgfaͤltigſte belegt, und aus den 
davon erhaltenen Saamen Pflanzen erhalten, 
die keine gewöhnliche 8, ſondern ſolche Baſtar⸗ 
te waren, wie diejenigen geweſen ſind, deren §. 3 
und $. 5. Meldung geſchehen iſt. Es waren ih⸗ 
rer vier, die ich bis zur gaͤnzlichen Vollkommen⸗ 
heit aufwachſen ließ. Ihr Saamenſtaub bes, 
ſtund ſchon wieder aus einer ſo großen Menge 
guter vollkommener Staͤubchen, daß auf die al⸗ 
lermeiſten Blumen befruchtete Kapſeln erfolgten, 

3 die 


Nicot. & 


oe d one 


2% 


die nicht felten 200 gute Saamen enthielten. Da 
man hieraus offenbar ſieht, wie ſtark ſich eine ſo 
geringe Quantitaͤt guten Saamenſtaubes, die 
obgedachte fruchtbare Baſtarte gegeben haben, 
ſo gleich bey der naͤchſten Zeugung vermehrt, und 
wie wirkſam ſie ſich in Abſicht auf die Wieder⸗ 
herſtellung 992 alten natuͤrlichen Geſtalt und 
Fruchtbarkeit bewieſen hat: ſo iſt es hoͤchſt wahr⸗ 
ſcheinlich, daß dergleichen Pflanzen, wenn man 


fie immer wieder mit ihrem eigenen Saamenſtau⸗ 


be belegt, ſich mit der Zeit, und vielleicht in we⸗ 
nigen Jahren wieder in vollkommene Mutter⸗ 
pflanzen verwandlen werden. Ich ziehe daher 
folgenden Schluß daraus: | 


Daß ſich unvollfommene Baſtarte, die 
von der mannlichen Seite noch einen 
geringen Grad der Fruchtbarkeit beſt⸗ 
tzen, aus eigenen Kraͤften wieder in 
Mutterpflanzen zu verwandlen ſchei⸗ 
nen. 


S. 9. 


VIII. Verſ. 

Nicot. ruft, 2 
! ruf. 2 
Nicot. panic, 91 A 
Der Saamenſtaub, mit deme die ruf. ber 
fruchtet worden iſt, war von einem ſolchen Ba⸗ 
ſtarte, der, wie der vorhergehende, von der maͤnn⸗ 
on Seite he einen Grad der Wee 
tte. 


5 


oe oe 23 


hatte. Der Verſuch wurde an zwölf Blumen 
gemacht. Sieben derſelben verwelkten nach und 
nach, und fielen unbefruchtet ab. Die uͤbrigen 

gaben zwar reife Kapſeln; ſie enthielten aber 
theils keinen einigen, theils nur einen oder zwey 
vollkommene Saamen. Davon erzog ich zwey 
Pflanzen, die keine natürliche ruft. mehr waren, 
ſondern mit einigen von dem I Verſ. 0 3. uͤber⸗ 
einkamen. Bey der einen war der Kelch und 
die Blumenroͤhre mißgeſtaltet. Hieraus ziehe 
ich folgende Saͤtze: | 


ga) Daß der maͤnnliche Saame der x, 

wodurch bey dem gegenwartigen Ber⸗ 
ſuche die Befruchtung geſchehen iſt, 
kein bloßer reiner maͤnnlicher Saame 
der ruft. geweſen, ſondern etwas von 
der Natur der panic. an ſich gehabt 
haben muß. 

b) Daß es ſcheint, als wenn auch durch 
dieſen Verſuch zu Mißgeburten Gele⸗ 
genheit gegeben wuͤrde. | 


S: 18. 


i Verfs 
Nicot. ruft. 2 
Nicöt: panic. N. 


Die Anzahl dieſer Baſtarte, deren Saanen 
aus ſechs verſchiedenen Kapſeln genommen wor⸗ 
den, belief ſich dieſen letztern Sommer auf vier 
und zwanzig. Sie kamen insgeſammt mit den 

2 B 4 Pflan⸗ 


24 ee n Wehe 


Pflanzen des Verſ. $. 2. überein, und vethiel 
ten ſich bey den mit ihnen angeſtellten Verſuchen 
auf gleiche Weiſe. Da bey ihrer Erzeugung 
alle moͤgliche Vorſicht angewandt worden, und 
doch alle durchgehends von der weiblichen Seite 
noch in einem geringen Grade fruchtbar geweſen 
ſind: ſo halte ich dieß billig fuͤr eine beſondere 
und unzertrennliche Eigenſchaft dieſer ſo wohl 
aus der ruft. 2 und panic. o, als aus der pa- 
nic. 2 und ruft. 7 erzeugten Baſtarte, und zie⸗ | 
he daher folgenden Schluß daraus: 


Daß dieſe Baſtarte von der maͤnnlichen 
Seite gaͤnzlich unfruchtbar, von der 
welolichen aber noch in einem geringen 
Grade fruchtbar find. 


Bey dieſer Gelegenheit kann ich nicht vorbey⸗ 
laſſen, zu erinnern, daß die Groͤße der Pflanzen 
und die Anzahl der Blumen, die beederley Ba⸗ 
ſtarte zu tragen pflegen, die Größe der ruft. und 
die Anzahl ihrer Blumen weit uͤberſteigt. Ob 
ſie aber auch darinn die panic. uͤbertreffen, bin 
ich noch nicht im Stande, mit Gewißheit zu be⸗ 
haupten: ich werde es aber mit der Zeit zu bez 
ſtimmen trachten. 


'$. 11. 
X. Verſ. 
Nicot. ruft. 2 


7 
Nicot. panic. 
E peren. j f 


es 


oe . oe 2: 
Es waren fünf von einer Kapſel erzogene 
Sie kamen alle mit den Baſtarten 


Pflanzen. 

des Lund IX. Verf. vollkommen uͤberein, und hat⸗ 

ten von der peren, gar nichts angenommen. 
1 


XI. Verſ. 
Nicot. panic. 2 


ruft, = 
Nieot, peren. 2 G 


Es waren zwey Pflanzen von zwey verſchie⸗ 
denen Kapſeln. Sie verhielten ſich vollkommen, 
wie die Baſtarte des vorhergehenden X Ver⸗ 
ſuchs. 5 

9. 13. 
XII. Verf, 
Nicot. i E 
5 Anl. 
Nicot. 1 5 
Sechs Pflanzen von drey verſchiedenen 
Ke eln waren gewoͤhnliche panic. und hatten 
von der peren. gar nichts angenommen. 


§. 14. 
XIII. Verſ. 
Nicot, panic. 9 
panic. 
Nicot. ruft. > 
peren. j 
Funfzehen Pflanzen von vier verſchiedenen 
Kapſeln waren gewöhnliche panic. und hatten 
B 5 weder 


26 ee d Nhe 
weder von der ruſt. noch von der peren. etwas 
angenommen. 


. 
XIV. Verſ. 


Nicot. peren. 2_ 


peren.) 
Nicot. panic. j > f 
Zehen Pflanzen von vier verſchiedenen Kap⸗ 
ſeln waren gewöhnliche peren. und hatten von der 
panic. gar nichts angenommen. N 5 


§. 16. 
XV. Verſ. 


Nicot. peren. 2 
N peren.} 
Nicot. panic. > Al 
ruft. j 


Acht Pflanzen von vier verſchiedenen Kapſeln 
waren gewoͤhnliche peren. und hatten weder von 
der panic. noch ed etwas angenommee. 

RT 

Anm. Da ich von den ſechs vorhergehenden Verfus 
chen ziemlich viel Pflanzen, und zum Theil von ver⸗ 
ſchiedenen Kapſeln erzogen, und doch keine einige 
darunter geweſen iſt, die aus einem andern, als 
entweder aus ihrem eigenen ($. 13, 14, 15, 16), 
oder in Ermanglung deſſen ($. 11, 12) aus einem 
fremden Saamenſtaube, vermittelſt deſſen ſie als 
Mutterpflanze, wie aus der Erfahrung bekannt iſt 
($. 2 und 10), Baſtarte zu zeugen pflegt, entſtan⸗ 
den wäre: fo hat es faſt das Anſehen, als wenn 
ſich 


ee e eee 27 


8. 17. 
XVI. Verſ. 
— Nicot. maj. vulg. 2 
Nicot. glut. “. 


Diefen glücklich gelungenen Verſuch habe | 
ic den 11 Aug. 1761. zuerſt in Berlin in dem 
beruͤhm⸗ 


fich durch dergleichen Verſuche nichts neues hervor⸗ 
bringen ließe. Insbeſondere ſcheinen die aus dem 
XIII. Verf. §. 14. erhaltene Pflanzen die Hoffnung 
dazu gaͤnzlich zu benehmen: weil der weibliche Saa⸗ 
me der panic. der ſich doch ſonſt mit dem maͤnnli⸗ 
chen Saamen der ruft. vereinigen laßt, ſich, ohne 
das geringſte von ihm angenommen zu haben, bloß 
allein mit ſeinem ihm von der Natur beſtimmten 
eigenen maͤnnlichen Saamen verbunden hat. Ich 
wollte inzwiſchen doch wuͤnſchen, daß ich Platz ge⸗ 
nug haͤtte, eine noch groͤßere Anzahl ſolcher Pflan⸗ 
zen zu erziehen, damit ich im Stande waͤre, die 
Sache durch mehrere Beyſpiele erweiſen zu koͤnnen. 
Vielleicht wuͤrde ich aber meinen Endzweck eher er⸗ 
reicht haben, wenn ich, an ſtatt von einem jeden 
Saamenſtaube gleich viel und eine uͤberfluͤßige Quan⸗ 
titaͤt zu nehmen, von dem eigenen nur eine ſehr ge 
ringe Portion, die zu der vollkommenen Befruchtung 
einer Kapſel nicht einmal hinreichend geweſen waͤre, 
und hingegen eine oder mehrere fremde Arten im 
Ueberfluße aufgetragen haͤtte. Der weibliche Saa⸗ 
me naͤhme vielleicht in einem ſolchen Falle, wenn es 
ihm an einem genugſamen Vorrathe eigenen maͤnn⸗ 
lichen Saamens fehlen ſollte, bey feiner Vereini— 
gung mit dieſem noch zugleich ſo viel von einem frem⸗ 
den an, als zu der Erzeugung einer gewiſſen Anzahl 
Saamen 


28 ee 


berühmten krauſiſchen Garten, bald nachher aber 
auch den 27 Aug. und 6 Sept. in Leipzig, ſo wohl 
in dem botaniſchen Garten der daſigen Univerſi⸗ 
taͤt auf guͤtige Erlaubniß meines Hochgeſchaͤtzten 
Freundes, Herrn D. und Prof. Boſens, als 
auch in dem mit vielen ſeltenen Gewaͤchſen pran⸗ 
genden Garten des weltberuͤhmten Herrn D. und 
Prof. Ludwigs, deſſen unzaͤhliche Gunſt⸗ und 
Freundſchaftsbezeugungen bey mir in unvergeß⸗ 
lichem Angedenken bleiben werden, angeftellet, 

e 


Saamen erforderlich wäre. Wenigſtens glaube ich 
nun, daß man auf erſtbemeldte Art z. B. von dem 
Verſuche Nicot. ruft. 2 und Nicot. ruft. panic. , 
oder dem umgekehrten von dieſem, eher Baſtartva⸗ 
rietaͤten erhalten koͤnnte, als wenn man zu eben 
dieſem Endzwecke von beederley Saamenſtaube gleich 
viel, und von einem jeden eine uͤberfluͤßige Quanti⸗ 
taͤt nehmen wuͤrde. Bey allem dem iſt es wunder⸗ 
bar genug, daß es Faͤlle giebt, wo der weibliche 
Saame von zween oder dreyerley maͤnnlichen Saa⸗ 
men, die ſich als flüßige Materien untereinander 
vermiſchen, und ihm, ſo zu ſagen, unter einer ein⸗ 
foͤrmigen Geſtalt zufließen, gerade nur die Theilchen 

ſeines eigenen in feine Vereinigung aufnimmt, und 
die andern hingegen, die er in Ermanglung jener 
auch annehmen wuͤrde, davon ausſchließt. Giebt 
es aber nicht aͤhnliche Faͤlle genug in der Chemie, 
und ſollte dieß nicht ein neuer Beweis ſeyn, daß 
bey der Erzeugung eines Pflanzenkeims und eines 
Kriſtalls gleiche Kraͤfte zum Grunde liegen, und 
daß beydes nach einem allgemeinen Naturgeſetze vor 
ſich geht? j 


Wente n oe 29 


und aus dem mir guͤtigſt uͤberſchickten reifen Saa⸗ 
men den letztern Sommer ſieben Baſtarte erzo⸗ 
gen, die zwiſchen ihren Eltern, wie die Nicor. 
ruft. 2, panic. od und Nicot. panic. , ruft. fl 
zwiſchen den ihrigen, in allem, ausgenommen, 
was ihre Groͤße und die Anzahl der Blumen 
anbetraf, gerade die mittlere Proportion zeigten. 
Die Blaͤtter waren nach Proportion breiter und 
ſtumpfer, auch klebrichter anzufuͤhlen, als bey 
der 2, aber in einem geringern Grade, als bey 
der . Die Blaͤtterſubſtanz machte gegen den 
Stiel hin auf einmal einen ſtarken Abſatz, und 
lief unterhalb dieſem in einer mittelmaͤßigen Brei⸗ 
te auf beyden Seiten in der Geſtalt eines Saums 
laͤngſt dem Stiele hinunter. Die Ausbreitung 
der Aeſte, die Lage, Groͤße, Geſtalt und Farbe 
der Blumen uͤberhaupt, und aller ihrer Theile 
insbeſondere, hielt zwiſchen den beyden natuͤrli⸗ 
chen gerade das Mittel; nur die Staubkoͤlbchen 
allein waren kleiner und ſchmaler, als ſie bey je⸗ 
nen zu ſeyn pflegen, und zwar aus eben dem 
Grunde, den ich in meiner vorlaͤuf. Nachr. 
S. 40 und 41. von dem aus der ruft. L und 
panic. M erhaltenen Baftarte angegeben habe. 
Hingegen trugen dieſe aus der maj. L und glut. 
erzeugten Baſtarte eine weit größere Anzahl 
Blumen, und erreichten eine ungleich groͤßere 
Hoͤhe, und einen viel weitern Umfang, als die 
natuͤrlichen unter gleichen Umſtaͤnden mit ihnen: 
denn die Höhe derjenigen, die im Miſtbeete ſte⸗ 
hen geblieben oder ins Land verſetzt ne! 1 
etrug 


30 ee ee ee 


betrug nach erreichter gaͤnzlichen Vollkommen⸗ 
heit * 8“, 1 — 10”; der ganze Umkreiß 24“ 
der größte Durchmeſſer des Stamms 2”, auch 
e und die groͤßten Blätter waren 22%, 
9 lang, und 14“ breit. Niemals wird man 
praͤchtigere Tabackpflanzen geſehen haben, als 
dieſe waren. Sie ſtellten eher Baͤume, als jaͤhr⸗ 
liche Pflanzen vor. Was ihre Eigenſchaften 
anbetrift, fo waren fie von denen aus der ruft. 
und . erhaltenen Baſtarten darinn unter⸗ 
ſchieden, daß ſie ſo wohl von der maͤnnlichen als 
weiblichen Seite den hoͤchſten Grad der Unfrucht⸗ 
barkeit zeigten: ihre faſt unzaͤhlige Blumen fie⸗ 
len alle, noch ehe ſie voͤllig welk wurden und ver⸗ 
dorrten, unbefruchtet ab, und ließen ſich auf kei⸗ 
ne Art und Weiſe mit irgend einem natürlichen 
Saamenſtaube befruchten. Man kann alſo hier⸗ 
aus ſchon einigermaßen ſchließen, daß ſich die 
Baſtarte, die man mit der Zeit hervorbringen 
wird, in dem Grade ihrer Unfruchtbarkeit nicht 
auf gleiche Weiſe verhalten werden. Ob ich 

auch aus dem 10 Verſuche, wozu ich 
außer der maj. auch die peren. als o genommen, 
Pflanzen erhalten werde, muß ſcc kuͤnftigen 
Sommer zeigen. 


I. 


Anm. So wohl hier als im folgenden wird allemal 
Pariſer Maaß verſtanden. Das Zeichen! bedeu⸗ 
tet Schuhe,“ Zolle! und Linien. 5 


Wente d Nee % 
K 18. 
XVII. Verſ. 


Nicot. tranſylv. 2 
Nicot. glut. G. 


‚Die Lift allem Anſehen nach eine bloße Ras 
rietaͤt von der vorhergehenden 2 (§. 17), und war 
in Leipzig unter dem Namen des Siebenbirgi⸗ 
ſchen Tabacks bekannt. Der Unterſchied zwi⸗ 
ſchen ihnen beſteht außer einigen andern Merk 
malen, die hieher nicht gehören, vornehmlich dar⸗ 
inn, daß die Blätter der gegenwaͤrtigen 2 überz 
haupt breiter, kuͤrzer und ſtumpfer find, und die 
laͤngſt dem Stiele hinlaufende Blaͤtterſubſtanz 
insbeſondere breiter iſt, und den Stamm oder 
Stengel, woran ſie ſitzen, ſtaͤrker umfaßt; daß 
ihre Aeſte unter einem ſtumpfern Winkel von dem 
Stamme ausgehen, und die Blumen kuͤrzer, wei⸗ 
ter und mit ſtumpfern Einſchnitten begabt ſind, 
als bey der vorhergehenden 2. In Betrach⸗ 
tung dieſer Verſchiedenheiten beſtund der ganze 
verhaͤltnißmaͤßige Unterſchied zwiſchen den aus 
dem XVI und XVII Verſ. erhaltenen Baſtarten. 
Ich bekam von den letztern aus einer ziemlichen 
Anzahl Saamen nicht mehr als drey, und ich 
habe weiter nichts mehr von ihnen zu ſagen, als 
daß fie mit denen von dem XVI Verſ. gleiche 
Eigenſchaften gehabt haben, und ebenfalls im 
e Grade unfruchtbar geweſen ſiub. | 


$- 19, 


32 Wente d ene 
§. 19. 

XVIII. Vers. 

ruft. S 

panic. A ? 

Nieot, peren. . 


Hier iſt die Rede von einer ganz ovidiſchen 
Verwandlung, die aber in den Augen eines Na⸗ 
turforſchers vor den Verwandlungen jenes be⸗ 
ruͤhmten Dichters dieſen großen Vorzug hat, daß 
ſie nicht in der Einbildung, ſondern in der Wirk⸗ 
lichkeit beſteht. 

Ich belegte im verwichenen 1761 Jahr, vom 
19 bis zum 29 April, zwanzig Baſtartblumen 2 
mit dem Saamenſtaube der o“, einer Pflanze, 
die ohne allen Zweifel auch eine Varietaͤt von 
der 2 des XVI Verſ. if. (S. §. 5. Anm.). Ei⸗ 
nige Zeit hernach hatte es das Anſehen, als ob 
eine Befruchtung darauf erfolgt waͤre, und vom 
25 May bis zum 6 Jun. wurden die Kapſeln 
reif abgenommen. Sie waren kleiner, als die⸗ 
jenigen, die durch den Saamenſtaub der ruft. 
oder panic. befruchtet worden ſind, und enthiel⸗ 
ten auch eine viel geringere Anzahl Saamen: 
denn ſie gaben nur einen oder zwey, ſelten aber 
mehrere dem Anſehen nach vollkommene Saa⸗ 
men, und in der Haͤlfte von ihnen fand ich gar 
nur eine Parthie halb befruchteter, groͤßtentheils 
aber ganz unbefruchtete Saamenbläschen. Die⸗ 
jenigen, die ich unter die guten zaͤhlen konnte, 
waren hellbraun und ziemlich klein, und au | 
et 


Nicot. 


rot eee 33 
der Farbe und Größe von den Saamen des II 
und 111 Verf. merklich unterſchieden. Von ze⸗ 
hen dergleichen Saamen, die ich den 24 Maͤrz 
letztern Frühlings geſaͤet hatte, gieng den 25 
April einer auf, und von ungefaͤhr eben ſo viel 
andern, die einige Zeit hernach geſaͤet worden, 
bekam ich gi junge Pflaͤnzchen, wovon aber 
zwey, noch ehe ſie recht aufgegangen, ſo gleich 
verdarben. Ich erhielt alſo nicht mehr als zwey 
Pflanzen, und zwar aus zwey verſchtiedenen Kap⸗ 
ſeln, und verſetzte ſie alle beyde in Scherben. 

Um die Neubegierde derjenigen zu befriedi⸗ 
gen, die vielleicht von dieſen Pflanzen vor an⸗ 
dern eine naͤhere Nachricht zu haben wuͤnſchen 
möchten, will ich eine nach der andern befchreiz 
ben, und mich dabey etwas laͤnger aufhalten, 
als es bisher bey irgend einer der vorhergehen⸗ 
den geſchehen iſt. 

Es hatte die erſtere kaum etliche Blaͤtter 
getrieben, ſo ſah man ſchon, daß ſie kein gewoͤhn⸗ 
licher Baſtart von der Art, woraus ſie von muͤt⸗ 
terlicher Seite entſproßen, werden wuͤrde: denn 
die Subſtanz der Blatter lief nach einem kleinen 
Abſatze laͤngſt dem Stiele hinunter, da ſie hin⸗ 
gegen bey dem Baſtarte 2 und feinen beyden na⸗ 
fürlichen Gattungen keinen dergleichen Saum zur 
Einfaſſung giebt. Sie waren auch nach Pro: 

portion ihrer Breite laͤnger und ſpitztger, und an 
Farbe viel heller und gelblichter, auch von einer 
viel zartern und duͤnnern Subſtanz, als bey dem 
Baſtarte 2, wie aus folgendem mit mehrerem 
C 5 e 


34 Wee N ede 


erhellen wird. Als die Pflanze anfieng einen Sten⸗ 
gel zu treiben, bemerkte man, daß derſelbe, wenn 
man ihn gegen einen Stengel des Baſtarts 2 
von gleichem Alter und Hoͤhe hielt, von unten 
gegen oben zu weit merklicher, und gleichſam auf 
einmal, in der Dicke abnahm, und ſich, wie eine 
gerade und ſteife Ruthe, zuſpitzte: welches un⸗ 
ter andern ein Merkmal iſt, wodurch ſich die per⸗ 
en. von der ruſt. und panic. und dem aus ihnen 
erzeugten Baſtarte leicht unterſcheidet. Die 
Blaͤtter waren nun auch nach Proportion ihrer 
Breite um ein merkliches laͤnger und ſpitziger, und 
ihre Hauptnerven liefen unter ſich mehr parallel 
und in einer geradern Linie, als bey dem Baſtar⸗ 
te L, aus der Hauptrippe über die Subſtanz der⸗ 
ſelben hin. Der Stengel nebſt den Blaͤttern 
war nun auch wegen der laͤngern, feinern und 
dichter ſtehenden Haare bereits viel wollichter 
und zarter anzufuͤhlen, als bey eben dieſem 2: 
lauter Kennzeichen, die nur allzuwohl verriethen, 
daß ſich bey dieſem Verſuche der maͤnnliche Saas 
me der peren. o mit dem weiblichen Saamen 
des Baſtarts 2 vereiniget haben muͤßte. Man 
wurde aber davon vollkommen uͤberzeugt, als 
dieſe Pflanze gegen die Mitte des Julius zu bluͤ⸗ 
hen anfieng: denn da ſah man Blumen, die nicht 
nur allein uͤberhaupt viel groͤßer waren, als die 
Blumen des Baſtarts 2, ſondern auch ins beſon⸗ 
dere in Anſehung der Geſtalt ihrer Theile gegen⸗ 
einander eine ganz andere Proportion, und uͤber⸗ 
dem noch eine aus der gelblichtgruͤnen der 2 
und 


ene e dene 37 


und der roͤthlichen der 7 gleichſam gemiſchte Far⸗ 
be zeigten. 

Was die Groͤße anbetrifft, ſo waren nicht 
nur allein die Blumen überhaupt betrachtet, wie 
zum Theil bereits gemeldet worden, groͤßer, laͤn⸗ 
ger, breiter und weiter, als die Blumen des Ba⸗ 
ſtarts 2, ſondern auch alle Theile derſelben ins⸗ 
beſondere, wie aus dem Vergleichungsmaaße, 
das ich ſo wohl von dieſer und der folgenden aus 
gegenwaͤrtigem Verſuche erhaltenen Pflanze, als 
auch von ihren urſpruͤnglichen natuͤrlichen Gat⸗ 
tungen und dem einerſeits aus ihnen entſtande⸗ 
nen Baſtarte unten beyfuͤgen will, klar und deut⸗ 
lich zu erſehen ſeyn wird. 

In Arfehung ihrer Geſtalt verhielten fie ſich 
gegen ihre kuͤnſtliche Mutterpflanze, den einfachen 
Baſtart 2, und gegen ihre natürliche Vaterpflan⸗ 
ze, die peren. folgender maßen: Die Blumen⸗ 
ſtielchen waren dicker und länger, als bey der 2, 
aber nicht fo dick und lang, als bey der N. Der 
Bauch des Blumenkelchs war weiter, als bey 
der 2, aber nicht fo weit, als bey der ; feine 
Einſchnitte waren ſpitziger und länger, als bey 
der 2, endigten ſich aber doch nicht in ſo gar lan⸗ 
ge und ſchmale Spitzen, als bey der o; uͤber⸗ 

dem lagen ſie auch nicht ſo ſehr an der Blumen⸗ 
roͤhre an, als bey der 2, ſondern ſtunden etwas 
davon ab, aber doch nicht ſo merklich, als bey 
der . Der von dem Grunde des Kelchs nach 
der Laͤnge hin und durch die Mitte eines jeden 
Einſchnitts bis an die aͤußerſte Spitze deſſelben 
„ laufen⸗ 


36 | Wee ee 


laufende Nerve ragte nicht fo fehr hervor, und 
war auch nicht fo glaͤnzend, als bey der 2, da 
er hingegen bey der * gar nicht hervorragt, und 
ohne allen Glanz iſt. Der unterſte engere Theil 
der Blumenröhre oder der oben durch kleine Knoͤt⸗ 
chen und Gruͤbchen begrenzte blaſſere Abſatz der⸗ 
ſelben war nicht fo kurz, als bey der L, hingegen 
auch nicht ſo lang, als bey der A. Von einer 
Kruͤmmung der Blumenroͤhre, wovon an der 2 
nur ſehr wenig zu ſehen tft, die aber an der * 
ſchon ſehr merklich in die Augen fällt, bemerkte 
man, vermuthlich wegen der Kuͤrze der Roͤhre 
zwar nicht viel, doch ſchon ein wenig mehr, als 
Ei der .; daher ſtund auch der Bauch der 
Blume ſchon ein wenig ſchiefer auf der Roͤhre, 
als bey der 2, aber doch noch lange nicht fo ſchief, 
als bey der A. Die Einſchnitte des Blumen⸗ 
randes waren nicht mehr fo ſtumpf als bey der 2, 
ſondern ſchon mehr zugeſpitzt, doch bey weitem 
noch nicht fo ſtark, als bey der A, Die Staub⸗ 
faͤden ſtunden nicht in ſo gleichen Entfernungen 
untereinander um das Piſtill herum, als bey 
der L, ſondern zogen ſich unter einer ziemlich ſtar⸗ 
ken Kruͤmmung ſchon um ein merkliches gegen 
den obern Theil der Blume hin, und legten ſich 
an ihn an, doch nicht ſo ſtark, als ſie es bey der 
zu thun pflegen. So war auch unter einem 
gleichen Verhaͤltniſſe das Piſtill beſonders gegen 
das Stigma hin ſchon ein wenig niedergebogen. 
Die Farbe der Blumenroͤhre war weit blaſ⸗ 

fer, als bey der 2% fiel aber doch noch ein wenig 
mehr 


ee i wee 37 


mehr ins Gruͤnlichte, als bey der *. Der Blu⸗ 
menrand fiel ſehr ins Blaßgelblichtgruͤne, und 
hatte eine geringe Tinctur von roͤthlicher Farbe, 
die fich kurz nach dem Oeffnen der Blume am merk; 
lichſten zeigte, endlich aber, und zwar noch ehe 
die Blumen zu verwelken begonnten, ſich nach 
und nach verlohr, und nebſt der Grundfarbe, 
die zugleich mit jener immer blaſſer wurde, faſt 
ganz ausbleichte. So war die Farbe der Blu⸗ 
men in der erſtern Bluͤtezeit beſchaffen; in der 
mittlern aber und beſonders in der letztern ver⸗ 
hielt es ſich damit ganz ere wie ich weiter 


unten zeigen werde. 


Als dieſe Pflanze zu bläͤhen anſieng, ſo hat⸗ 
te ſie ſchon eine groͤßere Hoͤhe erreicht, als die 
unter gleichen Umſtaͤnden ſonſt zu zeigen pflegt. 
Ihre groͤßte Hoͤhe aber, die ſie gegen den Herbſt 
hin erreicht hatte, um welche Zeit es ſchien, als 
ob ſie zu blühen gänzlich aufhoͤren wuͤrde, belief 
ſich auf 3‘, 3%, 6%. Vielleicht wuͤrde ſie noch 
hoͤher a ſeyn, wenn fie in einem groͤßern 

Scherben aufgewachſen waͤre: denn der Scher⸗ 
ben, in den ich ſie verſetzt hatte, war etwas klein. 
Ihr Hauptſtengel hat ſich den ganzen Sommer 
uͤber in nicht mehr als acht andere getheilt, wo⸗ 
von drey noch einen kleinen Seitenſtengel trie⸗ 
ben: welches unter andern ihre nahe Verwandt⸗ 
ſchaft mit der A deutlich genug zu erkennen gab. 
Jene acht Stengel haben ſich nach und nach ziem⸗ 
lich flach und weit von einander ausgebreitet, 
und niederwaͤrts gebogen, und ſind um vieles 
\ 3 länger 


38 Were n ene 


laͤnger geworden, als die Stengel der in Scher⸗ 
ben verfegten o. Die Blumen, die zu gleicher 
Zeit bluͤhten, waren meiſtentheils immer nach 
einer Seite, faſt wie bey der , und etwas nie⸗ 
derwaͤrts gerichtet. Der Saamenſtaub war ganz 
weiß und trocken, und unter dem Vergroͤßerungs⸗ 
glaſe ſah man wohl, daß er nur aus lauter klei⸗ 
nen ungeſtalteten und leeren Bil gen beſtund. Er 
hatte auch, wenn ich das Stigma damit beſtaͤub⸗ 
te, nicht die geringſte fruchtbare Wirkung auf 
den Eyerſtock; und daher kam es eben, daß die 
Blumen dieſer Pflanze, wie bey allen an ſich im 
hoͤchſten Grade unfruchtbaren Baſtarten, oder 
auch bey unbeſtaͤubten natürlichen Blumen zu 
geſchehen pflegt, viele Tage lang friſch und un⸗ 
verwelkt blieben. Hingegen zeigten ſie ſich ge⸗ 
gen den Saamenſtaub der ruſt. panic. peren. und 
glut. nicht ganz gleichguͤltig: der Eyerſtocknahm 
bey dergleichen Verſuchen in der Groͤße merk⸗ 
lich zu, und es ſchien, als wenn etwas von einer 
Befruchtung darauf erfolgt waͤre; ſie fielen aber 
deſſen ungeachtet, ehe noch die Kapſeln ihre ge⸗ 
hoͤrige Groͤße und Reife erreichen konnten, wie 
die uͤbrigen, alle nach und nach ab. Dieß gab 
den Blumenſtengeln zuletzt ein ſehr kahles Anſe⸗ 
hen, weil ſie immer nur an ihren aͤußerſten En⸗ 
den bluͤhten, und doch außerdem nach ihrer gan⸗ 
zen Laͤnge hin weder Saamenkapſeln noch Blu⸗ 
men zu ſehen waren. Daher kam es auch ver⸗ 
muthlich, daß die Stengel zuletzt eine ſo hori⸗ 
zontale Lage annahmen, und ſich fo fehr abwärts 
beugten, 


Wenne n Nene 39 


beugten, weil nichts vorhanden war, das denen 
immer an ihren aͤußerſten Enden ſitzenden Blu⸗ 
men, die ſie durch ihre Schwere niederwaͤrts zo⸗ 
gen, das Gegengewicht haͤtte halten koͤnnen. 
Ob es gleich gegen den Anfang des Herbſts das 
Anſehen hatte, als wenn dieſe Pflanze zu bluͤhen 
gaͤnzlich aufhoͤren wuͤrde, ſo trieb ſie doch wieder 
einen ſtarken mit Blaͤttern verſehenen Stengel 
aus dem Stamme hervor, der ſich oben auf eben 
die Art, wie dieſer, in Aeſte theilte, den ganzen 
September und October hindurch bluͤhte, und 
indeſſen noch einen kleinen Aſt zur Seiten aus⸗ 
trieb. Dieſer große ſtarke Stengel ſtund den 
1 Nov. 1“ von der Wurzel ab, und war 2‘, 5“ 
lang. Im October kamen noch vier andere aus 
dem Stamme zum Vorſchein, davon zwey uͤber 
dem großen, zwey aber unter demſelben entſproſ⸗ 
ſen find. Da ich dieſen fortdaurenden Trieb an 
den natuͤrlichen Pflanzen niemals in einer ſolchen 
Staͤrke wahrgenommen, und ihn hingegen noch 
bey allen, und zwar bey denen im hoͤchſten Gra⸗ 
de unfruchtbaren Baſtarten in einem vorzuͤglich 
hohen Grade gefunden habe: ſo vermuthe ich 
ſehr, man werde ihm inskuͤnftige unter den all 
gemeinen Eigenſchaften der Baſtarte einen Platz 
einraͤumen muͤſſen. 

Ehe jener neue ſtarke Stengel zu bluͤhen an⸗ 
fieng, fo kamen aus den Spitzen der alten aufs 
neue wieder Blumen hervor. Die erſtern fo wohl 
von dieſen als von jenen, die ſich unter dieſer 
zweyten Bluͤtezeit zeigten, waren ſchon um ein 

C 4 merkli⸗ 


und war daher auch von ihr mee Ae 


40 ede a 


merkliches roͤther, als die obbeſchriebenen, und 
die nachfolgenden bekamen, ſo wie ſie auf ein⸗ 
ander folgten, und der Herbſt immer rauher und 
fälter wurde, eine noch höhere Farbe; endlich 
wurden ſie in der letzten Bluͤtezeit ganz roth. 


Es war aber dieſe Farbe nicht rein kermeſinroth, 


ſondern mit etwas braͤunlichtem gleichſam ver⸗ 
miſcht, und kam mit der Farbe eines ſchoͤnen ar⸗ 
menianiſchen Bolus am meiſten uͤberein. Die 
obere Flaͤche des Blumenrandes war gewoͤhnli⸗ 
cher maßen am ſtaͤrkſten in der Farbe, die untere 
aber etwas ſchwaͤcher. Daß die allmaͤlige Er⸗ 
hoͤhung und Entwicklung dieſer Farbe der zu die⸗ 
ſer Jahreszeit immer e Kite allein 
zuzuſchreiben ſey, beweiſen die Blumen der ma). 
und aller ihrer Varietaͤten, nebſt den Blumen 


der glut. und der aus ihnen erzeugten Baſtarte, 


die ebenfatls alle gegen den Herbſt hin eine im⸗ 
mer höhere Farbe, und zwar in einem angemefſ⸗ 


ſenen Verhaͤltniſſe mit dem Grade der Kaͤlte, be⸗ 


kommen haben. Die Anzahl der Blumen, die 
an der gegenwaͤrtigen Pflanze, von dem Anfan⸗ 


ge ihrer Bluͤtezeit an bis an das Ende derſelben, 
zum Vorſchein gekommen ſind, belief ſich lange 
nicht fo hoch, als bey der & aber doch um ein 


merkliches höher, als bey der g. 
Die zweyte aus dieſem Verſuche erhaltene 


Pflanze feng 9 gegen das Ende des Sommers an 


zu blühen. Ste hatte in allen Stuͤcken von der 
ungleich mehr, als die erſte, angenommen, 


Ihre 


Wente . mente 41 


Ihre Blaͤtter waren laͤnger und ſpitziger, an 
Farbe heller und gelblichter, und von einer noch 
zartern und duͤnnern Subſtanz. Der Rand 
war wellenfoͤrmig gebogen, die Blaͤtterſubſtanz 
lief, ohne vorher einen ſonderlichen Abſatz zu bil⸗ 
den, unter einer viel breitern Einfaſſung laͤngſt 
dem Stiele hinunter, und machte in dieſer Ge⸗ 
gend, beſonders bey den groͤßern Blaͤttern, wie 
bey der , wechſelsweiſe Vertiefungen und Erz 
hoͤhungen. Die Blumenſtengel waren kuͤrzer, 
die Blumen ſelbſt laͤnger und geſchlanker, weit 
mehr gekruͤmmt, und mit viel ſpitzigern ſo wohl 
Kelch⸗ als Blumeneinſchnitten verſehen. Die 
erſtern Blumen waren ſchon bereits roſenfarb, 
die folgenden wurden nach und nach noch roͤther, 
und nahmen gegen den Herbſt hin eine ſo hohe 
und reine Farbe an, daß ſie darinn den Som⸗ 
merblumen der * wenig oder nichts nachzugeben 
ſchienen. Mit einem Worte: es hatte dieſe 
Pflanze ſchon eine ſo große Aehnlichkeit mit der 

V, daß fie ein jeder Kraͤuterverſtaͤndiger, der 
ſie ganz von ungefähr zu Geſicht bekommen haͤt⸗ 
te, gewiß fuͤr nichts anders, als fuͤr eine bloße 
Varietaͤt von der 90, oder von der 2 des XVI 
Verſ. wuͤrde gehalten haben. In Anfehung - 
ihrer Unfruchtbarkeit kam ſie mit der erſtern 
Pflanze vollkommen uͤberein. Nun folgt das 
oben verſprochene und in eine Tabelle gebrach⸗ 
te Vergleichungsmaaß. 


C 5 Wenn 


42 Mo e ene 


Wenn man erwaͤgt, was fuͤr ein großer Un⸗ 
terſchied zwiſchen der ruſt. als der erſten urſpruͤng⸗ 
lichen Mutter dieſer Pflanzen, und zwiſchen der 
peren. iſt, und wie ſehr ſich jene von ihrer na⸗ 
tuͤrlichen Geſtalt entfernet, und ſich dieſer genaͤ⸗ 
hert hat: ſo weiß ich nicht, ob es einen viel mehr 
befremden wuͤrde, wenn er eine Katze unter der 
Geſtalt eines Loͤwen auftreten ſaͤhe. Ich hoffe, 
man werde ſich indeſſen an der bloßen Beſchrei⸗ 
bung dieſer hoͤchſt ſonderbaren und bewunderns⸗ 
wuͤrdigen Pflanzen ſo lange begnuͤgen, bis ich 
mit der Zeit die von mir verfertigte Abbildung 
derſelben der gelehrten Welt vorzulegen die Ehre 
haben werde. 1090 

Zum Beſchluſſe dieſes $. will ich noch einige 
Anmerkungen uͤber dieſen zuſammengeſetzten Ba⸗ 
ſtart machen. Ich nenne dieſe Pflanzen zuſam⸗ 
mengeſetzte Baſtarte, weil ſie aus dreyerley 
Saamenſtoffen von ſo viel verſchiedenen Pflan⸗ 
zengattungen, naͤmlich aus dem weiblichen Saa⸗ 
men der ruft. und den beyden männlichen der pa- 
nic. und peren. erzeugt worden find. Ohne 
Zweifel wird eben das (und vielleicht noch mehr), 
was zum Theil ſchon bey dem IV. Verſ. $. 5. 
(wiewohl in einem viel geringern Grade) in ei⸗ 
ner, und hier in zwey Zeugungen unter verſchie⸗ 
denen Gattungen in dem Pflanzenreiche vorge⸗ 
gangen iſt, in dem Reiche der lebendigen Ge⸗ 
ſchoͤpfe bey verſchiedenen aus der Art geſchlage⸗ 
nen Thieren, und vielleicht bey dem Menſchen 
ſelbſt, in einer Zeugung unter a 

ers 


ve „ Ne 43 


öfters geſchehen ſeyn, und noch täglich geſche⸗ 
hen: die vorgefaßte Meynung von der Richtig⸗ 
keit dieſer oder jener Lehre von der Erzeugung 
aber macht, daß die wenigſten nicht einmal auf 
den Gedanken kommen, daß dergleichen etwas 
vorgegangen ſeyn möchte. Es iſt inzwiſchen 
merkwuͤrdig, daß die wechſelsweiſe Vermiſchung 
der peren. mit der ruft. oder panic. wie mir aus 
vielen mißlungenen Verſuchen bekannt iſt, frucht⸗ 
los ablaͤuft, und hingegen in gegenwaͤrtigem 
Falle nach vorhergegangener Verwandlung 
Pflanzen erzeugt werden konnten. Nicht weni⸗ 
ger merkwuͤrdig iſt es, daß man von dieſem 
XVIII. Berf. eine viel geringere Anzahl Saa⸗ 
men, als von dem II und III. Verf. bekoͤmmt, und 
daß die Fruchtbarkeit, die ſich bey dem einfa⸗ 
chen Baſtarte von der weiblichen Seite noch in 
einem geringen Grade erhaͤlt, bey dem zuſam⸗ 
mengeſetzten vollends erſtickt und gaͤnzlich unter⸗ 
druckt wird. 


§. 20. 
XIX. Verſ. 


Dianth. chin. 2. 
Dianth. carthuſ. . 


Die 2 war eine Pflanze mit einfachen hell: 
kermeſinrothen Blumen. Der ſchwarzrothe aus⸗ 
gezackte Kreis, der ſich ſonſt in der Mitten der⸗ 
ſelben zeigt, mangelte ihnen gaͤnzlich. Die 
war eine gemeine Cartheuſernelke mit a 

u⸗ 


44 EIER = Wente 


Blumen, von einer kermeſinrothen, etwas ins 
Violette ſpielenden Farbe, auf welcher ſich allent⸗ 
halben kleine weiße Punkte zeigten. Der Ver⸗ 
ſuch wurde den 23 Aug. 1760 gemacht. Die 
davon erhaltene Saamen waren um ein merkli⸗ 
ches groͤßer und von einer viel dunklern Farbe, 
als die Saamen der 2. Aus dieſen erzog ich 
den letztverwichenen Sommer zehen Pflanzen, 
die in allen Stuͤcken mit einander uͤbereinkamen. 
An Groͤße und Staͤrke ihrer Stengel uͤbertrafen 
fie die 2 weit, und hatten überhaupt, dem aͤuſ⸗ 
ſerlichen Anſehen nach zu urtheilen, eine groͤßere 
Aehnlichkeit mit den Cartheuſer⸗ als mit den Chi⸗ 
neſernelken. Ihre Blaͤtter waren viel breiter 
und ſteifer, als die von der 2, aber doch nicht 
fo breit und ſteif, als die Blätter der *. Die 
Gelenke an den Stengeln zeigten etwas von ei⸗ 
ner dunkel purpurrothen Farbe. Die Blumen 
waren viel zahlreicher als bey der 2, und ſtun⸗ 
den in lockern Buͤſcheln beyſammen, doch noch 
nicht fo dicht, als bey der A. Ihre Farbe war 
kermeſinroth, und fiel etwas ins Violette, allent⸗ 
halben mit kleinen weißen Punkten durchſetzt. 
An Größe gaben fie denen von der 2 wenig nach. 
Der Saamenſtaub war gruͤnlichtblau, und be⸗ 
ſtund zum Theil noch aus vollkommenen guten 
Staͤubchen: die Blumen gaben daher auch, wenn 
ſie damit beſtaubt wurden, noch eine kleine An⸗ 
zahl vollkommene Saamen, manchmal aber auch 
gar keinen. Dieſe Saamen waren viel größer 
und ſchwaͤrzer, als die von dem A 
e 


— 
— 


\ 


ee 45 


che gewesen ſind, und he en Saanen! der ⸗ | 


ſehr re 
9 Mar, 
XX. Verſ⸗ | 
Ketm. veſ a. 2 und Ketm. veſ. ß. 8 
EKetm. veſ. G. Ketm. veſ. a. M. 
Da es einige noch in Zweifel ziehen, daß 
die beyden gegenwaͤrtigen Pflanzen, « und 8, 
die in Linn. Sp. Pl. p. 697. unter dem Namen 
Hibiſcus, no. 20. vorkommen, bloße Varietaͤten 
ſeyn ſollen: ſo bewerkſtelligte ich, um ihre Na⸗ 
tur und Eigenſchaften auszuforſchen, im Jahr 
1760 eine wechſelsweiſe Vermiſchung zwiſchen 


ihnen. Die Befruchtung gieng von beyden Sei⸗ 


ten gluͤcklich von ſtatten. Ich erhielt die beſten 
vollkommenſten Saamen, und erzog von ihnen 


den letzt verwichenen Sommer von der einen 


Vermiſchung vier, und von der andern fuͤnf 
Pflanzen. Sie waren alle einander ganz aͤhn⸗ 
lich, und zeigten unter allen Verſchiedenheiten, 
wodurch ſich eine von der andern unterſcheidet, 
die mittlere Proportion. Uebrigens gieng ih⸗ 
nen an der Vollkommenheit ihres Saamenſtaubs 

und ihrer Fruchtbarkeit nichts ab. 

§. 22. 
25 XXI. Verſ. 0 
Levcoj. alb. 2 

Levcoj. rubr. A. . 
Nach ſehr vielen vergebens angeſtellten Ver⸗ 
ſuchen, Levcojen und gelben Lack mit einander 
zu 


+ 


* 


46 sc n ene 


zu befruchten, machte ich endlich im Jahr 1760 
eine wechſelsweiſe Vermiſchung zwiſchen einfa⸗ 
chen, weißen und kermeſinrothen Levcojen, und 
erhielt davon jedesmal vollkommene Saamen. 
Von beederley Verſuchen erzog ich den letztver⸗ 
wichenen Sommer einige Pflanzen. Die eine 
Art hat ſich bisher noch nicht in der Blüte gez 
zeigt, die andere aber hat bereits angefangen zu 
bluͤhen. Die Blumen waren weißlichtviolet, 
einfach und vollkommen fruchtbar. Diejenige 
Pflanzen hingegen, die ich aus denen mit ihrem 
eigenen Saamenſtaube befruchteten, ſo wohl 
weißen, als kermeſinrothen Levcojen erhalten, 
brachten, wie zuvor, Blumen von gleicher Far⸗ 
be hervor; mit dem einigen Unterſchiede, daß 
jene wieder einfach, dieſe aber gefuͤllt waren. 


N 
XXII. Verſ. 
Hyoſc. albo ſimil. fund. fl. atropurp. & 
Hyoſc. albus, fund. fl. viridi. . 


Es iſt bekannt, daß einige Kraͤuterkenner 
dieſe beyde Pflanzen für bloße Varietäten, an⸗ 
dere hingegen fuͤr ganz verſchiedene Gattungen 
halten. Ich belegte daher in eben der Abſicht, 
in der ich den XX. Verſ. angeſtellet hatte, den 
8 Sept. 1761. drey Blumen 2 mit dem Saa⸗ 
menſtaube A. Die von dieſem Verſuche erhal 
tene Saamen ſchienen dem aͤußerlichen Anſehen 
nach befruchtet zu ſeyn, und hatten bey nahe ei⸗ 
nerley Groͤße mit den natuͤrlichen, dabey 110 

eine 


Lene so 47 


keine graue, ſondern eine gelblichte Farbe. Ich 
ſchnitt ihrer viele entzwey, und fand fie insge⸗ 
ſammt leer und ohne Mark. Indeſſen ſaͤete ich 
doch den 9 May dieſes zu Ende laufenden Jah⸗ 
res 60 dergleichen Saamen; es gieng aber kein 
einiger auf. Von denen aus dem umgekehrten 
Verſuche erhaltenen Saamen, und von noch vie⸗ 
len andern Vermiſchungen, die ich letztern Som⸗ 
mer unter verſchiedenen Gattungen dieſes Ge⸗ 
ſchlechts vorgenommen habe, verſpreche ich mir 
keinen gluͤcklichern Ausgang. 


„ 1,24 

Nachdem nun alle die Baſtarte, die ich her⸗ 
vorzubringen und zu erziehen das Gluͤck gehabt 
habe, angezeigt worden, ſo will ich ſie nach ih⸗ 
rer verſchiedenen Natur in folgende Klaſſen, Ord⸗ 
nungen, Geſchlechter und Gattungen abtheilen. 
Etrſtlich theile ich fie in drey Klaſſen: unter 
die I Kl. gehören die vollkommenen Baſtarte, 
die aus zwo oder drey verſchiedenen natuͤrlichen 
Gattungen eines Geſchlechts entſtanden ſind, 
und bey deren Erzeugung der eigene maͤnnliche 
Saame gaͤnzlich ausgeſchloſſen worden. Unter 
der Il Kl. hingegen ſtehen die unvollkommenen, 
die zwar auch aus zwo verſchiedenen natuͤrlichen 
Gattungen eines Geſchlechts entſtanden ſind, bey 
deren Erzeugung ſich aber außer dem fremden 
auch noch etwas weniges von ihrem eigenen 
maͤnnlichen Saamen zugleich mit eingeſchlichen 
hat. Die III Kl. begreift die Baſtartvarie⸗ 
| täten 


m j 
48 Wee e eee | 


täten unter ſich, die aus zwo Varietäten einer 
natürlichen Gattung entſtanden find, und bey der 
ren Erzeugung der eigene maͤnnliche Saame 
gaͤnzlich ausgeſchloſſen worden iſt. Die! Ordn. 
der! Kl. begreift die einfachen unter ſich, die 
nur von zwo verſchiedenen natuͤrlichen Gattun⸗ 
gen eines Geſchlechts entſtanden ſind. Unter 
die 1 Ordn. der! Kl. hingegen rechne ich die 
zuſammengeſetzten Baſtarte, die von drey 
verſchiedenen natuͤrlichen Gattungen eines Ge⸗ 
ſchlechts erzeugt worden ſind. Die ! Ordn. 
der Hund I Kl. enthält einfache Baſtarte. 
(Siehe 1 Ordn. 1 Kl.) Unter der 1 Kl. I 
Ordn. ſtehen II Geſchl. Das! Geſchl. ma⸗ 
chen diejentgen Baſtarte aus, die ſo wohl von 
ihrer maͤnnlichen als weiblichen Seite un⸗ 
fruchtbar waren, und ſich alſo weder von ih⸗ 
rem eigenen, noch von dem Saamenſtaube ihres 
Vaters oder einer andern Gattung aus eben dem 
Geſchlechte befruchten ließen. Das Il Geſchl. 
enthaͤlt ſolche, die von der maͤnnlichen Sei⸗ 
te zwar unfruchtbar, von der weiblichen 
aber noch in einem geringen Grade frucht 
bar waren, und daher von dem Saamenſtau⸗ 
be ihrer Vater- oder Mutterpflanze befruchtet 
werden konnten. Unter dem II Geſchl. koͤmmt 
eine Pflanze vor, die von beyden Seiten 
noch in einem geringen Grade fruchtbar 
war. Unter der ! Kl. U Ordn. ſteht! Geſchl. 
das von beyden Seiten oder im hoͤchſten 
Grade unfruchtbar war, und ſich folglich 
weder 


Wente n Nee 49 


weder von ſeinem eigenen, noch von dem Saa⸗ 
menſtaube ſeiner Vaͤter oder einer andern Gat⸗ 
tung aus eben dem Geſchlechte befruchten ließ. 
Unter der 11 Kl.! Ordn. ſteht ebenfalls I Ger 
ſchlecht, das von beyden Seiten noch in ei⸗ 
nem geringen Grade fruchtbar war, weil 
ſich bey der Erzeugung der darunter ſtehenden | 
Gattung Baſtarte außer dem fremden auch noch 
etwas weniges von dem eigenen maͤnnlichen 
Saamen zugleich mit eingemiſcht, und den Grund 
zu der beyderſeitigen Fruchtbarkeit gelegt hat. 
Unter der Ii! Kl. ! Ordn. kommen II Geſchl. 
vor, die vollkommen fruchtbar waren, weil 
die Vermiſchung zwoer Varietaͤten von einer na⸗ 
türlihen Gattung die Fruchtbarkeit der daraus 
entſtehenden Pflanzen nicht aufzuheben pflegt. 
Alle dieſe Klaſſen, Ordnungen und Geſchlech⸗ 

ter laſſen ſich nebſt denen dahin gehörigen Gat⸗ 
tungen fuͤglich unter folgende Haupttafe! brin⸗ 
gen, und ins Kurze zuſammenfaſſen. 


Spyſtematiſches Ver zeichniß 
aller bisher durch die Kunſt bene 
Baſtarte. f 
1 Kl. Vollkommene Dallarie.... un 
1 Ordn. Einfache. 
I Geſchl. Von beyden Seiten 
oder 
im hoͤchſten Grade 
unfruchtbare. 


D 1 Gatt. 


50 ehe . e 


Nicot. maj. ę 
1Gatt. Nicot. glut. fi. 
Il Geſchl. Von der maͤnnlichen 
Seite unfruchtbare. 
. Nicot. ruft, 2 | 
1 Gatt. Nicot. panic. AB. Plures. 
, Nicot. panic. Sg, 
1 Gatt. Nicot. ruft. d. 
IIl Geſchl. Von beyden Seiten 
in einem geringen 
| Grade fruchtbare, 
Dianth. chin. 2 
1 Gatt. Pianch carıh. aa 
II Ordn. Zuſammengeſetzte. 
1 Geſchl. Von beyden Seiten 
oder 
im hoͤchſten Grade 
unfruchtbare. 
ru, ot 
Nicor. le 11 2 


Nicot. peren. . 


II Kl. Unvollkommene Baſtarte. 
1 Ordn. Einfache. 
1 Geſchl. Von beyden Seiten 
| noch in einem geringen 
Grade fruchtbare. 
Nicot. ruft. 2 

1Gatt. Nicot. er NE. nonnullae. 
III Kl. 


1 Gatt. 


ae 51 
III Kl. Baſtartvarietaͤten. 
1 Ordn. Einfache. 
b Vollkommen fruchtbare. 
1Geſchl. Hibiſc. Linn. Sp. Pl. no. 20. 
% Kem.vel.a. 2 
I Sat. Keim. veſ. G. G. 
Kem vet 0 2° 
11 Saft. Kerm. veſ. 4. G. 
II Geſchl. Cheiranth. Linn. Sp. Pl. no. 4 


Levco). alb. 2 
1 Gatt. Levcoj. rubr. . 


Dieſer Haupttafel will ich noch eine Nez 
bentafel von Baſtarten beyfuͤgen, die von einem, 
entweder mit dem Saamenſtaube ſeiner Vater⸗ 
pflanze, oder mit dem Saamenſtaube ſeiner Mut⸗ 
terpflanze befruchteten einfachen Baſtarte ent; 
ſtanden ſind, und ſich daher in Anſehung der 
Aehnlichkeit in dem einen Falle jener, und in dem 
andern dieſer genaͤhert haben. Jene nenne ich 
Baſtarte im abſteigenden Grade, weil fie 
einen Theil ihrer fremden Geſtalt abgelegt, ſtatt 
deſſen aber von ihrer eigenen wieder etwas ange- 
nommen haben, ſo, daß nun ihre eigenthuͤmliche 
Natur die Oberherrſchaft über die fremde be⸗ 
kommen hat: dieſe hingegen nenne ich Baſtarte 
im aufſteigenden Grade, weil bey ihnen ge; 
rade das Gegentheil von dem, was bey jenen 
vorgegangen, geſchehen iſt. 5 4 


5 Syſte⸗ 


52 ene a 
Syſtematiſches Verzeichnix 
der Baſtarte im ab- und aufſteigenden Grade. 
1 Abth. Abſteigende, im erſten Grade. 


1Geſchl. Von beyden Seiten) 
oder 
im hoͤchſten Grade 


I Nicot, 
unfruchtbare. | panic. 1} 


IGeſchl. Bon der männlichen I Nicot. ruft. 4 
Seite unfruchtbare. 

III Geſchl. Von beyden Seiten Siehe H. 3. II. . 5. 
fruchtbare. J IVV. u. . S. VII Verſ. 


II Abth. Aufſteigende, im erſten Grade. 
1 ee Von beyden Seiten? 


oder 
im hoͤchſten Grade ruft. & 
Nicot. 
unfruchtbare. Sr panic. A) >? 


II Geſchl. Von der männfi- | Nicot. panic. . 
chen Seite un⸗ Siehe H. 4. III. . 6. 
fruchtbare. JV. u. H. 7. VI Verſ. 


Es freut mich, daß ich hier der gelehrten 
Welt kein unnuͤtzes, voreiliges und abgeſchmack⸗ 
tes Verzeichniß chimaͤriſcher Baſtarte geliefert, 
ſondern ihr lauter ſolche Pflanzen vorgetragen 
habe, die den legtverwichenen S ommer alle in 
Sulz am Neckar in der Bluͤte geweſen, und zum 
Thel noch jetzt vr rhanden ſind. Uebrigens wird 
man leicht einſehen, daß dieſes Verzeichniß mit 
der Zeit, wenn man mehrere und in Anſehung 
ihrer Natur und Eigenſchaften von den gegen⸗ 

waͤrti⸗ 


Wee ee 53 


waͤrtigen unterſchiedene Baſtarte bekommen ſoll⸗ 
te, nach Beſchaffenheit der Sachen hie und da 
wird geändert und erweitert werden muͤſſen. Fuͤrs 
gegenwaͤrtige aber wäre eine weitläuftig.re Ein⸗ 
theilung gewiß hoͤchſt überflüßig. Was hilft es, 
ein großes ſyſtematiſches Verzeichniß von Ba⸗ 
ſtarten nach der Theorie zu machen, ehe man 
von ihrer Exiſtenz durch die Erfahrung verſi⸗ 
chert iſt? 5 ee 
25. 


5 $. 

Nun wollen wir die Anwendung obgedach⸗ 
ter Erfahrung, die ich am Ende des $. 1. zum 
Grunde gelegt habe, auf die meiſten dieſer Pflan⸗ 
zen machen, und ſehen, ob ſich ihre Eigenſchaf⸗ 
ten von Seiten ihrer Fruchtbarkeit oder Unfrucht⸗ 
barkeit daraus erklaͤren laſſen. 5 

i ıcot. MA]. Ber 

Die nr 18 6 17) war eine Pflan⸗ 
ze, die ſich als ein von beyden Seiten oder im 
hoͤchſten Grade unfruchtbarer Baſtart weder 
den maͤnnlichen noch den weiblichen Saamenſtoff 
zuzubereiten im Stande geweſen iſt. Jenes er⸗ 
hellet aus der ſchlechten Beſchaffenheit ihres 
Saamenſtaubs, und der gaͤnzlichen Unwirkſam⸗ 
keit deſſelben; und dieſes aus den fruchtlos ab⸗ 
gelauffenen Verſuchen, ſie wieder mit dem Saa⸗ 
menſtaube der natuͤrlichen zu befruchten. 


.. Nicot, ruft. F. 
Die Nico pi ($. 10) und 


es ($.2.) waren, als Baſtarte von einem 
D 3 noch 


Nicot. 
Nicot. 


54 ee e cee 


noch geringern Grade der Unfruchtbarkeit, als 
der vorhergehende geweſen, von der einen, naͤm⸗ 
lich der maͤnnlichen Seite unfruchtbar, von der 
weiblichen aber fruchtbar, weil ſie keinen maͤun⸗ 
lichen, hingegen aber noch eine geringe Quanti⸗ 
taͤt weiblichen Saamen gegeben haben. Die 
Unfruchtbarkeit der maͤnnlichen Seite beweiſet 
ihr verdorbener Saamenſtaub, und die gaͤnzli⸗ 
che Unwirkſamkeit deſſelben: die Fruchtbarkeit 
der weiblichen aber die vielen Verfuche, wodurch 
ich von ihnen nicht nur von dem Saamenſtaube 
der ruſt. und panic. ſondern auch ſo gar von dem 
Saamenſtaube der peren. Saamen und Pflan⸗ 
zen erhalten hatte. 
Dianth. chin. 2 
D Dianth. carth. C. 68 20) war von 
beyden Seiten in einem geringen Grade frucht⸗ 
bar. Ich würde vielleicht die Fruchtbarkeit die⸗ 
fer Pflanze von einer kleinen Quantttaͤt eigenen 
Saamenſtaubs, der ſich, wie es vielleicht wohl 
haͤtte geſchehen koͤnnen, waͤhrender Operation 
oder auch nachher unter den fremden mit einge⸗ 
miſcht haben moͤchte, herzuleiten geneigt ſeyn, 
wenn nur die davon erhaltene Saamen ſich in 
ihrer Groͤße und Farbe den natuͤrlichen wieder 
genaͤhert haͤtten. Nun ſind ſie aber vielmehr 
darinn den Saamen der Cartheuſernelken ſehr 
aͤhnlich geworden. Ich ſehe daher bemeldte 
Fruchtbarkeit als eine beſondere und weſentliche 
Eigenſchaft von dem gegenwaͤrtigen Baſtarte 
an: um ſo mehr, da wir ſchon Beyſpiele vor uns 
haben, 


1 N. x 7 — 
Wee Nene 35 


haben, die uns zeigen, daß nicht alle Baſtarte 
auf eine gleiche Weiſe unfruchtbar ſind. 


Nicot. ruft. 2 2 

Die panic. , (. 19) verhielt 
i Nicot. peren. o 

ſich in Anſehung ihrer Unfruchtbarkeit auf eben 
die Art, wie die 891055 ae und der Be⸗ 
weis davon iſt eben derſelbe. Der Grund dies. 
ſer gaͤnzlichen Unfruchtbarkeit mag wohl in dem 
allzugroßen Unterſchiede liegen, der ſich zwiſchen 
der Natur der L und der Natur der * augen⸗ 
ſcheinlich zeigt: eben ſo, wie im Gegentheil bey 
einem Baſtarte, bey deſſen Erzeugung man auch 
die allergeringſte Einmiſchung ſeines eigenen 
Saamenſtaubs gaͤnzlich verhuͤtet zu haben verſi⸗ 
chert iſt, der ihm noch uͤbrig gebliebene geringe 
Grad der Fruchtbarkeit eine nicht geringe Aehn⸗ 
lichkeit zwiſchen ſeinen Eltern und eine ziemliche 
Uebereinſtimmung ihrer Naturen vorauszuſetzen 
ſcheint. So giebt auch ſchon die hoͤchſt geringe 
Anzahl Saamen, die ich von dem XVIII Verf. 
erhalten, in Verhaͤltniß gegen die ungleich größ 
ſere, die man von dem Il und III Verſ. ($. 3 und 
4) zu bekommen pflegt, die bey der fruchtbaren 
Vereinigung dieſer Pflanzen obwaltende Schwie⸗ 
rigkeit genug zu erkennen. 


Die Nico. ruft. , der II Kl. (§. 8) ſind 


Nicot. panic. o | 
von beyden Seiten, aber in einem feyr geringen 
D 4 Grade 


56 She n re 


Grade fruchtbar geweſen: denn ich erhielt von 
ihnen, wenn ſie mit einer ziemlichen Quantitat 
ihres eigenen Saamenſtaubs beſtaͤubt worden, 
zuweilen einen oder etliche wenige Saamen. Es 
mag ſich daher ohne allen Zweifel bey ihrer Er⸗ 
zeugung etwas weniges von ihrem eigenen Sag; 
menſtaube zugleich mit dem fremden eingemiſcht 
haben, das, ob es gleich nicht hinreichend war, 
das aͤußerliche Anſehen dieſer Pflanzen in Be⸗ 
trachtung gegen die andern, die ſich von der maͤnn⸗ 
lichen Seite ganz unfruchtbar bewieſen haben, 
merklich zu verändern, doch wenigſtens vermoͤge 
ſeiner Geg zenwart ſo viel Wirkung gehabt ha⸗ 
ben muß, daß fie ſich etwas muͤtterlichen Saa⸗ 
menſtaub haben he reiten, und von dieſer Sei⸗ 
te einen Grad der Fruchtbarkeit behalten koͤn⸗ 
nen, der dem Grade der Wirkſamkeit jener ge⸗ 
ringen Quantitaͤt eigenen Sandale „die 
ſich bey ihrer Erzeugung eingeſchlichen, propor⸗ 
tionirt war. Daß aber dieſe Fruchtbarkeit von 
dem eigenen oder mütterlichen und keineswegs 
von dem vaͤterlichen Saamenſtaube hergekom⸗ 
men, ar ſich an etlichen Pflanzen (§. 8), Die 
ich aus ihrem Saamen erzogen, dadurch genug⸗ 
ſam offenbart, daß ſie nicht nur mit ihrer Mut⸗ 
ter, der ruft, ſchon wieder eine große Aehnlich⸗ 
keit gehabt, ſondern auch eine weit groͤßere Quan⸗ 
titaͤt guten Saamenſtaub und Saamen, als zu⸗ 
vor, gegeben haben. Wie kömmt es aber, moͤch⸗ 
te man wohl fragen, daß dieſe Baſtarte, wenn 
ſie init dem Saameuſtaube der ruft. oder panic. 


befruch⸗ 


ene in Menke 57 


befruchtet worden ſind, ungleich mehrere Saa⸗ 
men, als von ihrem eigenen, gegeben haben? 
Ich glaube, es iſt nichts leichter zu begreifen, 
als eben dieſes. Der Saamenſtaub jener bey⸗ 
den natuͤrlichen Pflanzen beſteht aus lauter gu⸗ 
ten und fruchtbaren Staͤubchen: dieſer hingegen 
enthielt unter unzaͤhlichen ſchlechten nur hie und 
da einige wenige gute. Nun laſſen ſich aber die⸗ 
ſe von jenen nicht abſondern. Wenn alſo gleich 
ein Stigma mit einer ſehr großen Aae von 
dieſem Saamenſtaube über und über belegt wor⸗ 
den iſt, ſo ſind doch immer nur ſo wenige gute 
darunter geweſen, daß ſie nur auf einen kleinen 
Theil des weiblichen Saamens haben wirken, 
und daher alſo nur einen oder etliche wenige 
Saamen, oder auch nicht ſelten gar bloße leere 
Kapſeln entſtehen koͤnnen. Iſt aber dieſer ſchlech⸗ 
te Saamenſtaub nur in einer etwas geringen 
Quantitaͤt auf ein Stigma gekommen, (und Dies 
ſes pflegt ſich, wenn man die Beſtaͤubung ſolcher 
Baſtartblumen der Natur uͤberlaͤßt, nicht ſel⸗ 
ten zuzutragen) oder ſind etwa von ungefaͤhr die 
guten Saamenſtaͤubchen von den ſchlechten groͤß⸗ 
tentheils verdrungen und in ihrer Wirkung ge 
hindert worden, ſo hat nothwendiger weiſe ein 
ganzlich Abſterben der Blumen darauf erfolgen 
muͤſſen, welches auch in der That bey vielen un⸗ 
ter ihnen geſchehen iſt. Von jenen hingegen, 
naͤmlich den natuͤrlichen, war eine dem Raume 
nach geringe Quantitaͤt ſchon hinreichend, auf 
den ganzen Vorrath von weiblichem Saamen zu 

D 5 wirken, 


58 Wee d e 


wirken, woraus denn die groͤßte moͤgliche Arzahl 
Saamen, naͤmlich insgemein 40 — 50, erzeugt 
worden iſt. 


. Ketm. veſ. ©. 2 „.. Ketm. vef. B. 2 

Die Ketm. veſ. £. A und Ketm. veſ. a. 
($.21.): desgleichen ee 706 22.) 
beweiſen durch ihre ununterbrochene und unver⸗ 
ruͤckte Fruchtbarkeit zur Genuͤge, daß man ſie in 
ihrem abgeſonderten Zuſtande nicht als verſchie⸗ | 
dene Gattungen, ſondern nur als Varietäten, 
und folglich auch unter dieſer vereinigten Geſtalt 
fuͤr keine Baſtarte im eigentlichen Verſtande, 
ſondern fuͤr bloße Baſtartvarietaͤten anzuſehen 
hat. Wenn ich nun mit der groͤßten Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit vorausſetze, daß ein jeglicher Ba⸗ 
ſtart im eigentlichen Verſtande entweder ganz 
und gar unfruchtbar, oder doch wenigſtens nur 
in einem ſehr eingeſchraͤnkten und ungleich gerin⸗ 
gern Grade, als die natuͤrlichen, woraus er er⸗ 
zeugt worden, fruchtbar iſt, und hingegen eine 
bloße Bafkartoarietät den Grad der Fruchtbar⸗ 
keit, den ihre Eltern haben, behaͤlt, oder doch 
wenigſtens nichts betraͤchtliches davon verliert: 
ſo werde ich den Verbindungsverſuch mit allem 
Grunde fuͤr den einigen wahren, ſichern und un⸗ 
truͤglichen Probierſtein aller beſondern Gattun⸗ 
gen und Varietaͤten halten koͤnnen. Ich bin 
vollkommen uͤberzeugt, daß die Kraͤuterverſtaͤn⸗ 
dige, wenn ſie ſich anders deſſen bedienen 170 
en, 


ene re 59 


len, eine Menge Pflanzen, die in der Kraͤuter⸗ 
wiſſenſchaft auf eine gewiſſe Art eben das ſind, 
was die Cometen vor Zeiten in der Sternkunde 
waren, ihre gehoͤrige Stellen werden anweiſen, 
und in wenigen Jahren dasjenige leiſten koͤnnen, 
was man ſchon ſo viele Jahre her vergeblich gez 
wuͤnſcht hat. Es waͤre um ſo mehr aſtzurathen, 
daß man ſich kuͤnftighin dieſes Mittels bedienen 
moͤchte, weil man alle Hoffnung vor ſich hat, 
daß beyde, ſo wohl die Kraͤuterwiſſenſchaft als 
die Naturlehre, gleich viel dabey Beinen 
würden. 


Da zwiſchen den beyden Hyoſc. ($. 23) 
keine fruchtbare Vermiſchung, ſondern nur eine 
halbe Befruchtung vorgegangen iſt: ſo erhellet 
daraus offenbar, daß der “ keineswegs eine 
bloße Varietaͤt von 2, ſondern eine ganz ver⸗ 
ſchiedene Gattung ſeyn muß. 


8 15 
e 5 ($.3) der IAbth. find 


zum Theil von beyden Seiten und in einem nicht 
an e 
geringen Grade fruchtbar, die No panie c 
f ; Nicot. panic. A 
($. 4) der II Abth. hingegen meiſtentheils von 
beyden Seiten oder im hoͤchſten Grade unfrucht⸗ 
bar geweſen. Jenes läßt ſich aus der geſchwaͤch⸗ 
ten, und dieſes aus der verſtaͤrkten wirkenden 
Urſache der Unfruchtbarkeit ganz wohl lg 
0 


60 ee n Wenke 


So begreiflich inzwiſchen dieſes iſt, ſo unbegreif⸗ 

lich koͤmmt es mir noch gegenwaͤrtig vor, daß 
etliche andere Pflanzen von der I Abth. ungez 
achtet ihrer dadurch erworbenen großen Aehn⸗ 
lichkeit mit der Mutterpflanze, doch nicht frucht⸗ 
barer geworden ſind, als ſie zuvor unter ihrer 
erſten Baſtartgeſtalt geweſen, und noch einige 
andere ſich gar von beyden Seiten unfruchtbar 
gezeigt, folglich auch den geringen Grad der 
Fruchtbarkeit, den ſie noch als Baſtarte hatten, 
vollends verlohren haben: nicht weniger, daß 
eine von den Pflanzen der II Abth. zwar wie zu⸗ 
vor von der maͤnnlichen Seite unfruchtbar ge⸗ 
0 von der weiblichen aber fruchtbar geblie⸗ 

en iſt. 5 5 


05 26. 8 


Da wir die Baſtarte von Seiten ihrer 
Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit etwas naͤher 
betrachtet haben: ſo iſt nun noch uͤbrig, daß wir 
ſie aus eben dem Grunde auch noch mit wenigem 
von Seiten ihrer Aehnlichkeit beurtheilen. 


Wenn man annimmt, daß bey der Erzeu⸗ 
gung einer Pflanze beederley Saamen, es ſey 
nun entweder dem Maaße oder der Wirkſamkeit 
nach, ordentlicher weiſe in einem ſolchen Verhaͤlt⸗ 
niſſe zuſammenkommen, daß daraus immer eine 
mittlere Proportion entſteht: ſo ſieht man ein, 
warum z. b. die unter dem I und I Geſchl. der 
1 Ordn. 1 Kl. begriffene Baſtarte und die unter 

dem 


0 oe 6 


dem J und IT Geſchl. der! Ordn. III Kl. enthal⸗ 
tene Baſtartvarietaͤten eine eben ſo große Aehn⸗ 
lichkeit mit ihrem Vater als mit ihrer Mutter, 
oder, welches eben das ſagen will, die mittlere 
Aehnlichkeit zwiſchen beyden gehabt haben. Daß 
ſich aber dieſes in der That ſo verhalten habe, 
bekraͤftigte nicht nur der Augenſchein, ſondern 
auch der Maaßſtab ſelbſt. So allgemein indeſ⸗ 
ſen dieſe Wahrheit bey den natürlichen Pflan⸗ 
zen ſeyn mag, ſo will ich doch nicht gut dafür 
ſeyn, daß es bey den kuͤnſtlichen, oder auch un⸗ 
ter jenen, wenn ſie auf irgend eine zufaͤllige Wei⸗ 
ſe nach und nach aus ihrem natuͤrlichen Zuſtan⸗ 
de in einen widernatuͤrlichen verſetzt worden ſind, 
nicht hie und da einige Ausnahme von dieſer 
Regel geben moͤchte; wie denn die Baſtartnel⸗ 
ken (F. 20) bereits eine ſolche Ausnahme zu ma⸗ 
chen ſcheinen. Ich glaube ſo gar, daß ſie nicht 
ſelten, und zwar vorzüglich bey zuſammengeſetz⸗ 
ten und bey ab⸗ und aufſteigenden Baſtarten 
vorkommen werden. So habe ich, um ein 
Beyſpiel von jenen anzuführen, zwiſchen den 
beyden Pflanzen, die ich aus dem XVIII Verf. 


($. 19) erhalten, ſchon einen ſehr merklichen 


Unterſchied gefunden, indem die eine offenbar 
mehr, als die andere, von der peren. angenom⸗ 
men hatte. Beyſpiele von der letztern Art ge⸗ 
ben die fo wohl aus dem IL als I Verſ. erhal⸗ 
tene Pflanzen, die zum Theil in nicht wenigen 
Stuͤcken von einander unterſchieden waren. 
Man ſieht alſo wohl, daß die Miſchung und 

Verei⸗ 


62 Wee n ee 


Vereinigung der Saamenſtoffe bey dergleichen 
Verſuchen bey weitem nicht mit der Regelmaͤſ⸗ 
ſigkeit und Gleichfoͤrmigkeit geſchieht, als bey 
den natuͤrlichen Pflanzen, und denen davon er⸗ 
zeugten einfachen Baſtarten, wo ſie ſich durch 
die große Aehnlichkeit, die ſie alle untereinander 
haben, genugſam offenbart. Bey allem dem 
ſcheint es, wenn ich anders aus ſo wenigen Pflan⸗ 
zen etwas ſchließen darf, bey der Erzeugung der 
Baſtarte im abſteigenden Grade noch regelmaͤſ⸗ 
ſiger und gleichfoͤrmiger herzugehen, als bey den 
Baſtarten im aufſteigenden Grade. Wenn 
ſich dieſe Beobachtung mit der Zeit an mehrern 
Pflanzen beſtaͤttigen ſollte: ſo ließ ſich die Sa⸗ 
che meines Erachtens auf eine ganz ungezwun⸗ 
gene Weiſe daraus erklaͤren, daß die Natur auf 
dem einen Wege, wo ſie die Geſetze der naͤhern 
Verwandtſchaft zum Leitfaden hat, ſich der ihr 
angewieſenen Straße in einer ungleich geradern 
Linie wieder naͤhert, als ſie ſich hingegen auf 
dem andern aus Mangel dieſes Leitfadens, durch 
allerley Irrwege hindurch, von ihr noch weiter 
entfernt. So viel iſt indeſſen hoͤchſt wahrſchein⸗ 
lich, daß ſich auf dieſe beeden Verſuche (§. 3. 
IH und g. 4. III) mit der Zeit zwey der ſtaͤrkſten 
Varietaͤtenwerkſtaͤtte werden gründen laſe en. 


if 2 


Nicot. er 
P 7 haben ſich uͤber⸗ 


5 Nicot, ruf. 
haupt 


ede ae 63 
Nicot. ruft. Fo 


| panic. * 
haupt ihrer Mutter, un und die Jicor. phie. A 


ihrem Vater in der Aehnlichkeit genaͤhert. Der 
Grund davon iſt der: weil bey jenem Verſuche 
der muͤtterliche Theil des weiblichen Saamens 
durch den Saamenſtaub der ruft. über den maͤnn⸗ 
lichen das Uebergewicht oder die Oberherrſchaft 
bekommen hat, und bey dieſem hingegen gerade 
das Gegentheil geſchehen iſt. Wenn man ſich 
unter einem aͤhnlichen Bilde die Erzeugung einer 
9 15 15 unter dem getroffenen Saͤtti⸗ 
gungspunkte bey der Verfertigung eines Mit⸗ 
telſalzes vorſtellt, fo iſt z. b. der eine Fall, 
wenn das laugenhafte die Oberhand hat, die 


Nicot. ‚zul. 55 | | 
panic. j 

Nicot. ruft Sn, und der andere, wenn die 

| Nie 5 2! 

3 J N panic. 755 

Säure regiert, die Icor. Bae Daß 


aber dem weiblichen Saamen der Baſtarte 
($. 10. IX Verſ.) etwas von der Natur der 
panic. anhaͤngen muß, iſt daraus klar und deut⸗ 
lich zu erweiſen, weil die Pflanzen des einen Ver⸗ 
ſuchs (§. 3) keine völlige ruft. geworden, und 
die Pflanzen des andern ($. 4) keine bloße Ba⸗ 
ſtarte von der vorigen Art geblieben find. 


64 Wende Er 


Ä K. 

Von halben oder fterbefrudtungen, 
die ſich mir bey meinen im Jahr 1760 in St. 
Petersburg, 1761 in Berlin und Leipzig, und 
1762 in Sulz am Neckar angeſtellten Verſuchen 
gezeigt haben, will ich in der Kuͤrze folgende vor⸗ 
laͤufige Anzeige machen. g 
: Nicot. ruft. 2 

a) Nicot. peren. . 
men. 1761. 11 Bl. 


N Die Kapſeln blieben bis zur völligen Reife 

alle ſiken; fie waren aber gegen die natuͤrlichen 
ſehr klein, runzlicht und eingefallen, und enthiel⸗ 
ten zum Theil ganz kleine unbefruchtete, zum 

Theil halb befruchtete groͤßere, aber eingefalle⸗ 
ne leere Saamenblaͤschen. Nur etliche wenige 
aus verſchiedenen Kapſeln erhaltene Saamen 
ſchienen befruchtet zu ſeyn. Ich ſaͤete ſie zu⸗ 
gleich mit jenen. Es gieng aber nichts auf. 
Beym imac Verſuche fielen 10 Blumen 
unbefruchte Alba. 

 Nicor. 9111 8 = 
b) Nicot. ma). . 1761. 4 Bl. 

Die Kapſeln und S aamenbläschen verhiel⸗ 
ten ſich, wie bey a). Beym umgekehrten Ver⸗ 
ſuche fielen / Blumen unbefruchtet ab; ER 
chen 4 andere von einer Varietaͤt der ma). 

Nicot. ruft. R. 25 
die glut. d. 1761.6 Bf 1702. 
11 Bl. N 


1760. 10 Blu⸗ 


Die 


Wee ee 165 


Die Blumen fielen theils ganz unbefruch⸗ 
tet ab, theils gaben ſie kleine eingefallene Kap⸗ 
ſeln, die aber noch vor ihrer voͤlligen Reife ab⸗ 
fielen. Eine Partie der darinn enthaltenen 
Saamenblaͤschen hatten an Groͤße zwar merk⸗ 
lich zugenommen, waren aber platt und taub. 
Beym umgekehrten Verſuche fielen 7 Blumen 
unbefruchtet ab ab. 


Nicot. panic. 2 
d) ee 1760. B. 1761. 


8 Bl. 


Bey dieſem Verſuche ſchien eine Adee > 


Veiiſchun g vorgegangen zu ſeyn. Die Kap⸗ 
ſeln erreichten bey nahe die Größe der natuͤrli⸗ 
chen, und ſprangen gleich dieſen nach erfolgter 
Reife auf. Ihre dem Anſehen nach vollkom⸗ 


mene Saamen waren ziemlich zahlreich und mit 


Marke verſehen. Es gieng mir 9 99 5 von 3 
BR kein einiger auf. 


Nicot. peren. & 
e) Nicot. panic. O. 
1761. 4 Bl. 

Die Kapſeln erreichten zwar nur undefiht 
die halbe Größe der natürlichen, enthielten aber 
doch alle eine ziemliche Anzahl dem erften An: 
ſehen nach vollkommener Saamen. Unterſuch⸗ 
te man ſie aber genauer, ſo fand man ſie, ob ſie 
gleich nirgends eingefallen oder runzlicht, ſon⸗ 
dern ganz eyfoͤrmig waren, und voll zu ſeyn 

1 E me 


1760, 3, . 5 


Mr, 
EN 


66 ee oe 


ſchienen, insgeſammt ganz hohl und leer; und 
von einer großen Anzahl gieng nicht einer auf. 


Nicot. panic. & N 
f) Nicot. 1 1762. 11 Bl. 


Die Kapſeln erreichten bey nahe die Größe | 
der natürlichen, und waren nebft ihren Saamen 
vollkommen wie die e) beſchaffen. Von allen 
in einer Kapſel enthalten geweſenen Saamen, 
die ich zur Probe geſaͤet hatte, gieng kein einu⸗ 
ger auf. Indeſſen habe ich doch noch immer 


einige Hoffnung, aus dieſem Verſuche etwas zu 


erhalten. Beym umgekehrten Verſuche feen 
4 Blumen unbefruchtet ab. f 


Nicot. panic. 2 Ka 
90 Nicot. glut. &. 1762. 9 Bl. 


Die Kapſeln erreichten bey nahe die Groͤſ⸗ 


ſe der natuͤrlichen, und kamen nebſt ihren Saa⸗ 


men in Anſehung der ſcheinbaren Vollkommen⸗ 
heit ungefaͤhr mit f) uͤberein. Ich ſaͤete eine 
Kapſel voll zur Probe; es gieng aber nichts auf. 

Auch hier gebe ich noch nicht alle Hoffnung auf, 
etwas zu erhalten. 


Nicot. glut. 2 = . 
0 Nicot. panic. &. W 9 


1762. 4 Bl. 


Die Kapſeln fielen allezeit, wenn ſie bereits 
wehr, oder wenigſtens die halbe Groͤße der Eu 
tuͤrli⸗ 


Sek i Wente 67 


tuͤrlichen erreicht hatten, und von befruchteten 
Saamen ganz voll zu ſeyn ſchienen, unreif ab. 


i) Nicot. glut. L 
Nicot. maj. G. 


. dieſer Kapſeln fielen, wenn ſie ſchon 
die halbe Größe der natürlichen erreicht hatten, 
unreif ab, einige aber blieben bis zur völligen 
Reife ſitzen. Sie waren alsdenn noch um ein 
merkliches kleiner, als die natuͤrlichen, und ent⸗ 
hielten auch dem aͤußerlichen Anſehen nach 
ſchlechtere und leichtere Saamen. Es ſcheint 
hier der fruchtbaren Vermiſchung eine, wo nicht 
größere, doch gewiß keine geringere Schwierig⸗ 
keit im Wege zu liegen, als ſich bey dem! Verſ. 
(F. 2.) zu aͤußern pflegt. Von allen in einer 
Kapſel enthalten geweſenen Saamen gieng nicht 
einer auf. Indeſſen habe ich doch noch einige 
Hoffnung, von dieſem oder dem folgenden Ver⸗ 
ſuche Pflanzen zu erhalten. 


ENicot. glut. 2 f Ä 
k) Nicot. peren. &. 1762. 10 Bl. 


1762. 4 Bl. 


Die Kapſeln blieben alle, zwey einige aus⸗ 
genommen, bis zur voͤlligen Reife ſitzen, und er⸗ 
reichten faſt die Größe der natürlichen. Die 
Saamen ſcheinen zwar befruchtet zu ſeyn, kom⸗ 
men aber den natuͤrlichen an Vollkommenheit 
doch nicht bey: hingegen ſind die vom umge⸗ 
kehrten Verſuche deſto beſſer, und ohne allen 
Zweifel eben ſo fruchtbar, als die von dem XVI 

E 2 Verſ. 


68 ee e gehe 


Verſ. (§. 17) geweſen ſind. Eben fo Abbe 
Wahrſcheinlichkeit habe ich auch vor mir, aus 
dem Saamen, den ich von einer Nicot. maj. fl. 
alb. 2, welche man, und vielleicht mit Recht, 
für eine Varietaͤt von der rothen halt, und von 


der Nicot. glut. fl kuͤnftigen Sommer Baſtar⸗ 


be au erziehen. 
Wenn man die Wi rkungen und die ver⸗ 


| ſchiedenen Grade derſelben, die erſtangezeigte 


Pflanzen auf einander geäußert haben, fo wohl 
in Abſicht auf die Verſchiedenheit der gepaar⸗ 
ten Pflanzen unter einander uͤberhaupt, als auch 
in Abſicht auf die gar nicht gleichguͤltige wech⸗ 
felsweife Vermiſchung zwiſchen einem jeden Paa⸗ 
re insbeſondere in ſattſame Ueberlegung zieht: 
fo wird man bald einfehen, | daß ſich auch aus 


dieſen Verſuchen, ob fie gleich auf eine gewiſſe 


Art fruchtlos ablaufen, nuͤtzliche phyſtkaliſche 
Folgerungen herleiten, und vielleicht verſchiede⸗ 
ne in der Natur vorkommende dunkle Begeben⸗ 
heiten mit der Zeit erlaͤutern laſſen werden. Die 
Anzeige mehrerer, ſo wohl einfacher als zuſam⸗ 
men geſetzter Afterbefruchtungen ſoll bis auf eine 
andere Gel e genheit alsgeſetzt bleiben. 


. 28 
Ich habe den letztverwichenen Sommer: an 
der venettan uſchen Ketmia einen Verſuch wieder⸗ 
holt, den ich ſchon im Jahr 1760 angeſtellt hatte. 
Er beſteht darinn: die beyderſeitige Anzahl Saa⸗ 


men zu Hefe „ die man von einer gewiſſen 


An⸗ 


ot WE ee | 69 


Anzahl Blumen, wovon man unter gleichen Um⸗ 
ſtaͤnden die eine Haͤlfte den Inſekten zur Beſtaͤu⸗ 
bung uͤberließe, und die andere Haͤlfte dermit⸗ 
telſt eines Pinſels ſeibſt beſtaͤubte, erhalten wuͤr⸗ 
de. Ich will fuͤr dießmal den Verſuch von 1760 
uͤbergehen, und nur kuͤrzlich ANgetgEN, wie er den 
letztern Sommer ausgefallen it. Der Anfang 
von dieſem ſehr muͤhſamen Ber ſuche wurde den 
23 Jun. gemacht, und alle Tage bis auf den 
31 Jul. fortgeſetzt. Es waren von beyden Sei⸗ 
ten 310 Blumen. Die Anzahl der durch den 
natuͤrlichen Weg erhaltenen Saamen belief ſich 
auf 10886, und durch den kuͤnſtlichen auf 
11237: folglich betrug der ganze Ueberſchuß 
von dieſer Seite nicht mehr als 351. Dieſer 
kleine Reſt, den die Inſekten geſetzt haben, ruͤhrt 
von etlichen kalten Tagen her, an welchen dieſe 
Thierchen durch den haͤufigen und anhaltenden 
Regen von ihrer Beſchaͤftigung abgehalten wur⸗ 
den. Sie wuͤrden aber aus gleichem Grunde, 
wenn ich den Verſuch, wie im Jahr 1760 ge⸗ 
ſchehen iſt, noch länger fortgeſetzt hätte, noch eiz 
nen groͤßern Reſt gemacht haben: es hielten mich 
aber andere Verſuche, die ich nicht gern aufſchie⸗ 
ben wollte, davon ab. Man ſieht indeſſen doch 
wohl, daß dieſes Amt, das hier die Natur den 
Inſekten aufgetragen hat, für ihre Abſichten 55 
en verwaltet wird. 


Daß bey eben dieſer Pflanze die zu einer 
vollkommenen Befruchtung erforderliche Quan⸗ 
E 3 titat 


72 Se i mene 


titaͤt Saamenſtoff in der beſten Jahrszeit in 2 


bis 3 Stunden in den Eyerſtock, als den Ort 
ſeiner Beſtimmung koͤmmt; daß auch in einem 
ganz dunklen Zimmer die Befruchtung von ſtat⸗ 
ten geht, und daß eben dieſe auch bey Blumen, 
die ihrer Staubkoͤlbchen beraubt, und in die 


Nachbarſchaft anderer Pflanzen von dieſer Gate 


tung geſetzt werden, durch Huͤlfe der Inſekten 


ſicher erfolgt; daß der mit verſchiedenen ſo wohl 


naturlichen als kuͤnſtlichen Oelen vermiſchte Saas 
menſtoff, ob er gleich nebſt jenen bis in den Ey⸗ 


erſtock und in die Saamenblaͤschen ſelbſt unge⸗ 


hindert eindringt, ſeine befruchtende Kraft gaͤnz⸗ 


lich verliert; daß der Ketmien Saamenſtaub eben 
dieſe Kraft nicht bis auf drey, der von gelbem 


Lack hingegen ſie bis auf vierzehen Tage behaͤlt: 


find Verſuche, die ich noch von 1760 nachzu⸗ 


holen und anzuzeigen fuͤr gut befinde. 
5 . 


Zum Beſchluße will ich noch mik wenigen 


Worten einer Beobachtung gedenken, die ich letzt⸗ 
verwichenen Fruͤhling an den Miſteln gemacht 


habe. Sie betrift den ganz beſonderen Bau 
derjenigen Werkzeuge, die den Saamenſtaub ent⸗ 
halten, und ihn nach erfolgter Reife von ſich ge⸗ 
ben, und das einige Mittel, deſſen ſich hier die 
Natur zur Beſtaͤubung der weiblichen Pflanzen 


bedient. Man wuͤrde einen ſehr uneigentlichen 
Ausdruck waͤhlen, wenn man jene Werkzeuge, 


wie bep den meiſten andern Pflanzen, Staub⸗ 


2 


Filz 


4 


So © Nene N 


koͤlbchen nennen wollte. Sie ſind nichts anders, 
als ein erhabener ſchwammichter Theil von weiß⸗ 
lichter Farbe, der bey dem Maͤnnchen die innere 
Flaͤche der Blumeneinſchnitte groͤßtentheils ein⸗ 
nimmt und feſt daran angewachſen iſt. Er be⸗ 
ſteht aus einem zellichten Gewebe, das von innen 
mit vielen hohlen Gaͤngen von unterſchiedlicher 
Wendung verſehen iſt, die unter einander Gemein⸗ 
ſchaft haben, und den Saamenſtaub, wenn er 
nach und nach aus der zelllchten Subſtanz her⸗ 
vorkoͤmmt, aufzunehmen und ihn endlich durch ge⸗ 
wiſſe rundlichte Oeffnungen, die ſich allenthalben 
auf der Oberflaͤche dieſes Werkzeuges zeigen, in 
die Hoͤhle der noch geſchloſſenen Blumen auszu⸗ 
ſondern beſtimmt ſind. Die maͤnnlichen Blumen 
oͤffnen ſich nicht auf einmal, und gleichſam mit 
Gewalt, wie ein gewiſſer engliſcher Schriftſtel⸗ 
ler vorgiebt, ſondern allmaͤlig, und ſetzen den in 
ihnen ruhig liegenden Saamenſtaub der freyen 
Luft aus. Der ſchwefelgelbe Saamenſtaub iſt 
oval und auf ſeiner Oberflaͤche mit ſehr feinen und 
kurzen Stacheln beſetzt, die das meiſte dazu bey⸗ 
tragen, daß er ſo ſtark unter ſich zuſammenhaͤngt. 8 
Das Beſtaͤuben der weiblichen Pflanzen, ſie moͤ⸗ 
gen nun mit den männlichen zugleich auf einem 
Baume ſtehen, oder auch in einer großen Ent⸗ 
fernung von einander auf verſchiedenen Baͤumen 
wachſen, geſchieht allein durch Inſekten, und zwar 
vornehmlich durch mancherley Gattungen Flie⸗ 
gen, die den maͤnnlichen Saamen und die in bey⸗ 
derley Bluͤten 1 ſuͤße Feuchtigkeit er 


72 See Wee 


eine ihnen von der Natur beſtimmte Nahrung 
begierig aufſuchen, und bey dieſer Gelegenheit 
den an ihrem haarichten Leibe haͤngen bleibenden 
Saamenſtaub von den mannlichen Pflanzen in 
die Blumen der weiblichen uͤbertragen. Wer die 
Beſchaffenheit und Duantitat, des Saamen⸗ 
ſtaubs in Betrachtung zieht, und auf das, was 
ſich waͤhrender Blütezeit bey dieſen Pflanzen zu⸗ 
traͤgt, Achtung giebt, der wird leicht einſehen, daß 
man hier das Beſtäuben von dem Winde verge⸗ 
bens erwarten wuͤrde. Ich zaͤhle daher den Mi⸗ 
ſtel ohne Bedenken. unter diejenigen Pflanzen, 
deren Beſtaͤubung allein durch Inſekten geſchieht; 
und ſo viel ich weiß, iſt derſelbe auch in dem gan⸗ 
zen Pflanzenreiche die erſte Pflanze, von der man 
ſagen kann, daß ihre Befruchtung von Inſekten 
und ihre Fortpflanzung von Voͤgeln abhaͤngt, 
und folglich ihre Erhaltung auf das Daſeyn von 
zweyerley Thieren aus ganz verſchiedenen Klaſ⸗ 
ſen, und ohne Zweifel auch hinwieder die Erhal⸗ 
tung von dieſen in Anſehung ihres nothduͤrftigen 
Unterhalts auf das Daſeyn von jener gegruͤn⸗ 
det iſt: ein neues Beyſpiel, woraus die genaue 
und nothwendige Verbindung aller Dinge un⸗ 
ter einander ſattſam helle 


| Emendanda. 
Pag. 2 2. F. 9. I. 4. einen Grad. ließ, einen geringen ern 
Pag. 3 6. lin. 14. Q. ließ g. a 


Zweyte Fortſetzung 
der \ 
vorläufigen Nachricht 
von einigen 


das Geſchlecht der Pflanzen 


betreffenden Verſuchen 
und Beobachtungen, 
Von 
Joſeph Gottlieb Koͤlreuter, 


der Arzneywiſſenſchaft Doctor, Hochfuͤrſtl. Baden⸗Durlachiſchen 
Rath und Profeſſor der Naturhiſtorie. g 


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in der Gleditſchiſehen Handlung, 1764. 


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Der geneigte Kb iR. in dieſer 
5 zweyten Fortſetzung meiner 
r ee nicht wer 
niger neues und merkwuͤrdiges finden, als 
in den beyden erſtern Schriften vorgekom⸗ 
men iſt. Die bereits groͤßtentheils voll⸗ 
brachte Verwandlung einer Pflanze in die 
andere, z. B. der Nicot. ruſt. in eine Nicot. 
panic. und der Nicot. panic. in eine Nicot. 
ruft. iſt vielleicht ſchon allein hinreichend, 
die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher rege 
zu machen. Ich glaube durch dieſe Ent⸗ 
deckung in den Augen derjenigen, die eine 
Sache nach ihrem innern Werthe zu ſck ddr 
A 2 gen 


4 Nee Eee 


gen wiſſen, wo nicht mehr, doch zum we⸗ 
nigſten eben ſo viel geleiſtet zu u haben, als 
wenn ich Bley in Gold, oder Gold in 
Bley verwandelt haͤtte. Man hat die 
Verwandlung der Metalle ſchon von ural⸗ 
ten Zeiten her für möglich gehalten; es 
iſt aber, meines Wiſſens, noch niemand 
eingefallen, daß es möglich waͤre, eine 
Pflanze in die andere, oder ein Thier in 
das andere zu verwandeln; vermuthlich, 
weil man ſich die Schwierigkeiten, die der 
Verwandlung organiſcher Weſen im 
Wege ſtehen moͤchten, unendlich groͤßer, 
als bey den unorganiſchen, metalliſchen 
Koͤrpern vorgeſtellt hat. Und doch iſt die⸗ 
ſes durch ſo viele Jahrhunderte hindurch 
von ſo vielen vergeblich unternommen, je⸗ 
nes hingegen in wenigen Jahren und zwar 
von dem erſten, der es geſucht, groͤßten⸗ 
theils gluͤcklich zu Stande gebracht worden. 
Vielleicht erweckt es bey einigen mei⸗ 

ner Leſer ein Vergnuͤgen, wenn ich ihnen 
zeige, daß die Theorie der Alchymiſten 
von dem Wachsthum und der Veredlung 
der Metalle mit derjenigen, die ich von 
der Erzeugung 95 Pflanzen und von der 
Ver⸗ 


Wente n ehe 5 


Verwandlung einer Pflanze in die andere 
gegeben, ſehr viel uͤbereinkoͤmmt. Die 
Alchymiſten nehmen zweyerley Saamen 
an, vermittelſt deren die Vermehrung und 
Verwandlung der Metalle geſchehen ſoll. 
Der maͤnnliche iſt, wie ſie behaupten, ſchwe⸗ 
felichter Natur, und beſitzt die Kraft, den 
fluͤßigen, merkurialiſchen, weiblichen Saa⸗ 
men feuerbeſtaͤndig zu machen, und mit 
ihme einen feſten Körper zu bilden. Er 
hat die Eigenſchaft, daß er den ganzen 
reinen merkurialiſchen Theil eines im Fluſſe 
begriffenen Metalls in ſeine Natur verwan⸗ 
delt, alle andere Theile aber, die nicht mer⸗ 
kurialiſch ſind, verzehrt. Die Erzeugung 
und Verwandlung der Pflanzen geſchieht 
ebenfalls durch einen maͤnnlichen und weib⸗ 
lichen Saamen. Der erſtere iſt oͤhlichter 
oder ſchwefelichter Natur; welches unter 
andern auch daraus offenbar erhellet, daß 
man ſich deſſen bey der Reduction der me⸗ 
talliſchen Kalke, ſtatt eines mineraliſchen 
Schwefels, bedienen kann. Durch die Ver⸗ 
einigung dieſer beeden Saamen entſteht 
ein feſter, organiſcher Koͤrper, die erſte 
Grundlage der kuͤnftigen Pflanze. Bey 

A 3 der 


* mente n mae | 
der Verwandlung einer Pflanze in die an⸗ 
dere geſchieht nach und nach eben das, was 
nach der Theorie der Alchymiſten bey der 
Verwandlung eines Metalls in das andere 
auf einmal geſchehen ſoll; es wird naͤmlich 
bey einem Baſtarte im aufſteigenden Grade 
die eigenthuͤmliche Natur von der fremden 
nach eben dem Maaße verdrungen, nach 

welchem die letztere von einer Zeugung zur 
andern uͤber die erſtere das Uebergewicht 
bekommt. Wer weiß, wenn anders die 
Theorie von dem metalliſchen Saamen 
und von der natuͤrlichen oder kuͤnſtlichen 
Verwandlung der Metalle keine bloße Chi⸗ 
mare iſt, ob die Alchymiſten ihren Endzweck 
nicht eher erreicht haben würden, wenn fie | 
bey ihrer wichtigen Unternehmung eben 
diejenigen Regeln beobachtet haͤtten, nach 
denen man ſich bey der Verwandlung der 
Pflanzen nothwendigerweiſe richten muß? 
Vielleicht it die augenblickliche Verwand⸗ 
lung der Metalle eben ſo unmoͤglich, als die 
Verwandlung der Pflanzen durch eine ei⸗ 
nige Zeugung. Es iſt aber auch dieſe nur 
unter gewiſſen Bedingungen moͤglich. Die 

Pflanzen, zwiſchen denen eine Verwand⸗ 
g N lung 


weine . ene EN, 


lung vorgehen ſoll, muͤſſen 1) fü nahe mit 
einander verwandt ſeyn, daß eine frucht⸗ 
bare Vermiſchung zwiſchen ihnen ſtatt ha⸗ 
ben, und durch die aus derſelben zu erzie⸗ 
henden Baſtarte der Grund zu der kuͤnfti⸗ 
gen Verwandlung gelegt werden kann 
2j muͤſſen dieſe durch eine wechſelsweiſe Ber: 
miſchung erzeugte urſpruͤngliche Baſtarte 
noch einen gewiſſen Grad der Fruchtbarkeit 
von der weiblichen Seite nothwendiger⸗ 
weiſe beſitzen, um ihnen durch eine noch⸗ 
malige Befruchtung das Uebergewicht ge⸗ 
ben zu koͤnnen; und, da oͤfters unter den 
Baſtarten im erſten aufſteigenden Grade 
einige ganz unfruchtbare vorkommen: ſo 
muͤſſen 3) zur Fortſetzung des Verwand⸗ 
lungsverſuchs ſolche genommen werden, die 
von der weiblichen Seite noch frucht⸗ 
bar geblieben ſind. Man ſieht alſo wohl, 
daß die nahe Verwandtſchaft, die durch 
die Baſtartzeugung nicht gaͤnzlich unter 
druͤckte Fruchtbarkeit und das auf einen 
gewiſſen Grad getriebene Uebergewicht die⸗ 
jenigen Grundlagen ſind, auf denen die 
Verwandlung einer Pflanze in die andere 
beruht. 
Eu A 4 Die 


8 DR SV 


Die Verwandlung der Thiere wird ſich 
aller Wahrſcheinlicheit nach auf eben dieſe 
Geſetze gruͤnden, und ſich eben ſo gewiß, als 
bey den Pflanzen, bewerkſtelligen laſſen. 
Warum ſollte man z. B. einen Canarien⸗ 
vogel nicht in einen Haͤnfling verwandeln 
konnen? Denn, da man doch ſchon aus der 
Erfahrung weiß, daß die Fruchtbarkeit der 
von jenem, als 2, und von dieſen, als , 
erzeugten Baſtarte ſich bis auf den zwey⸗ 
ten abſteigenden Grad erſtreckt: ſo iſt es 
ſehr wahrſcheinlich, daß die Verſuche im 

aufſteigenden Grade einen eben ſo gluͤckli⸗ 
chen Erfolg haben werden. Wie weit 
man es aber hierinn in der Alchymie brin⸗ 
gen koͤnnte, will ich denjenigen zur Beur⸗ 
theilung uͤberlaſſen, die eine gruͤndlichere 
Einſicht in dieſer wichtigen Wiſſenſchaft 
beſitzen, als ich. | 


Calw, den 20. Deer. 
1763. 


* . 
\ Ich erhielt im Jahr 1762 aus dem 
2 Saamen des perennirenden Scha⸗ 
ben⸗oder Mottenkrauts mit violet⸗ 
ten Blumen (Verbaſcum phoeni- 
ceum Linn. Sp. Pl. edit. 2d. p. 254. n. 5.) drey 
Pflanzen, wovon ich eine in einen Scherben und 
die andern beyden ins Land verſetzte. Sie fien⸗ 
gen gegen das Ende des Julius alle drey an zu 
bluͤhen. Ich nahm mir ſo gleich vor, es bey 
dieſer Pflanze zu verſuchen, ob ſie ſich mit dem 
Saamenſtaube von vier andern in der Gegend 
von Sulz am Neckar wild wachſenden Gattun⸗ 
gen eben dieſes Geſchlechts befruchten laſſen 
wurde, oder nicht. Der erſte Verſuch wurde 
mit dem Wollkraut mit kleinen weißen Blumen 
(Verbafcum Lichnitis. Linn. Sp. Pl. edit. 2d. 
p. 253. n. 2. 6.) an achtzehen, der zweyte 
mit dem Wollkraut mit großen gelben Blu⸗ 
men (Verbaſcum phlomoides. Linn. Sp. Pl. 
edit. 2d. p. 253. n. 3.) an vier und dreyßig, 
der dritte mit dem ſchwarzen Wollkraut mit Sal⸗ 
a A 5 bey⸗ 


/ 


10 ene cds 


beyblaͤttern und kleinen 1 Blumen Verba- 
fcum nigrum. Linn. Sp. Pl. edit. 2d. p. 253. 
n. 4.) an acht und zwanzig, und der vierte mit 
dem gemeinen Schaben; oder Mottenkraut mit 
großen gelben Blumen (Verbaſcum Blattarid. 
Linn. Sp. Pl. edit. 2d. p. 254. n. 6.) an zwoͤlf 
Blumen erſterwaͤhnten perennirenden Schaben⸗ 
krauts zu verſchtedenen Zeiten, und zwar jedes⸗ 
mal mit dem gluͤcklichſten Erfolge, gemacht. 
Die Kapſeln erreichten ihre völlige Größe, und 
die in ihnen enthaltene Saamen hatten ebenfalls 
alle Kennzeichen der Vollkommenheit an ſich. 
So wenig mich der gluͤckliche Erfolg bey dem 
vierten Verſuche, in Betrachtung der zwiſchen 
2 und N obwaltenden nicht geringen Aehnlich⸗ 
keit, befremdete: ſo ſehr ſetzte mich derſelbe bey 
den andern, und vorzuͤglich bey dem zweyten, 
wegen des ſehr großen Unterſchieds, der zwi⸗ 
ſchen der 2 und ) ſtatt hat, in Verwunderung. 
Das ſeltſamſte aber bey allem dem war, daß ſich 
die 2 durch ihrem eigenen Saamenſtaub nicht bez 
fruchten ließ; es war unter einer großen Menge 
Blumen, die von Zeit zu Zeit damit beſtaͤubt 
worden, nicht eine einige, die nur die allerge⸗ 
ringſte Spuhr einer darauf erfolgten Befruch⸗ 
tung gezeigt haͤtte. Ich glaubte anfaͤnglich den 
wahren Grund dieſes ſonderbaren Umſtandes 
darinn gefunden zu haben, daß dieſe Pflanzen 
etwa in dem erſten Jahre ihrer Bluͤte nicht zu 
ihrer gaͤnzlichen Vollkommenheit gelangt ſeyn 
moͤchten, und bildete mir ein, daß ſie vielleicht 
i in 


Mae ok 11 


en dem zweyten bey mehrern Kraͤften und einem 
ſtaͤrkern Wachsthum dieſen Mangel gaͤnzlich ab⸗ 
legen wuͤrden. Die Erfahrung widerlegte aber 
meine Vermuthung gaͤnzlich: denn es blieben 
alle drey von ihrer maͤnnlichen Seite, in Ab⸗ 
ſicht auf ſich ſelbſt, dieſes Jahr ſo unfruchtbar, als 
im vergangenen. Eben dieſe beſondere Eigen⸗ 
ſchaft bemerkte ich auch den letztern Sommer 
neuerdings wieder an einer andern, die ich erſt 
im verwichenen Fruͤhling in Calw, allwo ich für 
dieſes Jahr die Anlage zur Fortſetzung meiner 
Verſuche und Beobachtungen gemacht hatte, 
aus dem Saamen erzogen. Ich halte mich 
aber, da ich doch gegenwaͤrtig keinen ſichern 
Grund davon zu geben weiß, nicht laͤnger da⸗ 
bey auf, ſondern komme vielmehr wieder auf die 
aus erſtangezeigter vierfachen Verbindung er⸗ 
haltene Saamen. Sie waren kaum reif, als 
ſich ſchon die Einbildungskraft, die bey derglei⸗ 
chen Faͤllen gemeiniglich rege wird, mit Huͤlfe 
der Theorie in die Beſtimmung der Geſtalt und 
Farbe der kuͤnftig daraus zu erwartenden Pflan⸗ 
zen miſchte, ehe es noch einmal ausgemacht 
war, ob auch eben dieſe Saamen aufgehen 
würden. Die von dem erſten Verſuche ſollten 
weißlicht⸗ violette, und die von den übrigen grüne 
Blumen hervorbringen. Doch ich beſinne mich, 
daß meine Leſer keine Beſchreibungen eingebil⸗ 
deter, ſondern wirklicher Pflanzen von mir er⸗ 
warten. Hier ſind ie 0 


§. 2. 


12 e e 
6512; 
I. Verſ. 


Verbafe. phoeniceum. 2 
Verbaſc. Lichnitis fl. alb. „A 


Es giengen von den Saamen, die aus vier 
von dieſem Verſuche erhaltenen Kapſeln genom⸗ 
men und den 7 April 1763 in ein Miſtbeet ges 
ſaͤet worden, den 21 dieſes Monats, und alſo 
in einer Zeit von vierzehen Tagen, viele auf. 

Ich verſetzte vom 20728 May eilf junge Pflan⸗ 
zen ins Land, und ſechs in Scherben. Die letz⸗ 
tern kamen dieſes Jahr nicht zur Bluͤte, jene 
hingegen fiengen vom 17 Jul. bis zum 10 Aug. 
an zu bluͤhen. Die groͤßte Hoͤhe einiger dieſer 
Pflanzen betrug nach erreichtem völligen Wachs⸗ 
thum 5% 10%; die, kuͤrzeſten oder ſchwaͤchſten 
unter ihnen waren 4, die von mittlerer Größe 
aber 4’, 510 hoch. Die groͤßten Blaͤtter, naͤchſt 
über der Wurzel, waren nicht viel über 1“ lang, 
und 5“ breit, länglicht „ an der Unterflaͤche mit 
einer ſehr feinen Wolle beſetzt, ſattgruͤn, und 
hie und da mit einer Purpurfarbe unterlaufen. 
Eben dieſe roͤthlichte Farbe zeigte ſich auch, wie⸗ 
wohl nur in einem ſehr geringen Grade, an den 
Hauptnerven derſelben. Die untern an dem 
Hauptſtengel befindlichen Blaͤtter waren gegen 
den Grund hin nach Proportion ſchon etwas 
breiter, als jene, und vornen mehr zugeſpitzt; 
daher ſich auch ihre Geſtalt mehr einer eyfoͤrmi⸗ 


gen als laͤnglichten naͤherte. Diejenigen, aus 
deren 


Wee N ene 13 


deren Winkel Blumen hervorkamen, waren an 
dem Grunde beynahe herzfoͤrmig ausgeſchnitten, 
mehr rundlicht, als eyfoͤrmig, und liefen gegen 
ihr aͤußeres Ende hin gleichſam auf einmal in 
eine ziemlich ſcharfe und lange Spitze aus. Die 
Kerben waren an den unterſten Blaͤttern etwas 
irregulair und ziemlich ſtumpf, an den obern 
hingegen, und beſonders an denen, aus deren 
Winkeln Blumen hervorkamen, faſt dreyeckicht 
und ſpitzig zugeſchnitten. Alle aber kamen darinn 
mit einander uͤberein, daß ſie ohne Stiel unmit⸗ 
telbar an den Stengeln und Aeſten ſaßen, und 
einen nach verſchiedenen Richtungen eingeboge⸗ 
nen Rand hatten. Aus dem ſehr langen und 
geſchlanken Hauptſtengel, deſſen größter Durch⸗ 
meſſer ungefaͤhr einen halben Zoll betrug, kamen 
nicht weit uͤber der Wurzel, in kleinen Entfernun⸗ 
gen von einander, einige ebenfalls lange und ge⸗ 
ſchlanke Seitenſtengel unter einem ziemlich ſpitzi⸗ 
gen Winkel hervor, theilten ſich nicht weit von 
ihrem Urſprunge auf eine gleiche Weiſe wieder 
in einen oder etliche Aeſte, und ſtunden wegen 
des ziemlich ſpitzigen Winkels, unter welchem ſie 
ihren Urſprung zu nehmen pflegen, faſt ganz 
parallel, und mithin auch ſehr nahe aneinander. 
Die Anzahl der Seitenſtengel mit ihren vor⸗ 
nehmſten Aeſten, den Hauptſtengel mit einge 
rechnet, belief ſich bey den magerſten Pflanzen 
auf fünf bis ſechs, und bey den fetteſten auf ze⸗ 
hen bis zwoͤlf. Die meiſten der vornehmſten 
Blaͤtter ſtunden in einiger Entfernung von der 

Erden, 


14 ae N 


Erden, namlich da, wo ſich der Hauptſtengel 
in Seitenſtengel, und dieſe ſich in Aeſte theil⸗ 
ten, nahe bey einander. Auf dieſe folgten ſo 
gleich, nicht weit von dem Urſprunge erſtgedach⸗ 
ter Stengel und Aeſte, diejenigen, deren Win⸗ 
kel mit Blumen beſetzt waren. Da die Blumen 
ſchon ſo tief unten ihren Anfang nahmen, die 
auf ſie paſſenden Blaͤtter aber von dem unter⸗ 
ſten Theil der Stengel an bis gegen ihr aͤußer⸗ 
ſtes Ende an Groͤße immer abnahmen, und ſich 
noch weit unter dieſem ſchon in ſehr kleine, ſchmale 
und ſpitzige Schuppen verwandelten, und uͤber⸗ 
dem ihre mittlere Entfernung von einander doch 
ungefaͤhr einen halben Zoll ausmachte: ſo hat⸗ 
ten die Stengel, die ohnedem ſehr lang und ge⸗ 
ſchlank waren, ein ziemlich nackendes und blaͤt⸗ 
terloſes Anſehen. Der groͤßte Abſtand zwiſchen 
zweyen Blaͤttern, aus deren Winkel Blumen 
hervorkommen, betrug gemeiniglich etwas uͤber 
einen Zoll, und der kleinſte an den aͤußerſten En⸗ 
den der Stengel etliche Linien. Eben dieſe Blaͤt⸗ 
ter fiengen ſchon weit unter dem aͤußern Ende der 
Stengel und Aeſte an, ihre Kerben nach und 
nach abzulegen, und wurden endlich ſo klein und 
unſcheinbar, daß ſie eher eine Art von Blumen⸗ 
ſchuppen, als Blaͤtter vorſtellten. Gemeinig⸗ 
lich kamen aus dem Winkel einiger der unter⸗ 
ſten Blaͤtter nur zwo Blumen hervor, ihre An⸗ 
zahl vermehrte ſich aber bald bey den naͤchſt dar; 
auf folgenden auf drey bis vier, und noch wei⸗ 
ter hinauf wohl auf fünf bis ſechs, ſtieg aber 10 
na 


Ka = ee 15 


nach und nach gegen das aͤußerſte Ende der 
Stengel und Aeſte wieder bis auf zwo, ſelten 
bis auf eine herunter. Die unterſten Blumen 
waren, wie bey allen Gattungen dieſes Ge⸗ 
ſchlechts die erſten, die zu bluͤhen anfiengen; es 
bluͤhten aber, wie bey eben dieſen, nicht alle zu ei⸗ 
nem Blatte gehoͤrige auf einmal, ſondern zu 
verſchiedenen Zeiten, und alſo immer einige 
ſpaͤter, als die andern. Die Stengel waren 
mit einer zarten und duͤnnen Wolle bedeckt, und 
der Laͤnge nach eckicht geſtreift. Die Blumen 
ſaßen alle auf Stielchen, die aus dem Grunde 
oder vielmehr aus dem Winkel entſpringen, den 
dieſe mit dem Stengel machen. Die laͤngſten 
dieſer Stielchen waren 8“, und die kuͤrzeſten 3“ 
lang, und mit einer zarten und duͤnnen Wolle 
bedeckt. Mit eben dergleichen war auch die 
aͤußere Flaͤche des Blumenkelchs und der Eyer⸗ 
ſtock verſehen. Die Einſchnitte des Blumen⸗ 
kelchs waren ziemlich ſchmal, und ſpitzten ſich 
von ihrem Grunde an bis an ihr aͤußerſtes Ende 
nach und nach zu. Das Blumenblatt war weiß⸗ 
lich⸗violet, einen Zoll breit, und in fuͤnf ungleiche, 
faſt ovale oder vielmehr umgekehrt eyfoͤrmige 
Lappen abgetheilt, deren unterſter der groͤßte, 
die beeden mittlern etwas kleiner, und die zween 
oberſten die kleinſten waren. Der mittlere Theil 
deſſelben war zunaͤchſt an der kurzen Blumen⸗ 
roͤhre hie und da etwas gelblicht, und mit eini⸗ 
gen dunkelpurpurrothen Streifen von ungleicher 
Laͤnge, die ſich gegen die Blumenlappen hinzo⸗ 

gen, 


16 Sende n g ehe 


gen, durchſchnitten. Die Staubfaͤden waren 
hochgelb und die Haare, womit ſie beſetzt ſind, 
violet oder purpurroth, diejenige ausgenommen, 
die zunaͤchſt unter den Koͤlbchen der drey ober⸗ 
ſten kuͤrzern Staubfaͤden ſtunden, und eine weiß⸗ 
lichte Farbe hatten. Die Koͤlbchen waren 
ſchwaͤrzlicht, und der Saamenſtaub pomeran⸗ 
zengelb. Der Eyerſtock war oval, der Stiel 
violet und das Stigma gruͤnlicht. Die ganze 
Anzahl Blumen, die ſich von dem Anfange der 
Bluͤtezeit an bis an das Ende derſelben gezeigt 
hatten, belief ſich an einer der vollkommenſten 
und groͤßten Pflanze auf 3154, ohne diejenigen, 
die noch an den aͤußerſten Enden der Stengel 
ſaßen, und wegen eindringender Kaͤlte nimmer 
zur Vollkommenheit kamen. | 


Eben derſelben Vergleichung mit ihrem, 
Mutter⸗ und Vaterpflanze. 
Stengel: mehrere, dickere, ſtaͤrker geſtreifte, 
als bey 2; aber wenigere, duͤnnere, 
und nicht fo tief geſtreifte, als bey A. 
Der Winkel, den die Seitenſtengel bey 
ihrem Urſprunge mit dem Hauptſten⸗ 
gel machen, ſtumpfer, als bey x; aber 
ſpitziger, als bey . Desgleichen 
kuͤrzere Seitenſtengel und Aeſte, als 
bey 2, aber laͤngere, als bey 0, und 
der Urſprung derſelben in einer größern 
Entfernung von der Wurzel, als bey 5 

aber in einer kleinern, als bey . 


Bl 


Wente > 70 33 


duͤnne und geſchlanke Hauptſtengel, deſſen größter 
Durchmeſſer “ betrug, theilte ſich naͤchſt an 
der Wurzel in ebenfalls lange, duͤnne und ge⸗ 
ſchlanke Seitenſtengel, und dieſe ſich wieder in 
Aeſte, die alle in kleinen Entfernungen von ein⸗ 
ander, und wegen des ſehr ſpitzigen Winkels, 
unter dem ſie entſpringen, faſt ganz parallel bey⸗ 
ſammen ſtunden. Die Seitenſtengel waren zum 
Theil ſo lang, daß ſie dem Hauptſtengel in der 
KLaͤnge wenig nachgaben; und eben dieſes Ver; 
haͤltniß zeigte ſich auch zwiſchen den Seitenſten⸗ 
geln und ihren Aeſten. Die Anzahl der Seiten⸗ 
ſtengel und ihrer vornehmſten Aeſte, den Haupt⸗ 
ſtengel mit eingerechnet, belief ſich bey der groͤßten 
und vollkommenſten dieſer Pflanzen auf fuͤnf und 
dreyßig/ und bey einer andern etwas kleinern auf 
acht und zwanzig. Auf die vornehmſten Blaͤt⸗ 
ter folgten fo gleich nicht weit uͤber dem Urſprunge 
der Seitenſtengel diejenigen, aus deren Win⸗ 
keln Blumen hervorkamen. Es wurden aber 
dieſe von unten nach oben zu allmaͤlig immer klei⸗ 
ner und ſpitziger, und verwandelten ſich ſchon 
noch ſehr weit unter den Enden der Stengel in 
ſehr kleine, ſchmale und ſpitzige Schuppen; da⸗ 
her es denn kam, daß die Stengel dieſer Pflanze, 
die ohnehin ſehr lang und geſchlank waren, ein 
noch kahleres und nackenderes Anſehen hatten, 
als bey allen vorgehenden Gattungen. Ihre 
größte Entfernung von einander betrug 1“, 6”, 
9%, die mittlere ohngefaͤhr 9“, und die kleinſte 
230. Die Blumen ſtunden, wie bey der 
C Vater⸗ 


34 ME wee 


Vater⸗ und Mutterpflanze, durchaus nur einzeln 
auf langen Stielchen, die faſt einen rechten Win⸗ 
kel mit dem Stengel machten. Die laͤngſten 
dieſer Stielchen waren 78“ lang. Die Sten⸗ 
gel und Blumenſtielchen, desgleichen der Blu⸗ 
menkelch und Eyerſtock waren mit ſehr zarten 
und ganz duͤnne und horizontal ſtehenden kol⸗ 
bichten Haͤrchen beſetzt, wie bey der 2 und . Der 
Blumenkelch war in faſt gleich große lanzenfoͤr⸗ 
mige Einſchnitte, und das Blumenblatt, das 
gemeiniglich einen Zoll und drey Linien breit 
war, und ſich, wie bey der Mutter⸗ und Vater⸗ 
pflanze ſehr leicht von jenem abloͤſen ließ, in fünf 
rundlichte Lappen von ungleicher Groͤße abge⸗ 
theilt. Dieſes letztere war von einer blaſſen 
purpurroͤthlichen Farbe, die ziemlich ſtark ins 
rußichte oder ſchwaͤrzliche ſpielte, und eben nicht 
ſonderlich angenehm in die Augen ſtel. An ei⸗ 
nigen Stellen, und beſonders in der Mitte, 
naͤchſt bey dem Urſprunge der Staubfaͤden, ſtach 
das gelblichte merklich vor, und innerhalb dieſem 
zeigte ſich ein etwas dunkler purpurroͤthlicher 
Kreiß, der ſich mit kurzen Streifen und Adern 
uber gedachten gelblichten Grund ausbreitete. 
Die Staubfäden waren in der Mitte purpur⸗ 
farbicht, unten und oben aber hochgelb. Die 
an ihnen befindliche Wolle war violetpurpurfar⸗ 
bicht, diejenige ausgenommen, die den obern 
Theil der drey kuͤrzern oder obern Staubfaͤden 
beſetzte, und eine gelblichtweiſe Farbe hatte. 
Die Koͤlbchen waren unten gelblicht, und eden 
. en 


ee Er 35 


den Rand hin ſchwaͤrzlicht. Der Eherſtock war 
beynahe kegelfoͤrmig; der Stiel groͤßtentheils 
purpurfarbicht, und das Stigma gruͤnlicht. 
Die ganze Anzahl Blumen belief ſich bey einer 
von mittlerer Groͤße und Vollkommenheit, die 
den 28 Jul. zu bluͤhen angefangen hatte, auf 
18913 diejenigen nicht mitgerechnet, die noch 
an den aͤußerſten Enden der Stengel und Aeſte 
ſaßen, und ſich bey Abegeende 25 nimmer 
öffnen wollten. 


Eben derſelben Vergleichung! mit ihrer 
Mutter⸗ und Wepa an 
Stengel: faſt wie bey 2 und o. 
Blätter: laͤnglichtere, ſpitzigere und in Verhäͤlt 
niß gegen ihre Laͤnge ſchmalere, als 
bey 25. hingegen kuͤrzere, ſtumpfere 
und breitere, als bey o. Die Ker⸗ 
ben größer, tiefer und erhabener, als 
bey 2; aber kleinere, nicht w on 
und erhabene, als bey ;. 
Blumenſtielchen: faſt wie bey 2 und Ai 
Blumen: größere, als bey 2, aber as 
als bey G; im uͤbrigen wie bey * 
und . 
Blumenkelch: groͤßerer, mit laͤnglichtern und 
ſpitzigern Einſchnitten, als bey 2; 
aber kleinerer, mit breitern und fun 
pfern Einſchnitten, als bey G. | 
Blumenblatt: größeres, als bey 25 aber Hei 
neres, als bey 
E 2 Staub⸗ 


36 ente . Nene 


Staubfaͤden: laͤngere, mit nicht fo‘ schwarzen 
Koͤlbchen, als bey 2; aber kuͤrzere, 
1 ſwärzichtem RER als 

ey G 


e ſtumpferer Eyerſtock als bey 95 aber ſpi⸗ 
tzigerer, als bey o; längerer und weni; 
ger gebogener Stiel, als bey ; aber 

kuͤrzerer und nicht ſo gerade ausge⸗ 
ſtreckter, als bey A. Kleineres Stigma, 
als bey 2; aber 1 als bey o.. 


8. 6. 
Aus den eſhräb ungen diefer vier Baſtart⸗ 
pflanzen erhellet zur Genuͤge; daß ſie zwiſchen 
ihrer gemeinſchaftlichen Mutter und ihren vier 
verſchiedenen Vaͤtern in allen Stuͤcken die mitt 
lere Proportion angenommen haben. Es ſchien 
zwar dem erſten Anſehen nach, als wenn beſon⸗ 
ders die zwote Gattung eine groͤßere Aehnlichkeit 
mit ihrer Vaterpflanze, als mit ihrer Mutter⸗ 
pflanze haͤtte: denn ſie hatte in der That von je⸗ 
ner ſo viel angenommen, daß einer, dem ihre 
Erzeugung unbekannt geweſen waͤre, ſo leicht 
nicht auf die Vermuthung gekommen ſeyn wuͤr⸗ 
de, daß fie die 2 zur Mutter gehabt hätte. Als 
lein, zu geſchweigen, daß man bey einer naͤhern 
Betrachtung von ihrer mittlern Aehnlichkeit ſo 
gleich uͤberzeugt wird, fo kann man nach einer 
kleinen Ueberlegung leicht einſehen, daß man 
ſich, bey dieſem Baſtarte eine größere Aehnlich⸗ 
keit zwiſchen feinem 8, als zwiſchen feiner 2 
anzu⸗ 


e . Se 37 


anzunehmen, durch folgenden Umſtand verfuͤh⸗ 
ren laͤßt: je groͤßer der Unterſchied zwiſchen zwey 
dergleichen Pflanzen iſt, deſto groͤßer und merk⸗ 
licher muß auch die Veraͤnderung ſeyn, die bey 

einer Baſtartzeugung an der 2 vorgeht; und je 
größer und merklicher dieſe iſt, deſto mehr Be⸗ 
fremdung und Eindruck muß ſie auch bey dem⸗ 
jenigen erwecken, der ſich bey einer anzuſtellen⸗ 
den Vergleichung den großen Unterſchied zwi⸗ 
ſchen zwo dergleichen Pflanzen lebhaft vorſtellt, 
und noch nebenher immer in Gedanken eine 2 
vor ſich zu haben glaubt. Je geringer hingegen 
der Unterſchied zwiſchen den beyden natuͤrlichen 
Gattungen iſt, deſto geringer und unmerklicher 
muß auch die Veraͤnderung ſeyn, die bey ihrer 
Vereinigung an der 2 geſchieht, und deſto we⸗ 
niger Aufſehen kann ſie machen. Man wird da⸗ 
her gewiß ſo leicht nicht auf den Gedanken kom⸗ 
men, den Baſtarten des IV. Verſ. mehr Aehn⸗ 
lichkeit mit ihrem o, als mit ihrer 2 zuzuſchrei⸗ 
ben; wozu man hingegen durch die vom Il. Verſ. 
gar leicht verfuͤhrt werden kann. Vielleicht bin 
ich aber auch mit der Zeit im Stande, durch den 
umgekehrten Verſuch von einer jeden dieſer vier 
Verbindungen unumſtoͤßlich zu erweiſen, daß 
die beyderley Naturen einander das vollkom⸗ 
menſte Gleichgewicht halten: denn, wenn die 
daraus zu erziehende Pflanzen mit den bereits 
erzeugten uͤbereinkommen; ſo iſt es offenbar, 
daß die Natur der einen Gattung bey keinem 
% C von 


38 Wente N eue 


von dieſen Baſtarten uͤber die Natur der andern 
das Uebergewicht haben muß. 

Ich habe oben ſchon ($. 1.) geſagt, daß ich 
in der Einbildung geſtanden ſey, die Pflanzen 
des II, III und IV. Verf. würden grüne Blumen 
hervorbringen: denn ich glaubte, daß aus der 
Vermiſchung von gelb und blau keine andere, 
als dieſe, entſtehen koͤnnte. Allein ich bedachte 
damals nicht, daß die rothe Farbe, welche bey 
den violetten Blumen der 2: mit der blauen ver 
einiget iſt, dieſer ſonſt natuͤrlichen Folge im 
Wege ſtehen, und alſo etwas ganz anders her⸗ 
auskommen koͤnnte. Ein einiger Umſtand be⸗ 
nahm mir erſt lange hernach auf einmal alle Hoff⸗ 
nung, gruͤne Blumen zu erhalten. Ich legte 

naͤmlich im verwichenen Fruͤhjahr, zu einer Zeit, 

da die Baſtarte noch nicht bluͤhten, eine Blume 
von dem Verbaf. phoenic. auf eine Blume von 
dem Verbafe. Thapſ. und hielt beyde gegen das 
Licht; es zeigte ſich mir aber keine gruͤne, ſon⸗ 
dern ungefaͤhr eine ſolche Farbe, dergleichen die 
Blumen erſtgedachter Baſtarte nachher wirklich 
bekommen haben. Ungeachtet nun jene hoͤchſt ſelt⸗ 
ſam und vielleicht das einige und erſte rechte Bey⸗ 
ſpiel in dem ganzen Pflanzenreiche geweſen wäre; 
ſo iſt doch auch dieſe ſchon ungewoͤhnlich genug, 
und, vornehmlich bey der II und III. Gattung, 
von einer ſo beſondern Art, daß man gewiß we⸗ 
nig, und vielleicht gar keine ihres gleichen unter 
den natuͤrlichen finden wird. Was die Schoͤn⸗ 
heit dieſer vier Baſtartpflanzen e D 
glaube 


oe WE ke 39 


glaube ich nicht zu viel zu ſagen, wenn ich bez 
haupte, daß die erſte und zweyte darinn die na⸗ 
tuͤrlichen noch uͤbertroffen haben. Die erſte be⸗ 
ſonders war von einem ſo praͤchtigen und liebli⸗ 
chen Anſehen, daß die Blumenliebhaber keinen 
Anſtand nehmen werden, ihr in ihren Gaͤrten 
einen vorzuͤglichen Platz einzuraͤumen. Auch die 
dritte nahm ſich nicht uͤbel aus; wenigſtens war 
ſie viel ſchoͤner, als ihr Vater. Hingegen hat⸗ 
ten die Blumen der vierten eine etwas traurige 
und unangenehme Farbe, und kamen denen von 
der Mutter⸗ und Vaterpflanze an Schoͤnheit 
lange nicht bey. Die Saamenſtaͤubchen hatten 
zwar bey einer jeden dieſer vier Baſtartpflanzen 
eine ziemlich regulaire elliptiſche Geſtal t, waren 
aber gegen die natuͤrlichen ſehr klein, und ent⸗ 
hielten nur eine ganz geringe Quantitaͤt gelben 
Oels. Die Staubkoͤlbchen oͤffneten ſich theils 
gar nicht, theils nur ein wenig, und dis ge⸗ 
ſchah erſt alsdenn, wenn die Blumen ſchon an⸗ 
fiengen, welk zu werden. Gemeiniglich blieben 
die Blumen etliche Tage lang friſch; da ſie hin⸗ 
gegen bey den natürlichen. nur einen Tag dauren. 
Der Wachsthumstrieb muß bey jenen, den Ba⸗ 
ſtarten namlich, ſtaͤrker ſeyn, als bey dieſen: 

denn ſie kamen alle noch in dem erſten Sommer 
zur Bluͤte; da hingegen einige der letztern unter 
gleichen Umſtaͤnden mit ihnen, erſt im zweyten 
Jahre bluͤhen. Uebrigens waren fie insgeſammt 
von beyden Seiten im hoͤchſten Grade unfrucht⸗ 


bar, indem ſie ſich weder durch ihren eignen 
C4 Saa⸗ 


— 


40 ene d Mee 


RN 


Saamenſtaub, noch durch den von den natuͤrli⸗ 


chen befruchten ließen. Es ſchien zwar bey der 
vierten Gattung, wenn fie mit der beſtaͤubt 
worden, etwas von einer halben Befruchtung 
vorzugehen; der Eyerſtock nahm an Groͤße ei⸗ 
nigermaßen zu, blieb aber dennoch gegen die 
natürlichen ſehr klein, und bis in den fpäten 


Herbſt hinein immer gruͤn und unreif; enthielt 


auch keinen einigen befruchteten Saamen. Die 
Blumen der II, III und IV. Gattung bekamen, 
aus gleichem Grunde mit dem Taback, (Fortſ. 
der vorlaͤuf. Nachr. S. 40.) gegen den Herbſt 
hin eine immer dunklere Farbe, bey welcher das 
violette der 2 über das gelbe der A merklich die 
Oberhand gewann. 

Zum Beſchluſſe dieſes H. will ich hier noch 
10 zwoer Raupen Erwaͤhnung thun, deren eine ſich 
auf dem erſten Baſtart und feinem en, die an⸗ 
dere aber auf dem vierten Baſtart in ziemlicher 
Anzahl eingefunden. Jene kam mit derjenigen 
faſt gaͤnzlich uͤberein, die Friſch in ſeiner In⸗ 
ſectenhiſtorie VI. Theil S. 22. Tab. IX. beſchrie⸗ 
ben und abgebildet hat. Sie ließ ſich die Blaͤt⸗ 


ter von beyderley Pflanzen gleichwohl ſchmecken. 


Die andere war die Raupe von dem Nachtpapi⸗ 


lion mit dem goldenen Buchſtaben A (Linn. Syſt. 


Nat. edit. dec. p. 513. n. 91). Die übrigen natuͤr⸗ 
lichen Gattungen und Baſtarte hingegen muͤſſen 


nicht nach ihrem Geſchmacke geweſen ſeyn; denn 


ich erinnere mich nicht, daß ich jemals eine von 


ie darauf angetroffen hätte. i 
A 7. 


ee wee 4¹ 


V. Verſ. 
Nieot, panic. . 
Nicot. glut. . 


Ich hatte, wie aus meiner Fortſ. der vor⸗ 
laͤuf. Nachr. S. 66. g) erhellet, noch nicht 
alle Hoffnung aufgegeben, aus dieſem Verſuche 
Pflanzen zu erhalten, und ich habe mich auch dar⸗ 
inn keinesweges betrogen: denn es gieng mir von 
einer Kapſel voll Saamen, die ich den 19 April 
in ein der freyen Luft ausgeſetztes Kaͤſtchen ge⸗ 
ſaͤet hatte, den 30 Jun. endlich eine auf. Sie 
wurde den 18 Jul. in einen Scherben verſetzt, 
und den 28 Aug. fieng ſie an zu bluͤhen, nach⸗ 
dem fie eine Höhe von 10 3“ erreicht hatte. Ihre 
unterſten Blaͤtter waren eyfoͤrmig und von ei⸗ 
ner etwas derben Subſtanz, die andern aber 
herzfoͤrmig, hie und da etwas wellenfoͤrmig ein⸗ 
gebogen, und mit einer ziemlich dichten, feinen 
und klebricht anzufuͤhlenden Wolle verſehen. 
Der herzfoͤrmige Ausſchnitt war jedoch bey den 
meiſten nicht ſo gar tief, der Rand nicht ſo 
ſtark eingebogen, und der Saft, den ihre Haare 
ausſchwitzten, nicht fo klebricht, als bey der o“, 
ob ſich gleich eben hierinn zwiſchen ihnen und de⸗ 
nen von der 2 ſchon ein ſehr merklicher Unter⸗ 
ſchied zeigte. Ihre Farbe war um ein merkli⸗ 
ches blaſſer, als bey der 2, doch noch nicht ſo 
blaßgelblichtgruͤn, als bey der .. Mit dem 
beſonders ſtarken arcade Geruche, ia 

C 5 


42 ee 


ſich die glut. von allen andern Gattungen diefes 
Geſchlechts, befonders aber von der ruft. und 
panic. unterſcheidet, hatte es eine gleiche Be⸗ 
wandtniß: denn ob er gleich bey dieſem Ba⸗ 
ſtarte in einem geringern Grade zu ſpuͤhren war, 
als bey jener, ſo kam er doch demſelben ſeiner 
Art nach ſchon ziemlich bey, und zeigte nebſt den 
uͤbrigen Merkmalen offenbar an, daß ſich die 
Natur der * mit der Natur der 2 aufs ge⸗ 
naueſte vereiniget haben mußte. Die Stiele 
der Blaͤtter ſchienen mir nach Proportion um 
ein merkliches laͤnger zu ſeyn, als bey der L. 
Aus dem Winkel der obern Blaͤtter kamen gleich 
bey dem Anfange der Bluͤtezeit neben dem Haupt⸗ 
ſtengel drey lange Seitenſtengel hervor. Mit 
eben dergleichen waren auch damals zwey der 
mittlern Blaͤtter verſehen; ſie kamen aber jenen an 
Groͤße nicht bey, und an den unterſten zeigten ſich 
noch kleinere, als dieſe. Die Richtung der Blumen 
ſchien zwiſchen der unbeſtimmten der 2 und der 
einſeitigen der * das Mittel zu halten. Der 
Blumenkelch war groͤßer und mit laͤngern und 
mehr ruͤckwaͤrts gebogenen Einſchnitten begabt, 
als bey der 2; hingegen kleiner, mit kuͤrzern 
und nicht ſo ſehr ruͤckwaͤrts gebogenen Einſchnit⸗ 
ten, als bey der *: das Blumenblatt durchaus 
viel groͤßer, breiter und weiter, auch an Farbe 
viel blaſſer, als bey der 2, doch in allem die⸗ 
fen ungleich weniger, als bey der 7: der Blu⸗ 
menrand bey den erſten Blumen ganz hellgruͤn⸗ 
gaht und hie und da mit einer ſehr ſchwachen 

Roͤthe 


oe ak 43 


Roͤthe unterlaufen, bey den darauf folgenden 
aber von einer ziemlich hohen rothen Farbe, die 
ſich auch, wiewohl in einem ungleich geringern 
Grade, bis uͤber den Bauch der Blumenroͤhre 
hin verbreitete. Dieſer letztere war nebſt dem 
Blumenrande viel ſtaͤrker abwaͤrts gekuͤmmt, 
als bey der L, doch noch lange nicht ſo ſtark, als 
bey der *. So ſtund auch der Rand der Blu⸗ 
me nimmer ſo flach auseinander, und gab der⸗ 
ſelben keine ſo freye und runde Oeffnung mehr, 
als er bey der 2 zu thun pflegt. Die Staub: 
koͤlbchen waren, ungeachtet ſie nur leere und 
untaugliche Staͤubchen enthielten, doch groͤßer, 
als die von der 2, aber kleiner, als bey der N. 
Eben dieſes Verhaͤltniß zeigte auch der Eyerſtock 
und das Stigma dieſer Blumen. Die Laͤnge 
des Blumenkelchs von ſeinem Grunde an, bis 
an die Spitze des laͤngſten und ausgeſtreckten 
Einſchnitts war 6“. Die groͤßte Breite von 
einem Ende des ganzen Blumenrandes bis zum 
andern, quer uͤber die Blume gemeſſen 8“. 
Die Breite (oder vielmehr Laͤnge) des abſtehen⸗ 
den Blumenrandes ſelbſt 37. Der Durchmeſ⸗ 
ſer der Blumenroͤhrenoͤffnung zwiſchen dem Ran⸗ 
de 3¼/, Der Durchmeſſer des Blumenroͤhren⸗ 
bauchs unter dem Rande 33“. Die Laͤnge des 
Eyerſtocks, die gelblichte Subſtanz mit einge⸗ 
ſchloſſen 15“, und der Durchmeſſer deſſelben 
uͤber der gelblichten Subſtanz 14. Eine ums 
ſtaͤndlichere Ausmeſſung dieſer Blumen will ich 
auf eine andere Gelegenheit verſpahren. Gegen⸗ 
waͤrtig 


* 


44 ente n Wente 

waͤrtig finde ich von dieſer Baſtartpflanze ſonſt 
nichts weiter zu melden für noͤthig, als daß ich 
fie, wie die aus der mai. vulg. L und glut. o. 
erzeugten Baſtarte, (Fortſ. der vorlaͤuf. 
Nachr. S. 27, f. 17 XVI. Verſ.) fo wohl von 
ihrer maͤnnlichen als weiblichen Seite, im hoͤch⸗ 
Rn Grade unfruchtbar befunden habe. 


$. 8. 
VI. Verſ. 
ruſt. 29 
Nicot. panic. N, 1 88 id 
panic. , 
Nicot. glut. N. 


Von vier Kapſeln voll Saamen, die theils 
den 8 April in ein Miſtbeet, theils den 18 April 
in ein der freyen Luft ausgeſetztes Kaͤltchen ge⸗ 
ſaͤet worden, erhielt ich vom 15 bis zum 24 Jun. 
fuͤnf junge Pflanzen. Eine derſelben, die im 
Miſtbeete aufgegangen und auch darinn ſtehen 
geblieben iſt, fieng den 5 Sept. an zu blühen; 
drey andere, die den 16, 18 und 21 Jul. in 
Scherben verſetzt worden, zeigten vom 17730 
Aug. die erſten Blumen; die fuͤnfte hingegen, 
die ich den 2 Aug. ins Lau „ hatte, 9 5 


Anm. Es war 2 eben diejenige, von welcher 
in der Sortſ. der vorläuf. Nachr. S. 18 
gemeldet worden, daß ſie unter allen die groͤßte 
ens mit der panic. gezeigt haͤtte. 


Ho N Rete 45 


noch vor der Bluͤte durch den erſten Froſt um. 

Alle dieſe Pflanzen ſind von der vorhergehenden 
($ 7. V. Verſ.) wenig und bloß darinn unterſchie⸗ 
den geweſen, daß ihre Blaͤtter etwas weniger 
herzfoͤrmig, mit einer nicht ſo dichten und etwas 
groͤbern Wolle beſetzt, die Feuchtigkeit derſelben 
nicht vollig fo zaͤhe und von einem etwas ſchwaͤ⸗ 
chern Geruche, und die Blumen um etwas we⸗ 
niges, und zwar verhaͤltnißweiſe gerade um ſo 
viel kleiner waren, als die Blumen der kuͤnſtli⸗ 
chen 2 des gegenwaͤrtigen Verſuchs von den na⸗ 
tuͤrlichen 2 des vorhergehenden an Groͤße uͤber⸗ 
troffen wurden; in Anſehung der Unfruchtbar⸗ 
keit und uͤbrigen Eigenſchaften aber bemerkte ich 
nicht den geringſten Unterſchied zwiſchen ihnen. 
Eben ſo wenig habe ich auch an einer von dieſen, 
bey deren durch den gegenwaͤrtigen Verſuch be⸗ 
werkſtelligten Erzeugung die auf dem Stigma 
der g verſammlet geweſene eigene weibliche Feuch⸗ 
tigkeit, vermittelſt kleiner Stuͤckchen Fließpapier 
hinweggenommen, und ſtatt ihrer die von der 
fo genannten peren. aufgetragen worden, das 
allergeringſte finden koͤnnen, wodurch ſie ſich vor 
den andern vieren, bey welchen keine ſolche Ver⸗ 
wechſelung gedachter Feuchtigkeit vorgegangen, 
beſonders ausgezeichnet hätte, 


46 ene e wee 


VII. Dar. 
Nicot. panic. g. 
Nicot. tranfylv. A 4 


Aus dieſem Verſuche erhielt ich von zwey 
Kapſeln voll Saamen, die den 18 und 19 April in 
ein der freyen Luft ausgeſetztes Kaͤſtchen gefäet 
worden, den 19 Jun. eine junge Pflanze, und 
einen Monat ſpaͤter noch vier andere. Die letz⸗ 
tern verdarben noch in ihrer fruͤhen J Jugend, jene 
hingegen wurde den 18 Jul. in einen Scherben 
verſetzt, in welchem fie den 7 Oct. zu bluͤhen an⸗ 
fieng. Die Blaͤtter waren faſt eyfoͤrmig, et⸗ 
was gelblichtgruͤn, und mit feinen, dichten und 
ziemlich langen Haaren beſetzt. Sie hatten kei⸗ 
nen Stiel, ſondern ihre Subſtanz lief in einiger 


Entfernung von dem Grunde, unter der Geſtalt 


eines etwas breiten und wellenfoͤrmig eingebo⸗ 
genen Saums, bis an den Stengel hin, und um⸗ 
faßte denſelben einigermaßen. Die Blumen⸗ 
ſtielchen waren ziemlich bagrich, und hatten 
eine Länge von ungefaͤhr 5“ Die Blumen 
hielten in Anſehung ihrer Groͤße und Geſtalt 
das Mittel zwiſchen denen von der 2 und ga. 
Der Blumenkelch war blaßgeünii cht, ziemlich haa⸗ 
richt und bauchicht. Die Blumenroͤhre war 
noch ungleich b laſſer, als jener, mit ziemlich 

dich⸗ 


Siehe meine Fortſ. der vorlaͤuf. Nachr. 
S. 3 1, He. 18. XVII. Verſ. p. 


Mente i mee 47 


dichten und feinen Haaren beſetzt, und endigte 
ſich oben mit einem etwas ſchief ſtehenden Bauche. 
Der Blumenrand hatte bey den erſten Blumen 
eine blaſſe, leimgelblichte Farbe, zwiſchen welcher 
ſich hie und da etwas roͤthlichtes zeigte; bey den 
darauf folgenden aber ſtach die roͤthlichte Tin⸗ 
ckur merklich vor. Die Einſchnitte deſſelben wa⸗ 
ren zwar nicht fo ſpitzig, als bey o, aber doch 
auch nicht fo ſtumpf, als bey L; die Staubfaͤ⸗ 
den ein wenig niederwaͤrts gekruͤmmt, und die 
Staubkoͤlbchen in Verhaͤltniß gegen die von der 
2 groͤßer, aber ungleich kleiner, als bey der . 
Der Saamenſtaub beſtund aus lauter leeren, 
kleinen und irregulairen Theilchen. Der Eyer⸗ 
ſtock hielt in Anſehung ſeiner Geſtalt und Groͤße 
die mittlere Proportion zwiſchen dem von ihren 
Eltern. Der obere Theil des Stiels war ſtark 
niederwaͤrts gekruͤmmt, und endigte ſich mit ei 
nem ziemlich großen Stigma. Da die allzu⸗ 
ſpaͤte Bluͤtezeit dieſer Baſtartpflanze es nicht 
mehr verſtattete, den Grad ihrer Unfruchtbar⸗ 
keit durch Verſuche zu beſtimmen: ſo ſchnitt ich 
ſie zum einlegen ab. Es giebt aber die große 
Verſchiedenheit zwiſchen ihren Eltern, und die 
Schwierigkeit, die ſich bey ihrer ſeltenen Erzeu⸗ 
gung aͤußert, die zuverlaͤßigſte Vermuthung 
ab, daß ſie ſich bey denſelben, wie die vom V. 
und VI. Verf. (§. 7 und 8) von beyden Seiten 
oder im hoͤchſten Grade unfruchtbar gezeigt ha⸗ 
ben wuͤrde. Das Maaß der erſten Blume iſt 
folgendes: Laͤnge der ganzen Blume, von dem 
ie Grun⸗ 


48 miele d Nee 


Grunde der Blumenroͤhre an bis zu der Spitze 
der mittlern Blumenrandeinſchnitte 1“, 50% 
Laͤnge des Blumenkelchs, von ſeinem Grunde 
an bis an die Spitze des laͤngſten Kelcheinſchnitts 
7%; die Blume ragt uber die Spitze des laͤng⸗ 
ſten Kelcheinſchnitts heraus 103,¼/. Größte 
Breite von einem Ende des ganzen Blumenran⸗ 
des bis zum andern, quer uͤber die Blume ge⸗ 
meſſen 102. Breite (oder vielmehr Laͤnge) des 
abſtehenden Blumenrandes ſelbſt 4“. Durch⸗ 
meſſer der Blumenroͤhrenoͤffnung zwiſchen dem 
Rande zs“. Durchmeſſer des Blumenroͤhren⸗ 
bauchs unter dem Rande 43“. Ganze Länge 
der Blumenroͤhre 1“, 33 Länge des engen 
Grundes der Blumenroͤhre 4 . Laͤnge der 
Staubfaͤden 11“. Länge des Stiels 1“, 1%. 
Laͤnge des Eyerſtocks, die gelblichte Subſtanz 
mit eingeſchloſſen 2. Durchmeſſer des Eyer⸗ 

ſtocks über der gelblichten Subſtanz faſt 18. 
| Außer diefer erhielt ich auch aus der Verei⸗ 
nigung der unaͤchten panic. 2 des vorhergehen⸗ 
den VI. Verf, mit der mai. vulg. o“ eine junge 
Pflanze. Sie war die einige, die von vier 
Kapſeln voll Saamen aufgegangen, verdarb aber 
noch in ihrer fruͤhen Jugend. Hingegen gieng 
mir von ſechs Kapſeln voll Saamen, die ich aus 
der Vereinigung der wahren panic. 2 mit der fo 
genannten peren, G erhalten, und den 19 April 
unter gleichen Umſtaͤnden mit jener geſaͤet hatte, 
kein einiger auf. Man ſieht indeſſen doch, daß 
auch hier die Hofnung, etwas aus der Vereini⸗ 
c | gung 


er Mente 40 


gung dieſer beyden Gattungen Taback zu erhal⸗ 
ten, nicht vergeblich geweſen. Siehe meine 
Fortſ. der e Nachr. S. 66. f.). 


$. 10. 
VIII. Verf. 


panic. N; 
Nicot. slut. EN 


Bon ſechszehen dem aͤußerlichen Anfehen 
nach vollkommenen Saamen, die ich aus ſechs 
Kapſeln erhalten, und den 14 April unter eben 
ſo viel verſchiedene Nummern in ein der freyen 
Luft ausgeſeßtes Kaͤſtchen gefaet hatte, gieng 
den 10 Jun. einer auf. Die junge Pflanze 
wurde den 18 Jul. in einen Scherben verſetzt, 
und den 1 Sept. fieng fie, an zu blühen, nach⸗ 
dem ſie eine Hoͤhe von 101“ erreicht hatte. Die 
Blaͤtter waren geſtielt, ziemlich ſchmal, an dem 
Grunde herzfoͤrmig ausgeſchnitten und gegen 
den vordern Theil hin lanzenfoͤrmig (cordato- 
lanceolata), von einer etwas derben Subſtanz, 
mit wenigen Haaren beſetzt, nicht ſonderlich 
klebricht anzufühlen, und von einer hellgruͤnen 
und einigermaßen glaͤnzenden Farbe. Die Blu⸗ 
men waren uͤberhaupt größer, als bey der 2, 
aber nicht ſo groß, als bey cz der Blumen⸗ 
kelch war weiter und mit langern und mehr ge⸗ 
kruͤmmten Einſchnitten e dn als bey g, kam 

aber 


50 Wehe “ke 


aber doch hierinn dem von noch lange nicht 
bey. Eine gleiche Bewandtniß hatte es auch 
mit der Weite des Blumenroͤhrenbauchs; was 
aber ſeine Richtung anbetrifft, ſo ſtund er nebſt 
dem Blumenrande faſt noch ſo gerade auf der 
Roͤhre, als bey L. Der Blumenrand hielt in 
Anſehung ſeiner Groͤße und der Geſtalt ſeiner 
Einſchnitte zwiſchen dem von L und o ohngefaͤhr 
die mittlere Proportion; die Oeffnung der Blu⸗ 
menroͤhre aber eben nicht viel weiter, als bey L. 
Die gruͤnlichte Farbe der Blumenroͤhre war 
blaſſer, als bey 2, aber nicht fo blaß, als bey 
G. Der Blumenrand war bey den erſten ſehr 
blaßgelbroͤthlicht, und bekam, ohngeachtet er 
ſich bey darauf folgenden noch ſtaͤrker faͤrbte, 
doch denjenigen Grad der Roͤthe nicht, den die 
von dem V, VI und VII. Verſ. (F. 7, 8, 9.) an⸗ 
genommen hatten. Die Staubfaͤden waren 
zwar etwas laͤnger, als bey 2, hielten ſich aber 
in Abſicht auf die von . doch noch unter der 
mittlern Proportion; die Staubkolbchen, ihrer 
leeren und untauglichen Staͤubchen ohngeachtet, 
etwas groͤßer, als bey e, doch ungleich kleiner, 
als bey G; das Piſtill aber war, anſtatt an 
Laͤnge etwas zugenommen zu haben, „gar noch 
kuͤrzer, als bey 2, und erreichte mit feinem 
Stigma nicht einmal die Hoͤhe der Staubkoͤlb⸗ 
chen. Ob ich gleich durch genugſame Proben 
verſichert bin, daß ſich dieſe aus dreyen zuſam⸗ 
mengeſetzte Baſtartpflanze durch ihren eigenen 
Saamenſtaub nicht a befruchten ſo 
kann 


5 a e ke 51 


kann ich doch nicht mit eben der Gewißheit be⸗ 
haupten, daß ſie ſich, wenn die Probe mit ir⸗ 
gend einem natuͤrlichen von eben dem Geſchlechte 
an ihr gemacht worden wäre, eben ſo gleichguͤl⸗ 
tig angelaſſen haben wuͤrde. Ich vermuthe 
aber aus eben dem Grunde, den ich ſchon bey 
der vorhergehenden Pflanze angegeben, daß ich 
ſie in dieſem Falle eben ſo unwirkſam, als die 
vom und VI Verſ. oder wenigſtens nicht wirk⸗ 
ſamer, als die in der Fortſ. meiner vorlaͤuf. 
Nachr. (S. 32. §. 19. XVIII. Verſ.) angefuͤhr⸗ 
ten Baſtarte wuͤrde befunden haben. Das 
Maaß, ſo wie ich es bey der erſten Blume ange⸗ 
merkt, iſt folgendes: Länge der ganzen Blume, 
von dem Grunde der Blumenroͤhre an bis zu der 
Spitze mit mittlern Blumenrandeinſchnitte 11“. 
Laͤnge des Blumenkelchs, von feinem Grunde 
an bis an die Spitze des laͤngſten Kelchein⸗ 
ſchnitts 63. Die Blume ragt über die Spitze 
deslaͤngſten Kelcheinſchnitts heraus 5“. Größte 
Breite von einem Ende des ganzen Blumenran⸗ 
des bis zum andern, quer uͤber die Blume ge⸗ 
meſſen 82“. Breite (oder vielmehr Kaͤnge) des 
abſtehenden Blumenrandes ſelbſt 3“. Durch⸗ 
meſſer der Blumenroͤhrenoͤffnung zwiſchen dem 
Rande 23 Durchmeſſer des Blumenroͤhren⸗ 
bauchs unter dem Rande 32%. Ganze Länge 
der Blumenroͤhre 83 “/. Länge des engen Grun⸗ 
des der Blumenroͤhre 2“. Laͤnge der Staub⸗ 
faͤden 7“. Laͤnge des Stiels 58“. Länge 
des Eyerſtocks, die gelbliche Subſtanz mit ein⸗ 

272 geſchloſ⸗ 


52 ee ae 


ſchloſſen 12%. Durchmeſſer des Eyerſtocks über 
der gelblichen Subſtanz 1“. 

Es erhellet ſo wohl aus der Beſchreibung 
dieſer Pflanze, als aus dem eben hier angefuͤhr⸗ 
ten Maaße offenbar, daß es bey der Erzeu⸗ 
gung derſelben nicht in allen Stuͤcken nach den 
Regeln der mittlern Aehnlichkeit hergegangen 
ſeyn muß; ein Beyſpiel, wodurch die in meiner 
Fortſ. der vorlaͤuf. Nachr. S. 61 und 62 
uͤber die ungleiche Miſchung der Saamenſtoffe 
gemachte Anmerkung aufs neue bekraͤftiget wird. 


Die bey der fruchtbaren Erzeugung obwal⸗ 
tende Schwierigkeit und die zum Theil (§. 7 
und 8) durch Verſuche beſtaͤtigte gaͤnzliche Un⸗ 
fruchtbarkeit dieſer und der vorhergehenden 
Pflanzen (F. 7, 8 und 9), ruͤhren allem Vermu⸗ 
then nach von dem allzugroßen Unterſchiede her, 
der ſich zwiſchen ihren Eltern zeigt. Was ſoll 
ich aber von ihrem ungewoͤhnlich lange verzoͤger⸗ 
ten Aufgehen ſagen? Ich weiß in der That nicht, 
ob ich den Grund davon in ihrer veraͤnderten 
Natur ſuchen, oder ob ich die Schuld der Wit⸗ 
terung, dem Boden oder irgend einem andern 
Umſtande beymeſſen fol. Vielleicht wird ſich 
etwan die Sache ins kuͤnftige durch mehrere Ver⸗ 
uche und Beobachtungen erlaͤutern laſſen. 

Mit dreyen aus der Vermiſchung der 


ru 


panie. ar een rn Saamen war ich 
peren. | 


dieß⸗ 


ee e Nee 53 


dießmal nicht ſo gluͤcklich, als im verwichnen 
Jahr (Fortſ der vorlaͤuf. Nachr. S. 32. 
$. 19). Es gieng kein einiger von ihnen auf. 
Dagegen haben die alten, die ich den Winter 
hindurch erhalten, aufs neue Se getiäeben 
und recht ſtark gebluͤhet. 


Aus der Vereinigung der d 50 115 ne, 2 mit 


der glur. o erhielt ich von vier bein in wel; 
chen etliche wenige dem aͤußerlichen Anſehen nach 
vollkommene Saamen enthalten waren, eben⸗ 
falls keine einige Pflanze. Nicht beſſer gieng 
es auch mit zwey dergleichen Saamen von eben 
dieſer = und der on N; 


$. 11. 
IX. Berſ. 


In der Fortſ. der vorlaͤuf. Nachr. S 

19 und 31 habe ich bereits angezeigt, worinn 
vornehmlich der Unterſchied zwiſchen der Nicor, 
mai. vulg. und zwiſchen der peren. und tranſylv. 
beſtehe, und ich finde weiter nichts mehr dabey 
anzumerken fuͤr noͤthig, als daß die Blumen der 
peren. die laͤngſten und ſchmalſten, und die Ein⸗ 
ſchnitte derſelben die ſpitzigſten unter allen find. 
Außer dieſen ſind mir aber noch zwey andere 
Sorten vorgekommen. Die eine iſt eine Art 
von einer tranſylv. Sie unterſcheidet ſich von 
der obgedachten hauptſaͤchlich darinn, daß ihre 
Aeſte unter noch ſtumpfern Winkeln ausgehen, 

D 3 und 


54 ee eg e 


und die Kapſeln viel ſpitziger und laͤnger, und 
faſt eben fo, wie bey der mai. vulg. beſchaffen 
find. Die andere iſt die Nicor. fl. alb. deren in 
obgedachter Schrift S. 68 mit wenigem Erwaͤh⸗ 
nung geſchehen. Es iſt ohne allen Zweifel eben 
diejenige, die Herr Miller * aus Martin. Cent. 
Pl. I. unter dem Titel: Nicot. mai. latif. fl. alb. 
vaſculo brevi, anfuͤhrt, und von der er in dem 
Texte ſagt, daß ſie von Robert Millar, einem 
Wundarzte, in der Inſel Tabago wild gefun⸗ 
den worden, und durch ihn nach Europa gekom⸗ 
men ſey. Sie hat breite, mehr aufrecht ſte⸗ 
hende, und, wenn ſie in Scherben gezogen wird, 
viel blaſſere Blaͤtter, als alle übrigen Sorten, 
mit geraden und mehr parallel unter einander 
auslaufenden Nerven, und mit einem nicht ſelten 
gekraͤuſelten und gegen die obere Seite etwas 
eingekruͤmmten Rande. In der Ausbreitung 
ihrer Aeſte koͤmmt ſie mit den beyden Sorten 
tranſylv. am meiſten uͤberein. Sie unterſcheidet 
ſich aber von allen andern hauptſaͤchlich durch 
ihre ganz weiße Blumen und ſehr kleine Kapſeln, 
welche letztern nach erlangter völligen Reife kaum 
uͤber den duͤrren Blumenkelch hinausragen. 
Außer dieſen Unterſcheidungszeichen habe ich 
auch folgende beſondere Eigenſchaften ſchon zwey 
Jahre nach einander an ihr bemerkt: ihre juͤn⸗ 
gern Blaͤtter legen ſich naͤmlich zur RER > 
bey 

* Gartn. ger, zter Th. S. 77. n. 7. Nürnb. 
wir Ausgabe vom Jah 1751. | 


Wente Mente 55 


bey ſchlechtem Wetter auch den ganzen Tag über 
hart und ungleich ſtaͤrker, als bey allen andern, 
an den Stengeln an, um, wie es ſcheint, die 
noch kuͤnftigen zarten Aeſte und Blumen vor 
Feuchtigkeit und Naͤſſe zu beſchuͤtzen. Ferner 
geht ihr Wachsthum unter gleichen Umſtaͤnden 
mit andern Sorten ungewoͤhnlich langſam von 
ſtatten; ſie bluͤht daher auch unter allen am ſpaͤ⸗ 
teſten, und es muß ein guter Herbſt darauf fol⸗ 
gen, wenn noch viele ihrer befruchteten Kapſeln 
zur völligen Reife gelangen ſollen. Uebrigens 
erreicht fie nach der peren. die groͤßte Hoͤhe; die 
mai, vulg. iſt etwas kleiner, und die beyden 
tranſylv. ſind unter allen die niedrigſten. 

Ob ich gleich alle Wahrſcheinlichkeit vor mir 
hatte, daß dieſe fuͤnf Tabackſorten nur bloße 
Varietaͤten von einer natuͤrlichen Gattung ſeyn 
möchten: ſo erachtete ich es doch für noͤthig, dieſe 
noch einigermaßen zweifelhafte Sache durch fol⸗ 
genden Verſuch gaͤnzlich zu entſcheiden. Ich 
beſtaͤubte ſie naͤmlich verwichenes Jahr alle wech⸗ 
ſelsweiſe untereinander, und erhielt durch dieſe 
mannigfaltige Verbindung allemal die vollkom⸗ 
menſten Kapſeln und Saamen. Die den letz⸗ 
tern Sommer davon erzogene Pflanzen hielten 
in allen Stuͤcken das Mittel zwiſchen ihren El⸗ 
tern, und waren eben ſo fruchtbar, als dieſe nur 
immer ſeyn koͤnnen. Der letztere Umſtand 
überzeugte mich völlig, daß obgedachte fünf Tas 
backſorten dem weſentlichen ihrer Natur nach 
nicht von einander unterſchieden, ſondern bloße 

D 4 Va⸗ 


56 ene Nate 
Varietaͤten von einer natuͤrlichen Gattung ſind. 

Welche von ihnen iſt nun aber wohl die eigent⸗ 
liche urſpruͤngliche Gattung? Dieß iſt eine Fra⸗ 
ge, die ſich beſſer in Amerika, als in Europa 
wird beantworten laſſen. Ich bin indeſſen bis 
auf nähere und zuverlaͤßigere Nachrichten nicht 
abgeneigt, die mai. vulg. mit andern dafür an⸗ 


zunehmen. 
X. Verf. 

Nicot. peren. P. 35 

Nicot. glut. M. 


l erf, e cc 
Nicot. mai. fl. alb. . 
Nicot. glut. „„ 


Die aus dem X. Verf; erhaltene Pflanzen, 
von welchen zwey in Scherben und zwey ins 
Land verſetzt worden, kamen in der Hauptſache 
mit denen aus der mai. vulg. L und glut. G er⸗ 
zeugten Baſtarten (Fortſ. der vorlaͤuf. Nachr. 
S. 27. $. 17) gaͤnzlich überein, und waren bloß 
in ſo fern von ihnen unterſchieden, als ſie we⸗ 
gen des zwiſchen der peren. und mai. vulg. ob⸗ 
waltenden Unterſchiedes nothwendigerweiſe ſeyn 
mußten. Eine gleiche Bewandtniß hatte es 
auch mit dreyen aus dem XI. Verf. erhaltenen 
Pflanzen, den einigen Umſtand ausgenommen, 
daß ſie noch einen geringen eee, 

b eit 


Nee ae 1 


keit zeigten, von welcher doch bey allen andern 
aus dieſer Verbindung entſtandenen Baſtartſor⸗ 
ten nicht die geringſte Spuhr mehr zu finden war: 
ſie ſetzten namlich ziemlich viel Kapſeln an, die 
eine Länge von 53 bis 6“ erreichten, und un⸗ 
ten, wo fie am dickſten zu ſeyn pflegen, 2 bis 
344 im Durchmeſſer hatten. Die allermeiſten 
ion ihnen fielen zwar, noch ehe ſie recht braun 
und reif wurden, ab, und es fanden ſich bey ei⸗ 
ner Menge unbefruchteter Saamenblaͤschen nur 
in ſehr wenigen einer oder hoͤchſtens zwey, doch 
allen Kennzeichen nach vollkommene und mit 
Marke verſehene Saamen. Allein es beweiſt 
doch alles dieſes offenbar, daß bey der Erzeu⸗ 
gung dieſer Baſtarte etwas vorgegangen ſeyn 
muß, das bey den andern nicht ſtatt gefunden 
hat. Was iſt aber nun wohl die wahre Urſache 
dieſer Verſchiedenheit? Soll man ſie in einer be⸗ 
ſondern Uebereinſtimmung der Natur der 2 mit 
der Natur der A ſuchen, oder iſt es wahrſchein⸗ 
licher, daß ſich bey dem Verbindungsverſuche 
eine kleine Quantitaͤt eigenen Saamenſtaubs un⸗ 
ter den fremden unvermerkt eingeſchlichen, und 
den geringen Grad obgedachter Fruchtbarkeit 
bewirkt haben mag? Ich bin, aller hey dem Ver⸗ 
ſuche angewandten Vorſicht ungeachtet, geneig⸗ 
ter, das letztere anzunehmen, als das erſtere; 
indeſſen will ich die nähere Entſcheidung dieſes 
zweifelhaften Umſtands bis auf mehrere Proben 
ausgeſetzt ſeyn laſſen. Ich habe uͤbrigens wei⸗ 
ter un mehr von 1 aus dem XI. Verſ⸗ 
5 er⸗ 


58 oe . Wehe 


dheügten Baſtarten zu ſagen, als daß ſie unter 
gleichen Umſtaͤnden viel frühen, als die natuͤr⸗ 
lichen 2, zu bluͤhen angefangen, und etwas 
blaſſere Blumen, als alle Übrige a en 
cher Art, getragen haben. 
Von der tranſylv. capſ. acutior. 2, We. 
im vorhergehenden F. Meldung geſchehen, und 
der glut. A erzog ich ebenfalls drey Pflanzen; 
da ſie aber mit denen von der andern Sorte, die 
in der Fortſ. meiner vorlaͤuf, Nachr. S. 31. 
6. 18. beſchrieben worden, eine große Aehnlich⸗ 
dei hatten: ſo will ich mich bey ihnen nicht auf⸗ 
halten, ſondern mit der 1 er 
eiae 1260 8 


$. 2. 
IL Perf. 
5 Dieck, glut. 2. 
Nicot. peren. A. 


ZUM Ber, 


Nicot. Slut. De, 
Nicot. mai. fl. alb. . 


Die Hoffnung, die ich in der Fortſ. meiner 
vorläuf. Nachr. S. 67. i) geäußert habe, iſt 
endlich dieſes Jahr erfuͤllt worden; denn es gien⸗ 
gen mir den letztern Sommer von vier Kapſeln 
voll Saamen, die ich aus dem XII. Verf, er⸗ 
halten, und den 18 April in ein der freyen Luft 
ausgeſetztes Kaͤſtchen geſaͤet hatte, vom 8 bis 


zum 25 Jun. acht und zwanzig auf. Ich en 
; | etzte 


oe oe 59 


ſetzte den 18 Jul. eine dieſer jungen Pflanzen in 
einen Scherben, und zwey ins Land. Sie ka⸗ 
men zwar nicht zur voͤlligen Bluͤte, doch ſah 
man aus ihrer ganzen uͤbrigen Anlage, daß ſie 
denen von dem umgekehrten Verſuche ($. 12. 
X. Verf.) fo Ähnlich waren, als ein Ey dem 
andern. Von dem XIII. Verf, bekam ich von 
einer Kapſel voll Saamen, die unter gleichen 
Umſtaͤnden mit denen vom XII. Verf; geſaͤet wor⸗ 
den, den 25 Jun. eine Pflanze. Sie wurde 
den 2 Aug. ins Land verſetzt, und wuchs bis in 
den ſpaͤten Herbſt ganz friſch fort, erreichte aber 
die Blütezeit eben ſo wenig mehr, als die vor⸗ 
hergehenden. Was ihre Aehnlichkeit anbetrifft: 
ſo war nicht der geringſte Unterſchied zwiſchen 
ihr und denen von dem umgekehrten Verſuche 
(C. 12. XI. Verſ.) zu finden. Hingegen erhielt 
ich aus der Verbindung der glut. 2 mit der mai. 
vulg. A von einer ganzen Kapſel voll Saamen, 
die den 9 April ins Miſtbeet geſaͤet worden, wie⸗ 
der nichts, wie im verwichenen Jahre. Eben 
ſo wenig gelung es mir auch mit zwey Kapſeln 
der glut. 2 und cranſylv. capf. acutior o. 


Wenn ich in Erwaͤgung ziehe, daß die mit 
dem Saamenſtaube der peren. o! befruchteten 
Kapſeln der glur. 2 meiſtens bis zur völligen 
Reife ſitzen geblieben, faſt die Größe der natuͤr. 
lichen erreicht (Fortſ. der vorlaͤuf. Nachr⸗ 
S. 67. k.), und von ihren Saamen nach dem 
XII. Verſ. noch ſo ziemlich viele aufgegan⸗ 
9 gen; 


60 vente * Helle 


gen; und hingegen, wenn ſie mit dem Saamen⸗ 
ſtaube der uͤbrigen Varietaͤten befruchtet wor⸗ 
den, noch um ein merkliches kleiner geblie⸗ 
ben, und theils, wenn ſie erſt die halbe Groͤße 
erreicht, gar noch unreif abgefallen, auch von 
ihren Saamen groͤſtentheils gar nichts, und von 
dem XIII. Verſ. nur eine einige Pflanze erhal: 
ten worden: ſo ſollte ich beynahe glauben, 
daß die peren. zu einer fruchtbaren Vereinigung 
mit der glut. geſchickter fen, als die übrigen Va⸗ 
rietaͤten. Uebrigens erinnere man ſich auch 
bey den Pflanzen der gegenwaͤrtigen beeden Ver⸗ 
ſuche deſſen, was ich §. 10. von dem ſehr 
8 „ felder Saumen geäußert 
be. 47 


85 0 14. TE IRRE, 

XIV. Verſ. a chf 

Ich te im verwichnen Jahte eine Blu⸗ 
me von der Nieot. peren. mit einer kleinen Quan⸗ 
titaͤt eigenen Saamenſtaubs und zugleich mit ei⸗ 
ner viel groͤßern von dem Saamenſtaube der 
glut. und erzog von dieſem Verſuche den letztern 
Sommer zwo Pflanzen, welche bloße natürliche 
peren. geweſen, und von der Slut. ae "in 
egen hatten. h 


XV. Bert f 
Die ae von einer Nicot. nr ler; z de⸗ 


ren Erzeugung eine kleine Quantitat 4 
a; 


He N 9e 61 


Saamenſtaubs und zugleich eine viel groͤßere 
von dem Saamenſtaube der panic. genommen 

worden, gaben Hanks gewöhnliche Mutter⸗ 
* 


XVI. Verſ. 


Von einer Nicot. glut. die mit ihrem eigenen 
Saamenſtaube und dem von der mai. vulg. 
ohngefaͤhr zu gleichen Theilen belegt wor⸗ 
den, erzog ich vier Pflanzen. Sie waren von 
ihrer Mutter im geringſten nicht unterſchieden, 
und hatten ſo wenig als die vom XIV und XV. 
Verſ. von der fenden ene 8 


XVII Verſ. 


Ich belegte noch im Jahr 176 51 eine Blu⸗ 
me von der Nicot. ruft, fü wohl mit ihrem eige⸗ 
nen Saamenſtaube, als auch mit dem von der 
panic. und peren. ohngefaͤhr zu gleichen Theilen, 
und erzog von dieſem Verſuche den letztern Som⸗ 
mer ſechs Pflanzen. Sie waren alle gewoͤhn⸗ 
liche ruſt. und hatten von den andern beyden N 
nichts augeno ment 


| XVIll Ver.. m 
Von einer andern Blume der Nicor. ruft. 
die ich in eben demſelben Jahre mit ihrem eige⸗ 
nen Saamenſtaube und dem von der peren. ohn⸗ 
gefaͤhr zu gleichen Theilen beſtaͤubt hatte, wurden 


den letztern Sommer vier Pflanzen erzogen. Sie 
waren 


62 Wente d e 


waren gewöhnliche ruft, und hatten von der pe- 
ren. lediglich nichts angenommen. 


ee NIN. Ben | 
Die Saamen einer Nicor, ruft. zu deren Er⸗ 
zeugung ihr eigener Saamenſtaub und der von 
dem Hyofe. Sibir. ungefähr zu gleichen Theilen 
genommen worden, gaben gewoͤhnliche Mutter⸗ 
pflanzen. 5 SONG 
5 e Verf. 


Eben dergleichen erhielt ich auch von einer 
andern Blume der Nicot. ruſt. zu deren Befruch⸗ 
tung ihr eigener Saamenſtaub und der vom 
Hyoſc. aur. cret. mai. ungefähr zu gleichen Theis 
len genommen worden. ee 


Von einer andern Blume eben dieſer Pflanze, 
zu deren Befruchtung eine ſehr geringe Quanti⸗ 
tät ihres eigenen Saamenſtaubs, und eine viel 
größere von dem Saamenſtaube der panic, ge, 
nommen worden, bekam ich den letztern Som⸗ 
mer ſechs wahre Baſtarte, von eben der Art, 
wie man aus der ruft. 2 und panic. zu erhal 
ten pflegt. ende | 
ar ar Verſ. 5 
Von einem aus der ruft. 2 und panic. o 
entſtandenen Baſtarte, zu deſſen Befruchtung 
a 1 der 


ee 63 


der Saamenſtaub der ruft, panic. und peren. un; 
gefaͤhr zu gleichen Theilen genommen worden, 
erhielt ich eine Pflanze, die ſich ihrer urſpruͤngli⸗ 
chen Mutter, der ruft. in Anſehung der Aehn⸗ 
lichkeit, wieder ziemlich genaͤhert hatte. Sie 
ſetzte viel große, eyfoͤrmige Kapſeln an, die 
dem aͤußerlichen Anſehen nach befruchtet zu ſeyn 
ſchienen, gleichwohl aber keinen einigen guten 
Saamen enthielten. Uebrigens hatte ſie weder 
von der panic. noch von der peren. etwas ange⸗ 
nommen. . 

Ich beziehe mich in Anſehung der in dieſem 
$. vorkommenden Verſuche auf diejenige Anz 
merkung, die ich in der Fortſ. meiner vorläuf, 
Nachr. S. 26. bey Gelegenheit aͤhnlicher und 
in gleicher Abſicht unternommener Verſuche, ge⸗ 
macht habe. Man ſieht indeſſen aus dem Er⸗ 
folge der gegenwaͤrtigen, daß ich meinen End⸗ 
zweck, halbe Baſtarte zu erhalten, weder auf 
die alte Art und Weiſe, da von einer jeden Art 
Saamenſtaub, wie z. B. bey dem XVI. XVII, 
XVIII, XIX, XX und XXII. Verſ. geſchehen, glei⸗ 
che Theile im Ueberfluſſe aufgetragen worden, 
noch durch den in erſtbemeldter Anm. S. 27 an⸗ 
gegebenen neuen Kunſtgriff, da ich, nach dem 
XIV, XV und XXI. Verſ. von dem eigenen Saas 
menſtaube nur eine ſehr geringe Portion, und 
hingegen von dem fremden eine viel groͤſſere und 
uͤberfluͤßige Quantitaͤt genommen, abermals 
nicht erreicht habe. Es muß bey dem XIV. Verſ. 
wie aus dem Erfolge erhellet, die Portion eige⸗ 


nen 


64 oe N ee 


nen Saamenſtaubs noch zu groß, und bey dem 
XXI zu klein geweſen ſeyn: weil in jenem Falle 
natuͤrliche Mutterpflanzen, und in dieſem reine 
und vollkommene Baſtarte herausgekommen. 
Aus dem XVII und XVIII. Verſ. haben bey der 

großen Quantitat von eigenem Saamenſtaube 

faſt nothwendigerweiſe natuͤrliche Mutterpflan⸗ 

zen entſtehen muͤſſen. Und in Anſehung des 
XXII. Verſ. iſt zu merken, daß ſich bey einem 
andern von eben der Art Cortſ. der vorlaͤuf. 

Nachr. S. 20. $. 7) auch ſchon ein gegenſeiti⸗ 

ger Erfolg gezeigt hat. Was den Erfolg der 

uͤbrigen Verſuche anbetrifft: ſo befremdet er mich 

eben nicht ſehr, weil ich ohnehin aus der Erfah⸗ 

rung weiß, daß bey dem gaͤnzlichen Ausſchluſſe 

des eigenen Saamenſtaubs die Vereinigung des 

fremden männlichen Saamenſtoffs c mit dem 

weiblichen der 2 theils ſehr ſchwer haͤlt, und nur 

auf eine unvollkommene Weiſe geschieht, heile 

gar ohne alle Wirkung iſt. 

Ob ſich gleich die Unmöglichkeit der Sache 
aus ſo wenigen und auf ein bloßes Gerathewohl 
angeſtellten Verſuchen noch nicht erweiſen laͤßt, 
zumal, da ich nicht verſichert ſeyn kann, daß 
ſich unter der Menge Pflanzen eines oder des an⸗ 
dern Verſuchs, wovon aus Mangel eines groͤßern 
Platzes nur einige wenige haben erzogen werden 
koͤnnen, gar keine halbe oder unaͤchte Baſtarte be⸗ 
funden haben: ſo giebt ſich doch die S chwierigkeit 
derſelben genugſam zu erkennen. Vielleicht wuͤrde 
ich meinen Endzweck 19 lange erreicht haben, 

wenn 


oe. ME ae 65 


wenn ich ſo glücklich: geweſen waͤre, eine Pflanze 
zu entdecken, aus welcher ſich mit der Ketm. veſ. 
. Baſtarte erzeugen ließen, und deren Saamen⸗ 
ſtaͤubchen eben ſo groß / und, in Anſehung ihrer 
zu einer vollkommenen Befruchtung erforderli⸗ 
chen Anzahl, eben ſo leicht, als bey jener, zu 
beſtimmen waͤren Allein, ſo lange einen ihre 
allzugeringe Groͤße und allzugroße Menge, wie 
3. B. bey allen Gattungen Taback, verhindert, 
die rechte Proportionen in der Vermischung ih⸗ 

res Saamenſtaubs durch ſichere Erfahrungen 
ausfuͤndig zu machen; ſo lange wird man auch 
dergleichen Verſuche auf ein bloßes Gerathe⸗ 
wohl machen muͤſſen, und ſich vielleicht ni nur Al 
zuoft nergrälihe Ana geben. 8 


7. 
Man wird ſich zu erinnern belieben, daß ih 
diejenige oͤlichte Feuchtigkeit, die ſich waͤhrender 
Vollkommenheit der Blume auf dem Stigma 
zeigt, niemals einen weiblichen Saamen, ſondern, 

ſo oft die Rede davon war, allezeit weibliche Feuch⸗ 
tigkeit genennt habe. Ich hatte auch in der 
That meine Urſachen dazu, daß ich mich dieſes 
Ausdrucks bediente. Denn, mit fo vieler Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit ich auch nach der Theorie und nach 
allen Erſcheinungen, die mir beſonders bey den 
mannigfaltigen Baſtartgeburten vorgekommen, 
uͤberhaupt einen wahren weiblichen Saamen an⸗ 
nehmen konnte; ſo wenig getraute ich mir aus 
Mangel hinlänglicher Beweiſe, gedachte Feuch⸗ 
ze dafuͤr auszugeben. Ich wuͤrde die große 
E Aehn⸗ 


66 ME ee 
Aehnlichkeit und gleiche Beſchaffenheit die ſie 
mit dem wahren maͤnnlichen Saamen hat, ihr 
beyderſeitiges zu einer Befruchtung nothwendi⸗ 
ges Daſeyn, und ihre ſo gleich auf die Vermi⸗ 
ſchung erfolgende genaue Vereinigung als einen 
für dieſe Meynung ſtreitenden Beweis anfehen, 
wenn ich mir nicht ſelbſt den Einwurf machen 
muͤßte, daß ſie auch nur ein bloßes Zufuͤhrungs⸗ 
mittel ſeyn konnte, das, wenn es anders geſchickt 
ſeyn ſoll, ſich mit dem maͤnnlichen Saamen in⸗ 
nigſt zu vermiſchen, und ihn unveraͤndert in das 
Saamenbehaͤltniß zu führen, nothwendigerweiſe 
einerley Natur mit ihm ſeyn muß; ohngeachtet 
ich im übrigen nicht einſehe, warum der maͤnn⸗ 
liche Saame nicht auch ohne dieſe Feuchtigkeit 
in das Saamenbehaͤltniß ſollte kommen koͤnnen. 
Da ich nun ſah, daß die Theorie allein 3 
loͤſung dieſes Zweifels nicht hinreichend war: 
dachte ich auf verſchiedene Verſuche, wodurch ſich 
die wahre Natur der weiblichen Feuchtigkeit zu 
erkennen geben müßte. Es kam dabey haupt⸗ 
ſaͤchlich auf einen gaͤnzlichen Ausſchluß der eige⸗ 
nen weiblichen Feuchtigkeit an. Wenn ich die⸗ 
ſen vorausſetzte, ſie ſelbſt als einen wahren Saa⸗ 
men annahm, und nach meiner Theorie den weibli⸗ 
chen Saamen beg der Erzeugung einen gleich groß 
fen Einfluß mit dem männlichen einraͤumte: ſo ſoll⸗ 
ten z. B. in dem a) Falle, wenn ich das Stigma 
Nicot. ruft. mit ihrem eigenen Saamenſtaube 
und mit der weiblichen Feuchtigkeit der panic. 
belegte, Pflanzen herauskommen, die von 157 
a 


Mr BF Ko 67 


nach der gewöhnlichen Methode aus der ruft. 2, 
panic. M erzeugten Baſtarten gar nicht unter⸗ 
ſchieden ſeyn müßten: indem es in Abſicht auf 
den Erfolg gleich viel waͤre, ob ſich in den Saa⸗ 
menblaͤschen der ruſt. der eigene maͤnnliche Saa⸗ 
menſtoff mit dem fremden weiblichen der panic. 
vereiniget, oder ob ſich in eben denfelben der 
fremde maͤnnliche Saamenſtoff der panic. mit 
dem eigenen weiblichen der ruft. verbunden hätte, 
Eben dergleichen Pflanzen muͤßten auch durch 
den umgekehrten Verſuch, bey dem man ſtatt 
der ruft. die panic. naͤhme, zum Vorſchein kom⸗ 
men. In einem andern b) Falle, da ſich z. B. 
in den Saamenblaͤschen der ruft. der männliche 
Saame und die weibliche Feuchtigkeit der panic. 
mit einander vereiniget hätten, ſollten gewoͤhnli⸗ 
che panic. oder wenigſtens ſolche Pflanzen erzeugt 
werden, die mit ihnen eine ſehr große Aehnlich⸗ 
keit haben müßten: denn es waͤre in der Haupt⸗ 
ſache einerley, welche von dieſen beyden natuͤrli⸗ 
chen Pflanzen denen beyderſeitigen urſpruͤnglich 
für einander beſtimmten Saamenſtoffen zu ei⸗ 
nem Erzeugsbehaͤltniſſe diente; die Verſchieben⸗ 
heit des zum Wachsthum der Saamen erforder⸗ 
lichen Nahrungsſafts koͤnnte nebſt einigen an⸗ 
dern kleinen Umſtaͤnden, wenn ſie ja etwa in das 
Innere des Zeugungs werks ſelbſt einigen Ein⸗ 
fluß haben ſollten, doch hier hoͤchſtens nur eine 
ſehr geringe Veraͤnderung machen. Eben derglei⸗ 
chen den panic. wo nicht ganz, doch ſehr aͤhnliche 
Pflanzen muͤßten auch 1 wenn c) 55 
E 


68 ee n ee 


das Stigma eines aus der ruft. , panic. a) 
erzeugten Baſtarts mit dem Saamenſtaube und 
der weiblichen Feuchtigkeit der panic. belegt ge⸗ 
worden waͤre. Zum wenigſten wuͤrden ſie mit 
ihr eine noch ungleich groͤßere Aehnlichkeit haben 
muͤſſen, als die aus dem vermiſchten weiblichen 
Saamenſtoffe des erſtgedachten Baſtarts 2 und 
dem bloßen maͤnnlichen der panic. c entſtehende 
Pflanzen (Fortſ. der vorlaͤuf. Nachr. S. 15. 
$. 4.) anzunehmen pflegen. Erhielte man hin? 
gegen von a) nur natuͤrliche ruſt. von b) gewoͤhn⸗ 
liche einfache Baſtarte, und von c) gewoͤhnli⸗ 
che Baſtarte im erſten aufſteigenden Grade: 
ſo haͤtte man einen zureichenden Grund vor fich, 
die weibliche Feuchtigkeit für keinen wahren Saas 
men, ſondern fuͤr ein dem maͤnnlichen Saamen 
beſtimmtes bloßes Zufuͤhrungsmittel zu halten. 
Alles dieß kam mir unter oberwaͤhnten Bedingun⸗ 
gen hoͤchſt wahrſcheinlich vor; allein ich ſah zu⸗ 
gleich den gänzlichen Alusſchluß der eigenen weib⸗ 
lichen Feuchtigkeit bey einer Pflanze als etwas 
faſt unmoͤgliches an: denn, geſetzt auch, man 
koͤnnte die Oberfläche eines Stigma gaͤnzlich von 
derſelben reinigen, ſo blieb doch noch immer eine 
Portion davon in den Gefaͤßen zuruͤck, die den 
Erfolg der Verſuche allezeit verdächtig machen 
wuͤrde. Indeſſen entſchloß ich mich doch, es 
auf einige Verſuche ankommen zu laſſen. Die 
Zubereitung dazu, bey welcher alle moͤgliche Vor⸗ 
ſicht beobachtet wurde, beſtund darinn: ich ſchnitt 
a an derjenigen Blume, die ich belegen 
2 wollte, 


ee . ede 9 


wollte, den obern Theil des noch ganz geſchloſſe⸗ 
nen Blumenblatts mit einem ſcharfen Meſſer ab, 
und nahm die ebenfalls noch geſchloſſene Staub, 
koͤlbchen hinweg. In dieſem Zuſtande ließ ich 
fie fo lange, bis ſich eine große Quantitaͤt weib⸗ 
licher Feuchtigkeit auf ihrem Stigma verſamm⸗ 
let hatte. Zu gleicher Zeit nahm ich eben dieſe Ope⸗ 
ration an etlichen Blumen von derjenigen Pflanze 
vor, mit deren weiblichen Feuchtigkeit ich jene zu 
belegen willens war, und ließ ſie in dieſem Zu⸗ 
ſtande ebenfalls ſo lange, bis ſich eine genugſa⸗ 
me Quantitaͤt davon auf dem Stigma zeigte. 
Hierauf nahm ich bey jener die weibliche Feuch⸗ 
tigkeit vermittelſt kleiner Stuͤckchen Fließpapier, 
in deren faſerichten Rand ſie ſich leicht hinein⸗ 
zieht, ſo rein, als moͤglich, hinweg, ließ auf 
das gefäuberte Stigma einen mehr als hinrei⸗ 
chenden Vorrath von dieſer ihrer ablaufen, und 
verſenkte alsdenn ſo viel Saamenſtaub darein, 
als ich zu einer vollkommenen Befruchtung noͤ⸗ 
thig hatte. Was dabey herausgekommen, wer⸗ 
den folgende Verſuche zeigen. 


XXIIl. Verſ. 


Ich belegte eine Blume der Nicot. ruft, mit 
ihrem eigenen Saamenſtaube! und mit der weib⸗ 
lichen Feuchtigkeit der panic, und erhielt aus die⸗ 
fer Vermiſchung ſechs natürliche ruft. Doch 
ſchienen die Kelcheinſchnitte um etwas ſehr weni⸗ 
ges ſpitziger und die Blumerroͤhre laͤnger zu ſeyn, 

als ‚gewöhnt ich. 
E 3 XV. 


— 


760 Sch d See 
XXIV. Berſ. 

Von einer andern Blume eben dieſer Pflanze, 
die mit ihrem eigenen Saamenſtaube und mit 
der weiblichen Feuchtigkeit der Nicot. mai. vulg. 
belegt worden, erzog ich vier Pflanzen. Sie 


waren gewohnliche ruſt. und hatten von der mai. 
dulg. gar nichts angenommen. 


XXV. Verſ. 


Eine andere Blume der Nicot. ruft, die mit 


dem Saamenſtaube und der weiblichen Feuch⸗ 
tigkeit der panic. belegt worden, gab ſechs ge⸗ 
woͤhnliche Baſtarte; doch kamen mir bey einem 


von ihnen die Blumen ein wenig laͤnger vor, Auer 


ſie fonft insgemein zu ſeyn pflegen. 


XXVI. Verſ. 
Von einer Blume der Nicot. panic. die mit 
ihrem eigenen Saamenſtaube und mit der weib⸗ 
lichen Feuchtigkeit der ruft. belegt worden, erzog 
ich zwo Pflanzen. Sie waren natuͤrliche panic. 
Von eben der Art waren auch etliche von einer 
andern Kapſel eben dieſes Verſuchs. 


XXVII. Verſ. 


Von einer Blume der Nicot. glut. die mit 
ihrem eigenen Saamenſtaube und mit der weib⸗ 
lichen Feuchtigkeit der panic. belegt worden, er⸗ 
hielt ich zwo gewoͤhnliche glut. die von der panic. 
lediglich nichts angenommen ballen. 1 


XXVII. 


MD eie 7 

106 XXVIII. Verſ. Han 
Ich Belege auch etliche Blumen ee aus 
der panic. 2 und ruſt. entſtandenen Baſtarts 
mit dem Saamenſtaube und der weiblichen Feuch⸗ 
tigkeit der panic. und erhielt aus dieſer Vermi⸗ 
ſchung drey Pflanzen. Sie hatten ſich uͤber⸗ 
haupt alle, doch eine mehr, als die andere, in 
Anſehung der Aehnlichkeit ihrer Mutter, der 
panic. wieder ſehr genaͤhert, aber auch zugleich 
von beyden Seiten den hoͤchſten Grad der Un⸗ 
fruchtbarkeit angenommen. Eine von ihnen, de⸗ 
ren Blumen durchaus ſehr ſchmal, und 11“ 
lang waren, wurde kaum 1s hoch, ohngeachdet 
fie ſchon den 13 May ins Land verſett, und in 
ihrem Wachsthun durch e „ 


den. 
% Cin: XXIX. Verſ. 


Von einem aus der ruft. L und panie 


1 und mit dem Saamenſtaube und 
der weiblichen Feuchtigkeit der panic. belegten 


Baſtarte erhielt ich ebenfalls etliche, denen vom 


vorhergehenden Verſuche ganz Ahnliche und im 
hoͤchſten Grade unf fruchtbare Pflanzen. 1 


Der Erfolg dieſer Verſuche if, wie mich 
duͤnkt, uͤberhaupt von der Art, daß man bey⸗ 
. eher Urſache haͤtte, die weibl iche Feuchtig⸗ 

keit für ein bloßes unſchuldiges Zufuͤhrungsmit⸗ 
tel, als fuͤr einen wahren Saamen zu halten. 
Es laßt ſich zwar aus dem XXIV und XXVII. 


Verſ. kein tuͤchtiger Beweis weder fuͤr die eine 
EA noch 


72 ene . Rehe 


noch die andere Meynung herleiten, weil zwi⸗ 

ſchen der ruſt. und mai. vulg. ohnehin keine frucht⸗ 
bare Vermiſchung ſtatt hat, und auf die Ver⸗ 
bindung der glut. 2 und panic. od nur eine Af⸗ 

terbefruchtung zu erfolgen pflegt; allein der 
XXVEB XXVIII und XXIX. Verſ. beweiſen deſto 
mehr, und ſcheinen das obgedachte erſtere Ur⸗ 
theil zu rechtfertigen; indem dadurch keine an⸗ 
dern Pflanzen erzeugt geworden ſind, als auch 
ohne Verwechslung der weiblichen Feuchtigkeit 
entſtanden ſeyn wuͤrden, oder, wie mir ſchon 
aus der Erfahrung bekannt iſt (Fortſ. der 
vorlaͤuf. Nachr. §. 4.) hatten erzeugt werden 
koͤnnen. Eben dieß geſchah auch bey einer an⸗ 
dern unter dem §. 8. angefuͤhrten und in gleicher 
Abſicht angeſtellten Verſuche. Was ſoll man 

aber von den ſpitzigern Kelcheinſchnitten und den 

laͤngern Blumen bey den Pflanzen des XXIII 
und XXV. Verf. halten? Ich muß bekennen, 
daß mir dieſe Verſchiedenheit fuͤr eine bloße zu⸗ 
faͤllige Veraͤnderung faſt zu groß, und fuͤr eine 
Wirkung der weiblichen Feuchtigkeit, als eines 
wahren Saamens, viel zu geringe ſchien. Viel⸗ 
leicht koͤnnen aber einige unter den Pflanzen die⸗ 

ſer Verſuche geweſen ſeyn, die mir eine ungleich 
groͤßere und gar nicht zweydeutige Abweichung 

nue haben wuͤrden, wenn ich fie erzogen hat; 

Vielleicht wuͤrde ich aber auch nichts k beſon⸗ 

5 an ihnen wahrgenommen haben. In der 

That bewieſe z. B. vom XXIII. Verſ. eine einige 
Pflanze mit w 1 Blumen weit u; 

4 als 


als aus obangefuͤhrtem Grunde hundert andere, 
die, wie gewoͤhnlich, beſchaffen waͤren. Da 
mir aber noch kein dergleichen entſcheidendes 
Beyſpiel vorgekommen: ſo glaube ich, kraft des 
gegenſeitigen Ausſchlages meiner Verſuche, eher 
berechtiget zu ſeyn, die ofterwaͤhnte oͤlichte Feuch⸗ 
tigkeit für ein Zufuͤhrungsmittel zu halten, als 
ſie fuͤr einen wahren Saamen auszugeben. Ich 
werde inzwiſchen nicht unterlaſſen, dieſen noch 
immer zweifelhaften Umſtand ins künfte einer 
en ene zu ee e 2 | 


H. Er 
NRX. a 
ha ruſt. 2 
Nicot. ‚Panic. J. s 2 
. panic. Ay 5 ii 
Nicot. Panic. Ri me 369 909 


Esiſt inder Fortſ. meiner vorläuf. Nacht. 
S. 18. bereits angezeigt worden, daß ich den 
gegenwärtigen Baſtart 2 im erſten aufſteigen⸗ 
den Grade unter andern mit ihme angeſtellten 
Verſuchen auch mit dem Saamenſtaube der pa- 
nic. befruchtet, und mich von der innerlichen Voll⸗ 
kommenheit feiner Saamen durch eine noch im 
Herbſte damit gemachte Probe verſichert habe. 
Ich finde vor noͤthig, die umſtaͤndliche Beſchrei⸗ 
bung deſſelben vom vorigen Jahre nachzuholen, 
damit meine Leſer ſich einen deſto deutlichern 
ff von den ee Veraͤnderungen, 

5 die 


74 = oe 

die mit ihm vorgegangen, machen, und ſie deſto 
beſſer mit einander in Vergleichung ſetzen koͤnnen. 
Dieſe Pflanze wurde den 24 Jun. in einen Scherz 
ben verſetzt, und nach erreichtem gaͤnzlichen 
Wachsthum folgendergeſtalt befunden: es ka⸗ 
men naͤchſt über der Wurzel viele Hauptſtengel 
hervor, welche ſehr nahe und aufrecht neben ein⸗ 
ander ſtunden. Sie waren tief unten mit vie⸗ 
len Blaͤttern beſetzt, die wegen ihrer Menge, und 
weil fie ebenfalls ſehr nahe bey einander ſtun⸗ 
den, gleichſam einen Buſch vorſtellten, aus 
welchem ſich die blaͤtterloſe und ziemlich ge⸗ 
ſchlanke Stengel und Aeſte erhoben. Die Pflanze 
kam hierinn mit der panic ſchon ſehr uͤberein. 
Ihre Blaͤtter waren in Verhaͤltniß gegen die 
von der ruft. panic. oder dem aus ihnen erzeug⸗ 
ten Baſtarte ſehr klein, und, die groͤßern beſon⸗ 
ders, ganz rundlicht und Hhumpf,. von einer der⸗ 
ben Subſtanz, und daben mit einer feinen und 
kurzen Wolle uͤberzogen. Die Länge der groͤßern 
Blaͤtter belief ſich ohne den Stiel, der insge⸗ 
mein 1“ lang war, nur auf 1“, 11% und ihre 
‚größte Breite auf 1%. Die oberſten ders 
ſelben ſtunden nicht viel uber 5“ von der Wur⸗ 
zel ab, und die ganze Hoͤhe der Pflanze betrug 
nicht mehr, als 1 8“. Da die Stengel ſehr 
nahe beyſammen und aufrecht ſtunden: ſo tra⸗ 
fen auch die Blumen, die gleich uͤber den Blaͤt⸗ 
tern und nach der ganzen Laͤnge der Stengel und 
ihrer Aeſte hervorkamen, ſo nahe zuſammen, 
daß ſie ſich 1 untereinander ie 
1 te 


— 


Se n ene 75 


Die Blumen waren, wie aus nachfolgendem 
Maaße erhellen wird, 105! qlang, und in Ber 
haͤltniß gegen die von der ruft. , panic. / ganz 
ſchmal, und kamen uͤberhaupt mit den Blumen 
der panic. ſchon ſehr uͤberein. Der Blumen⸗ 
kelch lag allenthalben hart an dem untern Theil 
der Blumenroͤhre an; die Blume hatte in der Ge⸗ 
gend des Kelchs nicht mehr, als 13“ im Durch⸗ 
ſchnitte. Die Kelcheinſchnitte waren ſchon um 
vieles ſchmaler, als bey der ruft. 2, panic. Y, 
doch noch etwas ſtumpfer, als bey der panic. 
Der Bauch der Blumenroͤhre ſtund nebſt dem 
Rande ſchon merklich ſchief, doch noch nicht ſo 
ſehr, als bey der panic. Es legte ſich auch der 
Rand, nachdem die Blume eine Zeitlang offen 
geweſen, ſchon nach Art der panic. zuruͤck, wie⸗ 
wohl noch nicht ſo ſtark, als eben dieſe ſonſt zu 
thun pflegt. Die Staubfaͤden erreichten mit ih⸗ 
ten Koͤlbchen den Blumenrand nicht, ſondern ſtun⸗ 
den noch um ein merkliches tiefer, als das Piſtillz 
dieſes hingegen erreichte denſelben, und ragte 
folglich uͤber die Koͤlbchen hinaus. Der Saa⸗ 
menſtaub beſtund aus lauter irregulairen, ein⸗ 
geſchrumpften und leeren Bälgen. Die Farbe 
der Blume fiel ſchon ſo ſehr ins gruͤne, daß ſie 
darinn der panic. wenig mehrnachzugeben ſchien. 
Die mit dem Saamenſtaube der panic. oder ruſt. 
befruchtete Kapſeln waren gar nicht mehr runz⸗ 
licht und hie und da eingefallen, wie die von der 
ruſt. 2, panic. d unter gleichen Umſtaͤnden zu 
son pflegen, ſondern ganz glatt, mit den darinn 
ent⸗ 


76 Rene N Feile 


enthaltenen Saamen gleichfoͤrmig angefuͤllt, und, 
in Anſehung ihrer Geſtalt, den Kapſeln der pa⸗ 
nic. faſt ganz aͤhnlich, doch, nach Proportion ih⸗ 
rer Länge, etwas ſchmaler und nicht groͤßer, als 
die mittelmaͤßigen von eben dieſer. Die Saa⸗ 
men kamen denen von der panic ſchon ziemlich 
nahe. Das Maaß der Blumen und ihrer Theile 
iſt folgendes: Laͤnge der ganzen Blume, von 
dem Grunde des Blumenkelchs an bis zu dem 
flach ausgebreiteten und in fuͤnf Einſchnitte ab⸗ 
getheilten Blumenrande 10, %. ‚Länge des 
Blumenkelchs von ſeinem Grunde an bis an die 
Spitze des laͤngſten Einſchnitts 35“. Die Blume 
ragt uͤber die Spitze des laͤngſten Kelcheinſchnitts 
heraus 7“. Größte Breite von einem Ende 
des ganzen Blumenrandes bis zum andern, quer 
über die Blume gemeſſen 4% Breite Loder 
vielmehr Laͤnge) des abſtehenden Blumenrandes 
ſelbſt 142 Durchmeſſer der Blumenroͤhren⸗ 
oͤffnung zwiſchen dem Rande 15“! Durchmeſ⸗ 
ſer des Blumenroͤhrenbauchs unter dem Rande 
23, Ganze Laͤnge der Blumenroͤhre 93. 
Linge des engen Grundes der Blumenroͤhre 
22, Laͤnge der Staubfaͤden 63“. Laͤnge 
des Stiels galt. Länge des Eyerſtocks, die 
gelblichte Subſtanz mit eingeſchloſſen 13. 
Durchmeſſer des Eyerſtocks uͤber der gelblichen 
Subſtanz 4“. Aus der Beſchreibung und aus 
dem Maaße, das ich jener noch beyzufuͤgen vor 
noͤthig erachtet habe, ſieht man offenbar, daß 
ſcch dieſe ; Pflanze ihrem Gate, der panic 275 
ehr, 


Be . a 77 


ſehr, und noch mehr, als zuvor unter der Ge⸗ 
ſtalt der ruſt. 2, panic. O, genaͤhert, und hin⸗ 
gegen von ihrer Mutter, der ruft. ſich noch wei⸗ 
ter, als unter eben dieſer, entfernt hatte. Es 
zeigten ſich aber auch gewiſſe Eigenſchaften und 
Merkmale an ihr, wodurch ſie ſich theils von 
allen dreyen uͤberhaupt, theils von einer oder 
der andern ins beſondere unterſchied: von allen 
dreyen gieng fie darinn ab, daß ſie mit noch 
mehrern ihres gleichen einen niedrigern und ganz 
zwergartigen Wuchs, kleinere und rundlichtere 
Blaͤtter, und ungewoͤhnlich kurze Staubfaͤden 
hatte; deßgleichen, daß ſie ihre Aeſte nicht nur 
noch näher beyſammen hielt, und mehr aufrecht 
trug, als die ruſt. &, panic. H; ſondern ri 
nahe darinn auch ſo gar die ruft. uͤbertraf; da 
man doch vielmehr haͤtte erwarten ſollen, daß 
ſie dieſelben, weil ſie ſich ohnehin in ſo vielen an⸗ 
dern Stuͤcken der panic. genaͤhert, ja fo gar in 
einigen ihr faſt ganz aͤhnlich geworden iſt, viel 
weitſchweifiger, als unter ihrer vorigen Baſtart⸗ 
geſtalt, tragen würde. Von der ruft. 2, panic. 
unterſchied fie ſich darin, daß alle zur Blume 
‚gehörige Theile, auch die Stielchen nicht einmal 
ausgenommen, vorher ganz duͤrre wurden und 
vertrockneten, ehe fie abfielen; da hingegen jene 
ihre Blumen oft noch friſch, und ehe ſie recht 
welk werden, entweder ganz abfallen laͤßt, oder 
den Kelch ſammt dem Eyerſtocke und Stielchen 
auch nachher, wenn die Roͤhre ſchon bereits 
lange zuvor verwelkt und abgefallen, oder unter 
dieſem Zuſtande daran ſitzen geblieben iſt, abzu⸗ 
wer⸗ 


78 See 8 Se 


werfen pflegt. Ich bemerkte aber auch noch außer⸗ 
dem dieſen weſentlichen Unterſchied an ihr, daß 
ſie, ohngeachtet ſie von der maͤnnlichen Seite 
gaͤnzlich unfruchtbar war, von der weiblichen ei⸗ 
nen ungleich groͤßern Grad der Fruchtbarkeit 
angenommen hatte, als die aus der ruft. und 
panic. o erzeugten Baſtarte zu haben pflegen: 
denn, an ſtatt daß man von dieſen, wenn ſie 
wieder mit ihrer Mutter oder ihrem Vater be⸗ 
fruchtet werden, hoͤchſtens zwanzig bis dreyßig 
gute Saamen bekoͤmmt, ſo erhielt ich von jener 
mit eben dieſer ihrem Saamenſtaube groͤßten⸗ 
theils über hundert, dem aͤußerlichen Anſehen 
nach, vollkommene Saamen. Die uͤbrigen Uns 
terſcheidungsmerkmale geben ſich aus der Be⸗ 
ſchreibung von ſelbſt zu erkennen. n 
Nun wollen wir ſehen, was mit dieſer Pflanze 
durch eine nochmalige Befruchtung mit der panic. 
vor Veraͤnderungen vorgegangen, und in wie 
fern die Hoffnung, die ich in der Fortſ. meiner 
vorlaͤuf. Nachr. S. 18. bey Gelegenheit des 
en Verſuchs geäußert, erfüllt wor⸗ 
Ich ſaͤete den 7 April 1763 hundert und 
acht und zwanzig, dem aͤußerlichen Anfehen nach, 
befruchtete und aus einer Kapſel genommene 
Saamen in ein Miſtbeet. Um die Mitte dieſes 
Monats waren ſchon die allermeiſten von ihnen 
aufgegangen. Ich verſetzte vom ı 3 bis zum 20 
May zwo dieſer jungen Pflanzen in Scherben, 
und zehen ins Land. Im darauf folgenden Mo⸗ 
nate fiengen ſie insgeſammt an zu bluͤhen. f Sie 
kamen 


See DB 808 er 


kamen alle zu meiner nicht geringen Verwunde⸗ 
rung dem aͤußerlichen Anſehen nach, mit einander, 
überein, und waren darinn den panic ſo ahnlich 
daß man ſie, wenn ſie nicht mit beſondern Num⸗ 
mern bezeichnet geweſen waͤren, ſchwerlich von 
einander wuͤrde haben unterſcheiden loͤnnen. 
Ich gerieth vollends in Erſtaunen, da ich ſah, 
daß ſie groͤßtentheils neben der aͤußerlichen Aehn⸗ 
lichkeit auch die Fruchtbarkeit derſelben von bey⸗ 
den Seiten angenommen hatten. Es zeigte ſich 
aber dieſe nicht bey allen in einem gleich hohen 
Grade; denn eine unter ihnen ſetzle nur hie und 
da einige Kapſeln an, und auch dieſe wenige fies 
len noch vor ihrer völligen Reife wieder ab; an 
einer andern bemerkte ich eine etwas größere Anz 
zahl, die alle bis zur völligen Reife ſitzen blie⸗ 
ben, aber nicht gar viel befruchtete Saamen ent⸗ 
hielten; die uͤbrigen hingegen gaben durchge⸗ | 

hends ſehr viel reife und mit einer Menge guter 
Saamen angefuͤllte Kapſeln, doch einige immer 
mehr, als die andern, und es ſchienen ſo gar 
ihrer etliche den panic. darinn faſt gleich zu kom⸗ 
men. Uebrigens war zwiſchen den Kapſeln und 
Saamen dieſer Pflanzen und zwiſchen denen von 
der panic. in Anſehung der Geſtalt, Größe und 
Farbe kein merklicher Unterſchied mehr wahrzu⸗ 
nehmen. Dieſe verſchiedenen Grade der Stuchts 
barkeit ſtunden in einem gewiſſen Verhaͤltniſſe 
mit der geringern oder groͤßern Vollkommenheit 
des Saamenſtaubes, deſſen Theilchen bey den 
e Pflanzen gröͤßtentheils gut und voll 
maͤnn⸗ 


80 % Mente EEE Nee 


maͤnnlichen Saamens, bey den erſtern aber ohn⸗ 
gefaͤhr zur Haͤlfte leer und untauglich geweſen. 
Ich will indeſſen nicht in Abrede ſeyn, daß es 
nicht dabey auch viel auf die gute oder ſchlechte 
Beſchaffenheit des weiblichen Saamens ange⸗ 
kommen ſeyn mag; es waͤre ſonſt nicht zu begrei⸗ 
fen, warum z. B. eine dieſer Pflanzen, deren 
Saamenſtaub doch ſchon eine ziemlich große An⸗ 
zahl guter und vollkommener Staͤubchen enthielt, 
nur ſo gar wenige Kapſeln angeſetzt, und auch 
dieſe wenigen wieder abgeworfen haben ſollte. 
Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird hier die 
Schuld mehr an der weiblichen Seite, als an 
der männlichen, gelegen haben. 

Eine gleiche Bewandtniß hatte es mit zwölf 
Pflanzen von einer andern Kapſel, bey deren 
Befruchtung, nach der im §. 15. angeführten 
Methode, die eigene weibliche Feuchkeit ausge⸗ 
ſchloſſen, und an ihrer ſtatt die von der panic. 
aufgetragen worden. Die allermeiſten von ih⸗ 
nen waren eben ſo fruchtbar, als die vorerwaͤhn⸗ 
ten; nur etliche wenige zeigten einen gleich gerin⸗ 
gen Grad der Fruchtbarkeit, als einige der vor⸗ 
hergehenden. Ich habe, um die Natur und Ei⸗ 
genſchaften dieſer Baſtarte im zweyten aufſtei⸗ 
genden Grade noch naͤher kennen zu lernen, mit 
einer der fruchtbarſten von der on Kapſel he 
gende Verſuche angeſtellet. 
el belegte 1) zwoͤlf ihrer Blumen mit DR 
rem eigenen Saamenſtaube, und erhielt von 
ihnen eine Menge guter Saamen, und zwar we⸗ 

nigſtens 


NS) 81 


nigſtens noch einmal ſo viel, als ſie unter ihrem 
vorigen Zuſtande mit der panic. gegeben haben; 
doch kamen ſie in der Anzahl denen vom folgen⸗ 
den Verſuche oder den natuͤrlichen panic. noch 
nicht bey; es waren auch unter ihnen noch mehr 
ſchlechte und eingefallene, als unter dieſen zu 
ſeyn pflegen. Ferner belegte ich 2) eilf Blumen 
mit dem Saamenſtaube der panic. Sie gaben 
drey⸗ bis vierhundert gute Saamen, und alſo 
bereits faſt ſo viel, als die natuͤrlichen. 3) Be⸗ 
legte ich etliche Blumen mit dem Saamenſtaube 
der ruſt. Die ſchlechte Beſchaffenheit der da⸗ 
von erhaltenen Saamen, unter denen nur einige 
wenige gute ſeyn moͤgen, gab genugſam zu er⸗ 
kennen, daß hier bey der Befruchtung eben die⸗ 
jenige Schwierigkeit obgewaltet haben müffe, 
die ſich bey dem Verf. panic. L, ruft. o ordent⸗ 
licherweiſe zu aͤußern pflegt. Es giebt aber auch 
eben dieſer Umſtand unter andern einen ſichern 
Beweiß ab, daß dieſe unaͤchten panic. ihrer Na⸗ 
tur nach mit den natuͤrlichen ſchon ſehr uͤberein⸗ 
gekommen find. Ich belegte 4) eine Blume von 
der ruft. mit dem Saamenſtaube dieſer unaͤchten 
panic. und erhielt von ihr zweyhundert und drey⸗ 
zehen gute Saamen, und alſo ohngefaͤhr nur; 
weniger, als man ſonſt von dem Verf ruf. 2, 
panic. I bekoͤmmt. Endlich befruchtete ich auch 
5) acht Blumen eines aus der ruft. und panic. 
erzeugten Baſtarts mit eben dieſer unaͤchten 
panic. Die Kapſeln gaben gute, vollkommene 
Saamen, aber in einer etwas geringern An⸗ 
J zahl, 


92 ene i Nene 


zahl, als ſie gegeben haben wuͤrden, wenn ſie e 
mit der panic. ſelbſt belegt geworden waͤren. 
Meine Gedanken uͤber den Erfolg der ietzterwaͤhn⸗ 
ten Verſuche find dieſe: wenn ich in Erwaͤgung 
ziehe, daß bey den obbeſchriebenen Baſtarten 
im zweyten aufſteigenden Grade der beederſeitige 
Saamenſtoff der panic. uͤber den beederſeitigen 
Saamenſtoff der ruft. bereits auf eine fo aus⸗ 
nehmende Weiſe die Oberhand gewonnen, daß 
ſie neben der aͤußerlichen Aehnlichkeit mit ihrer 
Vaterpflanze auch ſchon einen hohen Grad einer 
eigenthuͤmlichen Fruchtbarkeit von beyden Sei⸗ 
ten angenommen haben, und nicht ohne Grund 
als ein Naturgeſetz annehme, daß eine jede Ba⸗ 
ſtartpflanze, bey welcher entweder der urſpruͤng⸗ 
liche beederſeitige Saamenſtoff über den frem⸗ 
den, oder dieſer Über jenen bis zur eigenthuͤmli⸗ 
chen Fruchtbarkeit das Uebergewicht bekommen, 
ſich in dem einen Falle wieder in eine Mutter⸗ 
pflanze und in dem andern in eine Vaterpflanze 
aus eigenen Kraͤften nach und nach verwandeln 
muͤſſe: ſo trage ich kein Bedenken, zu behaupten, 
es werden ſich die aus dem 1) Verf. zu erziehende 
Pflanzen kuͤnftiges Jahr ihrer ganzen Natur nach 
der panic. noch weit mehr naͤhern, als den letztern 
Sommer geſchehen iſt, und nach einer gewiſſen, 
vielleicht ſehr kurzen Reihe von eigenthuͤmlichen 
Zeugungen endlich in aͤchte panic. uͤbergehen. 
Und eben dieß behaupte ich auch mit aller Zu⸗ 
verſicht von den Pflanzen des 2) Verſ. nur mit 
dem Unterſchiede, ne ich dieſen noch ein naher 
e 


| 


Wee ee 83 


res Ziel zu ihrer gaͤnzlichen Verwandlung ein⸗ 
raͤume, als jenen. Wie bald ſie aber daſſelbe 
erreichen moͤchten, getraue ich mir nicht vorher⸗ 
zuſagen. Vielleicht geſchieht es bey denen vom 
2) Verf. ſchon im naͤchſtkuͤnftigen Jahr. Wer 
nigſtens kann es, wenn die Aehnlichkeit und 
Fruchtbarkeit i in eben der Proportion zunimmt, 
wie ſie bisher zugenommen hat, unmoͤglich uͤber 
etliche Jahre mehr anſtehen. Mit einem Wort, 
ich ſetze in die Moͤglichkeit, eine natuͤrliche Gat⸗ 
tung in die eee, 
ſten Zweifel mehr. 

Giebt es aber auch wohl außer der Aehn⸗ 
lichkeit und Fruchtbarkeit noch eine ſicherere und 
entſcheidendere Probe, daraus ſich entweder die 
verſchiedenen Grade einer vor ſich gehenden Ver⸗ 
wandlung etwas naͤher und gewiſſer beſtimmen 
laſſen, oder woran man eine wirklich vollbrachte 
Verwandlung zuverlaͤßig erkennen kann? Ich 
glaube ja; die drey uͤbrigen, und vornaͤmlich 
der 3) und 4) Verſ. ſcheinen mir hierzu ganz ge⸗ 
ſchickt zu ſeyhn. Geſetzt, der gegenwaͤrtige Bar 
ſtart i im zweyten aufſteigenden Grade haͤtte be⸗ 
reits die ganze Natur einer panic. angenommen: 
ſo muͤßte der 3) Verſ. gewoͤhnliche Penis 2, ruft. 


, der 4) ruſt. ę, panic. c und der 5) 1 N Ri 
panie. gi 
oder Baſtarte im erſten aufſteigenden Grade ge⸗ 
ben. Da nun aber bey ihme noch keine gaͤnz⸗ 
liche Verwandlung vorgegangen iſt: ſo 55 
en 2 i 


84 | Mee Er 


ſich ſich Fünftigen Sommer zeigen, wie viel de 

nen aus dieſen dreyen Verſuchen zu erziehenden 
flanzen an der Aehnlichkeit und Unfruchtbar⸗ 

keit mit ihnen noch abgeht. | 


$. 17.. 
XXXI. Verſ. 
ruſt. 2.5 2 9 
Nicot. panic. . 82 
panic. 4 
Nicot. ruſt. N. 


Unter den Verſuchen, die ich mit der in 
der Fortſ. meiner vorlaͤuf. Nachr. S. 18 
angezeigten und im vorhergehenden H. beſchrie⸗ 
benen Baſtartpflanze 2 im erſten aufſteigenden 
Grade, angeſtellet hatte, war auch dieſer, daß 
ich fie mit dem Saamenſtaube der ruft. befruch⸗ 
tete. Die Kapſeln gaben alle gute und voll⸗ 
kommene Saamen, aber um die Haͤlfte weniger, 
als ſie mit der panic. gegeben hatten. Ich ſaͤete 
den 9 April 1763 eine Kapſel voll in ein Miſt⸗ 
beet. Sie giengen in Zeit von zehen Tagen auf. 
Ich verſetzte den 12 May eine dieſer jungen 
Pflanzen in einen Scherben, und zwey ins Land. 
Sie kamen mit den ruft. 2, panic. o überein, 
ausgenommen, daß alle drey noch etwas laͤn⸗ 
gere Blumen hatten, und zwo derſelben von 


beyden Seiten im hoͤchſten Grade unfruchtbar 
waren. 


. 


oe ee 85 


Da bey der 2 der weibliche Saamenſtoff der 
panic. das Uebergewicht uͤber den weiblichen 
Saamenſtoff der ruft. bekommen, und die Ver⸗ 
einigung der panic. 2 mit der rull. of bekannter; 
maßen ſchwer von ſtatten geht: fo läßt fich nicht 
nur allein die aus dem gegenwaͤrtigen Verſuche 
erhaltene geringere Anzahl Saamen, die mit 
dem erſten aufſteigenden Grade der Aehnlichkeit 
in einem gewiſſen Verhaͤltniſſe ſteht, ganz wohl 
erklaͤren, ſondern man kann auch leicht begrei⸗ 
fen, warum dieſe Pflanzen keine völlige ruft. , 
panic. o haben werden koͤnnen, Die gaͤnzliche 
Unfruchtbarkeit jener beyden aber kann man als 
eine nicht ungewoͤhnliche Folge von dem noch 
nicht wiederhergeſtellten Gleichgewichte anſehen. 


5 $. 18. 
VXVXVXII. Verf. 
* panic. 2% 
Nicot. 5.2 
> ruf. N 
Nicot. panic. Q. 


Von dieſem Verſuche erzog ich nur eine 
Pflanze. Sie hatte ſich in der Aehnlichkeit ih⸗ 
rer Mutter, der panic. wieder ſehr genaͤhert, 
aber von beyden Seiten den hoͤchſten Grad der 
Unfruchtbarkeit angenommrn. Es geſchah alſo 
hier eben das, was auch ſchon ehedem bey eini⸗ 
gen Pflanzen vom ee (Fortſ. der 
vorlaͤuf. Nachr. S. 14 e) Verſuche ge⸗ 
ſchehen iſt. J 3 $. 19. 


86 oe n ene 


N 
XXXIIl. Verſ. een 


panic. 99 | %% pin 


ruſt. 8 ? 14 
Nicot. ruf: . 


Nicot. 


Ich ſaͤete den 9 April 1763 dreyßig aus ei⸗ 
ner Kapſel genommene und dem aͤußerlichen An⸗ 
ſehen nach befruchtete Saamen in ein Miſtbeet. 
Sie giengen den 25 dieſes Monats auf. Den 
18 Map verſetzte ich ſechs von dieſen Pflanzen 
ins Land, und eine in Scherben. Sie fiengen 
vom 2029 Jun. alle an zu blühen. Die erſte 
von jenen kam dem aͤußerlichen Anſehen nach in 
allen Stuͤcken mit der ruft. ſehr uͤberein. Ihre 
Blumen waren ſo gar etwas weiter und groͤßer, 
als fie ſonſt bey der ruſt. zu ſeyn pflegen, und 
ihr Saamenſtaub beſtund ſchon aus ſehr viel 
guten regulairen Staͤubchen. Sie ſetzte ſehr viel 
Kapſeln an, in welchen zwar wenige, aber große 
vollkommene Saamen enthalten waren. Von 
eben der Art waren auch drey andere, ausge⸗ 
nommen, daß ſie viel weniger reife Kapfeln an⸗ 
geſetzt, und keinen einigen befruchteten Saamen 
gegeben haben. Die fuͤnfte kam der ruſt eben⸗ 
falls ziemlich nahe, gab aber auch nur wenig 
reife und leere Kapſeln. Die ſechste war eine 
Zwergpflanze, kaum = hoch, im hoͤchſten Grade 
unfruchtbar, im uͤbrigen aber der ruſt etwas aͤhn⸗ 
lich. Die im Scherben hatte viele Aehnlichkeit mit 

der 


Pe Mente 87 


ruft. Ich belegte einige ihrer Blumen theils 
mit ihrem eigenen Saqamenſtaube, theils mit 
dem von der ruſt. Die darauf erfolgten Kapſeln 
fielen aber, nachdem ſie ſchon um ein merkliches 
herangewachſen waren, noch ganz gruͤn ab. 
Ich ſchnitt ſie auf, und fand in etlichen einige 
wenige dem Anſcheinen nach befruchtete Saar 
men. 

Man kann von den Pflanzen des gegenwaͤr⸗ 
tigen Verſuchs, der der umgekehrte er dem in 
der Fortſ. meiner vorlaͤuf. Nachr. S. 15, 
6. 4 vorkommenden III. Berk iſt, eben das ſa⸗ 
gen, was von dieſem in den Saͤtzen a) b) c) d) 
angemerkt worden. Indeſſen iſt es doch als 
etwas beſonders anzuſehen, daß eine derſelben, 
nämlich die erſte, einen nicht geringen Grad der 
Fruchtbarkeit von beyden Seiten angenommen; 
welches ein Umſtand iſt, den ich noch bey keiner 
einigen Pflanze von dem erſtbemeldten Verſuche 
bemerkt habe. Da ich nicht ſo gluͤcklich gewe⸗ 
ſen, von der in Scherben geſtandenen Pflanze 
durch den Saamenſtaub der ruft. reife Kapſeln 
und gute Saamen zu erhalten, und doch die 
panic. in eine ruſt. zu verwandeln wuͤnſchte: ſo 
habe ich von derjenigen, die von beyden Seiten 
fruchtbar war, Saamen eingeſammlet, in der 
Hoffnung, kuͤnftiges Jahr Pflanzen daraus zu 
bekommen, die der ruft. noch ähnlicher, als zuvor 
ſeyn, und, wo nicht alle, doch groͤßtentheils eine 
eigenthümliche Fruchtbarkeit, und zwar in einem 
nicht geringen Grade, beſitzen muͤſſen. 

F 4 $. 20. 


88 mene n Wende 


$ 20. 
XXXIV. Verf. 
a „ ruſt. 7 2 
Nicot. panic. 1 92 
peren. S 3 
Nicot. ruft. . 


Ich habe zwar in der Fortſ meiner vor⸗ 
laͤuf. Nachr. S. 38 angezeigt, daß unter an⸗ 
dern auch die durch den Saamenſtaub der ruft. 
dem Anſcheinen nach befruchtete Kapſeln der 2 
des gegenwaͤrtigen Verſuchs alle nach und nach 
abgefallen waͤren, ehe ſie noch ihre gehoͤrige 
Groͤße und Reife erreicht haͤtten; allein, es ent⸗ 
hielt doch, wie ich erſt nachher gefunden, eine 
unter dieſen abgefallenen Kapſeln, die ſchon ziem⸗ 
lich groß und faſt ganz braun geworden war, ei⸗ 
nige wenige dem aͤußerlichen Anſehen nach ber 
fruchtete vollkommene Saamen. Dieſe wurden 
den 18 April in ein der freyen Luft ausgeſetztes 
Kaͤſtchen geſaͤ st. Es gieng eine geraume Zeit 
vorbey, ahne daß ſich das geringſte zeigte; end⸗ 
lich aber bekam ich doch davon eine junge Pflanze, 
die den 18 Jul. in einen Scherben verſetzt wor⸗ 
den, und den 31 Aug. zu bluͤhen anfieng. Die 
Pflanze war kaum 1“ hoch, und durchaus ſehr 
ſtark mit rauhen Haaren beſetzt; die Blaͤtter 
ungewoͤhnlich ſchmal, klein und von lanzenfoͤr⸗ 
miger Geſtalt; die Blumen ziemlich weit, ohn⸗ 
gefaͤhr 1“ lang, und blaßgruͤn, mit einer 7 

merk⸗ 


Nee N ene 89 


merklichen Tinctur von roͤthlicher Farbe. Et⸗ 
liche der erſten Blumen fielen unbefruchtet ab, 
eine der darauf folgenden aber ließ eine ziemlich 
große eyfoͤrmige Kapſel nach ſich, von der ich 
eigentlich nicht ſagen kann, ob fie von ihrem ei⸗ 
genen oder einem fremden Saamenſtaube be⸗ 
fruchtet worden; ſie kam indeſſen doch nicht zur 
Vollkommenheit, ſondern fiel noch vor erlang⸗ 
ter Reife ab. Es iſt alſo dieſe Pflanze ein aus 
dreyen zuſammengeſetzter Baſtart im erſten ab⸗ 
ſteigenden Grade geweſen: denn ſie hatte ſich in 
Anſehung der Aehnlichkeit der 2 und ihrer ur: 
ſpruͤnglichen Mutter, der ruſt. wieder ein wenig 
genaͤhert. Die ungewoͤhnlich dichten, langen 
und ſteifen Haare, womit die ganze Pflanze be⸗ 
ſetzt war, und die außerordentlich kleine und 
ſchmale Blätter ſehe ich als einen widernatuͤr⸗ 
lichen Zuſtand an, deme die Baſtarte im erſten 
ab⸗ oder aufſteigenden Grade nicht ſelten unter⸗ 
worfen ſind. Von der Fruchtbarkeit oder Un⸗ 
fruchtbarkeit dieſer Pflanze kann ich nichts zu⸗ 
verlaͤßiges melden, weil mich ihre allzuſpaͤte 
Bluͤtezeit verhindert hat, Verſuche daruͤber an⸗ 
zuſtellen. N 


6. 21. 

Außer den bisher beſchriebenen Baſtartta⸗ 
backpflanzen habe ich auch den letztern Sommer 
wieder ſolche erzogen, dergleichen in der Fortſ. 
meiner vorlaͤuf. Nachr. unter dem 1, Il, II, 
1X, XVI, XVII. Verſ. ſchon bereits vorgekom⸗ 

J 5 men 


90 wee ER ee 
men find. Die Nicor. 11 89 deren von 
vier Kapſeln dießmal nicht mehr als drey aufge⸗ 


ruft. P. 

gangen, waren nebſt dreyzehen Nicor. panic. 95 
„ mai. 12105 * r. tranſyly. 2 

fuͤnf Nieor gz und zwo Nico glu t. 


von nn A 1 Jahre erzogenen 
Pflanzen gar nicht unterſchieden. Von 


| ruft, 2 1 
Nicot. panie. 63 5 oder Baſtarten im erſten 
e. Al 


abſteigenden Grade erzog ich ſechs Pflanzen. 
Zwo derſelben, die von beyden Seiten frucht⸗ 
bar geweſen, ſetzten ſehr viel Kapſeln an, welche 
zwar ziemlich wenige, aber große, vollkommene 
Saamen gaben. Die andern viere hingegen 
trugen nur wenig reife und ganz leere Kapſeln. 
Etliche der letztern hatten ungewoͤhnlich große 
Blumen und außerordentlich ſchmale, lanzen⸗ 
foͤrmige Blaͤtter. Ueberhaupt bemerkte ich an 
dieſen ſechs Pflanzen faſt alle diejenigen Eigen⸗ 
ſchaften aufs neue, die auch Ko ehedem in der 
Fortſ. der vorlaͤuf. Nachr. S. 13, 14, 15 
bemerkt worden. Eine gleiche i hatte 


ruſt. 
es auch mit ſechs Nicot. panic. o En 2 oder 
panic. . 


Baſtarten im erſten aufſteigenden Grade, bey 
welchen alle e Saͤtze wieder eingetrof⸗ 
| fen, 


eee e eee 91 
fen, die ich in erſtgedachter Fortſ. S. 17, 18 
bereits angefuͤhrt habe. Es war unter andern 
auch wieder eine kaum 10“ hohe Zwergpflanze 
darunter, die ohngeachtet dieſes widernatuͤrlichen 
Zuſtandes eine ſehr große Aehnlichkeit mit ihrem 
Vater, der panic. bekommen hatte. Sie ſetzte 
Kapſeln an, die dem aͤußerlichen Anſehen nach 
zwar vollkommen befruchtet zu ſeyn ſcheinen, 
gleichwohl aber nichts als lauter unbefruchtete 
Saamenblaͤschen mn 


25100 F. 22. 

Ehe ich von den aus verſchiedenen Galum⸗ 
gen Taback erzeugten Baſtarten zu andern uͤber⸗ 
gehe, will ich noch zuvor eines gewiſſen gluͤcklich 
gelungenen Verſuchs gedenken, der, ſo ſeltſam 
und nichtsbedeutend er auch manchen dem erſten 
Anſehen nach ſcheinen möchte, doch einen neuen 
und beynahe den allerbündigſten Beweis für 
meine feſtgeſetzte Lehre von der Erzeugung der 
Pflanzen abgiebt. Ob ich gleich ſo wohl auf 
Erfahrung als Theorie gegründete Beweiſe gez 
nug vor mir hatte, daß das Zerplatzen des Saa⸗ 
menſtaubs eine gewaltſame und widernatuͤrliche 
Wirkung, und der wahre maͤnnliche Saame 
jene gleichfoͤrmige, fluͤßige und oͤhlichte Materie 
ſey, die durch die auf der aͤußern Schale der 
Saamenſtaͤubchen befindliche Ausſonderungs⸗ 
gaͤnge nach und nach ihren langſamen Abfluß 
nimmt, keineswegs aber in denzenigen Koͤrnern, 
die nur bey gedachter widernatuͤrlichen Wirkung 

zum 


\ 
92 Wee e eee 


zum Vorſchein kommen, und einen Theil von 
dem noch unreifen Saamenſtoffe ausmachen, be⸗ 
ſtehen Eönne: fo ſuchte ich doch die Wahrheit 
dieſes Satzes durch einen neuen Verſuch zu be⸗ 
ſtaͤtigen. Ich trug nämlich ſchon im Jahr 1760 
auf die noch ganz reinen Stigmata der venetia⸗ 
niſchen Ketmia Tropfen von verſchiedenen ſo 
wohl natuͤrlichen als kuͤnſtlichen Oehlen (Fortſ. 
der vorlaͤuf. Nachr. S. 70) auf, verſenkte 
alsdenn in dieſelben den Saamenſtaub, und er⸗ 
wartete, ob eine Befruchtung darauf erfolgen 
würde. Die Blumen fielen aber alle unbefruch⸗ 
tet ab. Im letztverwichenen Fruͤhjahr entſchloß 
ich mich dieſen Verſuch auch bey einigen andern 
Pflanzen zu machen. Ich verſchnitt zu dem 
Ende den 4 Jul. drey noch ganz geſchloſſene Blu⸗ 
men von den Nicot. ruft, auf die gewoͤhnliche 
Art, und ließ ſie in dieſem Zuſtande ſo lange, 
bis ſich die weibliche Feuchtigkeit hie und da auf 
demſelben in Geſtalt kleiner Tropfen zeigte. 
Alsdenn trug ich einen Tropfen ſuͤß Mandeloͤhl 
auf, und breitete denſelben vermittelſt eines fei⸗ 
nen Pinſels auf der ganzen Oberflaͤche des 
Stigma gleich aus. So unmoͤglich dieß bey 
einem Tropfen Waſſer, oder bey irgend einer 
andern waͤſſerichten Feuchtigkeit zu bewerkſtelli⸗ 
gen wäre: ſo leicht geht es bey einer jeden oͤh⸗ 
lichten Materie von ſtatten; ja es geſchieht ſo 
gar die Ausbreitung derſelben und ihre Vermi⸗ 
ſchung mit der weiblichen Feuchtigkeit, als einer 
ebenfalls oͤhlichten Materie, groͤßtentheils ſchon 
von 


ee. 93 


von ſich ſelbſt, und faſt augenblicklich. Nach 
dieſer Zubereitung faßte ich mit einem feinen 
Pinſel eine zu einer vollkommenen Befruchtung 
mehr als hinreichende Duantität Saamenſtaub 
auf, und verſenkte ihn in den das Stigma al⸗ 
lenthalben ganz bedeckenden Tropfen Mandeloͤhl. 
Die Befruchtung gieng bey allen dreyen gluͤck⸗ 
lich vor ſich. Ich bediente mich nachher bey vier 
andern Blumen des Haſelnußoͤhls, bey zwoen 
des Jasminoͤhls, und bey vieren des Leinoͤhls 
mit dem naͤmlichen Erfolge, ohne daß die Be⸗ 
fruchtung jemals fehl geſchlagen haͤtte. Mit dem 
weißen Mohnfaamen; und Baumoͤhl wollte es 
bey fuͤnf Blumen nicht gelingen; ohne Zweifel 
lag der Fehler bloß darinn, daß beyderley Oehle 
nicht friſch und flüßig genug geweſen. Mit de⸗ 
ſtillirten oder kuͤnſtlichen Oehle gieng es nicht 
beſſer: denn es fielen zehen Blumen, die ich mit 
Spick⸗Wachs⸗Stein⸗Anis⸗ und Dippels thieri⸗ 
ſchen Oehle belegt hatte, unbefruchtet ab; eben 
dieß geſchah auch bey drey andern, zu denen 
Vipern⸗ und Aſchfett genommen worden. Der 
Grund davon iſt aller Wahrſcheinlichkeit nach 
in der Schaͤrfe der deſtillirten Oehle und in der Zaͤ⸗ 
higkeit des thieriſchen Fetts zu ſuchen. Durch 
die eine muß nothwendigerweiſe die ganze Natur 
der Saamenſtoffe veraͤndert und verdorben, und 
durch die andere die zufuͤhrenden Saamenge⸗ 
faͤße verſtopft, und der maͤnnliche Saame allzu⸗ 
ſehr verdickt werden. Von acht Blumen der 
Nicot. mai. vulg. die in einer kurzen Zeit auf ein⸗ 
ander 


94 Bee ee 


ander mit Jasmin⸗Lein⸗ und bitterm Mandeloͤhl 
belegt worden, erhielt ich die vollkommenſten 
Kapſeln und Saamen. Desgleichen ließ ſo 
wohl das ſuͤße als bittere Mandeloͤhl bey vier 
Blumen von dem Verbafc. (Blattaria) die Ber 
fruchtung zu. Hingegen lief der Verſuch bey 
den Kuͤrbſen allemal fruchtloß ab, ohngeachtet 
das Mandeloͤhl den Eyerſtock oft bis uͤber die 
Haͤlfte durchdrungen hatte. Daß es ſich aber 
wirklich in denſelben hineingezogen, und ſo weit 
darinn ausgebreitet habe, konnte man aus der 
dunklern Farbe, womit es ihn von außen be⸗ 
zeichnete, leicht abnehmen. 

Nun will ich zeigen, was ſich aus den 
gluͤcklich gelungenen Verſuchen dieſes . für eine 
Folgerung ziehen läßt. Ich muß aber vor allen 
Dingen als eine ausgemachte Erfahrung vor⸗ 
ausſetzen, daß 1) ſo wohl die weibliche Feuch⸗ 
tigkeit, als auch diejenige Materie, die ein je⸗ 
des reifes Saamenſtaͤubchen nach und nach aus⸗ 
geſondert, oͤhlichter Natur iſt, und beyde ſich 
mit einem jeden andern Oehle, es ſey auch, was 
es für eines wolle, aufs innigſte und gleichfoͤr⸗ 
migſte vermiſchen laſſen; 2) daß ſich kein Saa⸗ 
menſtaub weder in der weiblichen Feuchtigkeit, 
noch in irgend einem Oehle um ein merkliches 
aus dehnet, und feine natuͤrliche Geſtalt ſo ver⸗ 
aͤndert, wie er es allemal im Waſſer zu thun 
pflegt, und 3) daß noch kein einiges Saamen⸗ 
ſtaͤubchen in dieſen öhlichten Feuchtigkeiten auf 
Fut iſt, und ſeine koͤrnichte Materie von ſich 

Re gege⸗ 


oh Fo 95 


ce hat. Nimmt man dieſes als richtig an: 

ſo wird man die auf erſterwaͤhnte Verſuche er⸗ 
folgte Befruchtung jener fluͤßigen und gleichfoͤr⸗ 
migen oͤhlichten Materie des Saamenſtaubs, die 
ſich mit der weiblichen Feuchtigkeit des Stigma 
und mit gedachten natürlichen Oehlen vermiſcht, 
und durch den Stiel in den Eyerſtock hineinge⸗ 
zogen hat, nothwendigerweiſe zuſchreiben, und 
ſie folglich für den wahren männlichen Saamen 
annehmen muͤſſen. Man wird einfehen, daß 
die natuͤrliche Ausſonderung des maͤnnlichen 
Saamens in dem von allen Seiten des Saamen⸗ 
ſtaubs erfolgenden langſamen Ausfluſſe deſſelben 
beſtehe, das Zerplagen hingegen und der Aus⸗ 
wurf ſeiner koͤrnichten Materie eine gewaltſa⸗ 
me und widernatuͤrliche Wirkung ſey, und daß 
die kleinen Koͤrner, die nur allein bey dieſer zum 
Vorſchein kommen, ſchlechterdings keine Keime 
ſeyn koͤnnen. Aus den mißlungenen Verſuchen 
laßt ſich wider dieſe Theorie lediglich nichts 
ſchließen; es folgt weiter nichts daraus, als daß 
nicht alle Pflanzen die Beymiſchung oberwaͤhn⸗ 
ter natuͤrlichen Oehle vertragen koͤnnen. Eine 
einige Pflanze, bey welcher der Verſuch ohne 
Ausnahme immer gluͤcklich ablaͤuft, beweißt fuͤr 
dieſe Lehre von der Erzeugung mehr, als tauſend 
andere, die den gegenſeitigen es zeigten, wie⸗ 
| der ſie beweiſen wuͤrden. 


*. 


9.23 


96 dene d Wee | 
§. 23. - 
XXXV. Verf. 


. . chinenf. 2 
Dianth. carthuſ. ke. N. 


Dianth. chinenſ. 


Ich erhielt durch den gegenwaͤrtigen Verſuch 
von p gemeiniglich ſechs bis acht ſchwarze, voll⸗ 
kommene Saamen, und erzog aus ihnen lauter 
Pflanzen, die fh, als Baſtarte im erften ab⸗ 
ſteigenden Grade, uͤberhaupt ihrer Mutter, der 
Chineſernelke, wieder genaͤhert haben, einige 
mehr, andere weniger. Die Blätter hatten 
zwar von dem 2 noch eine ziemliche Breite und 
Steifigkeit nebſt der den Cartpeufernelfenblät 
tern eigenen hellgruͤnen und glaͤnzenden Farbe 
beybehalten, doch in einem ungleich geringern 
Grade, als ſie zuvor unter ihrer erſten Baſtart⸗ 
geſtalt gehabt haben. Die Stengel waren ſchon 
um ein merkliches duͤnner, und um die Gegend 
der Gelenke blaſſer purpurrothz die Blumen⸗ 
ſchuppen wieder breiter und ſtumpfer, und die 
Blumen in lockerere Buͤſchel vertheilt, als bey x; 
doch kamen ſie in eben dieſen Stuͤcken dem 4 
noch nicht bey. Von Puncten war bey den mei⸗ 
ſten faſt keine Spuhr mehr zu ſehen; dagegen 
abe: hatte ſich der dem A eigene Kreis wieder 
gruoͤßtentheils eingefunden. Der Saamenſtaub 
enthielt wieder eine Menge guter, vollkommener 
Staͤubchen, die bey > wenigen dieſer Pflanzen 

die 


Er} * 


die ſchlechten und untauglichen in der Anzahl ſo 
gar ſchon uͤbertrafen. Es ſetzten daher auch 
alle, ſo wohl von ſich ſelbſt, als auch, wenn 

ſie mit Fleiße mit ihrem eigenen Saamenſtaube 

belegt geworden, ziemlich viel Kapſeln an, in 

welchen ich in dem erſten Falle gemeiniglich etlich 
und zwanzig bis etlich und dreyßig, und in dem 
andern funfzehen bis zwanzig befruchtete Saa⸗ 
men angetroffen. Dieſe Saamen waren zwar 

gegen die von oꝰ noch ſchwaͤrzlicht und groß gez 

nug, aber doch ſchon etwas blaſſer und kleiner, 

als bey 2. Unter ſich ſelbſt waren dieſe Pflan- 

zen zum Theil nicht wenig von einander unter⸗ 

ſchieden; ins beſondere was die Farbe ihrer Blu; 

men anbetraf. Ich erhielt z B. von einer 

Kapſel folgende Varietaͤten: a) blaßkermeſin⸗ 

rothe, mit kaum merklichen Adern und einem ſehr 

ſchwachen Schatten eines Kreiſes; b) dunkelker⸗ 

meſinrothe, mit einem etwas dunkeln, halbun⸗ 

terbrochenen Kreiſe und ſehr ſchwachen Ueber⸗ 

bleibſeln von Puncten und Adern; c) violetker⸗ 

meſinrothe, mit einem weißlichten Rande, deut⸗ 

lichen, etwas dunkeln Adern und einem ſchwarz⸗ 

rothen, ſehr breiten und ununterbrochenen 

Kreiſe; e) blaßkermeſinrothe, mit vielen et⸗ 

was dunkeln Adern, weißlichten Puncten 

und einen dunkelrothen ſchmalen und unterbro⸗ 

chenen Kreiſe. Von einer andern Kapſel be⸗ 

kam ich f) ganz hoch ſcharlachrothe, mit kaum 

merklichen Puncten und einem ſchwarzrothen, 

breiten und unterbrochenen Kreiſe; g) faſt eben 
| h) faſt e aber mit ei⸗ 
nem 


98 See d wee 


nem ſchmalen, unterbrochenen Kreiſe; i) weiß⸗ 
lichte, mit ſehr vielen violetkermeſinrothen, zu⸗ 
ſammenfließenden Adern und einem ſchwarzro⸗ 
then, breiten und ununterbrochenen Kreiſe; k) 
blaß ſcharlachrothe, mit einer ſchwachen Spuhr 
von Kreiſe und Adern; 9 dunkelvioletkermeſin⸗ 
rothe, mit einem ganz weißen Rande und gegen 
denſelben hin mit weißlichten, etwas ſchwachen 
Streifen, und mit einem ſchwaͤrzlichen, breiten 
Kreiſe bezeichnet. Eine dritte Kapſel gab m) 
hoch kermeſinrothe, mit wenigen und kaum merk⸗ 
lichen Puncten und einem ſchwarzen, breiten 
und ununterbrochenen Kreiſe; n) eben dergleichen 
v) kermeſinrothe, mit Adern von gleicher, aber 
hoͤherer Farbe, und einem dunkelpurpurrothen, 
ziemlich breiten und halb unterbrochenen Kreiſe; 
pp) eben dergleichen. Die untere Fläche der 
Blumen ſpielte bey einigen dieſer Pflanzen ins 
kupferfarbichte und zeigte den Kreis, wenn er 
ſehr dunkel und breit war, gleichſam wie im 
Schatten. Die Farbe der Blaͤtter war nicht 
bey allen einerley; bey einigen fiel ſie ein wenig 
ins matte und graulichte, bey andern hingegen 
ſpielte ſie mehr ins hellgruͤne und glaͤnzende. 
Eine gleiche Verſchiedenheit zeigte ſich in der 
Subſtanz derſelben. Ueberhaupt geben die 
Pflanzen dieſes und des folgenden Verſuchs ei⸗ 
nen neuen Beweis ab, daß die Vereinigung der 
Saamenſtoffe bey Erzeugung der Baſtarte im er⸗ 
ſten ab; oder aufſteigenden Grade bey weitem 
nicht mit der Regelmaͤßigkeit und Gleichfoͤr⸗ 

mig⸗ 


mee 8 Wente 99 


migkeit geſchieht, als bey den natuͤrlichen Pflan⸗ 
zen und denen davon erzeugten erſten urſpruͤng⸗ 
chen Baſtarten. | ä 


G. 24. 5 

XXXVI. Verſ. 

5 chinenf. g. 

Dianth. carthuf. Br 5 
Dianth. carthuf. * . 551 

Die aus dieſem Verſuche erhaltene Saa⸗ 
men kamen in der Anzahl und ihrer aͤuſſerlichen 
Beſchaffenheit nach mit denen vom vorherge⸗ 
henden uͤberein. Ich erzog von ihnen eilf Pflan⸗ 
zen, die ſich, als Baſtarte im erſten aufſteigen⸗ 
den Grade, von ihrer urſpruͤnglichen Mutter, 
der Chineſernelke, in allen Stuͤcken noch wei⸗ 
ter, als unter ihrem vorigen Zuftande, entfernet, 
dagegen aber ſich ihrem Vater, der Cartheuſer⸗ 
nelke, deſto mehr genaͤhert haben. Ihre vlaͤt⸗ 
ter waren viel breiter, hellgruͤner, glaͤnzender 
und von einer ſteifern und elaftifchern Sub; 
ſtanz; die Stengel dicker, mit ſtaͤrker gefärbten 
Gelenken; die Blumen kleiner und in dichtere 
G 2 Buͤ⸗ 


*) Es iſt unter dieſer Benennung ſo wohl in der Fortſ der 
vorläuf. Nachr. S. 43. . 20, als auch in der gegenwaͤr⸗ 
tigen Abhandlung durchgehends der Dianth. barbarus. 

Linn. Sp. Pl. edit. ſec. p. 586. n. I. keineswegs aber 
der Dianth. carthuſianorum Linn. Sp. Pl. edit. ſee, 
P. 586. n. 2. zu verſtehen. 


100 Wente i Mente 


Buͤſchel geordnet; der Blumenkelch purpurfar⸗ 
bichter und mit ſchmalern und fpigigern Schup⸗ 
pen und Einſchnitten verſehen, als zuvor. Es 
kamen nur ihrer fuͤnfe zur Bluͤte, ohngeachtet 
ſie insgeſammt ſchon den 18 May verſetzt, und 
unter gleichen Umſtaͤnden gehalten worden; die 
andern ſechſe ſind indeſſen ſtark in Stock ge⸗ 
wachſen, und werden, wie die 7, erſt im kuͤnf⸗ 
tigen Sommer blühen: ein Umſtand, woraus 
man unter andern offenbar ſehen kann, daß ſie 
von der Natur ihres Vaters ſchon ſehr vieles 
angenommen haben muͤſſen. Ueberhaupt wa⸗ 
ren diejenigen, die nicht zur Bluͤte gekommen, 
den A von gleichem Alter bereits fo aͤhnlich, 
daß man ſie leicht fuͤr Pflanzen von der letztern 
Gattung haͤtte anſehen koͤnnen. Die Blumen 
waren bey einigen an dem innern und aͤuſſern 
Theil blaßroͤthlich, in der Mitten aber kermeſin⸗ 
roth und mit ganz deutlichen weiſſen Puncten 
eingeſprengt; die andern aber hatten theils hoch⸗ 

theils blaßvioletkermeſinrothe und mit um 
deutlichen Puncten bezeichnete Blumen. Zwey 
derſelben ſetzten ziemlich viel Kapſeln an, und 
gaben ſieben bis zwoͤlf große, ſchwarze, vollkom⸗ 
mene Saamen. Die dritte gab ebenfalls ziem⸗ 
lich viel Kapſeln, mit fuͤnfzehen bis dreyßig gu⸗ 
ten Saamen. Bey der vierten gluͤckte es mir 
unter ſechs Blumen, die ich mit dem Saamen⸗ 
ſtaube der * belegt hatte, nur bey einer eini⸗ 
gen, vier befruchtete Saamen zu erhalten. Die 
fuͤnfte aber war von beyden Seiten im söcften 

rade 


oe . ee 191. 


Grade unfruchtbar. Uebrigens bemerkte man 
auch in der Breite der Blaͤtter und Groͤße der 
Blumen einige Verſchiedenheit unter ihnen. 
Aller Wahrſcheinlichkeit nach werden ſich die 
Baſtarte des vorhergehenden Verſuchs wieder 
zu natürlichen Mutterpflanzen machen, und di 5 
von dem gegenwaͤrtigen in wahre Cartheuſernel⸗ 

ken nach und ug verwandeln laſſen. 


F. 235. 
XXXVII. Verf. 
Dianth. chinenf. 2. 


Ä chinenſ. 
ß; carthuſ. 0 1 0% i 
Die Anzahl der Saamen, die ich von der 
durch den Saamenſtaub der 7 befeuchteten 2 
erhalten, belief ſich auf etlich und dreyßig bis 
vierzig, und alſo ungleich hoͤher, als bey den 
mit ihrem eigenen oder mit dem Saamenſtaube 
ihrer Eltern belegten Baſtartnelken o“ ſelbſt, 
aber nicht fo hoch, als fie ſonſt bey den natuͤrli⸗ 
chen L befunden wird. Es erhellet hieraus of⸗ 
fenbar, daß die Fruchtbarkeit der gegenwaͤrti⸗ 
gen A von beyden Seiten, und zwar von der 
weiblichen mehr, als von der maͤnnlichen, ein⸗ 
geſchraͤnkt ſeyn muß. Da dieſer Verſuch der 
umgekehrte von dem XXXV ift: fo kann man 
ſich leicht vorſtellen, daß die davon erhaltene 
Pflanzen in der Hauptfach mif jenen uͤberein⸗ 
. 90 


102 Wente n Wente 


gekommen ſeyn werden. Ich werde mich da⸗ 
her mit der Beſchreibung derjenigen Kennzei⸗ 
chen und Eigenſchaften, die beyde mit einander 
gemein hatten, nicht aufhalten, ſondern nur kuͤtz⸗ 5 
lich anzeigen, was den gegenwaͤrtigen eigen 
war, und was fuͤr Varietaͤten darunter gewe⸗ 
ſen. Ich erhielt naͤmlich von einer Kapſel fol⸗ 
gende: a) kermeſinrothe, mit dunklern Adern 
von gleicher Farbe, und einem ſchwarzrothen, 
ſehr ſchmalen und unterbrochenen Kreiſe; b) ganz 
weiße, mit einer Menge violetpurpurrother und 
unter ſich zuſammenhaͤngender Adern, und einem 
ſchwarzrothen, ſchmalen und unterbrochenen 
Kreiſe; c) eben dergl. d) ganz hoch ſcharlach⸗ 
oder blutrothe, mit dunklern Adern von glei⸗ 
cher Farbe, und einem ſchwarzen, ziemlich 
ſchmalen und unterbrochenen Kreiſe; e) hoch 
kermeſinrothe, mit dunklern Adern von gleicher 
Farbe, blaſſen undeutlichen Puncten und ſtatt 
des Kreiſes auf einem jeden Blumenblatte mit 
drey ſchwarzrothen Strichen bezeichnet. Von 
einer andern Kapſel: f) hellkermeſinrothe, mit ei⸗ 
nem unterbrochenen und dunklern Kreiſe von glei⸗ 
cher Farbe; g) ganz kermeſinrothe, mit ſehr vielen 
weißlichten Puncten und einem ſchwarzrothen, 
breiten und ununterbrochenen Kreiſe; h) ganz 
bluthrothe, mit einem weißen Rande und 
ſchwarzrothen, breiten und ununterbrochenen 
Kreiſe. Von der dritten Kapſel: i) ſattzinno⸗ 
berrothe und ein wenig in kermeſinſpielende, mit 
einen 


ee 105 


einem ziemlich breiten, dunkelrothen und unun⸗ 
terbrochenen Kreiſe; k) eben dergleichen nur in 
allem um ein merkliches blaſſer; D violetkerme⸗ 
ſinrothe, mit einem ſchwachen Schatten eines 
etwas dunklern, unterbrochenen Kreiſes; m) 
faſt wie die von k), aber noch blaſſer, mit einem 
kaum merklichen Kreiſe; n) fleiſchfarbichte, mit 
einem ſchwachen Schatten eines ins roͤthlichvio⸗ 
lette ſpielenden Kreiſes. Die untere Flaͤche der 
Blumen ſpielte bey vielen dieſer Pflanzen ins 
kupferfarbichte, auch bey einigen ins gruͤnlicht⸗ 
weiße. Den Kreis konnte man, beſonders wenn 
er breit und dunkelroth war, ganz deutlich an 
derſelben erkennen. In Anſehung der Farbe 
und Subſtanz der Blaͤtter, der Beſchaffenheit 
des Stengels, der Lage der Blumen und der 
Fruchtbarkeit bemerkte ich zwiſchen etlichen Pflan⸗ 
zen von einer Kapſel einen nicht geringen Unter⸗ 
ſchied: bey der g) z. B. die uͤberhaupt von der 
Natur ihres Baſtartvaters A ſehr vieles ange⸗ 
nommen hatte, waren die Blaͤtter ungleich brei⸗ 
ter und ſteifer, die Stengel dicker, und von einem 
geradern Wuchſe, die Blumen enger beyſammen, 
und die Blumenſchuppen ſpitziger, als bey h); 
ſo war auch noch uͤberdem der Blumenkelch nebſt 
den Stengeln hie und da purpurfarbicht unter⸗ 
laufen, wovon ſich doch bey dieſer nicht die ge⸗ 
ringſte Spuhr zeigte. ende ſetzten nicht wer 
nig Kapſeln an: in denen von g) fand ich nur 
eine kleine Anzahl, naͤmlich ſechs bis acht große, 
mattſchwarze, vollkommene Saamen; bey h) 
G 4 hin⸗ 


— — 


104 Nene 07 


hingegen belief ſich die mittlere Anzahl auf etlich 
und zwanzig bis etlich und dreyßig, die etwas 
kleiner, als jene, und von brauner Farbe wa⸗ 
ren; f) gab ohngefaͤhr die Haͤlfte weniger, wenn 
ich ſie mit ihrem eigenen Saamenſtaube belegte. 
Die a) c) und e) von der erſten Kapſel haben 
ebenfalls alle ziemlich viel Kapſeln angeſetzt, und 
eine kleine Anzahl großer und roͤthlichbrauner 
Saamen gegeben; bey d) aber ſind viele Blumen 
unbefruchtet geblieben, woraus faſt zu vermu⸗ 
then ſteht, daß ſie von der maͤnnlichen Seite ent⸗ 
weder ganz unfruchtbar, oder nur in einem ſehr 
geringen Grade fruchtbar geweſen ſeyn muß. 

Die kleinſte Anzahl guter Saamen, die ihre be⸗ 
fruchtete Kapſeln gegeben, belief ſich auf vier, 
die mittlere auf zehen bis vierzehen und die hoͤch⸗ 
ſte auf drey und zwanzig. Sie waren faſt ganz 
ſchwarz, und alſo von jener ihren merklich un⸗ 
terſchieden: b) muß von beyden Seiten im hoͤch⸗ 
ſten Grade unfruchtbar geweſen ſeyn; denn ſie 
ſetzte nicht eine einige befruchtete Kapſel an, ohn⸗ 
geachtet ſie mitten unter den andern und in der 
Nachbarſchaft vieler fruchtbaren Chineſer⸗ und 
Cartheuſernelken geſtanden, und zu gleicher Zeit 
mit ihnen gebluͤht hatte. Von der Fruchtbar⸗ 
keit der l) m) n) kann ich nichts gewiſſes melden, 
weil ſie gar zu ſpaͤt zur Bluͤte gekommen ſind; i) 
und k) aber haben noch ziemlich viel Kapſeln und 
Saamen gegeben. Die Verſchiedenheit dieſer 


; Pffanzen untereinander zeigt uns deutlich, daß 


es eV der EN, derfelßen eben ſo wenig 
regel⸗ 


Wee e Nene 105 


regelmaͤßig und gleichfoͤrmig hergehen muß, als 
bey den Baſtarten im erſten ab- oder aufſteigen⸗ 
den Grade. Und aller Wahrſcheinlichkeit nach 
wird es mit dem umgekehrten Verſuche von dem 
XXXVI. eben die Bewandtniß haben So begreif⸗ 
lich es iſt daß den meiſten aus dem gegen waͤrtigen 
und dem XX XV. Verſuche erhaltenen Pflanzen 
ein hoͤherer Grad der beyderſeitigen Fruchtbar⸗ 
keit zu Theil geworden, als dem erſten urſpruͤng⸗ 
lichen Baſtarte, den chinenſ. N, carthuſ. ed: fo 
unbegreiflich kommt es mir hingegen vor, daß 
die a) c) und e) nicht fruchtbarer, als eben dieſe, 
geweſen ſind, und die b) gar von beyden Seiten 
den hoͤchſten Grad der Unfruchtbarkeit angenom⸗ 
men hat. Daß im uͤbrigen bey dergleichen Verbin⸗ 
dungen zuweilen ungemein ſchoͤne und praͤchtigere 
Blumen herauskommen, als man von dem ge⸗ 
woͤhnlichen erſten Baſtartverſuche zu erhalten 
pflegt, beweiſen die Varietaͤten d) f) i) des 
XXXV und b) d) h) des XX XVII Verf. 
Es hat ihnen, um bey den Blumenliebha⸗ 
bern einen vollkommenen Beyfall zu finden, 
nichts gefehlt, als daß ſie nicht gefuͤllt geweſen 


„ 


ſind. 


G 5 e $. 26. 


106 wee ie See 
§. 26. 


XXXVIII. Verf. 
chinenſ. 2 

Dianth. & 
cCarthuſ. fi 


propr. pulv. confp. 


Ich erzog von den Saamen dieſer Baſtart⸗ 
nelke, die mit ihrem eigenen Saamenſtaube bez. 
fruchtet worden, den letztern Sommer zwey 
Pflanzen. Es war zwiſchen ihnen und den er⸗ 
ſten urſpruͤnglichen Baſtarten kein merklicher 
Unterſcheid zu finden. Ihre Kapſeln waren 
theils ganz leer, theils mit einem oder etlichen 
wenigen vollkommenen großen, ſchwarzen Saa⸗ 
men verſehen. 


. 
XXXIX. Verſ. 
8 chinenſ. 2) 
Dianth. 8 
carthuſ. 1} 
Dianth. horten... 1 
fl. ſimpl. prof. purp. 


Diefe aus dreyen zuſammengeſetzte Ba⸗ 
ſtartnelke war die einige, die mir von zwoͤlf 
Kapſeln den 25 April aufgegangen iſt. Sie 
wurde den 17 May in einen Scherben verſetzt, 
und fieng den 10 Aug. an zu bluͤhen. Ihre 
Blaͤtter waren dicker, ſteifer, laͤnger und viel 

ſchma⸗ 


11 I 


ok n Nene 107 


ſchmaler, als bey der Baſtartmutter 2, doch 
noch breiter, als ſie ſonſt bey den gemeinen ein⸗ 
fachen Gartennelken zu ſeyn pflegen; uͤbrigens 
aber der Subſtanz, Geſtalt und Farbe nach 
den letztern ſehr aͤhnlich. Ehe dieſe Pflanze in 
Stengel ſchoß, ſo beſetzte ſie ſich zuvor, nach 
Art der A, ſtark mit Blättern, und trieb end⸗ 
lich einen einigen dicken und ziemlich kurzen 
Stengel, der mit denen von A in allen Stuͤcken 
viele Aehnlichkeit hatte. Dieſer theilte ſich 
oben in etliche kleine Aeſte, auf denen drey bis 
vier Blumen nahe bey einander ſaßen. Die an 
dem Grunde des Blumenkelchs befindliche 
Schuppen waren zwar noch laͤnger, als bey 
der 7, aber doch viel kuͤrzer, als bey der 2, 
oder ihren Eltern; die Blumen groͤßer als bey 
2, einfach, ganz und allenthalben gleich ſtark 
hochkermeſinroth, ohne die geringſte Spuhr 
von Punkten oder Linien. Überhaupt kam die⸗ 
ſer zuſammengeſetzte Baſtart mit einer Garten⸗ 
nelke ſchon ſo ſehr uͤberein, daß man ihn leicht 
fuͤr eine Varietaͤt von derſelben haͤtte anſehen 
koͤnnen. Die Staubfaͤden kamen bey keiner ei⸗ 
nigen Blume zur Vollkommenheit: ein Um⸗ 
ſtand, der ſich bey dem Nelkengeſchlechte gar 
oft ereignet, und denjenigen, die Baſtartver⸗ 
ſuche machen wollen, ſehr wohl zu ſtatten koͤmmt. 
Es muß dieſe Pflanze von der weiblichen Seite 
nur in einem hoͤchſt geringen, und zwar noch 
geringern Grade fruchtbar geweſen ſeyn, als 
ihre Baſtartmutter unter gleichen e 

iſt: 


108 Vene n Wee 


iſt: denn es gaben ihre Blumen, wenn ich fie, 
entweder mit dem Saamenſtaube der Gartennel⸗ 
ken oder mit dem von den Chineſernelken belegte, 
nur bisweilen einen oder zween dem aͤußerlichen 
Anſehen nach befruchtete Saamen. Dieſe 
hoͤchſt geringe Fruchtbarkeit ruͤhret wohl ohne 
allen Zweiffel von dem ſehr großen Unterſchiede 
her, der ſich zwiſchen der Natur der Baſtart⸗ 
mutter 2 und der o offenbar zeigt. Es giebt 
auch wirklich die hoͤchſt geringe Anzahl Saamen, 
die ich durch den gegenwärtigen XXXIX Verſ. 
erhalten, in Verhaͤltniß gegen die merklich groͤße⸗ 
re, die man durch den XXXV und XXXVI (S. 
23 und 24) zu bekommen pflegt, die einer frucht⸗ 
baren Vereinigung dieſer Pflanzen im Wege ſte⸗ 
hende Schwierigkeit ſattſam zu erkennen. 


§. 28. 


XL. Verſ. 
Dianth. chinenſ. 2. 
Dianth. hortenſ. O. 


So gluͤcklich und ſicher die Vereinigung der 
Chineſer⸗ und Cartheuſernelken von ſtatten geht; 
ſo ſchwer haͤlt es, die Chineſer mit den Gartens 
nelken zu befruchten. Man wird unter hundert 
Blumen oft kaum zehen finden, die wirklich be⸗ 
fruchtet ſind, und einen oder hoͤchſtens zween bis 
drey vollkommene Saamen enthalten. Indeſ⸗ 
ſen bekam ich doch den letztern Sommer von die⸗ 
ſer Verbindung vier Pflanzen, und zwar 90 
a: | eben 


oe ehe 109 
eben ſo viel verſchieden Kapſeln. Die 1) dieſer 
Baſtartnelken, die von einer 2 mit hoch ſchar⸗ 
lachrothen, und einer o mit dunkelpurpurrothen, 
einfachen Blumen erzeugt worden, fieng den 21 
Aug. unter einer Höhe von 1‘, 9" im Scherben 
an zu bluͤhen. Sie hatte ſchmale, ſpitzige und 
fteife Blätter, und ganz blaßpurpurrothe, und 
allenthalben gleich ſtark gefaͤrbte Blumen. Von 
Kreiſe und Adern war nur ein ſehr ſchwacher 
und kaum merklicher Schatten zu ſehen. Der 
Saamenſtaub fiel ins blaulichtgraue, und ent⸗ 
hielt ungleich mehr kleine, ſchlechte und untaug⸗ 
liche, als große, vollkommene und mit maͤnnli⸗ 
chen Saamen angefuͤllte Staͤubchen. Die Blu⸗ 
men gaben ſchon einen, obgleich ſehr ſchwachen 
Geruch von ſich. Sie war von beyden Seiten 
noch in einem geringen Grade fruchtbar: denn 
ich erhielt von ihr, wenn ich ſie entweder mit ih⸗ 
rem eigenen, oder mit dem Saamenſtaube ihrer 
Eltern belegt hatte, allemal einige dem aͤußer⸗ 
lichen Anſehen nach vollkommene Saamen. Eben 
dieß geſchah auch, wenn die Chineſer oder die 
aus ihnen und den Cartheuſern entſtandene Ba⸗ 
ſtartnelken mit ihrem Saamenſtaube belegt wor⸗ 


den. 
Die 2) faſt gleichen Urſprungs mit der 1), 
iſt die Frucht eines ſchon im Jahr 1760 in St. 
Petersburg angeſtellten Verſuchs. Sie wur⸗ 
de den 16 May ins Land verſetzt, und kam erſt 
im Sept. zur Bluͤte. Ihre Blaͤtter waren zwar 
der Geſtalt nach denen von 3 noch ſehr ähnlich, 
in 


110 Wente Eee 


in Anfehung der Farbe und Subſtanz aber faſt 
wie bey den ; die gerade, ziemlich dicke und 
ſteife Hauptſtengel, deren nicht wenige waren, 
theilten ſich nach Art der 2 in viele Seitenſten⸗ 
gel, und dieſe ſich wieder in viele Aeſte. Die 
Anzahl der Blumen war zwar etwas geringer, 
als bey 2, aber in Verhaͤltniß gegen die von cf 
noch ſehr betraͤchtlich; die Blumenſchuppen noch 
etwas laͤnger, als bey &, aber um vieles kuͤrzer, 
als bey 2. Die Geſtalt des Blumenkelchs faſt 
gänzlich, wie bey ; die Blumen ganz und al⸗ 
lenthalben gleich ſtark zinnoberroth, mit einer 
ſchwachen Beymiſchung von einer Kermeſinfar⸗ 
be, ohne Adern. Von dem Kreiſe der 2 war 
gleichſam nur noch ein ſchwacher Schatten übrig. 
Der Saamenſtaub ſpielte ins blaulichte, und 
enthielt ziemlich viel gute Staͤubchen. Die mei⸗ 
ſten Blumen ſetzten ſetzten Kapſeln an, die in 
Anſehung ihrer Geſtalt mit denen von 7 ſehr 
uͤbereinkamen, und eine kleine Anzahl halb be⸗ 
fruchteter Saamen enthielten. Da dieſe Pflanze 
erſt ſehr ſpaͤt zu bluͤhen angefangen, und keine 
Verſuche bey ihr angeſtellt worden: ſo kann ich 
von ihrer Fruchtbarkeit nichts gewiſſes melden. 
Die 3) hat eine in der Mitten hoch kermeſin⸗ 
rothe, mit vielen uͤber einen weißlichten Grund 
und gegen den Rand hinlaufenden Adern von 
gleicher Farbe, und mit einem ſchwarzrothen 
Kreiſe bezeichnete einfache Chineſernelke zur 2, 
und eine ſtark vervielfaͤltigte, ſo genannte Kupfer⸗ 
nelke mit dunkelrothen Streifen zur . Sie 
wurde 


te . Wege 111 


wurde den 7 Jun. in einen Scherben verſetzt, und 
fieng den 1 Sept. an zu bluͤhen. Ihre Blu⸗ 
men waren alle vervielfaͤltiget, und beſtunden 
gemeiniglich aus 15720 ganz kermeſinrothen 
Blaͤttern; woraus man offenbar ſieht, daß der 
f Saamenſtaub von vervielfaͤltigten Blumen die 
Eigenſchaft beſitzt, einfache, die damit belegt 
werden, zu vervielfaͤltigen. Von Kreiſe und 
Adern zeigte ſich nicht die geringſte Spuhr an 
ihnen; dagegen aber hatten ſie etwas von dem 
Kupferglanze der A angenommen. Was die 
Fruchtbarkeit dieſer Pflanze anbetrift: ſo bin ich 
um ſo weniger im Stande, etwas zuverlaͤßiges 
davon zu ſagen, weil ihre Blumen noch uͤber⸗ 
dem, daß ſie allzuſpaͤt gebluͤhet, keinen Saa⸗ 
menſtaub gegeben haben. 

Die 4), welche von einer hochſcherlachro⸗ 
then 2 und einer ganz kermeſinrothen einfachen + 
herſtammt, wurde den 6 Jul. in einem Scherz 
ben verſetzt, und fieng den 15 Aug. an zu bluͤ⸗ 
hen, nachdem fie eine Höhe von 1 erreicht 
hatte. Die Blaͤtter waren faſt wie bey der 2) 
beſchaffen; die Anzahl der Stengel und Aeſte 
größer, als bey 2 und A; die Blumen ganz 
blaßkermeſinroth, mit kaum merklichen zarten 
Streifen, ohne die geringſte Spuhr eines Kreiz 
ſes; der Saamenſtaub ohngefaͤhr wie bey der 1), 
die beyderſeitige Fruchtbarkeit aber noch gerin⸗ 
f ger, als bey eben dieſer. 

Ueberhaupt hatten dieſe vier Baſtartpfflan⸗ 
zen, beſonders die 1) und 3), in allen Stuͤcken 
mit 


112 Wee . ce 


mit den eine fo große Aehnlichkeit, daß man 
ſie allemal eher fuͤr Varietaͤten von Gartennel⸗ 
ken als fuͤr Abarten von Chineſernelken wuͤrde 
gehalten haben. Die Natur der erſtern verrieth 
ſich bey ihnen unter andern auch dadurch, daß 
ſie ſchon einen völligen Monat ſpaͤter, als die 2, 

und zum Theil kaum noch zur Bluͤthe gekom⸗ 
men ſind. 


$ 29. 
XLI. Verſ. 


Dianth. chinenſ. 2. 
Dianth. carthuf. ſylv. A * 


Die o des gegenwartigen Verſuchs iſt eine 
im Herzogthum Wuͤrtemberg gemeiniglich auf 
unfruchtbaren trockenen Huͤgeln und felſichten 
Gruͤnden wild wachſende Nelke. Es hat dieſe 
Pflanze grasartige oder borſtenaͤhnliche Blätter, 
und einen einfachen Stengel, auf deſſen aͤußer⸗ 
ſtem Ende wenigſtens zwo und hoͤchſtens zehen 
kermeſinrothe Blumen ganz dicht beyſammenſi⸗ 
tzen. Die eyfoͤrmigen und auf einmal in eine feine 
Borſte auslaufende Schuppen des Blumenkelchs 
haben eine braͤunlichte Farbe, und ſcheinen gleich⸗ 
ſam welk und abgeſtorben zu ſeyn. Der Blu⸗ 
menkelch ſelbſt iſt walzenfoͤrmig und ſpielt aus 
dem braͤunlichten ſtark ins purpurfarbichte. 
Die 

* Linn. Sp. Pl. edit. fec. p. 586. n. 2. ö 


Bene oe 113 


Die Blumenblaͤtter find laͤnglichter Geſtalt, gez 
gen die Mitte der Blume hin mit drey dunkel⸗ 
kermeſinrothen Streifen bezeichnet, und am 
Rande ungleich ausgezackt; uͤbrigens aber we⸗ 
der mit einem ſo genannten Necktarkranze noch 
mit einem farbichten Kreiſe oder Puncten verſe⸗ 
hen. Mit dem Saamenſtaube dieſer Pflanze 
belegte ich den 15 und 16 Aug. 1762 fünf ſchar⸗ 
lachrothe und mit einem ſchwarzrothen Kreiſe bez 
zeichnete Blumen von der 2, und erhielt von den; 
ſelben etliche wenige, dem Anſehen befruchtete 
hellbraune Saamen. Ich ſaͤete ie letztverwiche⸗ 
nes Fruͤhjahr alle; es giengen aber nicht mehr, 
als zween davon auf, die aus verſchiedenen 
Kapſeln herſtammten. Die eine dieſer jungen 
Pflanzen wurde den 14 May, und die andere, 
die viel ſpaͤter aufgegangen, erſt den 6 Jul in 
Scherben verſetzt. Dieſe kam nicht zur Bluͤte. 
jene aber fieng den 3 Aug. an zu bluͤhen. 


Es trieb dieſe Baſtartnelke, ehe fie in Sten⸗ 
gel ſchloß, gleich uͤber der Wurzel eine Menge 
ſchmaler, matt und dunkelgruͤner, langer faſt 
grasartiger Blaͤtter. Die Unterflaͤche dieſer 
Blaͤtter war in der Mitten nach der ganzen Laͤn⸗ 
ge hin mit einem ziemlich ſtark hervorragenden 
Nerven, und zu beyden Seiten mit noch einem 
oder etlichen kleinern begabt. Auf der Ober⸗ 
fläche aber zeigte ſich eine dem Hauptnerven ge⸗ 
rade entgegengeſetzte Furche oder Rinne, die 
von der Spitze eines jeden Blatts bis an den 
ER | H Grund 


114 ee d 87 e 


Grund deſſelben nach eben dem Verhaͤltniſſe merk⸗ 
licher und tiefer wurde, nach welchem der auf 
der Unterflaͤche befindliche Hauptnerve an Dicke 
immer zunahm, und da ſich eben deswegen die 
Seiten des Blatts aufwaͤrts zogen: ſo gaben 
ſie demſelben von oben das Anſehen einer Rinne, 
und von unten die Geſtalt eines etwas flachen 
Dreyecks. Nachdem ſich die Pflanze ziemlich 
mit Blättern beſetzt hatte, fo trieb fie bald herz 
nach zween ſtarke Hauptſtengel, aus denen ver⸗ 
ſchiedene Seitenſtengel hervorwuchſen, die we⸗ 
gen ihrer ſehr aufrechten Lage einen ganz ſpitzigen 
Winkel mit jenen machten. Die an ihnen be⸗ 
findlichen Blaͤtter kruͤmmten ſich ſtark ruͤckwaͤrts⸗ 
die laͤngſten waren etwas über 5“ lang, und die 
breiteſten 32 breit. Die Hauptſtengel fo wohl, 
als die Seitenſtengel theilten ſich oben unter ei⸗ 
nem eben ſo ſpitzigen Winkel wieder in kleinere, 
und zwar gemeiniglich in drey Aeſte, auf deren 
Unterabtheilungen die Blumen in kleinen Buͤ⸗ 
ſcheln und ziemlich nahe beyſammen ſaßen. Auf 
eine jede derſelben kamen insgemein ihrer zwo, 
drey oder viere zu ſtehen. Es ſaßen aber dieſe 
Blumen auf ziemlich kurzen Stielen und ſo nahe 
bey einander, daß ich wegen ihrer hart an einan⸗ 
derſtoßenden langen und ſpitzigen Blumenſchup⸗ 
pen keine geringe Muͤhe hatte, die Nummern ge⸗ 
ſchickt anzubringen, womit ich diejenigen Blu⸗ 
men zu bezeichnen pflege, an denen ein Verſuch 
gemacht worden iſt. Den untern Theil eines 
jeden Blumenkelchs HIRSRERD, insgemein 19 
ol⸗ 


ene re 115 


ſolcher Schuppen, die eine ovale Geſtalt, und ei⸗ 
nen etwas breiten, ganz haͤutichten und durch⸗ 
ſichtigen Rand hatten, und oben auf einmal in 
eine ziemlich lange Spitze ausliefen. Die aͤußer⸗ 
ſten oder unterſten von ihnen waren die groͤßten, 
die innern nach der Ordnung kleiner, und an 
Farbe blaßgruͤn, die Spitze ausgenommen, 
welche ins matt⸗ und dunkelgruͤne fiel. Der 
Blumenkelch war faſt ganz walzenfoͤrmig, ziem⸗ 
lich lang und ſchmal, hellgruͤn und gegen die 
Einſchnitte hin rothbraun; dieſe ſelbſt hingegen 
ſahen hellbraun und gleichſam wie verwelkt aus. 
Die Blumen waren ganz kermeſinroth, in der 
Mitten mit einem etwas breiten aber halb un⸗ 
terbrochenen dunkelrothen Kreiſe und in dieſem 
mit drey ſchwarzrothen Strichen bezeichnet, die 
den Kreis nach der Laͤnge der Blumenblaͤtter 
hin durchſchnitten, und gleich oberhalb demſel⸗ 
ben auf eben ſo viele hochkermeſinrothe Adern 
ſtießen. Die Staubfaͤden kamen bey allen Blu⸗ 
men zur Vollkommenheit. Der Saamenſtaub 
war blaulicht und beſtund aus mehr kleinen und 
untauglichen, als großen und guten Staͤubchen. 
Die Waͤrzchen der Stigmate waren blaßkerme⸗ 
ſinroth. Außen den zween Hauptſtengeln kamen 
nachher noch drey andere zum Vorſchein; ſie 
waren kleiner und magerer, und trugen auch 
ungleich weniger Blumen, als jene. Die ganze 
Pflanze war, nachdem ſie gaͤnzlich verbluͤht 
hatte, 1, 8“, 4“. Es wird meines Erachtens 

/„è d 


116 FAIR % or 


zur Deutlichkeit und Vollſtäaͤndigkeit dier Be⸗ 
ſchreibung nicht wenig beytragen, wenn ich zwi⸗ 
ſchen dieſer Baſtartnelke und ihren Eltern noch 
eine kurze Vergleichung anſtelle, und bemerke, 
in wie fern ſie mit einander uͤbereingekommen 
oder von einander unterſchieden geweſen: Die 

3 feste gleich über der Wurzel eine viel größere 

Menge Blätter an, als die 2; die Blätter ſelbſt 

waren ſchmaͤler, länger und dunkler an Farbe, 

als die Blätter der 2, aber breiter, als bey A; 

desgleichen unterſcheideten ſie ſich durch ihre 

ruͤckwaͤrts gerichtete Beugung und rinnenfoͤrmige 

Oberflaͤche, die fie von der * angenommen hat⸗ 

ten, von eben derſelben. Die aͤſtige Abthei⸗ 

lung behielt die $ von der 2 noch ziemlich bey. 

Die Seitenſtengel giengen von den Hauptſten⸗ 

geln unter ungleich ſpitzigern Winkeln aus, als 

bey der L. Die Blumen ſtunden in lockern Bir 
ſcheln, und alſo viel naͤher beyſammen, als bey 

der L, hingegen nicht fo dicht, als bey der A. 

Die Blumenſtiele waren kuͤrzer, als bey der e, 

aber laͤnger, als bey der A, Die Blumen 

ſchuppen hatten mit denen von der bereits eine 
große Aehnlichkeit. Der Blumenkelch naͤherte 
ſich in Anſehung ſeiner Geſtalt der walzenfoͤrmi⸗ 
gen der 7 ſchon ſehr, und wich hingegen von 
der laͤnglichten oder elliptiſchen der x ab; er uͤber⸗ 
traf auch an Länge die 2 merklich, und hatte 
noch uͤberdem das purpurfarbichte und braͤun⸗ 
lichte und den haͤutichten Rand der Einſchnitte 
zum 


Ne ee 117 


zum Theil von der * angenommen. Die 
Blumen, die bey der 2 gegen den aͤußern 
Theil hin insgemein weißlicht oder überhaupt 
viel blaſſer, als in der Mitten zu ſeyn pflegen, 
waren, wie die von cf, allenthalben faſt gleich 
ſtark gefärbt, aber viel zahlreicher und größer, 
als bey eben dieſer o. Der Kreis, der bey 
der 2 fehr breit und ganz geweſen, bey der G 
hingegen gaͤnzlich mangelt, war halb unterbro⸗ 
chen, und etwas ſchmal. Die drey ſchwarzro⸗ 
then Striche hatten die Blumen von der o gez 
borgt; dagegen aber die den 2 gewöhnliche 

aͤſtige Ausbreitung der Adern faſt gaͤnzlich ver⸗ 
lohren. Ihre Bluͤtezeit fiel in den Auguſt, 
und alſo um einen Monat ſpaͤter hinaus, als 
bey 25 die A! hingegen kommen, wenn ich nicht 
irre, gemeiniglich erſt im zweyten Sommer zur 
Blüte. Daß dieſe Baſtartpflanze von der 
weiblichen Seite noch in einem geringen Grade 
fruchtbar geweſen ſeyn muß, kann ich daraus 
ſchließen, weil verſchiedene ihrer Blumen, die 
mit dem Saamenſtaube der Chineſer⸗ und Car; 
theuſernelken belegt worden, noch eine kleine 
Anzal dem aͤußerlichen Anſehen nach vollkomme⸗ 
ner Saamen gegeben haben. Hingegen kommt 
mir die Fruchtbarkeit ihrer maͤnnlichen Seite 
aͤußerſt verdaͤchtig vor, indem von ſehr vielen 
Blumen, die ich mit ihrem eigenen Saamen⸗ 
ſtaube belegt 7 nicht eine einige befruchtet 
worden 1 | 


55 8 


118 Eee 


S. 30. 12 1 

Außer den bisher beſchriebenen neuen Ba⸗ 
ſtartnelken erzog ich auch den letztern Sommer 
aus fuͤnf verſchiedenen Kapſeln ſieben und zwan⸗ 
zig Pflanzen von derjenigen Gattung „deren in 
der Fortſ. meiner vorlaͤuf. Nachr. S. 43, $. 
20. bereits Meldung geſchehen iſt. Sie kamen 
in der Hauptſache alle mit einander uͤberein; der 
ganze Unterſchied, der ſich zwiſchen ihnen zeig⸗ 
te, beruhte auf der Verſchiedenheit ihrer L: ſie 
ſtammten naͤmlich zum Theil nur von gemeinen 
hochkermeſinrothen und mit einem faſt ganz 
ſchwarzen, breiten und ununterbrochenen Kreiſe 
bezeichneten Chineſernelken her, zum Theil aber 
auch von einer gewißen Varietaͤt derſelben, von 
der ich nicht ohne Grund vermuthe, daß eine 
dunkelrothe Gartennelke zu ihrer Erzeugung et⸗ 
was weniges beygetragen haben moͤchte; ſie un⸗ 
terſcheidet ſich von der gemeinen vornaͤmlich durch 
ihre vorzügliche Größe, ſteiffere und derbere 
Blaͤtter, haͤuffigere, ſtarkere und mehr aufrecht 
wachſende Stengel, kuͤrzere Blumenſchuppen 
und durch die Größe und Schönheit ihrer Blu⸗ 
men, die groͤßtentheils hoch ſcharlachroth, ge⸗ 
gen den fleiſchfarbichten oder weißlichten Rand 
hin mit vielen blutrothen Adern durchzogen und 
mit einem bald ganzen, bald unterbrochenen, 
ſchwarzrothen Kreiſe geziert ſind. Es hatten 
daher diejenigen Baſtarte, die eine Chineſer⸗ 
nelke von der letztern Art zur 2 bekommen, ge 
meiniglich etwas ſtaͤrkere Stengel, und etwas 
b groͤßere 


Ko WE pe Ne 119 


größere und mit höhern Farben geſchmuͤckte Blu⸗ 
men, als die andern. Ich bemerkte unter bey⸗ 
derley Sorten auch einige kleine Verſchiedenhei⸗ 
ten: bey einigen waren die Blumen allenthalben 
roth, bey andern hingegen war nur die innere 
Helfte derſelben roth und die aͤußere weißlicht. 
Bey jenen zeigte ſich ſo wohl der innerſte als 
aͤußerſte Theil hellkermeſin⸗ oder violetkermeſin⸗ 
roth und der mittlere dunkelkermeſin⸗oder hoch 
ſcharlachroth, mit Adern von gleicher Farbe, 
die ſich gegen den Rand hin ausbreiteten; bey 
dieſen hingegen war der mittlere Theil dunkel⸗ 
kermeſin- oder hochſcharlachroth mit Adern von 
gleicher Farbe, und der innerſte blaßkermeſin⸗ 
oder violetkermeſinroth. An allen aber war der 
mittlere Theil mit weißen Puncten durchſetzt, 
und an keinem einigen die geringſte Spuhr eines 
Kreiſes mehr zu ſehen. Übrigens kamen ſie 
durchgehends in Anſehung ihrer beyderſeitigen 
Fruchtbarkeit und anderer Eigenſchaften mehr 
mit denen vom Jahr 1762 ganzlich uͤberein. 


$. 31. 
XLII. Verſ. 
Dianth. chinenf. 2. 
fl. fimpl. 
Dianth. chinenf. fi. 
fl. quadrupl. 


Ich erzog von einer aus diefer Vermiſchung 


ene Kapſel neun Pflanzen, unter welchen 
H 4 die 


120 „ e e e e 


die meiſten vierfache oder zwanzigblaͤtterige Blu⸗ 
men getragen haben. Es beſtaͤtiget alſo dieſer 
Verſuch dasjenige, was ſchon oben $. 28. XL 
Verſ. bey Gelegenheit der daſelbſt beſchriebe⸗ 
nen 3) Baſtartnelke angemerkt worden. Doch 
ſieht man auch zugleich daraus, daß jene beſon⸗ 
dere Eigenſchaft des Saamenſtaubs bey der Be⸗ 
fruchtung nicht auf alle Saamenblaͤschen denje⸗ 
nigen Einfluß hat, den ſich die Blumenliebha⸗ 

ber vielleicht ſehnlichſt wuͤnſchen moͤchten. 
Es laͤßt ſich aber nicht nur allein die Ver⸗ 
vielfaͤltigung, ſondern auch die Pracht der Far⸗ 
ben durch den Saamenſtaub von einer Pflanze 
auf die andere uͤbertragen. Ich erzog z. B. von 
einer ſcharlachrothen, gegen den aͤußern fleiſch⸗ 
farbichten Theil hin mit vielen blutrothen Adern 
durchzogenen und mit einem ziemlich ſchmalen 
und unterbrochenen ſchwarzrothen Kreiſe bezeich⸗ 
neten Chineſernelke 2, die mit dem Saamen⸗ 
ſtaube einer andern ſehr dunkelrothen mit einem 
ununterbrochenen ſchwarzen Kreiſe, und mit vie⸗ 
len ſchwaͤrzlichen Adern durchgezogenen o bez 
fruchtet worden, den letztern Sommer vier 
Pflanzen, deren Blumen mit ungleich hoͤhern 
oder dunklern Farben ausgeſchmuͤckt waren, als 
ich unter ihrem vorigen Zuſtande an ihnen wahr⸗ 
genommen hatte. Gleichwie man nun auf die⸗ 
ſe Art ſchlechte einfache Blumen veredlen kann: 
Jo werden ſich auch ohne allen Zweifel ſchoͤne, 
gefuͤllte durch eben dieſes Mittel in ſchlechte, ein⸗ 
fache verwandeln laſſen. Es werden je u 
1 u⸗ 


u Eee 121 
Blumenlebhaber, wenn ſie ihren Blumen ihre 
vorzuͤglichen Vollkommenheiten erhalten wollen, 
unter andern hauptſaͤchlich darauf zu ſehen ha⸗ 
haben, daß die Befruchtungen nicht durch Saas 
menſtaub von ſchlechten Blumen geſchehen, und 
zu dem Ende die in allen Faͤllen zu Erfuͤllung ih⸗ 
res Wunſches erforderlichen Maaßregeln zu er⸗ 

greifen wiſſen. 

8 $. 32. N 
Es giebt einen gewißen widernatürlichen 
Zuſtand der Blumen, der mit dem Brande im 
Haber und anderen Getreide eine ſehr große 
Aehnlichkeit hat, und meines Wiffens noch von 
niemand bemerkt worden iſt: ich fand naͤmlich 
im verwichenen Sommer unter denen in der Ge⸗ 
gend von Calw wild wachſenden Federnelken 
(Dianth. plumar. Linn. Sp. Pl. edit. ſec. p. 589. 
n. 12.) hie und da einige, deren Koͤlbchen ei⸗ 
nen von dem natuͤrlichen ganz und gar unterſchie⸗ 
denen Saamenſtaub von ſich gaben. Er hatte 
eine dunkelbraune und ins purpurrothe ſpielende 
Farbe, und beſtund aus unzaͤhlichen Kuͤgelchen, 
die uͤberaus klein und viel kleiner, als die Theil⸗ 
chen des natuͤrlichen, waren. Die fruchtbar⸗ 

machende Eigenſchaft mangelte ihm gaͤnzlich: 
denn es blieb eine Chineſernelke, die ich mit dem⸗ 
ſelben beſtaͤubt hatte, nach dem Belegen noch 
zehen Tage offen, und es war in Abſicht auf 
den Erfolg eben ſo viel, als wenn ſie gar nicht 
belegt worden waͤre. Beſtaͤubte ich hingegen 
dieſelbe mit dem natuͤrlichen weißlichtgrauen 
H 5 Saa⸗ 


137 die e n e de 


Saamenſtaube dieſer Federnelke; fo ſchloßen ſich 
die Blumen ſchon innerhalb vier und zwanzig 
Stunden, und gaben eben ſo vollkommene Ka⸗ 
pſeln und Saamen, als wenn ich ſie mit ihrem 
eigenen befruchtet hätte. Ich hatte eben dieſen 
widernatuͤrlichen Zuſtand ſchon im Jahr 1762 
an einer ſtark vervielfaͤltigten Kupfernelke wahr⸗ 
genommen, und mich von der Untauglichkeit ih⸗ 
res braͤunlichtvioletten Saamenſtaubs durch ver⸗ 
ſchiedene Verſuche überzeugt. Unter einer groſ⸗ 
ſen Menge Seiffenkraut (Saponaria offic. Linn. 
Sp. Pl. edit. ſec. p. 584. n. I.) das den letztern 
Sommer in dem botaniſchen Garten meines wer⸗ 
theſten Freundes und Goͤnners. Herrn Doct. 
und Med. Pract. Achatius Gaͤrtners, worinn 
ich auf deßen guͤtigſte Erlaubniß die Anlage zur 
Fortſetzung meiner Verſuche und Beobachtun⸗ 
gen gemacht hatte, häuffig geblühet, war nicht 
eine einige Pflanze mit einem guten natuͤrlichen 
Saamenſtaube; er war bey allen von eben der 
Farbe, Groͤße und Geſtalt, wie bey den erſter⸗ 
waͤhnten Federnelken, und es erfolgte daher 
auch bey keiner einigen eine Befruchtung. Zu 
gleicher Zeit traf ich bey verſchiedenen andern 
im freyen Felde wachſenden Pflanzen von eben 
der Gattung den nemlichen Saamenſtaub an. 
Bey einer aus gleichem Grunde unfruchtbaren 
Gypſophila (faſtigiata) Linn. Sp. Pl. edit. ſec. p. 
582. n. 4. war er ſchwaͤrzlicht, uͤbrigens aber 
von eben der Geſtalt und Groͤße, wie bey den 
andern. Die Ab⸗ und Ausſonderung dieſes 
| wider; 


Mu e de 123 


widernatuͤrlichen Saamenſtaubs geſchah bey al⸗ 
len dieſen Pflanzen zu eben der Zeit und auf 
eben die Weiſe, wie ſie ſonſt bey den fruchtba⸗ 
ren zu geſchehen pflegt, und es zeigte ſich auch 
außer dieſem ſonſt nichts ungewoͤhnliches an ih⸗ 
nen. Da dieſer widernatuͤrliche Saamenſtaub 
in Anſehung der Farbe, Geſtalt und Groͤße ſei⸗ 
ner Theilchen mit der brandichten Materie des 
Habers und anderer Getreidegattungen voͤllig 
uͤbereinkommt, und bey dem erſtern aller Ver⸗ 
dacht, den man auf die Inſecten oder Honig⸗ 
thau werfen moͤchte, gaͤnzlich hinwegfaͤllt: ſo 
kommt es mir hoͤchſt wahrſcheinlich vor, daß 
auch die letztere von einer ganz andern Urſache 
herruͤhren muß. Sollte der Grund davon, wie 
ich faſt glaube, in der Witterung liegen: ſo 
wuͤrde man ſich vergeblich bemuͤhen, ein Mittel 
wider dieſe Krankheit ausfindig zu machen. Viel⸗ 
leicht liegt bey der Erzeugung jener gelben Ma⸗ 
terie, die an den weißen Roſenſtauden in großer 
Menge ausgeſondert wird, und, wie mir das 
Vergroͤßerungsglas gezeigt hat, aus lauter el⸗ 
liptiſchen Theilchen von einerley Größe beſteht, 
eben diejenige Urſache zum Grunde, die den 
Brand im Getreide und den widernatuͤrlichen 
Saamenſtaub hervorbringt. Ein aͤhnliches 
Beyſpiel von der letztern Art erinnere ich mich 
ehedem an einer in der Gegend von St. Peters⸗ 
burg wildwachſenden Diſtelgattung, die, wenn 
ich mich nicht irre, der Carduus (ſerratuloides) 
Linn. Sp. P.. ed. fec. p. 1155, n. 22 war, 9% 
habt 


124 de e n e Ne 


habt zu haben. Die Blaͤtter waren an einer 
Menge dieſer Pflanzen mit einem braunen Stau⸗ 
be, den fie haͤuffig ausgeſondert hatten, faſt 
allenthalben uͤberzogen. Er beſtund aus lauter 
ungemein kleinen Kuͤgelchen, die mit denen von 
dem Brande alle Aehnlichkeit hatten. Daß die 
Theilchen aller dieſer Materien keine bloße Saft⸗ 
theilchen ſeyn muͤßen, kann man daraus ſchlieſ⸗ 
ſen, weil ſie ſich weder im Waſſer noch im Wein⸗ 
geiſte oder in irgend einem Oehle aufloͤſen laßen, 
und immer einerley Groͤße und Geſtalt zeigen. 
Wenn man auch gleich zugeben wollte, daß ein 
Saft bey irgend einer Pflanze in Geſtalt kleiner 
Kuͤgelchen ausgeſondert werden koͤnnte: ſo waͤ⸗ 
re es doch nicht zu begreifen, wie ſie bey einer 
andern, z. b. bey der Roſenſtaude, unter einer 
elliptiſchen Geſtalt zum Vorſchein kaͤmen. 


. 33. 
XL Verſ. XIIV Verſ. 


Hibiſc. Manihot. 2. Hibife. vitifol. 2. 
Hibife. vitifol. Ol. Hibife. Manihöt. . 


Die große Aehnlichkeit, die zwiſchen dem 
Hibife. Manihot. und Hibiſc. vitifol. herrſcht, 
veranlaßte mich, im Jahr 1762 eine wechſels⸗ 
weiſe Vermiſchung unter ihnen zu bewerkſtelli⸗ 
gen. Die Befruchtung gieng in beeden Faͤllen 
gluͤcklich von ſtatten, und ich erzog den letzten 
Sommer von einem jeden Verſuche vier Pflan⸗ 


zen. Sie hielten in Anſehung der Blaͤtter das 
I Mittel 


. Me * e | 125 


Mittel zwifchen ihren Eltern, und waren einan⸗ 
der ganz aͤhnlich. Die naſſe und kalte Witte⸗ 
rung, die faſt den ganzen Sommer hindurch an⸗ 
hielt, verzoͤgerte den Wachsthum dieſer Pflan⸗ 
zen ſo ſehr, daß ſie nimmer zur Bluͤte kamen; 
ich kann daher von den weſentlichen Eigenſchaf⸗ 
ten derſelben vor dießmal nichts melden; es wird 
aber, wie ich hoffe, mit der 1 Gelegen; 
heit besehen koͤnnen. 


$. 34 


Datura, Stramonium; fl. alb. 9. 
XLV Verſ. Datura, Tatula; fl. viol. . 


Datura, Tatula fl. viol. . 

XLVI Verſ. Datura, Stramonium; fl. alb. GN. 
Ich erzog von dem XLV Verſ. fünf, und 
von dem XLVI drey Pflanzen, die, als Bar 
ſtartvarietaͤten einander voͤllig aͤhnlich und noch 
eben fo fruchtbar *) waren, als zuvor. Ihre 
Blumen hatten eine weißlichte, und ein wenig 
ins violette ſpielende Farbe; die Blumenroͤhre 
war mit fuͤnf violetten Strichen bezeichnet, und 
die Staubkoͤlbchen himmelblau. Das purpur⸗ 
roͤthliche an den Stengeln, wovon ſich an dem 
Stech⸗ 


4 Man ficht hieraus offenbar, daß die und A 
von beederley Verſuchen keine verſchiedene Gattun⸗ 
gen ſind, ob ſie gleich von dem weltberuͤhmten 
Herrn Linnaͤus in der neuen Ausgabe ſeiner Spec. 
Pl. p. 255, 256. n. 2, 3. dafür ausgegeben worden. 


126 e e de de 


Stechapfelkraut mit der ganz weißen Blume 
nicht die geringſte Spuhr zeigt, war bey den 
jungen Pflanzen von beyderley Art gleich ſtark. 


§. 35. 


Mirabilis. Ialapa. Linn. Sp. Pl. edit. fec. 
B, 2920. 1 


XIVIIl Verſ. g. g 3 


„ i . Ha no! 
XIIX Verſ. fl. rubr. G. 

Nachdem ich mich ſchon ſeit etlichen Jahren 

her vergeblich bemuͤhet hatte, eine fruchtbare 
Vereinigung zwiſchen der gemeinen und der 
neuen peruvianiſchen Jalape mit ſehr langer 
Blumenroͤhre zuwege zu bringen: ſo ſuchte ich 
endlich die beyden Hauptvarietaͤten von der ge⸗ 
meinen untereinander wechſelsweiſe zu vermi⸗ 
ſchen. Die Sache hatte nicht die geringſte 
Schwierigkeit; ich erzog von dem XI. VII Verſ. 
zwo, und von dem XI. VIII drey Pflanzen, die 
in allen Stuͤcken gaͤnzlich mit einander uͤberein⸗ 
kamen. Der Unterſchied zwiſchen ihnen und 
den beyden Varietaͤten zeigte ſich ſchon an den 
noch ganz jungen Pflanzen: denn, anſtatt daß 
bey der mit der kermeſinrothen Blume der Sten⸗ 
gel, die Keimblaͤtterſtiele und das erſte Paar 
Blaͤtter ganz roͤthlicht, und bey der mit der gel⸗ 
ben Blume ganz gelblicht ſind, ſo hatten 5 
dieſe 


Ye Me . De Me 127 


dieſe Theile bey den beyden Baſtartvarietaͤten 
eine aus roth und gelb vermiſchte Farbe. Ihre 
Blumen ſpielten ins pomeranzengelbe; der in 
der mitten befindliche Stern aber war noch vio⸗ 
letkermeſinroth. Übrigens waren ſie alle eben 
fo fruchtbar, als unter ihrem vorigen Zuftande. 


Bey den Blumen von einer andern Pflanze, 
deren Mutter eine mit kermeſinrothen Blumen 
geweſen, und zu deren Erzeugung drey von ih⸗ 
ren eigenen Saamenſtaͤubchen und zwey von ei⸗ 
ner mit gelben Blumen genommen worden, ſtach 
das kermeſinrothe vor dem pomeranzengelben 
noch ſehr ſtark vor. 


Eine dritte Pflanze, die ebenfalls eine mit 
rothen Blumen zur L gehabt hatte, und zu Des 
ren Erzeugung fuͤnf von ihren eigenen Saamen⸗ 
ſtaͤubchen und eben ſo viel von der neuen peru⸗ 
vianiſchen genommen worden, war wie alle mit 
ihrem eigenen Saamenſtaube befruchtete rothe 
Jalapen beſchaffen, und hatte von der andern 
Gattung gar nichts angenommen. 


Ich uͤbergehe einige andere Vermiſchungen 
von n Diefer Art mit Stillſchweigen, weil die aus 
ihnen entſtandene Pflanzen von den obangefuͤhr⸗ 
ten wenig oder gar nicht unter ſchieden waren, 
und merke nur dieſes an, daß mir noch zwey 
gemeine rothe Jalapen, zu deren Erzeugung ich 
bey dem einen Verſuche nicht mehr als zwey = | 

ey 


128 e e . e d 


bey dem andern drey Saamenſtaͤubchen genom⸗ 
men hatte, gluͤcklich aufgegangen, und keine 
geringere Vollkommenheiten, als alle andere, 

gezeigt haben. 


H. 36. 
XLIX. Verſ. 


Levcoj. rubr. 2. 
Levcoj. alb. O. 


Unter acht aus dieſem Verſuche erzogenen 
Pflanzen kamen ſechs zur Bluͤte. Die Blumen 
waren weißlichtviolet, einfach und vollkommen 
fruchtbar, und folglich von der in der Fortſ. 
meiner vorlaͤuf. Nachr. S. 45. §. 22. angezeig⸗ 
ten Baſtartvarietaͤt lediglich nicht unterſchieden. 


Dritte Fortſetzung 
der 5 1 I: 
vorläufigen Nachricht 
von einigen 


NE nr der langen 


betreffenden Verſuchen 


und ee 
; von 3 
Joſeph Gottlieb Koͤlreuter 
der eien cha, Doctor, Hochfuͤrſtl. Baden⸗Durlachiſchen 
Rath und Profeſſor Ber Naturhiſtorie. 


Leipzi 975 
in der Gleditſchiſchen Handlung, 
17 66. 


NEN 


„ 


5 Wee n gene 


Vanede . 


N Es kommen in deer betten x 
2 ortſetzung nicht nur aber⸗ 

mals eine beträchtliche An⸗ 
zahl ſowohl einfacher, als zuſammen⸗ 
geſetzter Baſtartpflanzen vor, ſondern 
es ſind auch darinn die Geſetze, nach 
denen ſich dieſelben, in Abſicht auf die 
Gattungen, von denen ſie herruͤhren, 


zu richten pflegen, durchgehends wie. 


der aufs genaueſte beſtimmt worden. 
Man findet darinnen theils ganz neue, 
theils ſchon ehedem von mir vorgetra⸗ 
gene Wahrheiten, die ſich auf die zu⸗ 
verlaͤßigſten Verſuche und Beobachtun⸗ 
gen gruͤnden, und deren Beſtaͤtigung 
25 mir e oͤftere Wiederholungen 

ya 


Nee * wende 
aufs aͤußerſte habe angelegen ſeyn laſſen. 
Die merk wuͤrdigſte unter allen iſt die 
nun gaͤnzlich vollbrachte Verwandlung 
einer natuͤrlichen Pflanzengattung in die 
andere: eine Sache, deren Moͤglich⸗ 
keit mir ſelbſt noch vor fuͤnf Jahren 
nicht einmal im Traume eingefallen 
waͤre. Es ſind aber auch außer dieſer 
noch verſchiedene andere Wahrheiten 
darinn anzutreffen, die vielleicht, be 
ſonders in Anſehung der Folgerungen, 
die ſich daraus ziehen laſſen, keine ge⸗ 
ringere Aufmerkſamkeit verdienen. Ich 
unterwerfe alles dem unpartheyiſchen 
Urtheile der gelehrten Welt, und fah⸗ 
re, in Hoffnung einer guͤnſtigen Auf⸗ 
nahme, unermuͤdet fort, zur Erweite⸗ 
rung dieſes Theils der! Naturlehre noch 
ferner das meinige beyzutragen. 


Carlsruh, den 26 Dec. 1765. 


\ — 25 SS $ I. 
7% ‚S: glücklich ich im Jahre 176amitt der Er⸗ 
i zeugung verſchiedener Baſtartpflanzen 
“TE in Sulz am Neckar geweſen: ſo gluͤck⸗ 
TE ich, und, noch weit glücklicher war ich 
auch in dem darauf erfolgten Jahr 1763 in Calw, 
da ich unter andern wohl gelungenen Verſuchen 
das Vergnügen hatte, auſſer den in der zweyten 
Fortſetzung beſchriebenen vier Gattungen Ba⸗ 
ſtart⸗Wollkraut noch viel mehrere andere frucht⸗ 
bare Verbindungen unter eben dieſem Geſchlechte 
zu bewirken. Sie betrafen groͤßtentheils die 
wechſelsweiſe Befruchtung der einheimiſchen Gat⸗ 
tungen mit einander ſelbſt: woruͤber ich mich um 
ſo mehr verwunderte, als ich immer einigerma⸗ 
ßen gezweifelt hatte, daß man unter Pflanzen 
von einer und derſelben Gegend eine fruchtbare 
Vermiſchung ſo leicht wuͤrde zu Stande bringen 
koͤnnen. Ich will mit der Beſchreibung derjeni⸗ 
gen den Anfang machen, die aus den davon er⸗ 
D 1 haltenen 


2 N * Ne 


haltenen Saamen im Jahr 1764 in Carlsruhe er⸗ 
zogen worden, und noch in eben demſelben zur 
Blüte gekommen ſind. 
g - 0 2. 
f 5 1. Verſ. 
Verbaſc. phoeniceum. 2 ;- 
Verbaſc. Thapſus. ,. 

Eine kleine Anzahl Saamen, die ich aus ei⸗ 
ner von dieſem Verſuche erhaltenen Kapſel ge; 
nommen, und theils den 17ten Maͤrz, theils den 
sten April 1764 in ein Miſtbeet geſaͤet hatte, 
gieng in einer Zeit von zehn bis vierzehn Tagen 
auf. Ich verſetzte vom 21 bis 23 May zwo jun⸗ 
ge Pflanzen ins Land, und eben ſo viel in Scher⸗ 
ben. Sie kamen vom zten Jun. bis zum 16ten 
Jul. alle zur Bluͤte. Die groͤßte Hoͤhe der ins 
Land verſetzten Pflanzen betrug nach erreichtem 
voͤlligen Wachsthum 4“, 6“. Die Blätter was 
ren laͤnglichter Geſtalt, vornen etwas ſtumpf, 

ö i wenig⸗ 
) Diefe Pflanze iſt von der andern ihr am nächften 
verwandten Gattung, dem Verbaſc. phlom. haupt⸗ 
ſaͤchlich darinn unterſchieden, daß ſie etwas ſtumpfe⸗ 
re, und nicht ſo ſtark eingekerbte Blaͤtter, kuͤrzere 
Hefte und Blumenſtielchen, kleinede und etwas dich⸗ 
ter beyſammenſtehende Blumen, mit laͤnglichten 
Lappen und ein kleineres Piſtill mit rundlichtem 
Stigma trägt. Man rrift jene in der Gegend von 
Sulz am Neckar und Carlsruh, und die gegenwaͤr⸗ 
tige an den ſteilen kahlen Bergen von Calw ſehr 
haͤufig an; niemals aber habe ich fie beyde zugleich 


in einer Gegend beyſammen wachſen geſehen, * 


KK W de 3 
wenigſtens nicht ſo ſpitzig, und ſchmaler, als bey 
dem Verbaſc. phoenic. ?. phlomoid. . ziemlich 
dick, runzlicht, und in weniger merkliche Kerben 
eingeſchnitten. Die Hauptrippen der unterſten 
Blaͤtter und der untere Theil der Stengel pur⸗ 
purfarbicht. Der groͤßte Durchmeſſer des Haupt⸗ 
ſtengels betrug 10“. Die Anzahl der Seiten⸗ 
ſtengel mit ihren vornehmſten Aeſten, den Haupt⸗ 
ſtengel mit eingerechnet, belief ſich bey der einen 
auf 21, und bey der andern auf 25. Die Blu⸗ 
men ſchienen bey dieſen Pflanzen durchgehends in 
einer etwas geringern Entfernung von einander 
zu ſtehen, als bey dem Verbaſc. phoenic. 2, 
phlomoid. . Die Anzahl der auf einen jeden 
Winkel der Blaͤtter paſſenden Blumen war wie 
bey eben dieſen; die Blumenſtielchen hingegen 
waren um ein merkliches kuͤrzer. Die Blumen: 
ſtielchen 23“ lang, und wie die Blätter, Sten⸗ 
gel und Blumenkelche mit einer ziemlich dichten 
weißlichten Wolle bedeckt. Der Blumenkelch war 
in etwas breite lanzenfoͤrmige Einſchnitte abgetheilt. 
Das Blumenblatt war in fünf umgekehrt eyfoͤr⸗ 
mige Lappen eingeſchnitten, und gab beſonders, 
wenn die Sonne darauf ſchien, einen ſchwachen 
Goldglanz von ſich. Die untere Flaͤche deſſelben 
war faſt allenthalben, nach Art der , mit einer 
etwas duͤnnen weißlichten Wolle beſetzt. Der 
Stiel war an ſeinem obern Theil purpurfarbicht, 
unten aber blaßgruͤnlicht und gegen den ziemlich 
wollichten Eyerſtock hin mit einigen kurzen und 
ganz duͤnn ſtehenden Haͤrchen bekleidet. Das 

| A 2 Stigma 


4 & de | 
Stigma grün und rundlicht. Alles übrige, deſ⸗ 
ſen hier nicht beſonders gedacht worden, verhielt 
ſich ungefehr wie bey dem Verbaſc. phoenic. 2, 
phlomoid. . 


Eben derſelben Vergleichung mit ihrer 
5 Mutter: 2 und Vaterpflanze. 


Stengd: ] Hievon läßt ſich eben das 
Blaͤtte ſagen, was in der zweyt. 
Blementiekdien: 8 ortſ. S. 22: 24 zu leſen 
Blumen: N eht; die Groͤße der Blu⸗ 
Blumenkelch: men ausgenommen. 


Blumenblatt: ſchwerer abzuloͤſendes und klei⸗ 
8 neres, mit länglichtern Lappen, als bey 
L; aber leichter abzuloͤſendes und 
groͤßeres, mit rundlichtern Lappen, als 
bey M. Laͤngere, weitere und ſteifere 
Blumenroͤhre, als bey z; aber kuͤrzere, 
engere und zartere, als bey Die 
untere Flaͤche des Blumenblatts 
mit einer duͤnnen Wolle beſetzt; bey L 
hingegen faſt ganz glatt, und bey ef 
ü ſehr wollicht. 4 
Staubfaͤden: etwas dickere, als bey 2; aber 
etwas duͤnnere, als bey od. Die Far⸗ 
be ihrer Haͤrchen blaſſer purpurfarbicht, 
als bey ; bey o“ hingegen alle weiß⸗ 
gelblicht. Kleinere Staubkoͤlbchen, und 
von einer nicht ſo dunkeln Farbe, als bey 
2; aber etwas größere, und von ei⸗ 
ner viel dunklern N als bey G. 


PAR: 


— 


nde R e 8 


Piſtill: größerer, ſtumpferer und mit weißern 
viel dichter ſtehenden und feinern Wol⸗ 
lenhaͤrchen beſetzter Eyerſtock, als bey 

en,; hingegen kleinerer, ſpitzigerer und 
weniger wollichter, als bey *. Der 
Stiel blaſſer, purpurfarbicht und et 
was dicker, als bey 2; hingegen nicht 
ſo ganz blaßgruͤnlicht und etwas duͤn⸗ 
ner, als bey . Das Stigma größer, 

als bey 2; aber kleiner, als bey od. 
Man ſiehet alſo wohl, daß dieſes neue Ba⸗ 
ſtart⸗Wollkraut mit dem in der zweyt. Fortſ. 
S. 18. F. 3. beſchriebenen in vielen Stuͤcken über: 
ein kommt, und von demſelben blos in ſo weit 
abweicht, als der kleine Unterſchied erfordert, der 
zwiſchen dem Verbaſc. phlom. und Thapſ. Statt 
findet. Uebrigens war es auch, wie jenes, im hoͤch⸗ 

ſten Grade unfruchtbar. | 


l. Vers. 
Verbafe, Fyeinit Halb. , 
Verbaſc. phoeniceum. . | 
Die von dieſem Verſuche erhaltene Saamen, 
wovon ich eine kleine Anzahl aus verſchiedenen 
i Kapſeln genommen, und den 17ten Maͤrz 1764 
in ein Miſtbeet gefäct hatte, giengen um die ge: 
woͤhnliche Zeit auf. Ich verſetzte den 22ſten 
Maͤy vier junge Pflanzen ins Land, und drey 
in Scherben. Jene kamen zu Anfang, ‚ Diefe aber 
erſt um die Mitte des Jul. zur Bluͤte. Die voll⸗ 
3 * Aehnlichkeit, die ſich zwiſchen ihnen und 
| A 3 einen 


6 Nqe N e 


einer andern, bey deren Erzeugung ich mich 100 g 
der in der zweyt. Fortſ. §. 22. angegebenen Mer 
thode des ſuͤßen Mandeloͤls bedient hatte, und 
zwiſchen denen vom umgekehrten Verſuche (zweyt. 
Fortſ. S. 12. F. 2.) gezeigt, uͤberhebt mich als 
ler weitern Beſchreibung. Nur dieſes will ich 
noch melden, daß ſich dieſes Jahr an beyden hin 
und wieder kleine, aber taube Kapſeln angeſetzt 
haben; woraus man ſieht, daß bey ihnen etwas 
15 einer halben Befruchtung vorgegangen il 
mu 


8. 
III. Vers. 
Verbaſc. nigrum. 2. 
Verbaſc. Lychnit. fl. alb. . 

Es giengen von den Saamen, die aus ver⸗ 
ſchiedenen von dieſem Verſuche erhaltenen Kapſeln 
genommen, und den 17ten Maͤrz 1764. in ein 
Miſtbeet geſaͤet worden, bereits innerhalb acht 
Tagen viele auf. Ich verſetzte den 16ten May 
fuͤnf j junge Pflanzen ins Land, und zwo in Scher⸗ 
ben. Sie fiengen vom 3 iſten Jul. bis zum 15 ten 
Aug. an zu bluͤhen. Die groͤßte Hoͤhe von einer 
ins Land verſetzten Pflanze betrug 57% 8 Die 
unterſten Blaͤtter waren lanzenfoͤrmig, geſtielt, 
nicht ſonderlich tief eingekerbt, oben ziemlich glatt, 
unten aber wollicht anzufühlen. Die Oberflache ihrer 
Stiele war ganz flach und purpurfarbicht angelau⸗ 
fen. Eben dieſe purpurroͤthliche Farbe zeigte ſich 
auch an den Hauptrippen der meiſten untern Blaͤt⸗ 
ter; die 1 hingegen baten nur hie und da et⸗ 

was 


e „ 7 


was weniges davon angenommen. Der groͤßte 
Durchmeſſer des Hauptſtengels betrug 1“, 3% 
Die Anzahl der Seitenſtengel mit ihren vornehm⸗ 
ſten Aeſten belief ſich ohngefehr auf hundert und 
ſiebenzig; wokunter aber auch die neuen gegen 
den Herbſt hin aus der Wurzel ausgeſchlagenen 
Triebe mit begriffen ſind. Die Stengel waren 

ſtark geſtreift, und mit einer ſehr kurzen und duͤn⸗ 
nen Wolle bedeckt, und uͤberhaupt viel glatter, 
als bey . Die Anzahl der Blumen, die aus 
dem Winkel eines jeden Blatts hervorkamen, und 
ihre Entfernung von einander verhielt ſich eben ſo, 
wie bey der Mutter⸗ und Vaterpflanze. Es theil⸗ 
te ſich auch der Hauptſtengel, wie bey eben die⸗ 
fen, erſt einen Schuh hoch von des Wurzel in ſei⸗ 
ne Seitenſtengel, und alſo in einer weit groͤßern 
Entfernung von derſelben, als bey denjenigen 
Baſtartgattungen, zu deren Erzeugung entwe⸗ 
der das Verbaſc. phoenic. oder Blattar. als Vater 
oder Mutter zu einer von den beyden natürlichen 
dieſes Verſuchs genommen worden. Auch die 
Seitenſtengel und Aeſte verhielten ſich in Anſe⸗ 
hung ihrer Laͤnge gegen den Hauptſtengel, wie bey 
ihren Eltern, und waren folglich bey weitem nicht 
ſo lang und geſchlank, als ſie bey dieſen erſter⸗ 
waͤhnten Baſtartgattungen zu werden pflegen. 
Die Blumenſtielchen waren 2 +3 lang, und mit 
einer zarten weißlichten Wolle uͤberzogen. Mit 
eben dergleichen war auch die aͤußere Flaͤche des 
Blumenkelchs und der Eyerſtock verſehen, nur 
mit dem Unterſchiede, daß der letztere dichter da⸗ 
ö | aA 4 mit 


£ KB 1 

mit beſetzt geweſen, als jene. Die Einſchnitte 
des Blumenkelchs waren ganz ſchmal und ſpitzig, 
und überhaupt der Geſtalt nach von 2 und A 
wenig unterſchieden. Das Blumenblatt war et⸗ 
was blaßgelblicht, und, wie gewoͤhnlich, in fuͤnf 
ungleiche, laͤnglichte Lappen abgetheilt. Der mitt⸗ 
lere Theil deffelben war mit vier bis fünf ſchma⸗ 
len purpurrothen Streifen durchſchnitten, die ſich 
gegen die Blumenlappen hinzogen. Die Staub⸗ 
faͤden hochgelb, und der Saamenſtaub pomeran⸗ 
zengelb. Der Eyerſtock laͤnglicht⸗ walzenfoͤrmig, 
Und der Stiel ſamt dem Stigma blaßgrünlicht, 


Eben derſelben Vergleichung mit ihrer 
Mutter ⸗ und Vaterpflanze. 


Stengel: ungefehr wie bey 2 und ob. | 

PURE: größere, hellgrünere und twollichtere, 

als bey 2; aber kleinere, dunkelgruͤnere 

und glattere, als bey o. Die unter⸗ 

ſten geſtielt und an obbemeldten Stellen 

purpurfarbicht unterlaufen, aber mit 

kuͤrzern Stielen verſehen, und von ei⸗ 

ner nicht ſo dunkeln Farbe dieſer Art, 

als bey 2; bey M hingegen alle ohne 

Stiel, und hof ohne alle sorhlilhe 

Farbe. J 

Blumenſtielchen: etwas längere, dickere und 

wollichtere, als bey ꝛ; aber kuͤrzere, duͤn⸗ 

nere und mit einer nicht ſo dichten Wolle 
verſehene, als Be 5 

Blumen: 


e 4 E *. oJ 


Blumen: dem Umfange und der Anzahl nach 


ungefehr wie bey 2 und od. 


Blumenkelch: mit etwas kuͤrzern und wollich⸗ 


tern Einſchnitten, als bey L; aber mit 
etwas . und weniger wolichten, 
als bey 


Blumenblatt: Abgabe, bey der 2 hin⸗ 


gegen gelb und bey A! weiß; mit laͤng⸗ 
1 und ſchmalern Lappen, als bey 


2; aber mit weniger länglichten D 


breitern, als bey GY 

Staubfaͤden: etwas kuͤrzere, blaßere und mit 
nicht ſo dichten und dunkelpurpurfar⸗ 
bichten Haaren, als bey 2 5 aber er 
was längere und gelblichtere, als bey, 
und mit dichtern und purpurroͤthlichen 
Haaren, die ee bey eben dieſer 

ins weißgelblichte fallen. Eine gleiche 

Bewandtniß hatte es auch mit dem in 
der Mitte der Blume befindlichen un⸗ 
terbrochenen und n Kreiſe. 


Piſtill: der Geſtalt nach faſt wie bey und od; 


der Eyerſtock hingegen mit einer dich⸗ 
tern Wolle bekleidet, als bey 2; aber 
mit einer duͤnnern, als bey .. 

Alle dieſe Pflanzen ſetzten eine Menge kleiner 


Kapſeln an, worinn ſich aber nach erfolgter Reife 


kein einiger guter Saamen gefunden. Bey einer 


derſelben zeigten ſich außer den natürlich geſtalteten 


Blumen an verſchiedenen Stengeln auch noch ei⸗ 


ne ih Anzahl anderer, die viel Mißgeburt⸗ 


5 maͤßiges 


10 E % . 
maͤßiges an ſich hatten: das Blumenblatt war 
naͤmlich ungleich kleiner, als bey den vollkomme⸗ 
nen, und bey vielen von ihnen ſo klein, daß ſich 
ſeine Lappen oft kaum eine Linie weit uͤber die Ein, 
ſchnitte des Blumenkelchs erſtreckten; an Farbe 
weißgelblicht, und der mittlere Theil der Lappen 
gruͤnlicht. Die Staubfaͤden außerordentlich kurz, 
mit weißlichten Haaren beſetzt, und mit ganz tau⸗ 
ben, vögleich ziemlich großen Koͤlbchen verſehen. 
Der Stiel ebenfalls viel kuͤrzer und duͤnner, als 
er ſonſt gewoͤhnlichermaßen zu ſeyn pflegt. Es un⸗ 
terſcheidete ſich dieſe Pflanze auch noch uͤberdem 
dadurch, daß ſie viel kleiner, als die andern ge⸗ 
blieben. 


K 
IV Verſ. 
Verbaſc. Lychnit. fl. alb. 2. 
Verbaſc. nigrum. ꝰ. 

Ich verſetzte den 23ſten May 1764 vier von 
dieſem Verſuche erhaltene Pflanzen ins Land, 
und fünf i in Scherben. Jene kamen, bis auf ei⸗ 
ne, noch in demſelbigen Sommer zur Bluͤte, die 
übrigen alle aber blieben zuruͤck, und fiengen erſt 
zu Anfang des Jun. 1765 an zu bluͤhen. Sie 
kamen mit denen vom vorhergehenden umgekehr⸗ 
ten Verſ. . 4 in allen Stuͤcken überein, 


1 


„ ® 1 


§. 
V. Ver. 
Verbaſc. nigrum. 2. 
Verbaſc. Blattar. fl. flav. GA. 
Von dieſen aus drey Kapſeln genommenen 
und den 17ten Maͤrz in ein Miſtbeet geſaͤeten Saa⸗ 
men giengen nach Verlauf etlicher Wochen viele 
auf. Ich verſetzte den 22 ſten May 1764 drey 
dieſer jungen! Pflanzen ins Land, und eine in 

Scherben. Jene fiengen vom 1 16 Aug. an 

zu blühen, dieſe aber kam erſt in dem darauf fols 
genden Jahr zur Bluͤte. Die groͤßte Hoͤhe von 

einer ins Land verſetzten Pflanze betrug nach er⸗ 
reichter Vollkommenheit 3‘, 8”, und bey einer 
andern 4. Die größten Blaͤtter naͤchſt über der 

Wurzel waren 17, 7“ lang und 5“, 4“ breit, 

und mit Stielen 4 „deren m Fläche 

ziemlich erhaben, die obere aber etwas rinnenfoͤr⸗ 
mig ausgehoͤlt war, wiewohl nicht ſo ſtark, als 
bey 2. Ihre Geſtalt kam der lanzenfoͤrmigen 
ziemlich nahe. Die Oberflaͤche derſelben war et⸗ 
was runzlicht und glatt, und der Rand nach Art 
der Min große rundlichte Kerben, und dieſe wie⸗ 

der in kleinere eingeſchnitten. Die Hauptnerven 
der untern Blaͤtter waren bey den meiſten dieſer 
Pflanzen purpurfarbicht; und eben dieſe Farbe 
zeigte ſich auch an den Haupt⸗ und Seitenſtengeln 
in einem ſehr hohen Grade. Eine andere hinge⸗ 
gen hatte nur ſehr wenig davon angenommen. 
Der Hauptſtengel, deſſen groͤßter Durchmeſſer 
ungefehr 9%%é'hetrug, theilte ſich 115 weit uͤber 
der 


12 ne > e 


der Wurzel in ziemlich lange, duͤnne und geſchlan⸗ 
ke Seitenſtengel, und dieſe ſich wieder in Aeſte, 
die alle in kleinen Entfernungen von einander, 
und wegen des merklich ſpitzigen Winkels, unter 
dem ſie entſpringen, ziemlich parallel beyſammen 
ſtunden. Die Seitenſtengel waren zum Theil ſo 
lang, daß ſie dem Hauptſtengel in der Laͤnge faſt 
nichts nachgaben; und eben dieſes Verhaͤltniß 
zeigte ſich auch zwiſchen den Seitenſtengeln und 
ihren Aeſten. Ueberhaupt hatte dieſes Baſtart⸗ 
wollkraut ſeiner ganzen Anlage nach eine große 
Aehnlichkeit mit dem Verbaſc. phoenic. 2. nigr. 
N. Uebrigens waren die Stengel mit vielen Fur⸗ 
chen und Streifen durchzogen, aber eben ſo we⸗ 
nig mit Haaren verſehen, als die Blaͤtter. Die 
Anzahl der Seitenſtengel mit ihren vornehmſten 
Aeſten belief ſich bey einer dieſer Pflanzen auf ſie⸗ 
benzig, und bey einer andern gegen hundert. Ge⸗ 
meiniglich kamen aus dem Winkel eines jeden 
Blatts drey bis vier, nicht ſelten aber auch, be⸗ 
ſonders an den ſchwaͤchern Aeſten und ihren aͤußer⸗ 
ſten Enden, nur zwo Blumen, oder auch gar 
nur eine hervor. Die Blumenſttelchen waren 2 
bis 3 2, auch 4. lang, und gleich dem Blumen? 
kelche und Eyerſtocke mit kurzen und duͤnnen Haͤr⸗ 
chen beſetzt; doch war der letztere ſtaͤrker damit 
verſehen, als jener. Das Blumenblatt war 
gelb und in faſt rundlichte Lappen abgetheilt. Der 
mittlere Theil deſſelben zeigte einen doppelten pur⸗ 
purfarbichten Kreiß: der aͤußere war hie und da 
etwas unterbrochen, der innere aber gemeiniglich 
| | ganz. 


ganz. Bey den Blumen von der einen diefer 
Pflanzen war der obere Theil des äußern Kreißes 
nicht ſelten mit purpurfarbichten Haͤrchen beſetzt. 
Die Staubfaͤden waren in der Mitte purpurfar⸗ 
bicht, unten und oben aber hochgelb; die daran 
befindlichen Haare ziemlich lang und purpurfarbicht, 
die oberſten der drey kuͤrzern Staubfaͤden ausge⸗ 
nommen, die ins weißlichte fielen. Die Koͤlbchen 
blaßgruͤnlicht, und der Saamenſtaub, wie ges 
woͤhnlich, pomeranzengelb. Der Eyerſtock rund⸗ 
licht; der Stiel blaßgruͤn, oben aber purpurfar⸗ 
bicht und mit einem gruͤnlichten Stigma verſehen. 


Eben derſelben Vergleichung mit ihrer 
Mutter⸗ und Vaterpflanze. 


Stengel: laͤngere, nicht ſo tief geſtreifte und 
geſchlankere, als bey e; aber kuͤrzere, 
mehrere, tiefer geſtreifte und ſteifere, 
als bey *. Der Winkel, unter wel 
chem die Seitenſtengel aus dem Haupt⸗ f 

ſtengel ausgehen, etwas ſpitziger, als 
bey 2, aber doch nicht ſo ſpitzig, als 
bey A. Der Urſprung der Seitenſten⸗ 
gel und Aeſte in einer groͤßern Entfer⸗ 
nung von der Wurzel, als bey 2; aber 

a in einer kleinern, als bey 00. 

Blaͤtter: ſchmalere, an der untern Seite weni⸗ 
N ger haarichte, mit tiefern und größern 
Kerben, und kuͤrzern, auch nicht fo 
dunkelpurpurfarbichten Stielen, als 
bey 2; aber breitere, nicht ſo ganz 
glatte 


14 | Ne Re 


glatte und ungeftielte, mit weniger tier 
fen und kleinern Kerben, auch weit 
mehr purpurfarbichten an den Haupt⸗ 
nerven und Stengeln, als bey o). 
Blumenſtielchen: längere und dickere, als bey e; 
aber kuͤrzere und duͤnnere, als bey G. 
Die Haͤrchen, womit die Stengel, 
Blumenſtielchen, Kelch und Eyerſtock be⸗ 
ſetzt ſind, etwas duͤnner, aber ordentlicher 
ausgeheilt, als bey , aber doch nicht 
| fo dünn und regelmäßig, als bey od. 
Blumen: weniger aus einem Punkte ausgehen 
de und weiter von einander entfernte, 
als bey 2; aber mehr aus einem Punkte 
ausgehende und naͤher bey einander ſte⸗ 
hende, als bey d. 
Blumenkelch: größerer, mit breitern Einſchnitten, 
als bey 2; hingegen kleinerer, mit ſchma⸗ 
lern Einſchnitten, als bey o. 
Blumenblatt: leichter abzulöfendes und groͤße⸗ 
| res, mit rundlichfern Lappen, als bey 
2; aber ſchwerer abzuloͤſendes und 
kleineres, mit nicht voͤllig ſo rundlich⸗ 
ten Lappen, als bye. 
Staubfaͤden: laͤngere, mit laͤngern Haaren, 
als bey L; aber kuͤrzere, mit kuͤrzern 
Haaren, als bey . Der obere Theil 
der zwey laͤngern Staubfaͤden auf ei⸗ 
ne groͤßere Weite von Haaren ent⸗ 
bloͤßt, als bey L; aber auf ee 


als bey M. 
Piſtill: 


„e * 8 15 


Piſtill: rundlichterer, mit nicht ſo feinen Haͤr⸗ 
5 chen beſetzter Eyerſtock, als bey v 3 
hingegen weniger rundlichter, mit zar⸗ 
tern Haͤrchen, als bey e Der Stiel 
nicht ganz gruͤnlicht, ſondern oben pur⸗ 
purfarbicht und laͤnger, als bey v; aber 
auch nicht ganz purpurfarbicht, ſondern 
unten blaßgruͤnlicht, und kürzer „ als 
Ka bey . Das Stigma zwar nicht ſo 
— kolbicht, als bey e, aber doch was; 
kolbichter, als bey = 
Die meiſten dieſer Pflanzen hinterließen ganz 
deutliche Spuren einer gaͤnzlichen Unfruchtbarkeit 
doch ſetzte die im Scherben befindliche hie und da 
einige Kapſeln an, die nach erfolgter Reife an 
Groͤße die von L noch etwas uͤbertrafen, aber, 
ſo viel ich bemerkte, keinen vollkommenen Saa⸗ 
men enthielten. Aller Wahrſcheinlichkeit nach 
hatten dieſe halb befruchteten Kapſeln ihren Ur⸗ 
ſprung von den natürlichen genommen, die zu 
gleicher Zeit und naͤchſt bey ihr in der Blüte ges 
fanden find. | ' 
§. 7: 
VI. Verſ. 
Verbafe. Blattar. fl. ffav. 2. 
| Verbaſc. nigrum. . 
Dien ı7ten März 1764 wurde eine Kapſel 
voll dieſer Saamen in ein Miſtbeet geſaͤet. Sie 
giengen ſehr ſpaͤt, nämlich erſt den 27ſten Maͤy 
auf, und den zoſten Jun. wurden ſieben von den 
jungen Pflanzen in Scherben verſetzt. Als ſie im 
dar⸗ 


16 Me 2 Me 


darauf folgenden Jahr gegen das Ende des Jun. 
insgeſamt zu bluͤhen angefangen: ſo zeigte ſich 
zwiſchen ihnen und denen vom vorhergehenden 
umgekehrten Verf. F. 6. kein weſentl er Unter⸗ 
ſchied; blos die Blaͤtter waren etwa umpfer, 
und der untern ihre Stiele gemeiniglich zu beyden 
Seiten oberhalb, nach der Art der 2, mit eini⸗ 
gen abgeſonderten Fortſaͤtzen von der Blaͤtkerſub⸗ 
ſtanz, gleichſam wie mit kleinen Fluͤgeln verſehen. 
Übrigens war an ihnen ebenfalls faſt gar keine 

| er von ey Kapſeln zu ben, 3 


. 
. N ö VII Verſ. 

Verbaſc. Blattar. fl. flav. L. 85 
Verbafe. phoenic. . 9 

Es giengen von den Saamen, die aus einer 
von dieſem Verſuche erhaltenen Kapſel genom⸗ 
men, und den sten April 1764 in ein Miſtbeet 
geſaͤet worden, innerhalb vierzehen Tagen die 
meiſten auf. Ich verſetzte den 23ſten May fuͤnf 
dieſer jungen Pflanzen ins Land, und eine in 
Scherben. Vom 5 loten Jul. fiengen ſie alle 
an zu bluͤhen. Man ſah zwiſchen ihnen und denen 
vom umgekehrten Verſuche ( zweyt. Fortſ. S. 3 1. 
$. 5.) nicht den geringſten Unterſchied. Nur bey 
einer einigen von ihnen fiel die Farbe der Blu⸗ 
men ins ſtrohgelbe, und zeigte faſt gar keine Spur 
von der violetten Farbe der Vaterpflanze. Sie 
ſetzten auch, wie die erſt angezeigten, hie und da 
einige Kayſeln an, die an Größe denen von A 
ziemlich beykamen, aber keine befruchtete Saa⸗ 

men enthielten. 9 


e N Ne 17 


$. 
vn, ta 

Verbaſc. Lychnit, fl. Abe 2, 
Verbaſc. Blattar. fl. flav. . 
Von einer kleinen Anzahl Saamen, die ich 
aus verſchiedenen von dieſem Verſuche erhaltenen 
Kapſeln genommen, und theils den 17ten März, 
theils den sten April 1764 in ein Miſtbeet ges 
ſaͤet hatte, giengen bereits innerhalb zehen Tagen 

nicht wenige auf. Ich verſetzte den 23 ſten May 
fünf junge Pflanzen ins Land, und zwey in 
Scherben. Jene kamen noch in eben demſelben 
Sommer, dieſe aber erſt in dem darauf folgenden 
zur Bluͤte. Die groͤßte Hoͤhe von einer ins Land 
verſetzten Pflanze betrug nach erreichter gaͤnzlichen 
Vollkommenheit 5“ 6“. Die Blätter waren 
ziemlich glatt, 19 Proportion ſchmaler, laͤnger, 
und mit groͤßern, rundlichtern und tiefern Kerben 
verſehen, als bey L; aber breiter, kuͤrzer, und 
in kleinere, etwas ſpitzigere und nicht ſo tiefe Ker⸗ 
ben eingeſchnitten, als bey *. Der größte Durch⸗ 
meſſer des Hauptſtengels betrug ungefehr 1“. 
Die Anzahl der Stengel belief ſich bey einer Pflan⸗ 
ze von mittlerer Groͤße auf zwey und vierzig. Die 
Seitenſtengel waren ziemlich geſchlank, und nach 
Proportion um ein merkliches länger und duͤnner, 
als bey 2, aber auch kuͤrzer, dicker und ſteifer, 
als bey o. Einige der größten hatten 2‘, 3“ in 
der Laͤnge. Haupt ⸗ und Seitenſtengel waren 
faſt ganz glatt, mit keinen ſonderlich tiefen Strei⸗ 
fen und Furchen e und hie und da et⸗ 
was 


ar Ne L 


was purpurfarbicht unterlaufen. Die Entfer⸗ 
nung der Blumen untereinander war groͤßer, als 
bey 2, aber geringer, als bey e, und die mitt⸗ 
lere Anzahl der zu einem jeden Buͤſchelchen gehör 
rigen Blumen belief ſich auf drey bis vier, und 
die geringſte auf zwey. Die Blumenſtielchen 
waren 2232 lang, und, wie der Stengel, 
Blumenkelch und Eyerſtock mit ſehr zarten, kur⸗ 
zen And dünnen weißlichten Wollenhaͤrchen beſetzt. 
Das Blumenblatt war gelb und in umgekehrt 
eyfoͤrmige Lappen abgetheilt. Der mittlere Theil 
deſſelben zeigte in der Gegend der drey kuͤrzern 
Staubfaͤden einige purpurrothe zarte Streifen 
von ungleicher Laͤnge, die mit Haaren von glei⸗ 
cher Farbe beſetzt waren, und ſich gegen die Lap⸗ 
pen hinzogen. Die Staubfaͤden waren groͤßten⸗ 
theils blaßgruͤngelblicht und mit ziemlich langen, 
dichten und kolbichten Haaren bekleidet. Die zu 
oberſt und unterſt an dem kuͤrzeſten Staubfaden ſte⸗ 
hende Haare waren nebſt denen, die an der untern 
Seite der vier uͤbrigen ſaßen, weißgelblicht, die 
mittlern hingegen von jenem und die von der obern 
Seite der letztern fielen ins purpurfarbichte. Die 
Koͤlbchen waren blaßgruͤnlicht. Der Eyerſtock 
oval; der Stiel groͤßtentheils blaßpurpurfarbicht, 
unten aber blaßgruͤn, und mit einigen wenigen 
kurzen Haͤrchen beſetzt; das Stigma gruͤnlicht. 


i Eben 


e d 19 


E ben derſelben Vergleichung mit ihrer 
Mutter⸗ und Vaterpflanze. 


Stengel: 
Blatter: 8 Siehe oben die Belt. | 
Blumenſttelchen: langere und dickere, als bey e, 
aber kuͤrzere und duͤnnere, als bey od. 
Die Haͤrchen, womit die Stengel, Blu⸗ 
menſtielchen, Kelch und Eyerſtock be⸗ 
ſetzt ſind, etwas duͤnner, aber ordent⸗ 
licher ausgetheilt, als bey 2, aber 
doch nicht ſo duͤnn und regelmaͤßig, als 
bey .. 
Blumen: weniger aus einem Punkte ausge⸗ 
| hende und weiter von einander entfern⸗ 
te, als bey 2, aber mehr aus einem 
Punkte ausgehende und naͤher bey ein⸗ 
ander ſtehende, als bey A. 
Blumenkelch: groͤßerer, mit breitern und laͤn⸗ 
gern Einſchnitten, als bey L; aber 
kleinerer, mit ſchmalern und kürzern 
Einſchnitten, als bey D. 
Blumenblatt: leichter abzuloͤſendes und größeres, 
mit viel rundlichtern Lappen, als bey 25 
hingegen ſchwerer abzuloͤſendes und 
kleineres, als bey “, mit keinen run⸗ 
den, fondern umgekehrt eyfoͤrmigen 
Lappen. An Farbe etwas blaßer, als 
bey A; an 2 hingegen weißlicht. 
1 längere und dickere, mit größern 
Koͤlbchen, als bey 35 aber kuͤrzere und 
B 2 duͤn⸗ 


20 


Piſtill: 


1 
Nỹʒe N Fee 


duͤnnere, mit kleinern Koͤlbchen, als 


bey Y. Die daran befindlichen Haare 


laͤnger, kolbicht und groͤßtentheils blaß⸗ 
purpurfarbicht; bey * hingegen durch⸗ 
gehends weißgelblicht, kuͤrzer, und 
ohne Kolben; und bey dunkelpur⸗ 
purfarbicht, länger und mit ſtarken 
Kolben verſehen. 
rundlichterer und nicht fo wollichter 
Eyerſtock, als bey »; aber laͤnglich⸗ 
terer und nicht ſo glatter und kahler, 
als bey *. Der Stiel länger und ger 
rader ausgeſtreckt, mit einem weniger 


1 kolbichten Stigma, als bey 2, aber 


kuͤrzer und nicht ſo ganz gerade ausge⸗ 
ſtreckt, mit einem kolbichten Stigma, 
als bey cf; an Farbe groͤßtentheils 


blaßpurpurröthlich, bey » hingegen 
blaßgruͤnlicht und 89 odunkelpurpur⸗ 


farbicht. 


Es war bey allen denjenigen Pflanzen, die 
ins Land verſetzt worden, nicht die geringſte 
Spur von einer auf die Bluͤte erfolgten Befruch⸗ 
tung zu finden; die im S cherben befindliche, und 
in der Nachbarſchaft der natuͤrlichen geſtandene 
aber hatte hie und da einige Kapſeln angeſetzt, 
die an Größe denen von 2 faſt gleich kamen, aber 
keinen einigen guten ee Saanen ent⸗ 


De 


x 
0 


1 8 "TO; 

X. Verf. 
Verbafe. f. Have . 
Verbaſc. Lychnit. fl. alb. A. 


Den 2sften April 1764 wurde eine kleine 


Anzahl dieſer Saamen in ein Miſtbeet geſaͤet. 


Die jungen Pflaͤnzchen kamen erſt nach vier Wo⸗ 


chen zum Vorſchein. Ich verſetzte den 2 5ſten J Jun. 
vier derſelben ins Land, und vier in Scherben. 
Sie zeigten ſich erſt in dem darauf folgenden Jahr 
in der Bluͤte. Es war zwiſchen ihnen und denen 
vom vorhergehenden umgekehrten Verſuche §. 9. 
a nicht der geringſte Anterſchied wahrzunehmen. 
= Ne lee; ' 
x Berl. 

Verbaſc. nigrum,®. 

Verbafe. Thapf. N. 

Von dieſen aus verſchiedenen Kapſeln genom⸗ 
menen und theils den 17ten Maͤrz, theils den 
sten April 1764 in ein Miſtbeet geſaͤeten Saa⸗ 
men giengen in einer Zeit von etlichen Wochen 
viele auf. Ich verſetzte den 22ſten May von 
dieſen jungen Pflanzen ſechs ins Land, und drey 
in Scherben. Jene kamen vom z uſten Jul. bis 


zum sten Oct. alle nach einander zur Blüte, die⸗ 
fe aber fiengen erſt das darauf folgende Frühjahr 


an zu bluͤhen. Die groͤßte Hoͤhe von einer ins 
Land verſetzten Pflanze mittlerer Größe betrug 5‘, 
6“, und von einer andern etwas vollkommenern 


77,4. Die Blätter waren durchgehends matt 
grün, und beſonders an der untern Flaͤche ganz 


B 3 wol⸗ 


) 


22 nme ve 

wollicht anzufuͤhlen, an Geſtalt breit lanzenfoͤr⸗ 
mig, ziemlich runzlicht, und in keine ſonderlich 
tiefe Kerben eingeſchnitten. Die unterſten hatten 
zum Theil wahre Stiele, deren untere Seite er 
was flacher, als bey 2, aber hingegen auch er⸗ 


habener, als bey cn, war; bey den meiſten von 


ihnen aber lief die Blaͤtterſubſtanz noch in Geſtalt 
eines ſehr ſchmalen und duͤnnen Saums laͤngſt an 
dem Stiel bis an den Grund hinunter. Die mitt⸗ 
lern Blaͤtter hingegen waren mit keinen eigentli⸗ 
chen Stielen, ſondern bis an den Grund hin mit 


einem ziemlich breiten Saume verſehen, der eini⸗ 


germaßen nach Art der A bey den allermeiſten 
noch unter ihrem Anſatze in Geſtalt kurzer Fluͤgel 
an dem Stengel fortlief. Die Hauptrippen der 
Blaͤtter nebſt den Stengeln ſpielten ins purpur⸗ 
farbichte. Die Stengel waren ſtark geſtreift, 


und beſonders an ihrem untern Theil mit ſchar⸗ 


fen Ecken verſehen, auch durchaus mit einer ziem⸗ 
lich merklichen Wolle beſetzt, und nach Propor⸗ 
tion viel dicker und ſteifer, als bey 2. Die un⸗ 
tern Blumen ſtunden noch in einer ziemlichen Ent⸗ 
fernung von einander, und waren auch in dieſer 
Gegend noch mit Blättern bekleidet; ſie trafen 
aber in ihrem weitern Fortgange bald ſo nahe zu⸗ 
ſammen, daß ſie, ohne dem Stengel eine Bloͤße 


zu geben, einander allenthalben beruͤhrten, und 


ihre Blaͤtter in ganz unmerkliche Schuppen ver⸗ 
wandelten; doch entfernten ſie ſich gegen das aͤuſ⸗ 


ſerſte Ende der Stengel auch wieder ein wenig 


von einander. Die Seitenftengel waren eg 


lang 


x y “ Fe 1 
Rn, 
Kerr ee 
ir 2 5 


* * e 23 


lang und ohne Aeſte; die laͤngſten derſelben hat⸗ 
ten 3“ in der Länge. Die Anzahl der Seitenften: 
gel, den Hauptſtengel mit eingerechnet, belief 
ſich auf dreyzehen bis achtzehn, und die mittlere 
Anzahl der zu einem jeden Buͤſchelchen gehoͤrigen 
Blumen auf zehn bis funfzehn, und die geringſte 
auf vier bis ſechs. Die Blumenſtielchen waren 
1:35“ lang, und mit einer ziemlich dichten weiß⸗ 
ten Wolle überzogen. Die Einſchnitte des 
Blumenkelchs lanzenfoͤrmig und an ihrer aͤußern 
Flaͤche mit einer eben ſo dichten Wolle verſehen. 
Das Blumenblatt gelb, mit umgekehrt eyfoͤrmi⸗ 

gen Lappen, und an feiner Unterflaͤche, beſon⸗ 

ders in der Gegend der kurzen Blumenroͤhre mit 
feinen weißlichten Wollenhaͤrchen beſetzt. Von 
einem purpurroͤthlichen Kreiſe, womit die Blu⸗ 
men der 2 bezeichnet ſind, war bey einigen die⸗ 
ſer Pflanzen nicht die geringſte Spur, bey andern 
aber nur etwas weniges davon zu ſehen. Die 
Staubfaͤden waren hochgelb, und an ihrer obern 
Seite in der Mitten purpurfarbicht; die meiſten 
der daran befindlichen Haare von einer etwas 
blaßern Farbe, die unterſten an allen, und die 
oberſten an den drey kuͤrzern Staubfaͤden ausge⸗ 
nommen, die insgeſamt ins weißlichte fielen. 
Die untere Seite der zwey laͤngern Staubfaͤden 
war ganz kahl. Die Koͤlbchen hatten eine gruͤn⸗ 
lichte Farbe. Der Eyerſtock war eyfoͤrmig, und 
ganz dicht mit weißlichter Wolle bedeckt; der Stiel 
blaßgruͤnlicht, an ſeiner untern Haͤlfte mit zarten 
D4 weiß⸗ 


24 NE e e 


weißlichten Haaren verfehen, an der obern aber 
ganz kahl; das Stigma rundlicht. 


Eben derſelben Vergleichung mit ihrer 0 
Mutter ⸗ und Vater pflanze. 
Stengel: wenigere, kuͤrzere, dickere und ſteifere, 

f als bey L, aber mehrere, längere, 
duͤnnere und geſchlankere, als bey H. 
Der Urſprung der Seitenſtengel in ei⸗ 
ner groͤßern Entfernung von der Wur⸗ 
zel, als bey 2, aber in einer kleinern, 
als bey . 

Blätter: größere, weniger runzlichte, ſtumpfe⸗ 
re, viel wollichtere und von einer mat⸗ 
tern Farbe, als bey 2, aber kleinere, 
runzlichtere, ſchmalere, fpisigere, bey 
weitem nicht ſo wollichte und von einer 
friſchern Farbe, als bey o; die unter⸗ 

ſten mit Stielen verſehen, zwar mit 
nicht fo langen, als bey 2, an 05 hin⸗ 
gegen alle ohngeſtielt. 

Blumenſtielchen: kuͤrzere, dickere und viel haa⸗ 

ü richtere, als bey 2; aber längere, - 
duͤnnere und bey weitem nicht ſo wollich⸗ 
te, als bey . 

Blumen: naͤher bey einander ſtehende, als bey 2, 
aber weiter von einander r entfernte, als 
bey . 

Blumenkelch: haarichterer, mit breitern Ein⸗ 

: ſchnitten, als 985 1 5 aber weniger wol⸗ 
lichter, 


8 ee 
u 


BE SER > } 2757 


lichter, mit ſchmalern Einfhniten, als 
bey e 


Blumenblatt: größeres, etwas blaßeres, mit 


rundlichtern Lappen, als bey 2; aber 
kleineres und hochgelberes, mit nicht 
fo rundlichten Lappen, als bey od. Laͤn⸗ 


gere, weitere und ſteifere Blumenroͤhre, 
als bey 2 aber kuͤrzere, engere und zarte⸗ 


re, als bey o. Die untere Flaͤche des 
Blumenblatts mit zarten und kurzen 
Wollenhaͤrchen uͤberzogen, bey 2 bin 
gegen ganz glatt, und bey o ſehr! merk⸗ 
lich wollicht. 


Staubfäden; längere, mit längern, aber nicht 


Piſtil: 


fo dicht ſtehenden Haaren, als bey s; 


hingegen kuͤrzere, mit kuͤrzern und Dich: 
ter ſtehenden Haaren, als bey A. 


Ebben dieſe Haare groͤßtentheils blaß⸗ 


purpurfarbicht, bey 2 hingegen dun⸗ 


kelpurpurfarbicht, und bey a weiß⸗ 


licht. 85 
rundlichterer, groͤßerer und ungleich 
wollichterer Eyerſtock, als bey 2; aber 
etwas weniger rundlicht, Feiner, und 
nicht ſo wollicht, als bey o. Der Stiel 
unten etwas haaricht; bey L hingegen 
ganz glatt, und bey A unten mit diem⸗ 
lich vielen Haaren beſetzt. 


An allen den ins Land verſetzten Pflanzen 
war unter ſo viel tauſend Blumen keine Spur 


von einer befruchteten 5 zu finden; da hin⸗ 
5 


gegen 


26 ze - 


gegen die im Scherben befindliche, ohne Swelfc, 
weil ſie in der Nachbarſchaft der natuͤrlichen ge⸗ 
ſtanden, eine Menge ganz kleiner Kapſeln anſetz⸗ 
ten, die zwar reif wurden, aber keinen guten 
Saamen enthielten. 


1 
XI. Verf. 
Verbaſc. Thapf. 2. 
Verbaſc. nigrum. . 


Die aus dieſem Verſuche erhaltene und aus 
zwey verſchiedenen Kapſeln genommene Saamen, 
die von einer jeden beſonders „theils den sten, 
theils den 25ſten Apr. 1764 in ein Miſtbeet ge⸗ 
fäet worden, giengen in einer Zeit von drey bis 
vier Wochen gluͤcklich auf. Ich verſetzte vom 
23 ſten May bis zum 2 5ſten Jun. ſechs dieſer jun⸗ 
gen Pflanzen ins Land, und vier in Scherben. Sie 
kamen insgeſamt erſt in dem darauf folgenden 
Sommer zur Bluͤte. Es war zwiſchen ihnen und 
denen vom vorhergehenden umgekehrten Verſuche 
kein weſentlicher Unterſchied zu entdecken; nur 
ſchienen die Blaͤtter bey einigen dieſer Pflanzen 
von einer derbern und ſteifern Subſtanz zu ſeyn, 
als jener ihre; ſo, daß man wohl ſieht, daß die⸗ 
ſer Umſtand ſeinen Grund in keiner weſentlichen 
Verſchiedenheit der Natur der einen Art von 
der Natur der andern, ſondern in einer bloß zu⸗ 
e Urſache haben muß. 5 


. B 


e 


„Le „ wn. 27 


g. 13. 5 
XII. Verſ. 
Verbaſc. phlomoid. 2. 
Verbaſc. nigrum. \, 

Ich verſetzte den 16ten Jul. 1764 zwo aus 
diefem Verſuche erzogene Pflanzen in Scherben. 
Sie fiengen faſt zu gleicher Zeit mit den vorher- 
gehenden erſt in dem darauf folgenden Sommer 
an zu bluͤhen. Die unterſten Blaͤtter hatten wah⸗ 


re Stiele: denn die Blaͤtterſubſtanz fegte an den ? 


ſelben noch weit von ihrem Anſatze gleichſam auf 
einmal ab, und lief nur in Geſtalt eines ſehr 
ſchmalen und kaum merklichen Saums laͤngſt an 
dem Stiel hinunter; die mittlern Blaͤtter hinge⸗ 
gen ſaßen ſchon ohne Stiel an dem Stengel auf, 
ohne jedoch mit ihrer Subſtanz unter der Geſtalt 
eines Fluͤgels an demſelben fortzulaufen. Der 
Rand der Blaͤtter war in mehrere und merklichere 
Kerben eingeſchnitten, als bey 2 , doch aber auch 
nicht in ſo viele und kleine, als bey N. Uebri⸗ 
gens waren ſie insgeſamt mattgruͤn, ganz wollicht 
anzufuͤhlen, dabey ziemlich runzlicht und von ei⸗ 
ner breit lanzenfoͤrmigen Geſtalt. Die Stiele 
und Hauptrippen der groͤßern Blaͤtter, nebſt dem 
untern Theil des Stengels ſpielten ins purpur⸗ 
farbichte. Die untere Flaͤche der Hauptrippen 
war erhabener, als ſie bey 2 zu ſeyn pflegt, 
aber doch nicht fo ſehr, als bey *. Der Sten⸗ 
gel war etwas ſtark geſtreift, nach Proportion 
duͤnner, geſchlanker, und durchaus mit einer ziem⸗ 
0 merklichen, wiewohl och lange nicht ſo dich⸗ 
ten 


28% e 3 Ne 


ten Wolle beſett, als bey L. Die Blumen ſtun⸗ 


den zwar etwas näher, als an *, aber doch nir⸗ 
gends ſo dicht beyſammen, daß ſich der Stengel 
nicht hie und da zwiſchen ihnen ganz bloß gezeigt 
haͤtte. Die mittlere Anzahl der zu einem jeden Buͤ⸗ 


ſchelchen gehoͤrigen Blumen belief ſich auf acht bis 


sehen, Die Blumenſtielchen waren 2 bis 2, lang, 


und nebſt dem Blumenkelche mit einer ziemlich dich⸗ 


ten und weißlichten Wolle uͤberzogen. Die Einſchnit⸗ 


te des Blumenkelchs lanzenfoͤrmig. Das Blumen⸗ 
blatt gelb, mit laͤnglichtrunden Lappen, und an 


feiner untern Flaͤche, beſonders in der Gegend 
der kurzen Blumenroͤhre, mit ſehr feinen, aber 


noch kuͤrzern und duͤnnern weißlichten Wollenhaͤr⸗ 


chen beſetzt, als bey den Pflanzen der beyden 


vorhergehenden Verſuche (§. 11 und 12.) In der 


Mitte der Blume zeigte ſich ein blaßpurpurroͤth⸗ 


licher Kreis. Die Staubfaͤden waren hochgelb, 


und an ihrer obern Seite in der Mitten purpur⸗ 


farbicht; die daran befindlichen Haare groͤßten⸗ 
theils blaßviolet oder purpurfarbicht, die unter⸗ 


ſten an allen und die oberſten an den drey kuͤrzern 


Staubfaͤden ausgenommen, die ins weiß gelblichte 


fielen. Die untere Seite der zween laͤngern 
Staubfaͤden war faſt ganz kahl. Die Koͤlbchen 


blaßgruͤnlicht. Der Eyerſtock bey nahe walzen⸗ 
foͤrmig, und ganz dicht mit weißlichter Wolle be⸗ 
deckt; der Stiel blaßgruͤnlicht, und gegen den Ey⸗ 


erſtock hin mit zarten weißlichten Haaren verſe⸗ 


hen. Das Stigma zog ſich mit ſeiner Subſtanz, 
nach Art der 2, zu beyden Seiten ein wenig an 
dem Stiel hinab. Eben 


Er 
2 > 
= 


ze * we en 29 


Eben derſelben Vergleichung mit ihrer 
Mutter- und Vaterpftanze. 
N Siehe die Vergleichung bey den Pflanzen des 
X. Verf. die aber durchgehends nach dem umge⸗ 
kehrten Verſtande zu nehmen. Ueberhaupt er⸗ 
hellet aus der ganzen Beſchreibung, daß dieſe 
Baſtartgattung von den Pflanzen der beyden vor⸗ 
hergehenden Verſuche (§. 11 und 12.) nicht viel, 
und zwar blos darinn unterſchieden iſt, daß ſie 
etwas breitere, ſpitzigere und merklicher eingekerb⸗ 
te Blätter hat, etwas groͤßere und nicht völlig 
ſo dicht an einander ſtehende Blumen, mit län; 
gern Blumenſtielchen und rundlichtern Lappen 
traͤgt, als jene, und daß ſich noch außerdem die 
Stigmaſubſtanz zu beyden Seiten an dem Stiel 
ein wenig herabzieht; welches bey den andern 
nicht geſchieht. | 
Sie festen beyde eine Menge kleiner Kapſeln 
an, die an Größe denen von o beykamen, die 
von g. 11 und 12. aber darinn noch uͤbertrafen. 
Es ſprangen auch dieſelben nach erfolgter Reife 
auf, enthielten aber, wie es a „keinen eini⸗ 
gen guten e 


. 
xIll. Verf. 
Verbaſc. phlomoides. 2. 

Verbaſc. Lychnit. fl. alb. . 
Die Ausſaat der von dieſem Verſuche erhal⸗ 
tenen und aus verſchiedenen Kapſeln genomme⸗ 
nen Feen geſchah theils den Iten März, theils 
den 


30 ne * We 


den sten April 1764. In einer Zeit von gehen 
bis funfzehn Tagen gieng eine genugſame Anzahl 
derſelben auf. Ich verſetzte den 22 ſten May vier 
dieſer jungen Pflanzen ins Land, und eine in 
Scherben. Sie kamen alle erſt in dem darauf 
folgenden Jahr zur Blüte. Die Blätter dieſer 
Pflanzen waren breit lanzenfoͤrmig, blaß⸗ oder 
mattgruͤn, ohngeſtielt, und auf beyden Seiten 
ziemlich wollicht anzufuͤhlen. Sie liefen mit ih⸗ 
rer Subſtanz noch unter ihrem Anſatze gemeinig⸗ 
lich etwas weiter an dem Stengel hinunter, doch 
bey weitem nicht ſo ſtark, als bey 2. Ihre An⸗ 
zahl war betraͤchtlicher, die Entfernung von ein⸗ 
ander hingegen geringer, als bey o. Die Haupts 
rippen der unterſten ſpielten ein wenig ins purpur⸗ 
farbichte, welches fie von der o“, an der fie eben⸗ 
falls zuweilen roͤthlich gefärbt find, angenommen 
haben. Die Blumen ſtunden allenthalben noch 
in einer ſo weiten Entfernung von einander, daß 
ſich der Stengel immer noch hie und da zwiſchen 
ihnen zeigte. Die mittlere Anzahl der zu einem 
jeden Buͤſchelchen gehoͤrigen Blumen belief ſich 
auf ſechs bis acht, oder noch auf etwas weniger. 
Die Blumenſtielchen waren 2 bis 23 lang, und 
alſo hierinn von 2 und cf wenig unterfchieden. 
Der Blumenkelch hatte etwas breite lanzenfoͤrmi⸗ 
ge Einſchnitte. Das Blumenblatt war blaßgelb 
und in laͤnglichte oder ovale Lappen abgetheilt. 
Die Staubfaͤden blaßgelb, und die an ihnen be⸗ 
findlichen Haare weißgelblicht; die untere Seite 
der zwey laͤngern, nach Art der 2, ganz kahl, 
| die 


4 „we 31 


die obere aber faſt nach der ganzen Laͤnge hin mit 
Haaren beſetzt. Der Eyerſtock faſt eyfoͤrmig und 
ganz dicht mit einer gelblichtweißen Wolle beklei⸗ 
det; der Stiel blaßgruͤnlicht und naͤchſt an dem 
Eyerſtocke mit zarten weißlichten Haͤrchen verſe⸗ 
hen; das Stigma zog ſich, nach Art der L, mit 
ſeiner Subſtanz zu beyden Seiten ein wenig an 
dem Stiel hinab. Ueberhaupt kamen dieſe Pflan⸗ 
zen, was die Geſtalt, Lage und Groͤße ihren 
Blumen anbetrift, mit denen vom vorhergehen⸗ 

den Verſuche (§. 13.) ziemlich überein, 


Eben derſelben Vergleichung mit ihrer 
Mutter ⸗ und Vaterpflanze. 

Stengel: duͤnnere, geſchlankere und weniger 

wollichte, als bey 2; aber dickere, 
und ſteifere, mit einer dichtern, doch 
nicht voͤllig ſo weißlichten Wolle, als 
bey A. Mehrere und längere Seiten⸗ 
ftengel, als bey 2, aber wenigere und 
kuͤrzere, als bey N. 

Blätter: kleinere, ſchmalere, dunkelgruͤnere und 
weniger wollichte, mit groͤßern und 
merklichern Kerben, als bey 2; hin⸗ 
gegen groͤßere, breitere, mattgruͤnere 
und viel wollichtere, mit kleinern und 
nicht fo tiefen Kerben, als bey od. 

Blumenſtielchen: duͤnnere und mit einer nicht 

f ſo dichten Wolle beſetzte, als bey 2; 
aber dickere und wollichtere, als 
bey N. 
| Blumen: 


32 KR n we e 
Blumen: etwas weiter von einander entfernte, 
als bey 2; aber etwas naͤher beym 
menſtehende, als bey A. N i 
Blumenkelch: kleinerer und nicht ſo wollichter, 
mit ſchmalern und ſpitzigern Einſchnit⸗ 
ten, als bey 2; hingegen größerer und 
wollichterer, mit breitern und ſtumpfern 
8 | Einſchnitten, als bey G. 
Blumenblatt: kleineres und von einer etwas 
blaßern Farbe, mit ſchmalern und laͤng⸗ 
lichterngappen, als bey v; aber groͤßeres, 
mit breitern und rundlichtern Lappen, 
als bey ; kuͤrzere, engere und zarte⸗ 
ke Blumenröhre, als bey v, aber laͤn⸗ 
gere, weitere und ſteifere, als bey A. 
5 Staubfäben: kleinere, duͤnnerere und blaßgelbere, 
als bey ; aber größere, dickere und 
ſtaͤrker gefaͤrbte, als bey . Die an 
ihnen befindlichen Haare zeigten in allem 
und auch in Anſehung ihrer Farbe das 
i Mittel zwiſchen L und . 
Piſtill: walzenfoͤrmigerer und kleinerer Eyer⸗ 
ſtock, als bey L; aber eyfoͤrmigerer 
und groͤßerer, als bey 7; der Stiel 
mit ſeinem Stigma kuͤrzer und duͤnner, 
als bey 2, aber länger und dicker, als 
bey ; das Stigma auf beyden Sei⸗ 
ten ein wenig abwaͤrts gezogen, bey L 
hingegen ſehr 1 und Be gar 
nicht. \ 


Die 1 


we We 33 


Dieſe Pflanzen ſtunden alle in der Nachbar 
ſchaft der natuͤrlichen, und gaben ohne Zweifel auch 109 
daher viele Kapſeln, die an Groͤße denen von 
faſt gleich kamen, und zuweilen einen dem a 
ſehen nach befruchteten vollkommenen Saamen 
enthielten. 

Die Erzeugung dieſer und der vorhe wachen. 
den Baſtartgattung ($. 3.) habe ich der Ges 
faͤlligkeit meines lieben Bruders, des Medic.Licent, 
Chriſtoph Cunrad Koͤlreuters zu danken, 
der in meiner Abweſenheit die Vereinigung der 
natuͤrlichen auf mein Anrathen mit aller erforder⸗ 
lichen Behutſamkeit in Sulz am Neckar bewerk⸗ 
ſtelliget hat. | 

ee 
XIV. Verſ. 
Verbaſc. Thapf. 2. 
Verbaſc. Lychnit. fl. alb. A. 

Dieſe aus einer Kapſel genommene, und 

theils den 17ten März, theils den sten April 4764 
in ein Miſtbeet geſaͤete Saamen giengen inner⸗ 
halb zehen bis funfzehn Tagen auf. Ich verſetzte 
vom 1 Sten bis zum 23 ſten May ſechs junge Pflan⸗ 
zen ins Land, und eine in Scherben. Sie fien⸗ 
gen alle erſt in dem darauf folgenden Jahre an zu 
bluͤhen. Der ganze Unterſchied zwiſchen dieſen 
Pflanzen und denen vom vorhergehenden Verſu⸗ 
che (S. 14.) beſtund hauptſaͤchlich darinn, daß 
die gegenwaͤrtigen etwas ſchmalere und in weniger 
merkliche Kerben eingeſchnittene Blaͤtter, kuͤrzere 
Blumenſtielchen, kleinere und noch etwas blaßere 
C Blumen, 


34 „& r 
Blumen, mit ſchmalern und laͤnglichtern Lappen 
und einem rundlichten Stigma hatten. Sie ſetz⸗ 
ten auch, wie die vorigen, hie und da kleine, aber, 
wie es chene ganz leere Kapſeln an. 


. 
XV. Verſ. 
Verbaſc. Lychnit. fl. alb. 2. 
Verbafc. Thapſ. d. 
Die von dieſem Verſuche erhaltene und aus ver⸗ 
ſchiedenen Kapſeln genommene Saamen wurden 
theils den: 7ten März, theils den sten April 1764 in 
ein Miſtbeet gefäet. Sie giengen in einer Zeit von 
zwey bis drey Wochen auf. Ich verſetzte vom 
10 23ſten May acht dieſer jungen Pflanzen ins 
Land. Sie fiengen erſt i in dem darauf folgenden 
Jahr vom 12 ıgten Jun. an zu blühen, und es 
zeigte ſich alsdenn, daß fie mit denen von vorherge⸗ 
henden umgekehrten Verſuche (§. 15.) in allen Stuͤ⸗ 
cken voͤllig uͤberein kamen, ausgenommen, daß 
die Blumen an einer derſelben in der Mitten eine 
weißlichte und nur gegen dem Rand hin eine blaß⸗ 
gelblichte Farbe angenommen hatten. 


§. 17. 
XVI. Verſ. 

Verbafc. Lychnit. fl. alb. 2. 
Verbaſc. Lychnit. fl. flav. . | 
Vier aus dieſem Verſuche erzogene Pflanzen, 
die in Anſehung der Farbe ihrer Blumen zwiſchen 
2 und A das Mittel hielten, bewieſen durch die 
gaͤnzliche Bey behaltung ihrer gewoͤhnlichen dure 5 
barkeit 


We * We ö 35 


barkeit zur Genuͤge, daß die beyden natürlichen, 
aus denen ſie entſtanden, dem weſentlichen nach 
keineswegs von einander unterſchieden ſeyn muͤſ⸗ 
ſen. Es iſt demnach eine von der andern nur als 
eine bloße, und zwar natuͤrliche und beſtaͤndige 
Varietaͤt anzuſehen: Denn ſie wachſen beyde in 
der Gegend von Calw gleich ſtark, und oft kaum 
einen Schuh weit von einander, und ſchlagen, 
ſo viel ich bisher an denen geſehen habe, die ich 
in einer betraͤchtlichen Anzahl ſchon ſeit vier Jah⸗ 
ren her in einem Grund und Boden und unter ei⸗ 
nerley Umſtaͤnden erzogen, nicht aus der Art. Ich 
getraue mir nicht, die wirkende Urſabe dieſer klei⸗ 
nen Verſchiedenheit anzugeben; nur ſo viel will 
ich noch melden, daß es große Bezirke giebt, wo 
man nur die mit weißen Blumen ganz allein zu ſe⸗ 
hen bekommt. . 
g. 18. 

XVII. Verſ. 

Verbaſc. nigrum. 2. 
Verbaſc. Lychnit. fl. flav. A. 

Ich erzog von dieſem Verſuche vier Pflanzen. 
Es war zwiſchen ihnen und denen vom I. Verf. 
$. 4. nicht der geringſte Unterſchied zu finden, 
außer, daß die Farbe bey den Blumen der ge; 
genwaͤrtigen etwas hoͤher, als bey jenen, aus⸗ 
gefallen. i Mate SENT. 


C 2 $ 19. 


36 de d Ne 


F. 19. 

XVIII. Verf, 
Verbaſc. Blattar. fl. flav. 2. 
Verbaſc. Lychnit. fl. flav. . 


Es hatte mit ſechs aus dieſem Verſuche er⸗ 
zogenen Pflanzen in Anſehung der Farbe ihrer 
Blumen eine gleiche Bewandniß, wie mit den 
vorhergehenden; im uͤbrigen kamen ſie mit den 
Pflanzen des IX. Verſ. §. 10. und mit denen vom 
umgekehrten VIII. Verſ. §. 9. in allen Stüden, 
und unter andern auch darinn uͤberein, daß ſich 
bey nicht wenigen derſelben das Blumenblatt oͤf⸗ 
ters an ſehr vielen Blumen ſchon ablöfete, ehe fie 
ſich noch geöffnet haften. 


§. 20. 


Da die durch die Kunſt fruchtbar bewirkte Ver⸗ 
miſchung unſerer fuͤnf einheimiſchen Gattungen 
Wollkraut ſo gluͤcklich und ſicher von ſtatten ge⸗ 
gangen: ſo entſtehet billig die Frage; ob nicht 
etwan auch eine oder die andere dieſer hier ber 
ſchriebenen Baſtartpflanzen in der Wildniß, wo 
die Natur gaͤnzlich ſich ſelbſt überlaßen iſt, ſchon 
bisweilen entſtanden ſey, oder, wenn ſich dieſer 
Zufall noch niemals ereignet haben ſollte, worinn 
denn eigentlich die wahre Hinderniß liege, die der 
natuͤrlichen Erzeugung derſelben durch ſo viele tau⸗ 
ſend Jahre hindurch bis auf den heutigen Tag 
immer im Wege geſtanden? Was den erſtern 
Punkt betrift: ſo findet ſich weder in den Schrif⸗ 
ten der Alten, e in den Werken der 1 

Kraͤuter⸗ 


nee 37 
Kraͤuterverſtaͤndigen, irgend eine Beſchreibung ei⸗ 
ner ſolchen in der Wildniß angetroffenen Baſtart⸗ 
pflanze aus dieſem Geſchlechte, woran man eine 
oder die andere der hier vorgetragenen zuverlaͤßig 
erkennen koͤnnte; denn zu geſchweigen, daß es 
hier ohnehin an einer hinlaͤnglichen Anzeige ſolcher 
Merkmale fehlt, wodurch ſich die mittlere Natur 
einer Pflanze von dieſer Art verriethe, ſo iſt des 
weſentlichen Unterſcheidungscharakters, der doch 
einem jeden ſo gleich in die Augen haͤtte fallen 
muͤßen, ich meyne der gaͤnzlichen oder zum wenig⸗ 
ſten ſehr merklichen Unfruchtbarkeit nirgends nur 
mit einem Wort gedacht. Der weltberuͤhmte 
Ritter, Carl von Linnee, giebt uns zwar in einer 
ſeiner akademiſchen Abhandlungen) eine kleine 
Nachricht von einem Baſtartwollkraut, das im 
botaniſchen Garten zu Upfala aus dem Verbaſc. 
Lychnit. 2 und Verbaſc. Thapf, ot, die beyde 
ſeit vielen Jahren her in einem Beete beyſammen 
geweſen, von ſich ſelbſt entſtanden, und ſeiner 
Meynung nach eben diejenige Gattung geweſen 
ſeyn ſoll, die Joh. Bauhin vom Ager ius aufs 


getrocknet zugeſchickt bekommen, und in feiner 


Hift. Pl. p. 856. unter dem Namen: Verbafcum 
anguſtifolium, ramoſum, flore aureo, folio cras- 
ſiori, angefuͤhrt hat. Ungeachtet es nun zu 
wuͤnſchen geweſen waͤre, daß uns der Herr von 
Linnee eine umſtaͤndlichere und mehr nach der 
Natur, als nach ſeiner abentheurlichen und wider 
E 3 alle 
27) Amoenit. acad. Vol. VI. Holm. 1763. P. 293. 


38 > * e 


alle Erfahrung laufenden Theorie von der Gene⸗ 
Ba gemachte Beſchreibung davon geliefert hätz 
: fo zweifle ich dennoch an dem von ihm ange⸗ 
1 Urſprung dieſer Pflanze keineswegs, und 
zwar hauptſaͤchlich deswegen nicht, weil er aus⸗ 
| drücklich ſagt, daß ſie keinen Saamen gegeben 
habe. Allein es iſt vors erſte noch lange nicht 
erwieſen, ob die Ageriſche Pflanze von der naͤm⸗ 
lichen Art, und, was noch mehr iſt, auch eine 
wirkliche Baſtartpflanze geweſen; zweytens fragt 
es ſich noch, wenn man auch alles dieſes zugeben 
wollte, ob nicht zu der Erzeugung der Ageriſchen 
Pflanze o wohl, als der Einnaͤiſchen, irgend ein beſon⸗ 
derer Umſtand Anlaß gegeben, der ſich bey der ſich 
ſelbſt überlaffenen Natur vielleicht niemals zu ereig⸗ 
nen pflegt. Von jener laͤßt ſich uͤberhaupt nicht viel 
ſagen, weil es uns an einer naͤhern Nachricht 
von dem Geburtsorte und der eigentlichen Be⸗ 
ſchaffenheit des Grunds und Bodens mangelt, 
in welchem die Mutter z oder Vaterpflanze dieſes 
vermeintlichen Baftarts aufgewachſen; bey die⸗ 
ſer aber hat man alle Urſache zu vermuthen, daß 
verſchiedene widernatuͤrliche Umſtaͤnde, die in der 
Wildniß nicht vorkommen, ihre Erzeugung moͤ⸗ 
gen veranlaßt haben. Ich finde bey dem zwey⸗ 
ten Punkte der obgedachten Frage, den ich nun 
zu eroͤrtern gedenke, die beſte Gelegenheit, mich 
hierüber eines nähern zu erklären. Wenn ich 
meine Leſer aus neuern, unzaͤhligemal wiederhol⸗ 
ten, Beobachtungen verſichere, daß die Inſekten 
faſt bey allen mir bekannten Gattungen Wollkraut, 
und 


e We 39 


und vorzuͤglich bey dem Verbaſc. ehrt. nigr. 
und Blattar. zur Beſtaͤubung das allermeifte bey⸗ 
tragen; wenn ich ihnen ferner melde, daß bald 
dieſe, bald jene Gattung unſerer einheimiſchen 
von einer andern oft kaum einen oder etliche 
Schuh weit entfernt iſt, und durch dieſe geſchaͤf⸗ 
tigen Creaturen taͤglich ſolche Vermiſchungen und 
Verwechslungen des Saamenſtaubs bey ihnen 
bewirkt werden, woraus unter gewißen, aber in 
der Wildniß nicht Statt findenden Umſtaͤnden, 
nönhibendigerweie Baſtarte entſtehen muͤßten, und 
doch dem allen ungeachtet weder von mir, noch 
von ſo vielen andern Kraͤuterkennern jemals der⸗ 
gleichen in einem ganz freyen Felde angetroffen 
worden: fo wird man mit mir die weiſe Einrichz 
tung des großen Schoͤpfers nicht genug bewun⸗ 
dern koͤnnen, der durch ein gewiſſes in die Natur 
gelegtes Geſetz, das bey ſo mancherley Befruch⸗ 
tungen auf das ſtrengſte befolgt wird, allen de⸗ 
nen daher zu beſorgenden Unordnungen und Ver⸗ 
wirrungen vollkommen vorgebeugt hat. Es be⸗ 
ſteht darinn, daß bey einer zur Befruchtung hin⸗ 
reichenden Quantitaͤt von eigenem und fremdem 
Saamenſtaube, wenn beede ungefehr zu gleicher | 
Zeit auf das Stigma kommen, der eigene maͤnn⸗ 
liche Saame bey dieſem wichtigen Geſchaͤfte nur 
allein angenommen, der fremde hingegen gaͤnzlich 
verdrungen, und von der Befruchtung ausge⸗ 
ſchloſſen wird; eine Wirkung, die ich durch die 
zuverlaͤßigſten Erfahrungen außer allen Zweifel 


geſetzt habe. Es iſt dieſes Geſetz der naͤhern Ver⸗ 
C 4 wandt⸗ 


40 Ne * Wee 


wandtſchaft allem Anſehen nach von einem ſehr f 
großen Umfange in der Natur, und es gruͤnden 
ſich, wie es ſcheint, auf eben daſſel be eine Menge 
ſchon laͤngſt bekannter Erſcheinungen, die ſo wohl 
in der Chemie, als Phyſik, taͤglich vorkommen. 
Wie, wenn nun aber ſich einmal z. B. bey dem 
‚Verbafe. Lychnit. der Zufall ereignete, daß die 
Staubkoͤlbchen noch ungewoͤhnlich lange nach er⸗ 
folgter Oeffnung der Blumen geſchloſſen blieben, 
oder gar etwan einen unfruchtbaren Saamenſtaub 
von ſich gaͤben! Wuͤrde nicht unter dieſen Um⸗ 
ſtaͤnden, wenn demſelben die Inſekten den befruch⸗ 
tenden Staub von einer andern Gattung, z. B. 
von dem Verbafe. Thapſ noch zu rechter Zeit zu⸗ 
trügen, gerade ſolche Baſtarte erzeugt werden 
muͤßen, dergleichen einer dem Herrn von Lin⸗ 
nee in dem botaniſchen Garten zu Upſala aufge⸗ 
wachſen? Allerdings; und aus einem ſolchen wi⸗ 
dernatuͤrlichen Umſtande, er mag nun beſtanden 
ſeyn, worinn er will, und davon ſich einer oder 
‚DEE andere bey dem 5 Lychnit. als einer im 
Koͤnigreiche Schweden, oder zum wenigſten in 
de dortigen Gegend auslaͤndiſchen, und noch uͤber⸗ 
dem im Garten, und alſo unter einem fremden, 

9 dem ſuͤdl ichen ſehr unterſchiedenen Clima und 
in einem andern Boden erzogenen Pflanze gar 
leicht hat ereignen koͤnnen, leite ich den Urſprung 
deſſelben her. Es iſt ja bekannt, daß verſchie⸗ 
dene Krankheiten, Ausartungen und Unvollkom⸗ 
menheiten bey vielen unſerer auslaͤndiſchen Ge⸗ 
waͤchſe öfters keinen andern Grund haben. Ich 


wil 


— ee 


> SER W Ne 4¹ 

will zu näherer Beſtaͤtigung der Sache nur das 
‚Verbafe, phoenic. zum Beyſpiel anführen, das 
in vielen Laͤndern von Europa, und unter andern 
auch in Niederſachſen und Schleſien wild waͤchßt, 
in unſern Gegenden aber als eine auslaͤndiſche 
Pflanze in den Gaͤrten erzogen wird. Dieſes war im 
Jahr 1752 in Sulz am Neckar, und 1763 in 
Calw faſt die ganze Bluͤtezeit über ( zweyt. Fortſ. 
S. 10 u. 11.) von der maͤnnlichen Seite, in Ab⸗ 
ſicht auf ſich ſelbſt, unfruchtbar; im Jahr 1764 
zeigte ſich die Unfruchtbarkeit ſo wohl an den 
naͤmlichen Pflanzen, die ich aus dem Wuͤrtem⸗ 
bergiſchen mit nach Carlsruh gebracht, als auch 
an mehrern andern, die ich erſt in eben demſelben 
Sommer und auch das darauf folgende Jahr aus 
dem Saamen erzogen hatte, nur von Zeit zu Zeit, 
und zwar wechſelsweiſe bald von der maͤnnlichen, 
bald von der weiblichen Seite, oͤfters auch von 
beyden zugleich; und manchmal waren ſie hinge⸗ 
gen wieder auf einige wenige Tage von beyden 

Seiten fruchtbar: zwey einige, etwas aͤltere 
Pflanzen ausgenommen, die ihre ganze Bluͤtezeit 
über vollkommen fruchtbar geweſen find. Wuͤrden 
nicht unter einigen dieſer Umſtaͤnde, beſonders in 
dem Falle, da die Unfruchtbarkeit von der maͤnn⸗ 
lichen Seite den ganzen Sommer uͤber fortgedauert 
hat, lauter Baſtarte erzeugt worden ſeyn, wenn 
unſere einheimiſchen Gattungen in ihrer Nachbar⸗ 
ſchaft geſtanden waͤren? Daß ſich dieſer Zufall 
wirklich einmal ereignet haben muß, ſchließe ich 
daraus, weil ich im 30 1763 aus dem Sag; 
ft C 5 men, 


42 We 85 * 


men, der mir von einem meiner Correſpondenten 
unter dem Namen: Verbaſc. phoenic. zugeſchickt 
worden, lauter ſolche Baſtartpflanzen erhalten 
habe, dergleichen aus der Vermiſchung des 
phoenic. & mit der Blattar. fl. ut. zu entſtehen 

pflegen. Es giebt aber auch noch einen andern 
Fall, da ſich das violette Schabenkraut ſo gar zu 
einer Zeit, da es von der maͤnnlichen Seite frucht⸗ 
bar iſt, mit einer andern Gattung verbinden kann, 
wenn nämlich feine Staubkoͤlbchen, wie es in un 
ſern Gegenden, vornehmlich bey kalter Witterung, 
oͤfters geſchieht, noch lange nach Eroͤffnung der 
Blumen geſchloſſen bleiben, und der Saamen⸗ 
ſtaub von einer andern Gattung dieſes Geſchlechts 
von den Inſekten an ihrem Stigma fruͤhzeitig ab⸗ 
geſtreift wird; da es denn leicht möglich iſt, daß 
in dieſer geraumen Zwiſchenzeit der fremde maͤnn⸗ 
liche Saame dem eigenen zuvor kommt, und die 
Befruchtung noch ungehindert bewirkt. Aber 
alle dieſe Fälle werden bey dem Verbaſe. phoenic. 
in ſeinem Vaterlande aller Wahrſcheinlichkeit nach 
ſo wenig, als bey unſern einheimiſchen vorkom⸗ 
men, bey dem Verbafe. Lychnit. hingegen ſich 
aus gleichen Urſachen in Schweden gar leicht er⸗ 
eignen koͤnnen. Ich glaube daher den in meiner 
Vorlauf. Nachr. $. 16. vorgetragenen Satz 
noch immer mit gutem Grunde behaupten zu koͤn⸗ 
nen, daß bey der ordentlichen Einrichtung und 
gewöhnlichen Anlage, die die Natur bey dem 
Pflanzenreiche gemacht hat, ſchwerlich jemals 
Baſtartpflanzen erzeugt worden, oder noch ent⸗ 


ſtehen 


Ir = We 43 


ſtehen koͤnnen. Und geſetzt, es hätte auch eins 
mal ein Kraͤuterkenner das Gluͤck, eine wahre 
Baſtartpflanze im freyen Felde anzutreffen; ſo 
blieb alsdenn immer noch die Frage uͤbrig, ob ſich 
dieſer Zufall auch in einer ſolchen Gegend zuge⸗ 
tragen, wo die natuͤrliche Anlage im Ganzen, we⸗ 
der mittelbar, noch unmittelbar, auf irgend eine 
Weiſe geſtoͤhrt oder veraͤndert worden: denn ein 
anders iſt eine eigentliche Wildniß, ſo wie ſie aus 
der Hand der Natur kommt, ein anders ein frey⸗ 
es, aber durch Menſchenhaͤnde, in Abſicht auf 
hunderterley Dinge, oft ſehr veraͤndertes Feld. 

Ich finde vor noͤthig, uͤber verſchiedene Punk⸗ 
te, die die Eigenſchaften der erſtbeſchriebenen Ba⸗ 
ſtarte betreffen, noch etwas weniges zu ſagen. 

Es iſt aus der nach der Natur gemachten 
Beſchreibung eines jeden abermals ganz klar und 
deutlich zu erſehen, daß bey ihnen insgeſamt die 
mittlere Proportion durch alle, auch ſo gar die 
allerkleinſten Theile hindurch Statt gefunden; 
welches unter andern auch daraus erhellet, daß 
die aus dem II, IV, VI, VII, IX, XI, XV. Verſ. 
erzogene Pflanzen mit denen von dem umgekehr⸗ 
ten der zweyt, Fortſ. Iund IV Verf. deögl. dem III, 
V, vll, X, XIV, der gegenwaͤrtigen Abhandlung 
dem wefentlichen nach in allen Stuͤcken uͤbereinge⸗ 
kommen, wodurch denn auch mein ehedem geaͤuſ⸗ 
ſertes Urtheil uͤber die ſcheinbare ungleiche Aehn⸗ 
lichkeit (zweyt. Fortſ. S. 37.) aufs vollkom⸗ 
menſte ät wird. 


Die 


44 „„ & 


Die beyderſeitige Unfruchtbarkeit ſcheint in 
der That eine weſentliche Eigenſchaft aller Ba⸗ 
ſtarte aus dem Wollkrautgeſchlechte zu ſeyn, 
wenn anders die vom XIII. Verſ. nicht eine kleine 
Ausnahme davon machen: denn, wenn die hie 
und da bey ihnen einzeln angetroffenen Saamen 
wirklich gut geweſen find: ſo wäre es ein ſicheres 
Zeichen, daß dieſe beſondere Gattung von der 
weiblichen Seite noch einen ganz geringen Grad 
der Fruchtbarkeit gehabt hätte. Vielleicht laßt 
ſich die Sache mit der Zeit durch eine kleine Pro⸗ 
be gaͤnzlich entſcheiden. Uebrigens iſt, wie aus 
der Beſchreibung erhellet, faſt bey allen etwas 
von einer halben Befruchtung vorgegangen, die 
aber wahrſcheinlicherweiſe nicht vom eigenen Saa⸗ 
menſtaube, ſondern von den in der Nachbarſchaft 
geſtandenen natuͤrlichen Pflanzen ihren Urſprung 
genommen. 

Es hat bey nahe das Anſehen, als wenn das 
ſchnellere Wachsthum, die beſchleunigte, fruͤhere 
und verlaͤngerte Bluͤtezeit, die neuen gegen den 
Herbſt ſich zeigenden Triebe junger Stengel aus 
der Wurzel ſo wohl, als aus dem Stamme, und 
eine längere Dauer der Pflanze mit unter die all⸗ 
gemeinern Eigenſchaften der Baſtarte zu rechnen 
waͤren. Alles dieß hat noch bisher bey den mei⸗ 
ſten Baſtarten aus dem Wollkrautgeſchlechte, be⸗ 
ſonders bey den ins Land verſetzten, und zwar 
auch bey ſolchen Gattungen eingetroffen, deren 
einheimiſche Mutter z oder Vaterpflanzen gemei⸗ 
nigüch erſt im e Jahre zu bluͤhen, und ui 0 

voll⸗ 


ge N N. 45 


vollbrachter Blüte gänzlich abzuſterben pflegen. 
Es iſt ſehr ſchwer, von der verſtaͤrkten Vegeta⸗ 
tionskraft vor der Blüte einen tuͤchtigen Grund 
anzugeben; hingegen ließe ſich die Fortdauer der⸗ 
ſelben nach der Bluͤte vielleicht daraus erklaͤren, 
weil ſich dieſe Pflanzen nicht, wie die natuͤrlichen, 
durch die Ernaͤhrung des Saamens erſchoͤpfen 
und ausmergeln koͤnnen. Es werden im folgen⸗ 
den noch mehrere merkwuͤrdige Beyſpiele hievon 
vorkommen, die zur Bekraͤftigung dieſes Satzes 
nicht wenig beytragen. Ich wollte wuͤnſchen, 
daß ich, oder ein anderer, einmal ſo gluͤcklich 
waͤre, einen Baſtart aus Baͤumen zu erhalten, 
die in Anſehung der Benutzung ihres Holzes ei⸗ 
nen großen Einfluß in die Oekonomie haben. 
Vielleicht wuͤrden dergleichen Baͤume unter an⸗ 
dern guten Eigenſchaften auch dieſe haben, daß 
ſie, wenn die natuͤrlichen zu ihrem voͤlligen Wachs⸗ 
thum z. E. hundert Jahre noͤthig hätten, denſel⸗ 
ben ſchon in der Helfte dieſer Zeit erreichten. We⸗ 
nigſtens ſehe ich, nicht ein, warum fie ſich hierinn 
anders, als andere Baſtartpflanzen, verhalte 

ſolten. 1205 | 


Die Raupen, deren in der zweyt. Fortſ. 
S. 40. Erwaͤhnung geſchehen, haben ſich auch 
bey den meiſten in gegenwaͤrtiger Abhandlung 
beſchriebenen Pflanzen in einer ſolchen Menge ein⸗ 
gefunden, daß ich viel Muͤhe hatte, ſie vor ihrer 
Freßbegierde zu bewahren. 19 5 


En 


Ich 


46 Me 5 Ne 


Ich. war fo glücklich, außer den hier vorge 
tragenen Baſtarten, auch noch aus der wechſels⸗ 
weiſen Verbindung des Verbafc. Thapſ. und 
Blattar. verſchiedene junge Pflanzen zu erhalten, 
verlohr fie aber zufaͤlliger Weiſe wieder. Indeſ⸗ 
ſen will ich trachten, fie nebſt mehrern andern aus 
dieſem Geſchlechte, die ich noch im Vorrathe ha⸗ 
be, ins kuͤnftige nachzuholen. 

§. 21. 

Ich habe in der zweyt. Fortſ. meiner vorlaͤnf. 
Nachr. S. 81. angezeigt, daß an dem S. 79 
und 80 beſchriebenen Baſtarttabak im zweyten 
aufſteigenden Grade fuͤnferley Verſuche gemacht 
worden. Nun will ich meinen Leſern melden, 
was im darauf folgenden Jahre, 1764, aus einem 
jeden derſelben heraus gekommen. 


XIX. Verſ. 

Fu, are 

panic. . air N 
L. 


panic. 5 . 0 


| panic. 


Nicot. 


prim. vic. propr. pulv. conſp. 

Ich erzog von dieſem Verſuche ſieben Pflan⸗ 
zen. Sie hatten insgeſamt einen noch hoͤhern 
Grad der Fruchtbarkeit und noch mehr Aehnlich⸗ 
keit mit der panic. als unter ihrem vorigen Zu⸗ 
. 


XX. Verſ. 


de Zr 47 


XX. Verſ. 
ruſt. 2. 7 
panic. fi. 7 ? | 
Nicot; Ä 8 
panic. 9 2 2 
panic. 10 1 
Nicot. panic. N. 


Ziehen dieſer Pflanzen waren der panic. in 
allen Stuͤcken bereits ſo aͤhnlich, und ſo frucht⸗ 
bar, daß man dem aͤußerlichen Anſehen nach gar 
keinen merklichen Unterſchied mehr zwiſchen ihnen 
wahrnehmen konnte. Doch zeigten ſich unter ih⸗ 
rem Saamenſtaube, vornaͤhmlich gegen den 
Herbſt hin, noch hie und da, unter einer großen 
Menge vollkommener, noch einige wenige fhlehz 
te, leere Staͤubchen. 5 N 


XXI. Ver. 
panic. G. GE 1 | 
13 


Nicot. 

panic. A) 8, 

panic. N. 9 Mn 
Nicot, ruft, . 


Von den aus dieſem Verſuche erhaltenen 
Saamen gieng kein einiger auf. Man darf ſich 
aber hieruͤber gar nicht wundern, da die Verbin⸗ 
dung der natürlichen panic. 2 mit der ruft, Z 
öfters eben fo fruchtlos abläuft. 


XXII. Verf. 


U 


* 
/ 


48 nde n . 


XXII. Verſ. 
Nicot. a Wars 
Tu, 2. 
psnic. O. 15 5 | 
Nicot. N. 
panic. N. fi, 
panıc. "0% | 
Von dieſem Verſuche wurden ſechs Pflanzen 
erzogen. Ich konnte zwiſchen ihnen und den ein⸗ 
fachen aus der ruft. 2 und panic. o erzeugten 
Baſtarten keinen merklichen Unterſchied finden. 


XXIII. Verſ. 
ruſt. 2. 
Nicot. + 2. 
| panic. . 


ru, 2%) 

panic. . f 0 

Nicot. Be 

panıc. A.) AN. 
panic. N. 

Ich erzog hievon drey Pflanzen. Eine der⸗ 
ſelben war ihrer ganzen aͤußerlichen Anlage nach 
dem in der zweyt, Fortſ. $. 16. S. 73. ꝛc. bez 
ſchriebenen Baſtart im erſten aufſteigenden Grade 
ſehr aͤhnlich, und hinterließ viele, aber ganz leere 
Kapſeln. Die zwo uͤbrigen hatten etwas weni⸗ 
ger Aehnlichkeit mit der panic. als die erſtern, 
und ſetzten nur ſehr wenige, ziemlich ſpitzige und 
ebenfalls ganz leere Kapſeln an. Man ſieht hier⸗ 

5 N a aus 


Ne IR 5 49 


aus, daß ſie mit mehrern andern dergleichen Ba; 
ſtarten im erſten aufſteigenden Grade uͤbereinge⸗ 
kommen ſind. 

Es erhellet demnach aus dieſem allen offen⸗ 
bar, daß meine in der zweyt. Fortſ. S. 82 ıc. 
geaͤußerte Gedanken uͤber den Erfolg dieſer Ver⸗ 
ſuche vollkommen gegruͤndet geweſen. Die wei⸗ 
tere Beſtaͤtigung derſelben wird, in Abſicht auf 
die nach dem XIX und XX Vers. zu erwartende 
Verwandlung, aus dem fol . mit mehrerem MR 
zu on ſeyn. Nen ; 


S. 22: 
XXIV. Der. | 
panic. 2. 
Nicet. ruft. a 1 5 


ruſt. 
Sem. p. nat. 


Es iſt in der zweyt. Fortſ. S. 87. zu 
Ende des §. 19. die Meldung geſchehen, daß ich 
von dem erſten daſelbſt beſchriebenen fruchtbaren 
Baſtart Saamen eingeſammlet haͤtte, in der 
Hoffnung, mit der Zeit Pflanzen daraus zu er⸗ 
halten, die der ruſt. noch ahnlicher, als zuvor, 
ſeyn, und, wo nicht alle, doch groͤßtentheils „ 
ne eigenthümlche Fruchtbarkeit, und zwar in ei⸗ 
nem nicht geringen Grade beſitzen muͤßten. Daß 
ich mich in dieſer meiner Erwartung nicht betrogen 
habe, bewieſen die im Jahr 1764 daraus erzo⸗ 
gene Pflanzen. Die meiſten waren der ruft. ſehr 
ahnlich, und gaben bereits ſchon eine betraͤchtliche 

D Anzahl 


50 M Me 


Anzahl vollkommener Saamen. Einige andere 
trugen etwas kleinere Kapſeln, und auch eine ge⸗ 
ringere Anzahl guter Saamen. Es waren auch 
ein paar zwergartige Baſtarte darunter, davon 
der eine ziemlich viel Kapſeln, mit einigen weni⸗ 

gen befruchteten Saamen, der andere aber nur 
wenige und ganz leere Kapſeln gegeben. Ich be⸗ 
legte ſechs Blumen von einer der vollkommenſten 
dieſer Pflanzen mit dem Saamenſtaube der ruft. 
und erhielt von ihren Kapſeln ſechzig, achtzig bis 
hundert befruchtete Saamen. 


7 


6, 23. 
XXV. Verſ. 
ruft. F 
Nicot. panic. , 
ruſt. 
Sem. ſp. nat. 


Vier im Jahr 1764 aus dem Saamen eines 
ſolchen fruchtbaren Baſtarts im erſten abſteigen⸗ 
den Grade (zweyt. Fortſ. S. 90.) erzogene 
Pflanzen hatten außer der nicht geringen Aehn⸗ 
lichkeit mit der ruſt. auch ſchon wieder einen ziemlich 
hohen Grad einer eigenthuͤmlichen Fruchtbarkeit 
von beyden Seiten angenommen. Es wuͤrden 
ſich alſo dieſelben bey dem ſchon wieder auf eine 
ſo ausnehmende Weiſe ſich zeigenden Ueberge⸗ 
wichte ihres beyderſeitigen, urſpruͤnglich muͤtter⸗ 
lichen Saamenſtoffs, wenn man ſie noch etliche⸗ 
mal mit ihrem eigenen Saamenſtaube, oder, wel⸗ 

a ches 


qe n fe 51 


ches noch wirkſamer waͤre, mit der ruft. befruch⸗ 
ten wollte, ohne allen Anſtand endlich nach we⸗ 
nigen Jahren wieder in Mutterpflanzen verwan⸗ 
deln laſſen. | 


„ 
Gaͤnzlich vollbrachte Verwandlung einer 
natuͤrlichen Pflanzengattung in die andere. 


XXVI. Verſ. 


Fa, ö 9 

panic. A. 5 on | 

Nicot. panic. a r2. 
Banie. 2 9 5 2 

panic. . 
Nicot. panic. d N. 
Seu a f 


Nicotiana ruflica in Micotianum paniculatam 
Henitus transmutata. 


Ich erzog den verwichenen Sommer 1765 
aus den Saamen des im vorhergehenden §. 21. 
XX. Verf. beſchriebenen und noch einmal mit der 
panic. befruchteten Baſtarts im dritten aufſteigen⸗ 
den Grade ſechs Pflanzen. Sie kamen alle ſo 
wohl ihrer aͤußerlichen als innerlichen Beſchaffen⸗ 
heit nach mit den natuͤrlichen panic. vollkom⸗ 
men uͤberein, ohne ſich durch das geringſte 
Merkmal irgend einer ihnen noch anklebenden 
Unvollkommenheit von denſelben zu unterſcheiden. 


Es iſt dieſe Verwandlung der Nicot. ruft. in eine 
DI 2 Nicot. 


52 NN . e 


Nicot. panic. im Jahr RR in St. Petersburg 
(Vorlaͤuf. Nachr. S. 42) angefangen, in 
den beyden darauf folgenden in Sulz am Neckar 
(Fortſ. der Vorlauf, Nachr. S. 18.) und in 
Calw (zweyt. Fortſ. S. 81.) fortgeſetzt, und 
im Jahr 1764 in Carlsruh ($. 21. XX. Verſ.) 
folglich unter dem vierten aufſteigenden Grade, 
vollends gluͤcklich zu Stande gebracht worden. 


Es giebt vielleicht Pflanzen, die, um gaͤnz⸗ 
lich verwandelt zu werden, noch einige Grade 
mehr zu durchlaufen haben; vielleicht aber auch 
andere, die das Ziel ihrer volligen Verwandlung 
ſchon im zweyten, oder hoͤchſtens im dritten auf⸗ 
ſteigenden Grade erreichen. Zum wenigſten habe 
ich alle Hoffnung vor mir, meinen Leſern einige 
Beyſpiele von der letztern Art in kurzem aufwei⸗ 
ſen zu koͤnnen. Allem Vermuthen nach ſteht die 
fruͤhere oder ſpaͤtere Verwandlung einer Pflan⸗ 
ze in die andere in einem angemeſſenen Verhaͤlt⸗ 
niſſe mit dem groͤßern oder geringern Grade der 
Fruchtbarkeit, den die aus ihnen erzeugten Ba⸗ 
ſtarte in dem Stande ihres Gleichgewichts zeigen; 
die Zeit der völligen Reduction einer bereits ver: 
wandelten Gattung aber, in die urfprüngliche 
Mutterpflanze zuruͤck, wird wahrſcheinlicherweiſe 
der Zeit ihrer Verwandlung, oder ihres Ueber⸗ 
gangs in die andere, en ſehn. „ 


Be 
XXVII. Verſ. 
u er 0 


panic. O. Tr z 
Nicot. | (fr? 

panic. A) 

Panic. et 


ſec. vic. propr. pulv. conſp. 

In eben dieſem Jahr erzog ich aus dem Saa⸗ 
men der im vorhergehenden $. 21. XIX. Verſ. 
beſchriebenen und zum zweytenmal mit ihrem eige⸗ 
nen Saamenſtaube befruchteten unaͤchten panic. 
vier Pflanzen. Sie hatten ſich alle der natuͤrli⸗ 
chen panic. abermals wieder um ein merkliches 
genaͤhert, und kamen in Anſehung ihrer Voll⸗ 
Eommenheit ungefehr mit denen vom XX. Verf, 
überein. Es iſt alſo nicht im geringſten mehr zu 
zweifeln, daß fie, wenn man fie noch ein⸗ oder 
zweymal mit ſich ſelbſt beſtaͤubt, aus eigenen 
Kraͤften von ihrem Baſtartſtande in den Stand 
der gänzlichen N übergehen werden. 


H. 
XXVII. Gers. 


a panic. 8 a 
Nicot. rüft, G, TS 2. 
Fi N ö 

Sem. ſp. nat.] 
ö Nicot. ruſt. 1 
Es iſt 9. 22. unter dem XXIV. Verſ. gemeldet 


worden, daß ich von einem der daſelbſt beſchrie⸗ 
D 3 5 benen 


54 e 92 We 


benen und aufs neue mit der ruft. befruchteten 
Baſtart Saamen erhalten haͤtte. Aus dieſem 
erzog ich den letztern Sommer 1765 ſechs Pflan⸗ 
zen. Sie kamen ihrer aͤußerlichen Anlage nach 
nunmehr ſchon ziemlich mit einander uͤberein, und 
zeigten in allen Stuͤcken eine noch groͤßere Aehn⸗ 
lichkeit mit der ruft. als unter ihrem vorigen Zu⸗ 
ſtande. Der Saamenſtaub enthielt ſchon eine 
Menge vollkommener Theilchen, und ihre Kap⸗ 
ſeln gaben, nach einer nochmaligen Befruchtung 
mit der ruft. zwey bis dritthalb hundert gute 
Saamen. Bey dem allen aber waren die Kap⸗ 
ſeln noch etwas kleiner und laͤnglichter, als bey 
eben dieſer; es kamen auch die Saamen ſelbſt in 
Anſehung der Groͤße jener ihren noch nicht voͤllig 
gleich. Indeſſen iſt es nun bereits ſchon ſo weit 
mit dieſen Pflanzen gekommen, daß ſie ſich in et⸗ 
lichen wenigen Jahren nach der gewoͤhnlichen 
Methode vollends gaͤnzlich in ruft. werden ver⸗ 
wandeln laſſen. 


2 ® 27. 0 k 
Ich hatte im Jahr 1764, außer den im §. 2 1. 
22 und 23 beſchriebenen Baſtarttabakpflanzen, 
auch wieder ſolche erzogen, dergleichen in der Fortſ. 
meiner vorlaͤuf. Nachr. unter dem II und VIII 
Verf. und in der zweyt. Fortſ. unter dem V. XI 
und XXXIII Verſ. ſchon bereits vorgekommen find. 
Unter denen vom jetzt angeführten II Verſ. war 
eine Pflanze mit einem mißgeſtalten Kelche und 
geſpaltener Blumenroͤhre; ſie ſetzte, nebſt ei⸗ 
ner andern, die nichts mißgeburtmaͤßiges 9 15 
| atte, 


Wee 80 * 55 


hatte, keine einige Kapſel an. Die dritte hatte 
einen geringen Grad einer eigenthuͤmlichen Frucht⸗ 
barkeit von beyden Seiten; fie ſetzte viele Kapſeln 
an, worinn ich gemeinlich acht bis zwoͤlf vollkom⸗ 
mene Saamen angetroffen. Die vierte gab auch 
viele, aber ganz taube Kapſeln. Eine vom VIII. 
zeigte abermals in allem mehr Aehnlichkeit mit der 
ruſt. als mit der panic. Der Saamenſtaub be⸗ 
ſtund aus lauter leeren Baͤlgen, und die Blumen 
fielen insgeſamt, nach vollbrachter Bluͤte, ab, 
ohne eine einige Kapſel anzuſetzen. Eine Pflanze 
vom V. und zwo vom Kl waren, wie die ehedem 
beſchriebene, beſchaffen. Etliche vom XXXIII. 
gaben viele, aber meiſtentheils leere Kapſeln; 
uͤbrigens hatten fie mit der ruft. ſchon viele Aehn⸗ 
lichkeit. Es werden alſo hiedurch verſchiedene 
der in obgedachten Schriften vorgetragenen 
Saͤtze aufs neue beſtaͤtiget. Endlich iſt auch an⸗ 
zumerken, daß die Nicot. ruſt. die aus demjeni⸗ 
gen Saamen erzogen worden, bey deſſen Be⸗ 
fruchtung ich mich des Leindls (zweyt. Fortſ. 
S. 93.) bedient hatte, durch dieſe widernatuͤr⸗ 
liche Vermiſchung nicht die geringſte Veränderung 
erlitten. | 
2% 
XXIX. Verf. 

Dianth. barbat. 2. 
Dianth. chinenf. . 

Ich belegte im Jahr 1763 ſieben Blumen 2 
mit dem Saamenſtaube der 6“, und erhielt von 


einer jeden Kapſel funfsig 95 ſechzig wäre 
f voll⸗ 


5 n 
m > 5 7 Ex 5 * 
56 Me n Ne 


vollkommene Saamen. Im darauf folgenden 
Jahre erzog ich von denſelben achtzehn Pflanzen, 
theils in Scherben, theils im freyen Lande. Sie 
| kame en vom 12725 Jun. alle zur Blüte. Es war 
zwiſchen ihnen und denen vom umgekehrten Ver- 
ni he (Zortf. der Vorlauf. Nachr. S. 44.) 
kein merklicher Unterſchied zu finden. Man erin⸗ 
nere ſich hier desjenigen Urtheils wieder, das 929 
einer 1 5 Gelegenheit (zweyt. Fortſ. S. 37.) 
und zwar in einem ähnlichen Falle Über die ſchein⸗ 
bare ungleiche Aehnlichkeit gefaͤllt worden. Da 


die Chineſernelken das Ziel ihrer Vollkommenheit 


gemeiniglich noch etwas ſpaͤter zu erreichen pfle⸗ 
gen, als diefe beyderl ey Baſtartgattungen, und die 
Chartheuſernelken gar erſt im zweyten Jahre zur 
Bluͤte kommen: ſo giebt ſich die verſtaͤrkte Vege⸗ 
tationskraft hier abermals als eine beſondere Ei⸗ 
genſchaft der Baſtarte auf eine ganz merkliche 
Weiſe zu erkenne. 

Sch nehme ‚hieben Anlaß, meinen eſern zu 
melden, daß ich nun ı fon ſeit zwey Jahren her 
nicht allein eben derg leichen urſpruͤngliche Baſtart⸗ 
nel lken, ſondern auch andere im erſten und zwey⸗ 
ten auf oder abſteigenden Grade von eben der 
Zucht, in einem der hieſigen herrſchaftlichen Blu⸗ 
mengaͤrten unter den naturlichen von fi) ſelbſt 
entſtehen geſehen. Man verſicherte mich, als 
ich meine Verwunderung daruͤber bezeugte, daß 

es gar nichts ungewöhnliches ſey, dergleichen 8 
Sorten aus dem Nelkenſaamen zu erhalten. 

1 3 iſt leichter, als den Ai derſelben 
aus 


ee 57 
aus einem gewiſſen widernatürlichen Zuſtande, 
dem ſo wohl die natürlichen Pflanzen, als auch 
die aus ihnen erzeugten Baſtarte gar oft unter⸗ 
worfen ſind, zu erklaͤren. Es geſchieht naͤmlich 
zuweilen, wie ich ſchon an einem andern Orte 
(zweyt. Fortſ. S. 107.) erwähnt habe, daß 
die Staubfaͤden oͤfters bey ſehr vielen Blumen 
| frühzeitig abſterben und zurück bleiben, wenn alle 
übrige Theile derfelben, und folglich auch die 
Stigmate, in den Stand ihrer Vollkommenheit 
treten. Stehen nun zu der Zeit z. E. ſtaubtra⸗ 
gende Chineſernelken in der Nachbarſchaft ſolcher 
Cartheuſernelken, die gedachter Zufall wirklich 
betroffen hat: ſo ſchleppen die Inſekten den be⸗ 
1 se Staub von jenen auf die Blumen der 
letztern, und geben dadurch zu Erzeugung einer 
Menge Baſtartſaamen die ſchoͤnſte und beſte Ge⸗ 
legenheit. Eben dieß geſchieht auch in dem um: 
e und in allen andern moͤglichen Faͤllen. 
Dieſer widernatuͤrliche Zuſtand trift, wie ich aus 
einer vieljaͤhrigen Erfahrung weiß, nicht allein 
die Cartheuſer⸗Chineſer⸗Feder - und Gartens 
nelken ſehr oft, ſondern auch andere einheimifche, 
wilde Gattungen, wenn ſie in Gaͤrten erzogen 
werden. Vielleicht ſind auch ſchon durch eben 
dieſen Weg, aus der Vermiſchung der Chineſer— 
und Cartheuſer-mit Gartennelken, Baſtarte ent⸗ 
ſtanden: da aber unter dieſen Gattungen ſelten 
eine fruchtbare Verbindung ſtatt findet, und, wenn 
fie gluͤcklich vor ſich geht, ſich nur bis auf einen 
oder etliche wenige Saamen erſtreckt; ſo iſt es 
5 kein 


58 „e * Ne 


kein Wunder, wenn dergleichen Baſtarte theils 
ihrer Seltenheit, theils ihrer geringen Schoͤnheit 
wegen, von den Blumenliebhabern uͤberſehen 
worden. Genug, daß durch die jetzt angezeig⸗ 
ten unleugbaren Beyſpiele ſo wohl die in der 
Vorlaͤuf Nachr. S. 8. geaͤußerte Muthmaßung 
über die Möglichkeit der Baſtarterzeugungen in 
Gärten bekraͤftiget, als auch das $. 20. bey Ge; 
legenheit des in Upſala von ſich ſelbſt entſtande⸗ 
nen Wollkraut: Baftarts, über eben dieſen Punkt 
gefaͤlltes Urtheil aufs neue beſtaͤtiget wird. 
. 209. 

NN. BEAT 
chin. 2 
e be 

barb. . 

Sem. ſp. nat. 

Nachdem ich mich bey etlichen dieſer Pflan⸗ 
zen vergebens bemuͤht hatte, ſie aufs neue wieder 
mit dem Saamenſtaube der o zu befruchten: ſo 
ſammlete ich den von ſich ſelbſt in reichlicher An⸗ 
zahl entſtandenen Saamen eines andern ſolchen 
Baſtarts im erſten aufſteigenden Grade ein, und 
erzog davon im Jahr 1764 acht Pflanzen, die 
meiſtens noch in eben demſelben Sommer zur Bluͤte 
kamen. Sie hatten durchgehends in allen Stuͤ⸗ 
cken eine noch weit groͤßere Aehnlichkeit mit den 
Cartheuſernelken, als unter ihrem vorigen Stande, 
und gaben dieſen in Anſehung ihrer Fruchtbarkeit 
wenig oder nichts mehr nach; denn der Se ' 

aub 


Ne 5 de 59 


ſtaub beſtund ſchon faſt aus lauter vollkommenen 
Theilchen, und die Kapſeln enthielten nicht ſelten 
ſechzig bis ſiebenzig guter Saamen. 

Es erhellet demnach unter andern hieraus, 
daß 1) die aus Chineſer⸗ und Cartheuſernelken er⸗ 
zogenen Baſtarte unter dem erſten aufſteigenden 
Grade zum Theil auch die geringe eigenthuͤmliche 
Fruchtbarkeit von beyden Seiten verlieren, die 
ſie noch unter ihrem urſpruͤnglichen Stande zu 
haben pflegen, zum Theil aber auch fruchtbarer 
werden, als ſie unter eben dieſem niemals ſind; 
2) daß ſich dieſe hier beſchriebene Pflanzen, nach⸗ 
dem ſie einmal einen ſo hohen Grad der Frucht⸗ 
barkeit angenommen, wahrſcheinlicherweiſe end⸗ 
lich aus eigenen Kraͤften in Cartheuſernelken ver⸗ 
wandeln werden. 

3 
XXXI. Verſ. 
ene 2 
Dianth. barb. . 15 N 
chin. N. 
Sem. ſp. nat. | 

Ich ſammlete im Jahr 1763 den von ſich 
ſelbſt entſtandenen Saamen von derjenigen Varie⸗ 
taͤt ein, die in der zweyt. Fortſ. S. 97. unter 
f.) angegeben worden, und erzog im darauf fol⸗ 
genden von demſelben ſieben Pflanzen. Sie hat⸗ 
ten meiſtentheils ſo wohl unter ſich ſelbſt, als 
mit ihren urſpruͤnglichen Mutterpflanzen bereits 
wieder ſo viel Aehnlichkeit, nebſt einem ſo hohen 
Grade der Fruchtbarkeit angenommen, 15 ich 

einen 


— 


60 „ - FR: 


keinen merklichen Unterſchied mehr unter ihnen 
wahrnehmen konnte. Eben dieß kann ich auch 
von zehn Pflanzen des umgekehrten Verſuchs 
(zweyt. Fortſ. F. 25.) verſichern, die ich theils 
von einer mit ſich ſelbſt beſtaͤubten Varietaͤt, theils 
von einer andern, die von freyen Stüden Saa⸗ 
men angeſetzt, erzogen hatte, mit dem einigen Unter⸗ 
ſchiede, daß ſich die letztern noch um ein merkli⸗ 
ches fruchtbarer bewieſen, als jene; welches allem 
Vermuthen nach daher ruͤhren mochte, daß die 
ehedem in der Naͤhe geſtandenen Chineſernelken 
zu ihrer Erzeugung vielleicht das meiſte beyge⸗ 
tragen, die andern hingegen nur von einem Saa⸗ 
menſtaube erzeugt worden, dem noch vieles von 
der alten Baſtart⸗ Eigenſchaft angehangen. 

Man ſieht alſo wohl, daß an einer voͤlligen Re⸗ 
duction dieſer Baſtarte in ihre urſpruͤngliche Mut⸗ 

terpflanze zuruͤck keinesweges zu zweifeln iſt. ö 


al Def. 


. chin. N. 
e 2 

ee 
Diver Bab „ 


| Ich befruchtete im Jahr 1763 einen n dieſer 
Baſtarte im erſten abſteigenden Grade 2 (zweyt. 


Faortſ. S. 98. l.) aufs neue wieder mit dem Saa⸗ 


menſtaube der , und erzog im darauf folgenden 
aus den davon erhaltenen Saamen ſechs Pflan⸗ 
zien. Sie waren zum Theil von den uefprünglis \ 
2 chen b 


Me +) e 61 


chen Baſtarten, den chin. L, barb. o faſt nicht 
zu unterſcheiden, zum Theil aber hatten fie ſich 
auch den Cartheuſernelken ein wenig genaͤhert, 
und unter dieſem Stande alle Fruchtbarkeit ver⸗ 
lohren. Es verraͤth ſich hiedurch ſchon das ge⸗ 
ringe Uebergewicht, das die Natur des barb. 
uͤber die Natur des chin. durch den gegenwaͤrti⸗ 


gen Verſuch erhalten, nebſt einigen ſeiner nicht 


| e Wirkungen ganz deutlich. 


Br S 
XXVXIII. Si 
| chin, 2 N 
Dianth. barb. . - Ps 
hort. ‚a ? 
Dianth. chin. 


Drey im Jahr 1763 durch den gegenwaͤrti⸗ 


gen Verſuch entſtandene Pflanzen find aus eben 
demjenigen zuſammengeſetzten Baſtart mit hoch⸗ 


kermeſinrothen, einfachen Blumen, der in der 


zweyt. Fortſ. H. 27. beſchrieben, und aus einer 


vervielfaͤltigten Chineſernelke erzeugt worden. Es 


waren die einigen, die mir von verſchiedenen Kap⸗ 
ſeln im Jahr 1764 aus dem Saamen aufgegan⸗ 
gen. Alles, was ich von ihnen ſagen kann, iſt 
dieß, daß ſie ſich den 1 wieder um 


etwas weniges genaͤhert hatten. 


g. 335 


62 e 
§. 33. 
XXXIV. Verſ. 


een, Sc 2 1 

Dianth. barb. Gd. 55 n 
hort. N 

Dianth. hort. fl. multipl. Gd. 


e viol. purp. 


Die 2 war eben diejenige aus dreyen zuſam⸗ 
mengeſetzte Baſtartpflanze, die ich auch bey dem 
naͤchſt vorhergehenden Verſuche zur Mutter ge⸗ 
nommen hatte, die aber eine vervielfaͤltigte, 
violet⸗ purpurrothe Gartennelke. Ich bekam 
von einer dieſer Verbindung erhaltenen Kapſel 
im Jahr 1764 nur eine einige Pflanze, die erſt 
um den Anfang des Jun. 1765 zu bluͤhen ange⸗ 
fangen. Sie war dem aͤußerlichen Anſehen nach 
den Gartennelken bereits fo ähnlich, daß man fie 
faſt nimmer von ihnen unterſcheiden konnte, und 
ſchien auch von der weiblichen Seite einen merk, 

lich groͤßern Grad der Fruchtbarkeit, als unter 

ihrer vorigen Geſtalt, erreicht zu haben. Ihre Blu⸗ 
men waren roſenfarbicht und gefuͤllt, mit lauter 
abgeſtandenen Staubfaͤden. Man ſieht hieraus 
abermals den gluͤcklichen Einfluß der gefuͤllten 
Blumen auf einfache, zugleich aber auch, daß 
unter dergleichen Baſtarten eben nicht immer die 
mittlere Farbe von v und ob herauskommt. 


8. „ 


4 


9. 34. 
XXXV. Verſ. 
‚chin. 2. 
Dianth. 9 2. 
barb, . 


Die A war eben diejenige Baſtartnelke, die 
in der zweyt. Fortſ. §. 28. S. 109. unter Nr. 1.) 
beſchrieben worden. Ich befruchtete mit ihrem 
Saamenſtaube den 25ſten Aug. 1763 eine Blur 
me von 2, und erhielt aus dieſer Vermiſchung 
zwoͤlf ſchwarze, dem aͤußerlichen Anſehen nach, 
vollkommene Saamen. Im Jahr 1764 erzog 
ich aus denſelben vier Pflanzen. Sie fiengen 
noch in eben dieſem Sommer an zu bluͤhen, und 
zeigten insgeſamt ganz kenntliche Merkmale von 
dem ihnen zugefallenen maͤnnlichen Grundſtoffe 
der *. Eine dieſer Pflanzen hatte kermeſinfar⸗ 
bichte und in der Mitten hochſcharlachrothe Blu⸗ 
men, mit dunkelkermeſinrothen gegen den Rand 
zu laufenden Adern. Eine andere mit kermeſin⸗ 
rothen, und in der Mitten etwas dunkleren Blu⸗ 
men hatte dieß beſondere an ſich, daß die Kelch⸗ 
ſchuppen vervielfaͤltiget waren, und gleichſam ei⸗ 
ne Kornaͤhre vorſtelleten: eine Varietaͤt, die den 
Blumenliebhabern unter den Gartennelken nicht 
unbekannt iſt. | 
£ | S. 35. 
* 


64 ae me 


. 
XXXVI. Verf. 


chinenſ. 2.7 
Dianth. 8 

| carth. ſylv. o. 
Dianth. china. di 


Ich erzog im Jahr 1764 nur zwo einige 
Pflanzen von dieſem bey der, in der went, Fortſ. 
§. 29. beſchriebenen, Baſtartnel ke angeſtellten 
Verſuche, die den 1 5ten Jul. zu blühen angefan⸗ 
gen. Die Blumen ſtunden an beyden ſchon wie⸗ 
der um ein merkliches weiter von einander, als 
bey L, aber doch noch naͤher beyſammen, als 
bey o; die Blumenſchuppen waren auch ſchon 
etwas ſtumpfer, als bey L, aber noch ſpitziger, 
als fie bey A zu ſeyn pflegen. Der mittlere Theil 
der Blumen war bey der einen kermeſinroth, der 
aͤußere aber von einer etwas helleren Farbe und 
mit dunkleren Adern durchzogen. An ſtatt des 
Kreiſes zeigten ſich an einem jeden Blumenblatte 
nur drey ſchwaͤrzliche Streifen auf einem dunkelker⸗ 
meſinrothen Grunde. Der andern ihre Blumen 
hingegen waren hochſcharlachroth, und bereits 
wieder mit einem ſchwarzrothen Kreiſe be⸗ 
zeichnet. 


* „ „ We 33 
S. 3 
XXXVII. Verſ. 2 
chinenſ. .) 
Dam: „„ 
carth. fylv. O. 
Dianth. barbat. 


Von der Verbindung eben dieſes Baſtarts 2 
mit der o erzog ich in dem naͤmlichen Jahr ſechs 
Pflanzen. Ihre Blumen waren kermeſinroth, 
und zeigten eine etwas ſchwache Spuhr von Adern 
und Punkten; an ſtatt des Kreiſes aber drey 
dunkle Flecken auf einem jeden ihrer Blumenblaͤt⸗ 

ter. ueberhaupt aber hatten dieſe Pflanzen mit 
den tl $ ‚barb. o“. (zweyt. Fortſ. $.23.) 
eine nicht geringe Aehnlichkeit, und gaben zum 
Theil von ſich ſelbſt eine kleine Anzahl ſchwarzer, 
vollkommener Saamen. 1 1 


„„ ö 
XXXVIII. Verſ. | 15 

i „chin. 2. 

Dianth. &. a 

1 hort. . 
propr. pulv. conſp. 


il Ich befruchtete den 2 F ſten Aug. 1763 eine 


Blume von der in der zweyt. Fortſ. §. 28. S. 109. 


unter Nr. 1.) beſchriebenen Baſtartnelke mit ih⸗ 
rem eigenen Saamenſtaube, und erhielt dadurch 
eine kleine Anzahl großer, ſchwarzer und 10 | 
. „ nz 


OR ee 


he 


Anſehen nach vollkommener Saamen. Sie wur⸗ | 
den den sten April 1764 in ein Miſtbeet geſaͤet, 


und den 1 5ten eben dieſes Monats giengen fuͤnf 
derſelben auf. Ich erzog aber davon nur zwo 
Pflanzen, deren eine den 7ten Aug. 1764, die 
andere aber erſt im darauf folgenden Jahr zu bluͤ⸗ 
hen angefangen. Sie waren beyde von einem 
ganz niedrigen Wuchſe, und trugen kleine, weiße 
Blumen. Die von der einen Pflanze zeigten in 
der Mitten einen blaßkermeſinroͤthlichen Kreiß, 


nebſt einigen etwas dunkleren Adern; an denen 


von der andern aber war nicht die geringſte Spuhr 
von einem Kreiſe zu ſehen. m übrigen hatten 
fie mit den o noch immer viele Aehnlichkeit, 


XXXIX. Verſ. 

Dianth, hort. 2. 

Dianth. chin. A, 
Da ich mir leicht vorſtellen konnte, daß eine 
fruchtbare Verbindung bey dieſem Verſuche et⸗ 
was eben ſo ſeltenes ſeyn wuͤrde, als bey dem 


umgekehrten (zweyt. Sortf, §. 28. XL. Verſ.) 


ſo wunderte ich mich nicht, da ich unter vielen 
Kapſeln nur hie und da einige gefunden, die ei⸗ 
nen oder etliche wenige befruchtete Saamen gege⸗ 
ben hatten. Ich erhielt unter andern im Jahr 


1763 von einer vervielfaͤltigten, dunkelpurpur⸗ 
rothen Gartennelke 2, und einer einfachen, hoch 
ſcharlachrothen und in der Mitten mit einem 
ſchwarzen Kreiſe bezeichneten Chineſernelke o vier 
i große, 


1 
„e W e 67 


große, ſchwarzbraune, vollkommene Saamen. 
Sie wurden den sten April 764 in ein Miſtbeet 
geſaͤet, und davon drey Pflanzen erzogen. Zwo 
derſelben fiengen noch in eben dieſem Jahr, naͤm⸗ 
lich den 23ſten Jul und den ten Aug. an zu bluͤ⸗ 
hen. Die dritte aber kam erſt im darauf folgen⸗ 
den zur Bluͤte. Die Blumen der 1) waren ein⸗ 
fach, dunkelpurpurroth, mit einem ſchwachen 
Schatten eines Kreiſes. Die 2) trug gefüllte 
Blumen von gleicher Farbe, ohne die geringſte 
Spuhr eines Kreiſes zu zeigen. Die 3) hatte 
ſtark vervielfaͤltigte, kermeſinrothe Blumen, mit 
etwas dunkleren Adern durchzogen. Außer die⸗ 
ſen erhielt ich im Jahr 1764 von einer andern 
Kapſel noch eine 4,) die den 29ſten Aug. zu bluͤ⸗ 
hen angefangen, und einfache, purpurrothe und 
mit etwas dunkleren Adern durchzogene Blumen 
getragen. Es kam dieſe letztere mit der in der 
zweyt. Fortſ. $. 28. unter Nr. 1.) beſchriebe⸗ 
nen in ſehr vielen Stuͤcken uͤberein. Ueberhaupt 
war zwiſchen allen dieſen Pflanzen und denen 
vom umgekehrten Verſuche, ſo wohl, was die 
ganze aͤußerliche Anlage betraf, als auch in An⸗ 
ſehung ihrer innern Eigenſchaften kein weſentli⸗ 
cher Unterſchied zu finden. 1 | 


63 Le W 5 


$. 39. a; 
xL. Verſ. 
chin. 2] 
Din, N N 2. 
hort f 
Dianth. hort. . 


Von dieſem Verſuche erzog ich im Jahr 1764 
ſechs Pflanzen. Die 1) 2) 3) und 4) hatte den 
in der zweyt. Fortſ. §. 28. unter Nr. 1. bei 
ſchriebenen urfprünglichen Stammbaſtart zur 
Mutter, und eine einfache, kermeſinrothe, und 
mit zinnoberrothen Streifen bezeichnete Gartens 
nelke zum Vater. Die Mutter der 5) und 6) 
aber war der eben daſelbſt unter Nr. 4. vorge⸗ 
kommene urſpruͤngliche Stammbaſtart, und der 
Vater eine vervielfaͤltigte, violetpurpurrothe und 
mit blaßen kermeſinrothen Streifen durchzogene 
Gartennelke. Sie kamen alle erſt im zweyten 
Jahr zur Bluͤte. Die Blumen der 10 waren 
weiß und mit blaßrothen Streifen gezieret; der 2) 
ihre durchaus ſchoͤn zinnoberroth; der 3) ganz 
weiß; der 4) ebenfalls weiß, und mit einer Men⸗ 
ge kleiner, blutrother Streifen durchſetzt; der 5) 
und 6) ganz kermeſinrothz bey allen dieſen Pflan⸗ 
zen aber insgeſamt einfach. Sie hatten durchge⸗ 
hends als Baſtarte im erſten aufſteigenden Grade 
eine noch ungleich groͤßere Aehnlichkeit mit den 
Gartennelken, als ſie unter ihrem vorigen Stan⸗ 
de gehabt haben, und waren, der ganzen aͤußer⸗ 
lichen 8 ah und a nach, 2 

eben 


. e Le 69 
eben dieſen faſt gar nicht mehr zu unterſcheiden. 
Auch der Geruch ihrer Blumen hatte an Staͤrke 
um ein merkliches zugenommen. Der Saamen⸗ 
ſtaub, den die beyden erſtern gegeben, war gelb⸗ 
lichtweiß, und beſtund bereits groͤßtentheils aus 
vollkommenen Theilchen. Daß ſich aber auch 
die Fruchtbarkeit von der weiblichen Seite ver⸗ 
ſtaͤrkt haben mußte, konnte ich daraus abnehmen, 
weil ſie faſt alle ſchon eine ziemliche Anzahl dem 
aͤußerlichen Anſehen nach befruchteter Saamen 
gegeben, wenn ſie noch einmal mit den Garten⸗ 
nelken beſtaͤubt worden. Da ſie ſich nun, wie 
aus dieſer ganzen Beſchreibung erhellet, den letz⸗ 
tern ſchon unter ihrem erſten aufſteigenden Grade 
ſo ſehr genaͤhert haben: fo hoffe ich zuverſichtlich, 
ſie hoͤchſtens unter dem dritten und vierten gaͤnz⸗ 
er verwandelt zu ſehen. 
§. 40. 

; XII. Verſ. 
. Dianth. chinenf. 2. 
Dianth. ſuperb. .) 
Ich habe in der zweyt. Fortſ. . 32. S. 122. 
angezeigt, daß ſich die Chineſernelken mit dem 
3 Saamen⸗ 
#) Dianthus Superbus. Linn. Sp. Pl. edit. ſee. p. 589. n. II. 
Hort. Aichft. aeſt. ord. 14. t. I3. f. I. 
Taquin. Obf. bot. Part. I. p. 40. Tab. 25. 
Tunica petalis profundiſſime laciniatis. Hall. Enuti, 
SIR Helv. p. 382. 
Anm. In der zweyt. Sortf, S. 121 iſt, an ſtatt 
deſſen, aus Verſehen der plumarius angegeben 
worden. Er 


— 


79 >» Ge Ne 


Saamenſtaube unferer einheimiſchen Federnelken 
eben ſo ſicher und vollkommen, als mit ihrem ei⸗ 
genen, befruchten laſſen. Es war den ı gten Aug. 
1763, da ich dieſen Verſuch an einer vervielfaͤl⸗ 
tigten, hochkermeſinrothen und mit einem etwas 
ſchmalen, ununterbrochenen, ſchwaͤrzlichen Kreiſe 
bezeichneten Chineſernelke zum erſtenmal machte. 
Die Blumen der A waren, wie fie in der Gegend 
von Calw gewoͤhnlichermaßen zu ſeyn pflegen, 
Anfangs weißlicht, und gegen die Zeit ihrer herz 
annahenden Verwelkung blaßviolet, an dem in⸗ 
nerſten ſchmalen Theil, naͤchſt an dem ſogenann⸗ 
ten Nagel eines jeden Blumenblatts, gruͤnlicht, 
und daſelbſt mit vielen, ziemlich langen und ſtei⸗ 
fen ſchwarzrothen Haaren beſetzt. Ich hatte 
kaum den gluͤcklichen Erfolg von dieſer Verbin⸗ 
dung wahrgenommen, ſo wiederholte ich dieſelbe 
theils an eben dergleichen 2, theils an andern 
einfachen, ſcharlachrothen, gegen den aͤußern 
fleiſchfarbichten Theil hin mit vielen blutrothen 
Adern durchzogenen und mit einem breiten, unun⸗ 
terbrochenen, ſchwarzrothen Kreiſe bezeichneten 
Blumen, und erhielt allemal von einer jeden dar⸗ 
aus entſtandenen Kapſel eine M enge dunkelbrau⸗ 
ner, vollkommen befruchteter Saamen. Den 
17ten März 1769 ſaͤete ich von beyderley Sorten 
eine Kapeel voll ſolcher Baſtartſaamen in ein Miſt⸗ 
beet. Sie giengen in wenigen Tagen auf. Ich 
verſezte voam l May zehn dieſer jungen 
Pflanzen ins Land, und eben ſo viel in Scherben. 
Gegen das Ende des 3 Jun. und um den Anfang 

des 


We 75. N 71 


des Jul. fiengen ſie alle an zu bluͤhen, und waren 


in dem Stande ihrer Vollkommenheit folgender⸗ 


geſtalt beſchaffen. Die Blaͤtter waren laͤnger, 


biegſamer, und von einer etwas dunkleren matt⸗ 
gruͤnen, oder weniger gelblichtgruͤnen Farbe, als 
bey L; hingegen kuͤrzer, etwas ſteifer oder dicker, 
und von einer helleren Farbe, als bey . Die 
Stengel gerader und ſteifer aufwaͤrts gerichtet, 
hoͤher und mit mehrern Blumen beſetzt, als bey L. 
An Farbe hielten ſie, gleich den Blaͤttern, zwi⸗ 
ſchen der gelblichtgruͤnen der 2 und dunkleren der 
das Mittel. Die Anlage der Stengel und 
Aeſte geſchah durch oͤfters wiederholte gabelfoͤrmi⸗ 
ge Abtheilungen. Die aͤußerſten Aeſte und Blu⸗ 
menſtiele waren dünner, als bey L, aber dicker, 


als bey . Die Blumenſchuppen waren kuͤrzer, 


ſchmaler und ſpitziger, und ſtunden von dem Kelche 
weniger ab, als bey 2; hingegen waren ſie laͤn⸗ 
ger, breiter und nicht fo ſcharf zugeſpitzt, legten 
ſich auch an dem Kelche nicht fo hart an, als bey o⸗. 
Der Blumenkelch mehr walzenfoͤrmig, laͤnger, 
duͤnner, und mit ſchmalern und laͤnger zugeſpitz⸗ 
ten Einſchnitten ‚verfehen, als bey L; hingegen 


nicht völlig fo walzenfoͤrmig, lang und dunn, auch 


in etwas breitere und nicht ſo ſpitzig zulaufende 
Einſchnitte abgetheilt, als bey . Die Blu⸗ 
menſchuppen hatten auch nebſt dem Kelche hie und 


da etwas von der purpurroͤthlichen Farbe der A 
angenommen, wovon ſich hingegen ſonſt an 2 


gar nichts zeigt. Die Blumen waren groͤßer, 
als bey 2, aber von einem kleineren Umfange, 
E 4 als 


72 e n fe 


als bey A, roſenfarb oder blaßkermeſt nroth und 
in der Mitten an ſtatt des den 2 gewoͤhnlichen 
ununterbrochenen Kreiſes, auf einem jeden Blu⸗ 
menblatte gemeiniglich mit drey nach der Laͤnge 
hin laufenden purpurrothen Streifen bezeichnet, 
und zwiſchen denſelben mit ziemlich vielen und lan⸗ 
gen Haaren von gleicher Farbe beſetzt. An eini⸗ 
gen andern Pflanzen vereinigten ſich dieſe Strei⸗ 
fen oben durch einige dazwiſchen befindliche Fle⸗ 
cken in etwas miteinander, und ſtellten gleichſam 
einen halb unterbrochenen Kreis vor; zuweilen 
zeigten ſich aber auch bey andern, ſtatt der Strei⸗ 
fen, oben nur drey von einander abgeſonderte dun⸗ 
kelrothe Flecken. Außerhalb dieſen Streifen und 
Flecken ſah man eine leichte Spuhr von Adern, 
die ſich über das ganze Blumenblatt hin ausbrei⸗ 
teten. Die Blumenblaͤtter waren in der Gegend 
der Streifen ſo ſchmal und ſo ſtark ausgeſchnitten, 
daß fie einander daſelbſt nicht beruͤhrten, da fie 
hingegen bey L einander zu beruͤhren und bey Al 
ganz von einander abzuſtehen pflegen. Von der 
gruͤnlichten Farbe, die ſich zwiſchen den Streifen 
der A in einem merklichen Grade zeigt, war we⸗ 
gen der beygemiſchten roͤthlichen offt nur wenig 
oder nichts zu ſehen. Der Rand der Blumen⸗ 
blaͤtter war nicht, wie bey 2, nur in bloße Ker⸗ 
ben, ſondern in ziemlich lange, ſchmale und ſpi⸗ 
tzige Franſen eingeſchnitten, die aber denen von g 
an Laͤnge und Feinheit noch bey weitem nicht gleich 
kamen. Der Saamenſtaub war blaulichtgrau, 
und beſtund theils aus vollkommenen, theils aus 
einge⸗ 


M » * 73 


eingefallenen und leeren Kuͤgelchen. Die Stig⸗ 
mate waren weiß, und oben gemeiniglich etliche⸗ 
mal umgekruͤmt. Ueberhaupt hielten dieſe Pflan⸗ 
zen in allen Stuͤcken zwiſchen 2 und A das Mit⸗ 
tel, ausgenommen, daß ſie fruͤher und laͤnger 
geblüht hatten. Die Blumen aller derjenigen, 
die von der einfachen Chineſernelke herſtammten, 
waren ebenfalls nur einfach; hingegen ſind unter 
denen, die die vervielfaͤltigte zur Mutter gehabt, 
nicht wenige doppelte, auch ſtaͤrker vervielfaͤltigte, 
und verſchiedene ganz gefuͤllte ausgefallen, die 
zum Theil von einer nicht geringen Schoͤnheit 
geweſen. Bey einigen der doppelten ſtund die 
innere Reihe der Blumenblaͤtter um etwas hoͤher, 
als die aͤußere, ſo, daß es das Anſehen hatte, 
als wenn eine Blume in der andern ſteckte, wie z. E. 
an einer, den Blumenliebhabern wohlbekannten, 
Varietät von Schluͤſſelblumen. Die Farbe der 
Blumen wurde gegen den Herbſt hin immer hoͤher; 
welches bey mehrern Pflanzen, und unter andern 
auch bey dem virginianiſchen Tabak (Fortſ. 
15 Vorlaͤuf. Nachr. S. 40.) zu geſchehen 

pflegt. 
Alle dieſe Pflanzen ſcheinen von ihrer maͤnn⸗ 
lichen Seite, in Abſicht auf ſich ſelbſt, ganz un⸗ 
fruchtbar zu ſeyn: denn es erfolgte bey den mei⸗ 
ſten ihrer Blumen keine Befruchtung, auch nicht 
einmal bey denen, die ich mit ihrem eigenen Saa⸗ 
menſtaube reichlich belegt hatte. Hingegen hat⸗ 
ten ſie, einige ganz gefuͤllte ausgenommen, von 
derweiblichen no einen geringen Grad der Frucht⸗ 
E 5 barkeit 


74 ne Me 


barkeit: denn ſie ſetzten nicht nur allein von freyen 
Stuͤcken, in der Nachbarſchaft verſchiedener an⸗ 
derer natuͤrlicher Gattungen nicht ſelten Kapſeln an, 
worinn ich gemeiniglich zwey bis vier große, 
ſchwarze, vollkommene Saamen angetroffen, ſon⸗ 
dern ſie gaben auch, wenn ich ſie mit einigen der 
letzteren beſtaͤubte, meiſtentheils etliche wenige, 
hoͤchſtens aber ſechs bis acht befruchtete Saamen. 
Die ſo fruͤh beſchleunigte und bis in den ſpaͤten 
Herbſt hinein immer fortdaurende Bluͤte dieſer 
Pflanzen giebt hier abermals die ihrer Baſtart⸗ 
natur zu Theil gewordene verſtaͤrkte Vegetations⸗ 
kraft auf das deutlichſte zu erkennen: eine Eigen⸗ 
ſchaft, die bey den natuͤrlichen nicht ſtatt findet; 
denn die Chineſernelken pflegen insgemein faſt ei⸗ 
nen ganzen Monat ſpaͤter zu bluͤhen, und bringen 
auch ihre Bluͤtezeit eher zum Ende, als jene, 
und die Federnelken bluͤhen gemeiniglich gar erſt 
im zweyten Jahr; zum wenigſten fangen ſie, wenn 
ſie ja noch im erſtern zur Bluͤte kommen, wel⸗ 
ches doch nur ſelten geſchieht, vor dem Septem⸗ 
ber niemals an zu bluͤhen. Was die Vervielfaͤl⸗ 
tigung der Blumenblaͤtter bey einigen der hier be⸗ 
ſchriebenen Baſtarte anbetrift, ſo ſieht man offen⸗ 
bar, daß der weibliche Saame, in Anſehung die⸗ 
ſes Umſtands, von einer gleichen Wirkſamkeit 
und Eigenſchaft mit dem maͤnnlichen iſt. 


6 41. 


Gerd 9 
XLII. Verſ. 


0 barb. G, 
Dianth. ſuperb. G. 


Dieſer Verſuch wurde den ıgten und 23ften 
Aug. 1763 an einer Baſtartpflanze 2 gemacht, 
deren Blumen in der Mitten dunkelkermeſinroth, 
der aͤußere und innere Theil derſelben aber, und 
die in dem mittlern eingeſprengte Punkte von ei⸗ 
ner helleren, doch ſchon ziemlich hohen Kermeſin⸗ 
farbe geweſen. Ich erhielt von einer jeden Kap⸗ 
ſel neun bis vierzehn ſchwarze, vollkommene Saa⸗ 
men, und erzog von ihnen im Jahr 1764 zwölf 
Pflanzen, die gegen das Ende des Jul. insge⸗ 
ſamt zu bluͤhen angefangen. Sie unterſcheide⸗ 
ten ſich von den Pflanzen des vorhergehenden 
XII. Verſuchs, in Anſehung der aͤußerlichen Anz 
lage, vornehmlich dadurch, daß ſie breitere, dun⸗ 
kelgruͤnere Blaͤtter, kuͤrzere Stengel, und etwas N 
enger beyſammenſtehende und kleinere Blumen 
getragen. Die Blumen ſelbſt waren mehr oder 
weniger kermeſinroth, mit etwas dunkleren Adern 
und weißlichten Punkten durchſetzt, und in ziem⸗ 
lich tiefe Franſen eingeſchnitten. Doch waren die 
letztern noch etwas kuͤrzer, und ihr Abſtand von 
einander nicht ſo weitſchichtig, als bey jenen. Sie 
ſchienen ebenfalls durchgehends von der maͤnnli⸗ 
Bar Seite ganz unfruchtbar zu e von der weib⸗ 


lichen 


\ 
76 * e 8 7 * 1 


lichen aber hatten ſie, wie die vorhergehende, 
noch einen geringen Grad der Fruchtbarkeit: denn 
es gaben viele ihrer Kapſeln noch zwey bis vier 
ſchwarze, gute Saamen, die aller Wahrſcheinlich⸗ 
keit nach von den in der Nachbarſchaft geſtande⸗ 
nen natuͤrlichen Gattungen befruchtet worden. 


9. 42. 
XLII. Verſ. 
chin. &. 
Diant bh. 22. 
| hort. 3 
Dianth. ſuperb. G. 


| Nachdem es mir im Jahr 1763 gelungen, 
verſchiedene Blumen von den in der zweyt. Fortſ. 
$. 28. unter Nr. 1.) und 4.) beſchriebenen Bas 
ſtarten mit der A des gegenwaͤrtigen Verſuchs zu 
befruchten, und von ihren Kapſeln einen oder auch 
etliche wenige vollkommene Saamen zu erhalten: 
fo ſaͤete ich dieſelben in dem darauf folgenden Jahr 
1764 aus, und erzog davon drey Pflanzen, die 
noch in eben dieſem zur Bluͤte gekommen, und 
durch die kenntlichſten Merkmale die mittlere Aehn⸗ 
lichkeit zwiſchen & und A verrathen haben. Die 
Blaͤtter waren um ein merkliches laͤnger, breiter, 
biegſamer und von einer friſcheren gruͤnen Farbe, 
als unter ihrem vorigen Baſtartſtande. So ſtun⸗ 
den auch die Blumen nunmehr dichter beyſammen, 
als zuvor; die drey paar Kelchſchuppen waren mit 
einem haͤutichten Rande und etwas langen, aus⸗ 
waͤrts gerichteten Spitzen verſehen; der 9 0 f 
8 ee 


ee 7 


kelch ebenfalls laͤnger und ſchmaler, und die Blu⸗ 


menblaͤtter viel größer, als bey ihrer Baſtartmut⸗ 
ter, der 2, und nach Art der 6“, ungefehr in 
eben ſo tiefe Franſen eingeſchnitten, als bey den 
Pflanzen des XLI. Verſuchs. Von eben dieſen 
aber unterſcheideten ſie ſich hauptſaͤchlich durch die 
mehrere Steifigkeit und Groͤße aller ihrer Theile. 


Die Blumen aller dieſer aus dreyen zuſammenge⸗ 


ſetzten Pflanzen waren blaßkermeſinroth, und in 
der Mitten mit drey dunkleren und mit kurzen Haͤr⸗ 
chen beſetzten Strichen bezeichnet. Der Saamen⸗ 
ſtaub war grau, und beſtund aus ungleich mehr 
ſchlechten, als guten Theilchen. Ich belegte et⸗ 


liche ihrer Blumen mit demſelben; es erfolgte aber 


keine Befruchtung darauf. Hingegen erhielt ich 


von zwo andern, die den 24ſten Aug. aufs neue 


wieder mit der wilden Federnelke beſtaͤubt worden, 
vier ſchwarze, vollkommene Saamen. 


§. 43. | 
XLIV. Verf. 

Dianth. barbat. 2. 
Dianch. hort. f. 


Ich belegte den 1 ten Jul. 1763 zwölf Blu⸗ 
men einer hochkermeſinrothen und kaum merklich 


punktirten Cartheuſernelke mit dem Saamenſtau⸗ 


be einer einfachen, dunkelpurpurrothen Garten⸗ 
nelke, und erhielt, von allen Kapſeln zuſammen⸗ 
genommen, kaum etliche wenige ſchwarze, be⸗ 
fruchtete Saamen. Von dieſen erzog ich das dar⸗ 
auf folgende Jahr eine einige Pflanze im Scherben, 

0 a . die 


78 de SR) 


die aber erſt im Jahr 1765 zur Blüte gekommen 

Ihre Blätter waren ſchmaler, dicker, ſteifer und von 
einer mattgruͤneren und weniger glaͤnzenden Farbe, 
als bey L, aber breiter, dunner, biegſamer und von 
einer frifcheren Farbe, als bey A. Die größte Breite 
der unterſten Blätter betrug 5“, Die größte Laͤn⸗ 
ge aber 4“. Die Stengel waren ziemlich dick, 

hie und da etwas purpurfarbicht unterlaufen, 67 
8“ lang, und endigten fich oben mit vier bis ſechs 
ganz nahe an einander ſtehenden Blumen. Die 
Blumen waren kermeſinroth, ohne merkliche Pun⸗ 
kte, groͤßer und von einem ſtaͤrkeren Geruche, als 
bey L, aber kleiner und von einem ſchwaͤcheren Ge⸗ 
ruche, als bey *. Der Saamenſtaub war blau⸗ 
licht, und ſchien aus einer groͤßeren Anzahl guter, 
als ſchlechter Theilchen, zu beſtehen. Ich beleg⸗ 
te etliche Blumen dieſer Baſtartpflanze mit ihrem 
eigenen Saamenſtaube; es erfolgte aber keine 
Befruchtung darauf. Hingegen erhielt ich von 
einigen andern, die mit einer einfachen, blaßro⸗ 
ſenfarbichten Gartennelke beſtaͤubt worden, eine 
kleine Anzahl ſchwarzer, dem aͤußerlichen Anſe⸗ 
om nach, wee Saamen: 


>) Anm. Die vornehmſten Stengel fo wohl von diefer, 

als der naͤchſt folgenden Baſtartpflanze ſind im Fruͤh⸗ 

jahr, da ſie eben im beſten Triebe begriffen Waren 
aus ee abgeſchnitten worden. 


RN 


. 44. 


K 7 We 
XLV. Verf, 
Dianth. hort. 2. 
Dianth. barb. d. 


Dia ſich bey dem gegenwärtigen Verſuche kei⸗ 
ne geringere Schwierigkeit zeigt, als bey dem vor⸗ 
hergehenden: ſo erhielt ich auch von der Verbin⸗ 
dung einer vervielfaͤltigten, purpurrothen Gar⸗ 
tennelke 2 und einer hochkermeſinrothen Cartheu⸗ 

ſernelke A nicht mehr, als eine einige Pflanze, 

die zugleich mit der erſt beſchriebenen aufgewach⸗ 
fen, und auch faſt um die nehmliche Zeit zu bluͤ⸗ 

hen angefangen. Sie kam in der Hauptſache 
mit dieſer völlig Mberein, und zeigte ganz deut⸗ 

lich, daß ſie an beyderley Naturen gleichen An⸗ 
theil genommen. N 5 


9. 45 
XLVI. Verſ. 
Dianth. barbat. . 
Dianth. deltoid. .) 


Es war den 18ten Jul. 1763, da ich etliche 
Blumen einer hochkermeſinrothen und kaum merk⸗ 
lich punktirten Cartheuſernelke mit dem Saamen⸗ 
ſtaube einer, in der Gegend von Calw wildwach⸗ 
ſenden, halb kriechenden Grasnelke, mit kurzen, 
ſtumpfen Blaͤttern, und kleinen blaßkermeſinro⸗ 
then und weiß punktirten Blumen belegte. Nach 

| | Verftuße 
) Dianthus delsoides. Linn. Sp. Pl. edit. fec, p. 58 8. n. 7. 


80 0 Me = Ne 
Verfluße eines Monats erhielt ich von dieſem 
Verſuche nur einige wenige, kleine, ſchwarze, be⸗ 
fruchtete Saamen. Ich finde vor noͤthig, ehe 
ich auf die daraus entſtandene Baſtartnelke ſelbſt 
komme, vorher von erſt erwaͤhnter einheimiſchen 
Gattung eine kurze Beſchreibung zu machen. 
Die Hauptwurzel dieſer Pflanze iſt dick, gruͤnlicht, 
und mit vielen langen Faſern verſehen. Die 
naͤchſt an der Erde befindliche Blaͤtter dunkelgruͤn, 
ſchmal elliptiſch, etwas ſtumpf, acht bis neun 
Linien lang, und eine bis zwo Linien breit; ſie 
machen, ihrer großen Menge wegen, gleichſam 
einen dicken Raſen unter ſich, aus welchem viele 
duͤnne, etwas rauhe, niederhaͤngende, gemeinig⸗ 
lich in gabelfoͤrmige Aeſte abgetheilte, und unge⸗ 
faͤhr einen Schuh lange Stengel hervorkommen. 
Die an ihnen ſitzende Blaͤtter ſind um vieles ſchma⸗ 
ler und ſpitziger, als jene. Auf dem aͤußerſten 
Ende eines jeden Stengels oder Aſts ſitzt eine ein⸗ 
zelne Blume. Die Kelchſchuppen laufen von ei⸗ 
nem eyfoͤrmigen Grunde, womit ſie ſich hart an 
den Kelch anlegen, gleichſam auf einmal in eine 
ziemlich lange Spitze aus. Der Kelch iſt lang, 
cylindriſch, und oben in borſtenfoͤrmige Einſchnit⸗ 
te abgetheilt. Die Blume iſt auf ihrer obern 
Flaͤche blaßkermeſinroth oder hoch roſenfarbicht, 
an der untern aber ſpielt ſie ein wenig ins kupfer⸗ 
farbichte. In der Mitten zeigt ſich ein ſchmaler, 
dunkelrother und mit weißlichten Punkten beſpreng⸗ 
ter Kreis. Mehrere dergleichen Punkte ſieht 
man außerhalb demſelben auf dem übrigen mitt⸗ 
f 2 g leren 


= 


Me . 9% | 81 


leren Theil der Blumen. Die Blumenblaͤtter ſind 
Aanglicht elliptiſcher Geſtalt, in ungleiche und 
ſpitzige Randkerben eingeſchnitten, und an der 
punktirten Stelle mit feinen Haͤrchen beſetzt. Der 
Saamenſtaub iſt blaulicht; die Stigmate weiß 
und krum gebogen. Die Kapſeln find ſchmal 
und enge, und enthalten ganz kleine, ſchwarze 
Saamen. Es waͤchßt dieſe Pflanze ſehr Häufig 
in duͤrrem, abhaͤngenden Gras boden, und ſchlaͤgt 


alle Jahr wieder aufs neue von der Wurzel aus. 


Nun folgt die Beſchreibung der aus dieſer wilden 
Gattung, als 05, erzeugten Baſtartnelke. Ich 
bekam von dem Saamen des gegenwaͤrtigen Ver⸗ 
ſuchs nur eine einige Pflanze, die im Monat May 
1764 aufgegangen, den zoſten Jun. in einen 
Scherben verſetzt worden, und den ı 3ten Sept. 
zu bluͤhen angefangen. Sie hatte ſchmalere und 
kuͤrzere Blaͤtter, als die 2, aber breitere und 
längere, als die. Der Rand derſelben war 
mit kurzen und etwas ſteifen Haͤrchen beſetzt, und 
daher ganz rauh anzufuͤhlen. Sie trieb in dem 
erſten Sommer nur noch einen einigen, etwas 
rauhen, niederhaͤngenden Stengel, der ſich oben 
mit drey, ziemlich nahe beyſammen ſtehenden Blu⸗ 
men endigte. Die Dicke dieſes Stengels hielt 
das Mittel zwiſchen dem von 2 und *. Die Blu⸗ 
me war kermeſinroth, in der Mitten mit einem 
ſchmalen, ununterbrochenen, purpurrothen Krei⸗ 
be und außerhalb dieſem mit deutlichen, kleinen, 
weißlichten Punkten bezeichnet, die aber gegen 
den Rand der Blume hin allmaͤhlig unkenntlicher 
. F wurden. 


82 *. * % 


wurden. Die Blumenblaͤtter felbft waren etwas 
laͤnglichter, als bey 2, aber rundlichter, als 
bey M. Die Randkerben ungefehr wie bey 2 
und . Es muß dieſe Baſtartpflanze allem An⸗ 
ſehen nach ganz unfruchtbar ſeyn: denn ſie gab, 
ungeachtet ſie nahe bey andern natuͤrlichen Gattun⸗ 
gen geſtanden, nicht eine a befruchtete Kapſel. 


$. 
XLViL rer. 
Dianth. chinenſ. 2. 
5 Dianth. deltoid. . 


Ich beſtaͤubte im Aug. 1763 verſchiedene 

5 Blumen von einer kermeſinrothen und mit einem 
ſchwarzrothen Kreiſe bezeichneten Chineſernelke 
mit der erſt beſchriebenen, einheimiſchen Gras⸗ 
nelke, und erhielt von den daraus entſtandenen 
Kapſeln nur ſelten einen, oder hoͤchſtens etliche 
wenige vollkommene Saamen. Ich erzog im 
darauf folgenden Jahr nur eine einige Pflanze 
davon, die den 1 ten Jul. zu blühen anfieng, 
nachdem ſie zuvor zween Hauptſtengel getrieben 
hatte. Die an denſelben befindliche Blaͤtter wa⸗ 
ren von einer mattgruͤnen und ziemlich ins graue 
ſpielenden Farbe, an Geſtalt ſchmal lanzenfoͤrmig; 
die laͤngſten von ihnen 1“, 5, ( lang, und da, wo 
fie am breiteſten waren, 252“ breit, und mei⸗ 
ſtentheils alle rückwärts umgebogen. Die Sten⸗ 
gel kamen in Anſehung ihrer Farbe mit den Blaͤt⸗ 
tern uͤberein, und waren, gleich dieſer ihrem Ran⸗ 
Be alentheibe mit Ke weißlichten Haͤrchen 
beſetz. 


ee 83 


beſetzt. Sie waren nicht viel dicker, als die von 
, und daher auch fo ſchwach, daß fie ſich nie⸗ 
derlegten. Der eine Hauptſtengel theilte ſich 
oben in eine Gabel oder in zween Aeſte von unglei⸗ 
cher Dicke, deren jeglicher in der Mitten eine 
Blume zur Seiten, zu aͤußerſt aber ihrer zwo, 
oder auch nur eine hervorgetrieben hatte. Der 
Blumenkelch war unten mit zwey paar Blumen⸗ 
ſchuppen beſetzt, die mattgtuͤn, geſtreift und am 
Rande haͤuticht waren, und in eine ziemlich lange 
und feine Spitze ausliefen. Der Kelch war 68“ 
lang, merklich geſtreift, und von einer etwas 
blaßern Farbe, als die Schuppen Die Blume 
kermeſinroth, in der Mitten mit einem ganz dun⸗ 

kelrothen, etwas breiten, ununterbrochenen und 

ſternfoͤrmigen Kreiſe bezeichnet. Innerhalb die⸗ 

ſem Kreiſe und auch hin und wieder außerhalb dem⸗ 
ſelben waren einige wenige, weißlichte Punkte ein⸗ 
geſprengt, die ſich aber nicht ſehr merklich auszeich⸗ 
neten. Um eben dieſe Gegend ſah man auch ei⸗ 
nige ſehr zarte, aber ziemlich lange Haͤrchen. 
Die untere Flaͤche der Blumenblaͤtter war in der 
Mitten braunroͤthlich, zuweilen aber auch blaß⸗ 
gelblichtgruͤn, und um den Rand herum roſenfar⸗ 
bicht. Die Blumenblaͤtter ſelbſt hatten eine faſt 
umgekehrt eyfoͤrmige Geſtalt, und waren vornen 
ungleich ausgezackt. Der Saamenſtaub ſpielte 
ins blaulichte, und beſtund groͤßtentheils aus un⸗ 
vollkommenen, leeren Baͤlgen. Die Stigmate wa⸗ 
ren weiß. In Anſehung der Unfruchtbarkeit 
| ad BRENZ 


84 RM n We 


verhielt ſich dieſe Baſtartpflanze gerade eben ſo, 
wie die vom naͤchſt vorhergehenden Verſuche. 


§. 47. 
XLVIII. Verſ. 
Dianth. hort. fl. multipl. prof. purp. &. 


Dianth. hort. fl. multipl. pall. rubr. A. | 
ſtriis prof. purp. not. Pike, 


XLIX. Verſ. 
Dianth. hort. fl. plen. ſulph. 2. 
Dianth. hort. fl. ſimpl. prof. carmeſ. &. 
Von der den sten Aug. 1763 nach dem 
YLVH:. Verſ. angeſtellten Vermiſchung einer ver⸗ 
vielfaͤltigten, dunkelpurpurrothen mit einer ver⸗ 
vielfaͤltigten, blaßrothen und dunkel purpurroth 
geſtreiften Gartennelke ſind den letztern Sommer 
1765 folgende ſechs Varietaͤten ausgefallen: 1.) 
2.) und z.) gefuͤllte, einfarbichte, dunkelpur⸗ 
purrothe; 4.) eine einfache, violetpurpurrothe; 
Fu eine einfache blaßzinnoberroͤthliche, und 6.) eine 
gefuͤllte, kupferfarbichte, mit dunkleren Strei⸗ 
fen. Von dem den igten Jul. 1763 gemachten 
XLIX. Verſuche hingegen find durch die Befruch⸗ 
tung einer gefuͤllten, ſchwefelgelben mit einer ein⸗ 
fachen, dunkelkermeſinrothen Gartennelke nach⸗ 
ſtehende vier Varietaͤten erzeugt worden: 1.) eine 
gefüllte, roſenfarbichte, mit einer kaum merkli⸗ 
chen Tinctur von gelber Farbe; 2.) eine gefüllte, 
einfarbichte, roſenrothe; 3.) eine einfache, blaß⸗ 
zinnoberrothe, und 4.) eine gefuͤllte violetpur⸗ 
So 


2 * e 85 


So ſicher ſich ſonſt bey denjenigen Baſtarten, 
deren natürliche Mutter- oder Vaterpflanzen, fie 
ſeyn nun verſchiedene Gattungen, oder nur ble ße 

Varietaͤten, noch auf keinerley Weiſe aus der 
Art geſchlagen ſind, die mittlere Farbe einzufin⸗ 
den pflegt: ſo unregelmaͤßig ſcheint es in dieſem 
Stuͤcke bey ſolchen herzugehen, die, wie z. E. die 
Gartennelken und mehrere andere Gattungen aus 
dieſem Geſchlechte, durch die Cultur auf eine 
mannigfaltige Art veraͤndert worden. Es erhel⸗ 
let ſolches nicht nur aus den gegenwaͤrtigen Bey⸗ 
ſpielen, ſondern auch vornehmlich daraus offen⸗ 
bar, daß von einer aufs ſorgfaͤltigſte mit ihrem 
eigenen Saamenſtaube belegten Blume dieſer Art 
oͤfters eine nicht geringe Anzahl ganz verſchiedener 
Sorten entſpringen, wie ich aus einer zuverlaͤßi⸗ 
gen Erfahrung verſichern kann. Vielleicht giebt 
die mannigfaltige Veraͤnderung, die in der Na⸗ 
tur faſt aller, ſeit einer langen Reihe von Jahren 
her einer widernatürlichen Behandlung und Lebens⸗ 
art unterworfener Pflanzen und Thiere vorgeht, 
zu Aufhebung des Gleichgewichts bey der ord⸗ 
nungsmaͤßigen Erzeugung nicht nur in Abſicht 
auf die Farbe allein, ſondern auch ſo gar in An⸗ 
ſehung der Geſtalt, Lage, Zahl und Proportion 
aller Theile untereinander ſelbſt, eben ſo 
viel Anlaß, als der erſte ab⸗ oder aufſteigende 
Grad bey der Baſtartzucht. Wenigſtens laſſen 
ſich viele dergleichen Varietaͤten und Mißgebur⸗ 
ten ſo wohl im Thier⸗ als Gewaͤchsreiche aus der 
ungleichen Miſchung einer „„ OAOERN mit 


J 3 der 


86 Ke * . 


der andern, und aus ihrer wechſelsweiſen unglei⸗ 
chen Wirkung und Einfluße auf einander, auf 
eine ganz ungezwungene Weiſe herleiten. Sollte 
wohl z. E. die größere oder geringere Aehnlichkeit 
der Kinder bald mit ihrem Vater, bald mit ihrer 
Mutter, und die denſelben zu Theil gewordene 
groͤßere oder geringere Fruchtbarkeit, nebſt ver⸗ 
ſchiedenen andern Eigenſchaften mehr, einen an⸗ 
dern Grund haben? Die Natur der Thiere und 
Pflanzen wird gewißermaßen b aſtartartig, ſo 
bald ſie ſich auf irgend eine Weiſe von derjenigen 
Beſtimmung entfernen, zu der ſie eigentlich er⸗ 
ſchaffen worden. Und wer weiß, ob unter den 
Menſchen ſelbſt eben ſo gar viele vorkommen, die 
in N Verſtande nicht halbe Baſtarte ſude i 


K. 48. 

e Bei 
Dianth. chinenſ. 2. 
Dianch. Armeria. 0.) 


Ich belegte den gten Jul. 1764 etliche Blw 
men einer vervielfaͤltigten, hochkermeſinrothen, 
und mit einem etwas ſchmalen, ununterbrochenen 
ſchwaͤrzlichen Kreiſe bezeichneten Chineſernelke mit 
dem Saamenſtaub unſerer wilden Pechnelke, und 
erhielt von einer jeden Kapsel vier bis ſechs roth⸗ 
braune, vollkommene Saamen. Im darauf 
folgenden Jahr wurden zehn Pflanzen davon er⸗ 
zogen, die gegen das Ende des Jun. und zu An⸗ 

| fang 
2 Dianthus. Armeria. Linn. 85 Pl. edit. ſec. . 586. n. 3. 


& Pe’ We 87 

fang des Jul. insgeſamt zur Blüte gekommen, 
und folgendergeſtalt beſchaffen geweſen. Die 
Blaͤtter waren etwas ſchlapper und ſpitziger, als 
bey 2, aber etwas ſteifer und ſtumpfer, als bey 
Eben dieſe, nebſt den Stengeln, Kelchſchuppen 
und Blumenkelchen nicht ganz glatt, wie bey 2, 
ſondern nach Art der A, etwas haaricht und 
rauh anzufuͤhlen. Die Stengel waren hie und 
da purpurfarbicht unterlaufen, ſteifer, höher, ge⸗ 
ſtreckter und nicht fo niederhängend, als bey L, 
und gaben auch ihre Aeſte unter einem ſpitzigern 
Winkel von ſich, als eben dieſe zu thun pflegt. 
So kamen auch die Aeſte gemeiniglich in groͤßerer 
Anzahl aus den Knoten der Stengel hervor, als 
bey 2. Die Blumen ſaßen theils einzeln auf den 


kleinen und juͤngſten Seitenaͤſten, mehrentheils 


aber waren an den aͤußerſten Enden der Stengel 
und Aeſte ihrer zwo, drey oder vier in lockern 
Buͤſcheln beyſammen. Doch beſtunden dieſe Buͤ⸗ 
ſchel niemals aus ſo vielen und ſo nahe an einan⸗ 
der ſtehenden Blumen, als bey A. Die Blu: 
menſtielchen waren kuͤrzer, als bey v, aber laͤn ? 
ger, als bey *. Die Kelchſchuppen ſchmaler, 

ſpitziger und länger, als bey L, aber nicht fo 

ſchmal, ſpitzig und lang, als bey A. Der Blu; 


menkelch nicht ſo groß, bauchicht und glatt, wie 


bey 2, ſondern kleiner, mehr cylindriſch und gez 
ſtreift, wiewohl nicht fo ſtark, als an . Die 
Blumen waren kleiner, als bey 2, aber groͤßer, 
als bey M, kermeſinroth und in der Mitten mit 
einem ganz ſchmalen, dunkelrothen Stern, oder 

54 ausge⸗ 


88 Fe 8 We | 
ausgezackten Kreiſe bezeichnet, deſſen innerer 
Rand ins weißlichte fiel. Der übrige Raum in⸗ 
nerhalb dem Kreiſe hatte eine blaßere Farbe, als 
der aͤußere groͤßere Theil der Blumenblaͤtter, und 
zeigte eine ſchwache Spuhr von dreyen nach der 
Laͤnge hin laufenden Streifen. Der mittlere und 
am ſtaͤrkſten gefaͤrbte Theil eines jeden Blumen⸗ 
blattes war hie und da mit weißlichten Punkten 
beſprengt und mit etwas dunkleren Adern durch⸗ 
zogen. Was die Geſtalt der Blumenblaͤtter an⸗ 
betrift: ſo waren dieſelben bey dieſen Baſtartnel⸗ 
ken laͤnglicht⸗ eyfoͤrmig, da fie ſonſt bey L mehr 
dreyeckicht, und bey A faſt lanzenfoͤrmig, oder 
wenigſtens ſchmal elliptiſch ſind. Ihr Rand war 
ungleicher ausgezackt, als bey L, aber nicht fo. gar 
ungleich, als bey . Auch die obgedachten weiß⸗ 


lichten Punkte waren nicht fo deutlich und in einer 


ſo großen Anzahl vorhanden, als bey eben dieſer. 
Die untere Flaͤche der Blumen innerhalb blaß⸗ 
gruͤnlicht, und gegen den Rand hin kupferfarbicht. 
Die Staubfaͤden kamen bey keiner einigen dieſer 
Pflanzen zum Vorſchein. Die Stigmate waren 
weißlicht, ziemlich groß und oberhalb gemeiniglich 
ſchnerkelfoͤrmig umgewunden. Unter allen dieſen 
Baſtarten war kein einiger mit einfachen, ſondern 
alle entweder mit doppelten, auch ſtaͤrker verviel⸗ 
faͤltigten, oder ganz gefüllten ſehr zierlichen Blumen 
verſehen; ein Umſtand, der die Wirkſamkeit des 
weiblichen Saamens in Anſehung dieſes Punkts 
abermals außer allem Zweifel ſetzt. Uebrigens 
zeigten ſich dieſe Pflanzen eh von 6 | 
| weib⸗ 


AN 


535% 89 


weiblichen Seite im hoͤchſten Grade unfruchtbar: 
denn ſie ſetzten, ungeachtet ſie den ganzen Som⸗ 

mer uͤber in der Nachbarſchaft verſchiedener ande⸗ 
Fer natuͤrlicher Gattungen geftanden, und nicht 
wenige ihrer Blumen theils mit dem Saamen⸗ 
ſtaube von 2 und A, theils mit anderer Nelken 
ihrem von mir ſelbſt aufs ſorgfaͤltigſte belegt wor⸗ 
den, nicht eine einige Kapſel an, woran ſich nur 
die geringſte Spuhr einer wapren Befruchtung 15 
te entdecken laſſen. | 


§. 49. 
LI. Verſ. 
Dianth. plumar. Sibir. 2.) 
Dianth. chinenſ. . 

Die Mutterpflanze des gegenwaͤrtigen Ver⸗ 
ſuchs iſt eine einfarbichte, ſchneeweiße Federnelke, 
die der weltberuͤhmte D. Gmelin, mein ehema⸗ 
liger aufrichtiger Freund und Lehrer, aus Sibirien 
mit ſich gebracht, und in Europa zuerſt bekannt ges 
macht hat. Es macht dieſe Pflanze im erſten Jahr 
einen dicken Buſch von ſehr feinen, zarten und 
ſpitzigen Blättern, aus welchem gemeiniglich erſt 

in dem zweyten ganz duͤnne, geſchlanke, niederhaͤn⸗ 
gende und mit wenigen Aeſten verſehene Stengel 
hervorkommen. Auf den aͤußerſten Enden dieſer 
Stengel und Aeſte figen einzelne, ganz ſchneeweiße 
F 5 und 

25 Caryophyllus rupeſtris, floribus proſunde fimbriatis, 5 

5 lacteis foliis tenuiſſimis. Gmel. 1 Hall. 

Hort. Gott. MDCC LIII. p. 156. 


90 e = N 


und in ziemlich tiefe und ſpitzige Franſen eingeſchnit⸗ j 
tene Blumen, mit kurzen und ſtumpfen Kelch⸗ z 
ſchuppen und einem kaum merklich geſtreiften, 
langen, dünnen, cylindriſchen Blumenkelche. 
Der Saamenſtaub iſt weißgrau, und die Stig⸗ 
mate weiß. Die Saamenkapſeln ſind, nach Art 
des Blumenkelchs, lang, duͤnn und cylindriſch, 
und enthalten viele kleine, ſchwarze Saamen. 
Die ganze Pflanze i ift glatt, und von einer matt; 
grünen Farbe. Ich will dieſe von vielen Kraus 
terkennein noch nie geſehene Gattung, zum Un⸗ 
terſchied anderer, inskuͤnftige die ſchneeweiße I 
riſche Federnelke nennen. 

Die zu dieſem Verſuche genommene war 
eine einfache, ſcharlachrothe und mit einem brei⸗ 
ten, ununterbrochenen, ſchwarzrothen Kreiſe ber 
zeichnete Chineſernelke. Ich belegte den 1 sten. 
Jul. 764 eine Blume der 2 mit dieſer A ihrem 
Saamenſtaube, und erhielt von der aus dieſer 
Vermiſchung entſtandenen Kapſel gegen zwanzig 
kleine, ſchwarze, befruchtete Saamen. Es wur⸗ 
den dieſe den ı ıfen April 1765 in ein Miſtbeet 
geſaͤet, worinn ſie in kurzer Zeit alle aufgegangen. 
Ich verſetzte den 7ten Jun. funfzehn dieſer jun⸗ 
gen Pflanzen in Scherben. Sie fiengen vom 

5:15 Jul. alle nach einander an zu blühen, nach⸗ 
dem ſie zuvor einen ziemlich ſtarken Buſch von 
Blaͤttern gemacht hatten, der aber gleichwohl dem 
von 2 an Dicke noch nicht gleich kam. Die 

Blaͤtter waren etwas mattgruͤn, ſchmal und ganz 

grasartig, und rn überhaupt wiſchen denen 

a von 


Ne n Me ; 91 


von 2 und o das M ittel: denn ſie waren brei⸗ 
ter, kuͤrzer, ſtumpfer, dichter und von einer etwas 
| friſcheren Farbe, als bey 2; hingegen ſchmaler, 
laͤnger, ſpitziger, duͤnner, auch mehr gekruͤmmt, 
und von einer matteren Farbe, als bey *. Die 
Stengel hatten eine ſchief aufwaͤrts gerichtete La⸗ 
ge, und waren um vieles dicker, groͤßer und ſtei⸗ 
fer, als bey 2; aber niederhaͤngender, und um 
ein merkliches dünner und geſchlanker, als bey od. 
An Größe ſchienen fie denen von * wenig oder 
nichts nachzugeben. Die Blumen ſtunden ein; 
zeln auf etwas laͤngern Stielchen, als bey / aber 
auf kuͤrzeren, als bey *. In Anſehung ihrer 
Lage waren ſie nicht ſo ſehr gegen die Erde gerich⸗ 
tet und niederhaͤn gend, als bey v, ſtunden aber 
auch mit ihrer Flaͤche nicht ſo hortzontal, als die 
von *. In der Größe zeigten fie, wie überhaupt 
in allen Stuͤcken, zwiſchen denen von 2 und o 
gerade das Mittel. Der Blumenkelch war faſt 
cylindriſcher Geſtalt, kuͤrzer und dicker, als bey x, 
aber länger, geſtreckter und dünner, als bey A. 
Die Kelchſchuppen waren ungleich laͤnger und 
ſtaͤrker zugeſpitzt, als bey 2, aber um vieles kuͤr⸗ 
zer, als bey ; und, an ſtatt, daß fie bey 2 
hart an dem Blumenkelche anliegen, und bey ef 
groͤßtentheils davon abſtehen, ſo ſtunden ſie hier 
nur mit ihren Spitzen von demſelben ab. Die 
Blumen hatten durchgehends eine angenehme 
Fleiſch⸗ oder Roſenfarbe, und waren in der Mit 
ten mit einem etwas ſchmalen, hochkermeſinro⸗ 
then, meiſtentheils ununterbrochenen und mit 


weißlich⸗ 


92 n She 1 
weißlichten Flecken durchſetzten Kreiſe, und außer⸗ 


halb dieſem mit einer ſchwachen Spuhr von roͤth⸗ 


lichen Adern bezeichnet. Es verlohr ſich aber die 
röthliche Grundfarbe der Blumen bey großer Hitze, 


oder wenn ſie ſehr lange offen geblieben, nach und 
nach immer mehr, und gieng zuletzt in eine weiß⸗ 


lichte uͤber. Der Rand war nicht in bloße Ker⸗ 


ben, wie bey “, ſondern nach Art der 2, in et⸗ 


was lange, ſchmale und ſpitzige Franſen einge 


ſchnitten. Die Staubfaͤden kamen bey allen die⸗ 
ſen Pflanzen zum Vorſchein, und gaben einen 
graugrünlichten Saamenſtaub, der theils aus 
vollkommenen, theils aus eingeſchrumpften, halb 
leeren Kügelchen beſtund. Die Stigmate waren 


weißlicht, und um ein merkliches zarter und duͤn⸗ 
ner, als bey G. Es iſt ſehr merkwuͤrdig, daß alle 


dieſe neue Baſtartnelken einen ziemlich hohen Grad 


einer eigenthuͤmlichen Fruchtbarkeit von beyden 


Seiten angenommen haben: denn fie festen nicht 


nur von freyen Stuͤcken eine Menge befruchteter 
Kapſeln an, ſondern gaben auch, wenn ich ſie 
mit ihrem eigenen Saamenſtaube, oder mit dem 


von den Chineſer⸗ und Cartheuſernelken, reich⸗ 


lich belegt hatte, gemeiniglich zwanzig bis dreyſ⸗ 


ſig ziemlich große, ſchwarze, vollkommene Saa⸗ 
men. Ja es wurden ſo gar bey etlichen mit dem 


Saamenſtaube dieſer Baſtarte belegten Chineſer- 


driſch. 


nelken die in ihrem Eyerſtocke vorhandenen Saa⸗ 
menblaͤschen groͤßtentheils auf das vollkommenſte 
befruchtet. Die Kapſeln dieſer Baſtartpflanzen 
waren, nach Art derer von L, faſt ganz cylin⸗ 


„ W > Su 93 
driſch, dünn und neun völlige Linien lang. Da 
dieſe Baſtartpflanze von der ganzen Anzahl Saa⸗ 
men, die man von den natuͤrlichen zu erhalten 
pflegt, ungefehr ein Drittheil aus eigenen Kraͤf⸗ 
ten gegeben: ſo iſt ſie nebſt einer andern, deren 
im folgenden (F. 63.) noch gedacht werden fol, 
unſtreitig die fruchtbarſte unter allen denjenigen, 
die ich bisher durch meine Verſuche herausge⸗ 
bracht und beſchrieben habe. a 


50. 
LU. Verſ. 

Dianth. plumar. Sibir. 2. 
Dianth. glauc. .. 5 
Es ſcheint die A des gegenwärtigen Verſuchs 
eine bloße Varietaͤt von der * des XLVI. Verf. 
§. 45. und, woferne ich mich nicht irre, eben die⸗ 
jenige Gattung zu ſeyn, die der Herr von Linnee 
unter vorſtehendem Namen verſtanden wiſſen will. 
Der ganze Unterſchied beſteht nur darinn, daß 
die Blumen der gegenwaͤrtigen weiß, ohne Punkte, 
und mit einem violetkermeſinrothen Kreiſe, die 
von jener hingegen blaßkermeſinroth, weißpunktirt 
und mit einem dunkelrothen Kreiſe bezeichnet ſind. 
Außerdem ſcheinen auch die Blumenblaͤtter etwas 
breiter, ſtumpfer und mehr dreyeckicht zu ſeyn, 
als bey ebenderſelben. Es waͤchſt dieſe Pflanze 
ſchon ſeit einigen Jahren her in dem hieſigen bo⸗ 
taniſchen Garten, und ſchlaͤgt, gleich jener, alle 


17 Jahr 
) Dianthus glaucur, Linn. Sp. Pl. edit. fec, p. 588.123. 


94 W * e 


Jahr wieder von der Wurzel aus. Das, was 
mich am meiſten in dem Gedanken beſtärkt hat, 
daß dieſe weiße Graßnelke eine bloße Varietaͤt 
von der blaßkermeſinrothen ſeyn muͤſſe, war dieß, 
daß an einer und eben derſelben Pflanze von der 
letztern Art, die ich ſelbſt aus dem von den wil⸗ 
den eingeſammleten Saamen erzogen, unter den 
rothen zu gleicher Zeit auch zuweilen hie und da 
einige weiße ausgefallen ſind, die jener chen voll⸗ 
kommen aͤhnlich waren. 

Ich belegte den ı6fen Jun. 1764 eine Blu⸗ 
me von der ſibiriſchen Federnelke mit dem Saa⸗ 
menſtaube der itzt gedachten weißen Grasnelke, 
und erhielt von dieſer Vermiſchung gegen vierzehn 
kleine, ſchwarze, befruchtete Saamen. Sie 
wurden den 1 ıten Apr. 1765 in ein Miſtbeet ge 
ſaͤet, worinn ſie innerhalb zehn Tagen faſt alle 
aufgiengen. Den 7ten Jun. verſetzte ich acht die⸗ 
fer jungen Pflanzen in Scherben. Sie kamen 
theils zu gleicher Zeit mit den Pflanzen des naͤchſt 
vorhergehenden Verſuchs, theils aber auch noch 
etwas ſpaͤter zur Bluͤte. Es machten dieſe Ba⸗ 
ſtartnelken, ehe ſie in Stengel ſchoſſen, einen 
ſtarken Buſch von ganz ſchmalen, etwas kurzen 
und grasartigen Blaͤttern, die in Verhaͤltniß ge⸗ 
gen die von kuͤrzer, breiter, ſtumpfer und von 
einer friſchern Farbe, aber laͤnger, ſchmaler ſpi⸗ 
tziger und von einer mattern Farbe waren, als 
bey . Die Hauptrippe und der aͤußerſte Rand 
der Blaͤtter, nebſt dem ganzen Stengel, war, 


5 Art der , mit ſehr kurzen und etwas n 
en 


ER 95 


fen Haͤrchen beſetzt, und deswegen ein wenig rauh 
anzufuͤhlen. Die aus dem Blaͤtterbuſche hervor⸗ 
getriebene Stengel hatten eine ganz ſchief auf⸗ 
warts gerichtete Lage, und waren dicker, um ein 
merkliches ſteifer und mehr niederliegend, als 
bey e, aber etwas duͤnner, geſchlanker und mehr 
aufrecht ſtehend, als bey A. Die Aeſte gien⸗ 
gen unter einem ſtumpfern Winkel von dem Sten⸗ 
gel aus, als bey 2, aber unter einem ſpitzigern, 
als bey . Die Blumen ſtunden meiſtentheils 
ſchief aufwaͤrts, und richteten ſich hierinn nach 
der Lage und Steifigkeit ihrer Stengel und Aeſte; 
bey 2 hingegen pflegen ſie der ſehr zarten, ge⸗ 
ſchlanken und biegſamen Stengel wegen mehr nie⸗ 
derwaͤrts zu hängen, und bey 7, der niederlie⸗ 
genden Stengel ungeachtet, gemeiniglich ganz auf⸗ 
recht zu ſtehen. Die Anordnung derſelben war 
ungefehr wie bey 2 und : fie ſtunden naͤmlich 
einzeln auf ziemlich langen Stielen, deren immer 
zwey und zwey mit dem allen beyden gemeinſchaft⸗ 
lichen Aſte oder Stengel, aus welchem ſie ent⸗ 
ſprungen, eine Gabel machten. Die Blumen⸗ 
ſchuppen waren breit lanzenfoͤrmig, etwas mehr 
zugeſpitzt und geſtreckter, als bey 2, aber ſtum⸗ 
pfer und kuͤrzer, als bey *. Der Blumenkelch 
war faſt ganz cylindriſch und geſtreift, doch nicht 
fo ſtark, als bey “, kuͤrzer, als bey 2, aber 
länger, als bey A. Die Blumen waren ſchnee⸗ 
weiß, in der Mitten mit einem ſehr ſchmalen, 
ausgezackten, violetkermeſinrothen Kreiſe bezeich⸗ 
net, und, nach Art der 2, in etwas tiefe und 
N ſpitzige 


96 We We 


ſpitzige Franſen eingeſchnitten. An Größe hiel⸗ 
ten fie zwiſchen denen von 2 und o gerade das 
Mittel. Was die Staubfaͤden anbetrift: ſo er⸗ 
innere ich mich nicht, ſie bey irgend einer dieſer 
Blumen geſehen zu haben; folglich kann ich auch 
von ihrem Saamenſtaube nichts melden. Die 
Stigmate waren weiß und gewunden. So frucht⸗ 
bar die Pflanzen des naͤchſt vorhergehenden Ver⸗ 
ſuchs geweſen, ſo unfruchtbar waren hingegen 
dieſe: ſie ſetzten, ungeachtet ſie den ganzen Som⸗ 
mer unter andern fruchtbaren Pflanzen aus dieſem 
Geſchlechte geſtanden, theils gar keine, theils nur hie 
und da einige halb befruchtete, taube Kapſeln an. 
Ich fand weder in dieſen, noch in mehrern andern, 
deren Blumen mit verſchiedenen natuͤrlichen Gat⸗ 
tungen von mir beſtaͤubt worden, einen einigen voll⸗ 
kommenen Saamen. Die beſchleunigte Bluͤtezeit ſo 
wohl bey dieſen, als auch einerſeits 2 bey den Pflan⸗ 
zen des vorhergehenden II. Verf. trägt zur Bes 
ſtaͤtigung des ſchon oͤfters vorgetragenen Satzes 
von der ſtaͤrkern Vegetationskraft der e 
abermals nicht wenig in 


$. 
LIII. Berk. 
chin. K.] 
Dianh. 5 2. 
hort. . 


propr. pulv. conſp.] 
Dianth. plumar, Sibir. A. 
Die 2 des gegenwaͤrtigen Verſuchs war die 
s derjenigen Pflanzen, die aus dem e a 
er 


* 
® 
? 


. 8 Me | SER 


Verſ. entſtanden, und §. 37. befchrieben worden. 
Ich beſtaͤubte den 27ſten Aug. 1764 zwo ihrer 
Blumen mit der ſibiriſchen Federnelke, und erhielt 
durch dieſe Verbindung von der einen zehn, und 
von der andern ſiebenzehn weißgelblichte, und dem 
aͤußerlichen Anſehen nach vollkommen befruchtete 
Saamen. Da ich von ſechs andern ihrer Blu⸗ 
men, die um die naͤmliche Zeit mit dem Saamen⸗ 
ſtaube einer Gartennelke belegt worden, kaum ei⸗ 
nen einigen guten Saamen erhalten, ſoebefrem⸗ 
dete mich der gluͤcklichere Ausgang dieſes Ver⸗ 
ſuchs nicht wenig. Im Jahr 1765 erzog ich von 
denſelben vier Pflanzen, die den 23ſten May in 
Scherben verſetzt worden, und im Aug. und Sept. 
zur Bluͤte kamen. Die Blaͤtter dieſer zuſammen⸗ 
geſetzten Baſtarte machten vor dem Triebe der 
Stengel einen ſtarken Buſch unter ſich: ſie waren 
grasartig, ziemlich lang und ganz ſchmal, von 
einer etwas derben oder ſteifen Subſtanz und von 
einer matten oder graulichtgruͤnen Farbe. Eben 
dieſe mattgruͤne Farbe zeigte ſich auch an den 
Stengeln und Blumenkelchen. Die Stengel 
wuchſen ziemlich aufrecht, und es kamen ihrer 
nicht wenige bey verſchiedenen dieſer Pflanzen zur 
Vollkommenheit; ſie waren um ein merkliches ge⸗ 
ſchlanker und duͤnner, als bey 2, aber auch um 
vieles ſteifer und dicker, als bey . Die Blu⸗ 
menſchuppen waren eyfoͤrmig, und endigten ſich 
in eine kurze Spitze. Der Blumenkelch war ziem⸗ 
lich lang, uud faft ganz cylindriſch. Die Blur 
me roſenfarb, und in 55 Mitten mit einem un⸗ 
ter: 


80 19% 


98 ge n e 5 d 
terbrochenen geſtreiften, kermeſinrothen Kreiſe be⸗ 
zeichnet, von welchem ſich drey aͤſtige blaßkerme⸗ 
fineothe Hauptadern über das Blumenblatt aus; 
breiteten. Der Rand der Blumenblaͤtter war, 
nach Art der 6“, in etwas tiefe Franſen einge 
ſchnitten. Der Saamenſtaub graulicht; die Stig⸗ 
mate weiß, an der aͤußern oder glatten Flaͤche 
aber roͤthlich. Ueberhaupt kamen dieſe Blumen 
in ſehr vielen Stuͤcken, beſonders was die Farbe 
und Einſchnitte der Blumenblaͤtter anbetraf, mit 
denen vom LI. Verf. $. 49. ziemlich überein. 
Uebrigens zeigten ſich an der ganzen Pflanze ſo 
wohl von der beyderſeitigen Natur der Baſtart⸗ 
mutter 2, als auch von Seiten der o“, die deut⸗ 
lichſten Merkmale einer mittlern Aehnlichkeit. Es 
fanden ſich in verſchiedenen ihrer Kapſeln einige 
wenige befruchtete Saamen, von denen ich aber 
nicht zuverlaͤßig melden kann, ob ſie ihren Ur⸗ 
ſprung von ihrem eigenen Saamenſtaube, oder 
von irgend einem fremden aus dieſem Geſchlechte 
genommen haben. 


§. 52 
LIV. Verſ. 


chinen. ; 
Dianth. 9. 
ſuperb. . 


Dianth. barbat. A 

Ich erzog von dieſem, den 18ten Jul. 1764 1 

angeſtellten Verſuthe den verwichenen Sommer 

1765 19° Pflanzen aus zwo verſchiedenen Kap⸗ 
ſeln, 


„ 


ee 99 


feln, die den 22ſten May in Scherben verſetzt 
worden, und theils den zoften Jun. und 1 aten 
Jul. zu blühen angefangen, theils aber auch vor 
dem Winter nimmer zur Bluͤte gekommen ſind. 
Es kamen dieſelben in der Hauptſache mit den 
Pflanzen des XLII. Verf. $. 41. überein; unter 
ſich ſelbſt aber waren ſie nicht wenig von einander 
unterſchieden. Die Blaͤtter der 1) und 2) wa⸗ 
ren ziemlich hellgruͤn, ſchmal lanzenfoͤrmig, und 
nicht viel breiter, als fie ſonſt bey den chin. 2, 
barb. o zu ſeyn pflegen; die von der 3) und 4)- . 
aber ſchon ſo breit, daß ſie darinn den erſtgemelde⸗ 
ten Baſtarten, wenn ſie im zweyten oder dritten 
aufſteigenden Grade begriffen ſind, faſt nichts 
nachgaben. Die Stengel von der 1) und 2) 
ſchienen noch etwas niedriger zu ſeyn, als bey 
dem chin. 2, barb. 7; die von der 3) aber kamen 
denſelben ziemlich bey. Die Lage der Blumen 
bey der 1) 2) und 3) war ungefehr eben ſo be⸗ 
ſchaffen, wie bey eben dieſen. Eine faſt gleiche 
Bewandtniß hatte es auch mit der Geſtalt, Groͤße 
und Farbe aller Blumentheile. Der Unterſchied 
beſtund einig und allein darinn, daß die Kelch: 
ſchuppen noch etwas laͤnger, die Einſchnitte des 
Kelchs ſchaͤrfer zugeſpitzt, der Kelch ſelbſt nebſt 
den Kapſeln etwas laͤnger und geſtreckter, die 
Blumenblaͤtter weniger dreyeckicht, ſondern, nach 
Art des ſuperb noch einigermaßen rautenfoͤrmig, 
ihre Randkerben etwas tiefer und ſpitziger uge⸗ 
ſchnitten, und die Blumen uͤberhaupt ein wenig 
größer geweſen. Die Farbe der Blumenblaͤtter 
G 2 ae 


100 N Se IR 
war bey der 1) kermeſinroth, mit drey dunkleren 
Hauptadern, zwiſchen denen ſich blaßkermeſinro⸗ 


the Punkte zeigten; die von der 2) groͤßtentheils 
weißlicht, in der Mitten mit violetkermeſinrothen, 


zuſammenfließenden Punkten beſprengt; und die 
von der 3) hellkermeſinroth, in der Mitten hoch⸗ 


kermeſinroth, und auf eben dieſer Stelle mit 
weißen Punkten und Flecken durchſetzt. Der 
Saamenſtaub fiel ins blaulichte. Die Saamen⸗ 


kapſeln von der 1) und 2) ſchienen zwar, dem 


aͤußerlichen Anſehen nach, befruchtet zu ſeyn, 
enthielten aber nur bloße leere Keime: eine einige 
Kapſel von der 1) ausgenommen, in welcher ich 
einen einigen ſchwarzen, vollkommenen Saamen 
angetroffen. Die 3) Pflanze ſchien ebenfalls an 
ſich ſelbſt unfruchtbar zu ſeyn: denn ihre erſtern 
Kapſeln waren gleichfalls ganz taub, die letztern 


aber, die zur Bluͤtezeit der in der Nachbarschaft f 
geſtandenen Chineſernelken erwachſen, enthielten 


nicht ſelten ſechs bis acht befruchtete Saamen. 
Die 4) Pflanze hatte zwar auch noch in eben Diez 
ſem Sommer ihre Stengel getrieben, brachte ſie 


aber vor dem Winter nimmer zur Bluͤte. Dieſe 55 


vier Pflanzen waren alle von einer Kapſel; die 
nun folgende 5) und 6) hingegen von einer an⸗ 
dern. Beyde kamen in Anſehung ihrer breiten 
Blatter mit der 3) und 4) überein. Die eine er⸗ 


reichte im erſten Jahr ihre Bluͤtezeit nicht mehr; 
die andere aber bluͤhete zu gleicher Zeit mit den 


übrigen: ihre Blumen waren hellkermeſinroth, 
in der Mitten mit drey dunkleren Hauptadern und 
sb jwiſchen 


ee ae 1601 


zwiſchen denſelben mit kaum merklichen 1 i 
ten Punkten bezeichnet. Die meiſten ihrer Kap⸗ 
ſeln waren ebenfalls leer, einig wenige aber mit 


etlichen befruchteten Saamen verſehen. 


— 


Es erhellet aus der nicht geringen Verſchie⸗ 


denheit dieſer Pflanzen zur Genüge daß ſich bey 


der Erzeugung derſelben die Saamenfeuchtigkeiten 
auf eine ziemlich ungleiche Art mit einander ver⸗ 
miſcht haben, und der einfache männliche Saas 
menſtoff über den zuſammengeſetzten weiblichen 
bey verſchiedenen von ihnen wirklich das Ueberge-⸗ 


wicht bekommen. Ein ähnliches Beyſpiel na 


iſt in der Fortſ. der Vorlaͤuf. Nachr. $ 19. 
XVIII. Verſ. S. 32. 2c. zu finden. 


S. 53. 
LV. Verſ. 
barbat. 2 
Dianth. ö 2 N. 
chinenſ. A 16 
Dianth. chinenf. . „ 


Ich belegte den zıten Jul 1764 eine Blume N 
von der Baſtartmutter des gegenwaͤrtigen Ver⸗ 
ſuchs mit dem Saamenſtaube einer einfachen, 
Bee und mit einem ſchwaͤrzlichen 

Kreiſe bezeichneten Ehineſernelke, und erhielt von 
dieſer Vermischung dreyzehn ſchwarze, vollkom⸗ 
mene Saamen. Es wurden im darauf folgenden 
Jahr 765 zwo Pflanzen daraus erzogen. Beyde 
hatten ſchon ziemlich ſchmale, und mattgruͤne 
Blaͤtter, halb ee Stengel, ae di⸗ 

G 3 ckere 


TOR „Le * de 


ckere Kelchſchuppen, und groͤßere und weiter von 
einander abgeſonderte Blumen, als unter ih—⸗ 
rer erſten Baſtartgeſtalt. Die Blumen der 1) 
waren in der Mitten hochkermeſinroth, gegen ih— 
ren ganz weißen Rand hin mit Adern von glei- 
cher Farbe geziert, und an der gewoͤhnlichen Stel⸗ 
le mit einem ſchwarzrothen, ſchmalen und halb 
unterbrochenen Kreiſe verſehen. Die von der 2) 
aber hochſcharlachroth, mit etwas dunklern Adern 
durchzogen, und mit einem ſchwarzrothen unter⸗ 
brochenen Kreiſe, zuweilen aber auch nur, ſtatt 
deſſen, auf einem jeden Blumenblatte mit drey 
laͤnglichten Flecken von gleicher Farbe bezeichnet. 
Uebrigens war die 1) von der 2) außer der Farbe 
auch noch darinn unterſchieden, daß ihre Blumen 
meiſtentheils ſchon einzeln, der andern ihre hin⸗ 
gegen noch einigermaßen Buͤſchelweiſe beyſam⸗ 
men geſtanden. In Anſehung der Fruchtbarkeit 
ſchienen fie eher ab- als zugenommen zu haben: 
denn es erfolgte bey verſchiedenen ihrer Blumen, die 
ich aufs neue wieder mit dem Saamenſtaube der 
Chineſernelke belegt hatte, nur eine bloße After⸗ 
befruchtung; indeſſen war ich doch fo gluͤcklich, 
durch eben dieſen Verſuch von einer Kapſel der 1) 
eilf kleine, braͤunlichte, vollkommene Saamen zu 
erhalten. 5 
Die Verſchiedenheit dieſer beyden Pflanzen 
unter einander ſelbſt dient zu fernerer Beſtaͤtigung 
der ſchon oͤfters vorgetragenen Wahrheit, daß 
die Vereinigung der Saamenſtoffe bey Erzeu⸗ 
gung der Baſtarte im erſten ab⸗ oder aufſteigen⸗ f 
den 


geen 7 103 


den Grade bey weitem nicht mit der Regelmaͤßig⸗ 
keit und Gleichfoͤrmigkeit geſchieht, als bey der 
erſten urfprünglichen Baſtarterzeugung; die große 
Ahnlichkeit derſelben aber, wodurch fie fih un⸗ 
ter dem gegenwaͤrtigen Stande ihrer Vaterpflanze 
bereits genaͤhert haben, und ihre gluͤcklich erfolg⸗ 
te nochmalige Befruchtung mit eben dieſer laͤßt 
mich zuverſichtlich hoffen, die Cartheuſernelken 
mit der Zeit in wahre Chineſernelken vercandelt 
zu ſehen. 


§. 54: 
LVI. Verſ. 


chinenſ. 2. P 

Dianth. hortenſ. . 1766 SL 
ſuperb. 

Dianth. ſuperb. 


Es iſt unter H. 42. XLIM. Verſ. 05 Anzeige 
geſchehen, daß ich die 2 des gegenwaͤrtigen Ver⸗ 
ſuchs aufs neue wieder mit der A verbunden, und 
von dieſer Vermiſchung vier ſchwarze, vollkom⸗ 
mene Saamen erhalten haͤtte. Von dieſen er⸗ 
zog ich den letztern Sommer 1765 drey Pflanzen, die 
den Sten Jun. in Scherben verſetzt worden. Zwo 
derſelben kamen in dieſem Jahr nimmer zur Bluͤte; 
die dritte aber fieng den 24 ſten Aug. an zu blühen. 
Die Blaͤtter dieſer Pflanze waren lang, ſchmal, 
grasartig, von einer ziemlich derben Subſtanz 
und einer etwas matten, dunkelgruͤnen Farbe. 
Ein jegliches derſelben bildete mit ſeinen aufwaͤrts 
gebogenen Seiten und unten merklich hervorra⸗ 

G 4 genden 


4 


104 255 = 20 


genden Hauptrippe gleichſam eine Rinne. Sie 
trieb noch vor dem Spaͤtjahr ſieben Hauptſtengel 


von verſchiedener Staͤrke und Groͤße, die eine 
graulichte oder mattgruͤne Farbe hatten, und nur 
mit wenigen Blumen beſetzt waren. Die Kelch⸗ 


ſchuppen waren oval, und endigten ſich gleichſam auf 


einmal mit einer kurzen Spitze, faſt wie bey der o“. 


Der Blumenkelch war ſehr lang, walzenfoͤrmig, 


etwas duͤnner und weniger merklich geſtreift, auch 
chinenſ. &, ſuperb. c. Die Blumen waren auch 


ſchoͤn um ein merkliches größer, an Farbe blaß⸗ 
violetroͤthlich, und bereits in ungleich feinere und 


menblaͤtter ſchon viel ſchmaler, als er unter jener 


erſten Baſtartgeſtalt zu werden pflegt, und es 


zeigten ſich auf demſelben bereits ſehr ſtarke Spuh⸗ 


ren von der den eigenen blaßgruͤnlichten und 


mit vielen braunrothen, etwas ſteifen Haaren 
beſetzten Stelle. Der Saamenſtaub war weiß⸗ 


mit ſchmaleren Einſchnitten verſehen, als bey den 


tiefere Franſen eingeſchnitten, als bey eben die⸗ 
- fen. So war auch der innere Theil der Blu⸗ 


licht, und beſtund groͤßtentheils aus vollkomme⸗ 


nen Kuͤgelchen. Die Kapſeln waren nach erfolg⸗ 
ter Reife 97 10“ lang, und gaben fo wohl von 


freyen Stuͤcken, als auch in dem Falle, wenn ich 


allein um {ehr vieles Ne ſondern auch un⸗ 


der 


die Blumen mit ihrem eigenen Saamenſtaube ſelbſt 
belegt hatte, gemeiniglich gegen zwanzig ſchwaͤrz⸗ a 
liche, vollkommene Saamen. x 
Man ſieht aus dieſer ganzen Beſchreibung 
zur Genuͤge, daß ſich dieſe Pflanze der * nicht 


0 


se 85 9x 105 


ter dieſem ihrem erſten aufſteigenden Grade eine 
nicht geringe eigenthuͤmliche Fruchtbarkeit ange⸗ 
nommen. Sie wird ſich daher auch aller Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit nach durch eine noch etlichemal zu 
wiederholende Befruchtung mit der endlich 
mit der Zeit in eine wirkliche ee dieſer Art 
verwandeln laſſen. | \ 


$. 55. | 
| LVII. Verſ. 
5 barbat. 2. 
Dianth. &. 

na N. 
propr. pulv. confp. 

Ich erhielt im Jahr 1764 von einer, mit 
ihrem eigenen Saamenſtaube befruchteten Ba⸗ 
ſtartnelke des XXIX. Verf. §. 28 eine ganz gerin⸗ 
ge Anzahl großer, ſchwarzer, vollkommener Saa⸗ 
men, und erzog im darauf folgenden nachſtehende 
drey Pflanzen aus denſelben: die 1) war noch 
eben ſo, wie unter ihrem vorigen Stande, be⸗ 
ſchaffen, ausgenommen, daß die Punkte ſich faſt 
gaͤnzlich bey ihr verlohren, und dagegen eine 
ſchwache Spuhr von einem ſehr ſchmalen Kreiſe 
ſich eingefunden hatte; wodurch fie ſich den Chi- 
neſernelken in etwas genaͤhert zu haben ſchien. 
Die 2) war eine zwergartige Pflanze, mit pur⸗ 
purrothen und blaßpunktirten Blumen. Sie 
ſtunden nicht nur um ein merkliches enger und in 
ſtaͤrkern Buͤſcheln beyſammen, ſondern waren auch 
‚Heiner, als unter erÄhrer erſten Baſtartgeſtalt, und 
i G 5 hat⸗ 


106 Ne 2 DYN 


hatten folglich mit ihrer urſpruͤnglichen Mutter, der 
Cartheuſernelke, offenbar mehr Aehnlichkeit, als 
zuvor. Die Blumen der 3) waren hochſcharlach⸗ 
roth, mit vielen etwas blaßern Punkten durch⸗ 
ſetzt, und mit einer ſchwachen Spuhr eines ſchma⸗ 
len, unterbrochenen Kreiſes bezeichnet; uͤbrigens 
aber in Anſehung ihrer geringen Groͤße und en⸗ 
gern Lage ungefehr von gleicher Beſchaffenheit 
mit der zweyten. 

Eine nicht geringere Verſchiedenheit herrſchte 
auch unter etlichen Pflanzen von dem umgekehr⸗ 
ten Verſuche (zweyt. Fortſ. §. 26. ©. 106.) 
die im Jahr 1764 aus dem Saamen erzogen 
worden. Es hatte 3. B. eine derſelben ganz 
weiße Blumen, mit etlichen kurzen, purpurroͤth⸗ 
lichen Adern. Zwo andere waren mit ungleich 
breiteren Blättern verſehen, als unter ihrer vori⸗ 
gen Baſtartgeſtalt, und kamen das erſtere Jahr 
nimmer zur Bluͤte: beydes ſcheint nicht undeutlich 

zu erkennen zu geben, daß der Saamenſtoff der 
Cartheuſernelken uͤber den Saamenſtoff der Chi⸗ 
neſernelken die Oberhand gewonnen. Ein glei⸗ 
ches muß auch bey der Erzeugung der erſt ange⸗ 
zeigten 2) und 3) Pflanze geſchehen ſeyn. Von 
dem gegenſeitigen Falle hingegen haben wir, außer 
den eben noch nicht gar viel bedeutenden Kreis⸗ 
ſpuhren, bisher noch keine uͤberzeugende Kenn⸗ 
zeichen. So viel iſt indeſſen ganz klar, daß es 
bey der Selbſtbefruchtung ſolcher Baſtarte ziem⸗ 
lich ungleich und unordentlich hergehen muß; ja 
es ſcheint ſo gar, als wenn dadurch e 70 | 
rum 


Ne Ne 107 


Grund zu Mißgeburten gelegt wuͤrde; wie aus 
der zwergartigen Statur der 2) Pflanze des ge⸗ 
genwaͤrtigen, und der beyden Baſtarte des 
XXXVIII. Verſ. §. 37. erhellet. 


§. 56. 


Ich nehme bey dieſer Gelegenheit Anlaß, 
mich uͤber das, bey der Erzeugung ſo wohl na⸗ 
tuͤrlicher als urſpruͤnglicher Baſtartpflanzen ange⸗ 
nommene, Gleichgewicht etwas näher zu erfläs 
ren. Es giebt meines Erachtens nur zween Haupt⸗ 
fälle, bey denen es in dem allerſtrengſten Ver⸗ 
ſtande ſtatt findet: naͤmlich 1) bey der Erzeu⸗ 
gung ganz natuͤrlicher oder noch im geringſten 
nicht ausgearteter Pflanzen; 2) bey der Erzeu⸗ 
gung urſpruͤnglicher und von beyden Seiten im 
hoͤchſten Grade unfruchtbarer Baſtarte. In je⸗ 
nem Falle ſehe ich die groͤßte moͤgliche Fruchtbar⸗ 


keit, in dieſem aber die größte mögliche Unfruchts 


barkeit als eine natuͤrliche Folge und unausbleib⸗ 
liche Wirkung davon an. Vielleicht waͤre dieſen 
beyden noch ein 3) Fall, von einer Baſtartzeu⸗ 
gung beyzufuͤgen, der ohne Zweifel ſchon eine große 
Aehnlichkeit zwiſchen den natuͤrlichen vorausſetzt: 
wenn naͤmlich eine daraus entſtandene Baſtart⸗ 
pflanze von beyden Seiten noch einen gewißen, 
und zwar ‚glei großen Grad der Fruchtbarkeit 
beſitzt. In dieſem Falle werden die durch die 
Selbſtbefruchtung erhaltene Baſtarte groͤßten⸗ 
theils aufs neue wieder von beyden Seiten gleich 
viel Aehnlichkeit mit ihrer Mutter⸗ und Vater⸗ 

pflanzt 


108 * * mie 


pflanze haben, theils aber auch wegen der unglei⸗ 
chen Miſchung, die insgemein bey dieſem Ber; 
ſuche vorzugehen pflegt, eine groͤßere Aehnlichkeit 
mit ihrer Mutterpflanze, theils eine groͤßere Aehn⸗ 
lichkeit mit ihrer Vaterpflanze, als fie zuvor un⸗ 
ter ihrem erſten Baſtartſtande gezeigt, anneh⸗ 
men. Im weitlaͤuftigen Verſtande hingegen 
nehme ich daſſelbe ) bey natuͤrlichen, aber ſchon 
mehr oder weniger aus der Art geſchlagenen 
Pflanzen; 2) bey urſpruͤnglichen, einfachen Ba⸗ 
ſtarten, die von einer oder der andern Seite, oder 
von beyden zugleich, aber in einem ungleichen 
Verhaͤltniſſe, noch einen gewiſſen Grad der eigen⸗ 
thuͤmlichen Fruchtbarkeit beſitzen; 3) bey zuſam⸗ 
mengeſetzten Baſtarten, denen ebenfalls von der 
einen oder andern Seite, oder von beyden zugleich, 
aber in einem ungleichen Verhaͤltniße, ein gewißer 
Grad der eigenthuͤmlichen Fruchtbarkeit zu Theil 
geworden. In dem erſten dieſer Faͤlle wird den 
Pflanzen an der groͤßten moͤglichen Fruchtbarkeit 
etwas abgehen, das iſt, ſie werden entweder von 
der weiblichen oder maͤnnlichen Seite, oder auch 
von beyden zugleich, einen gewißen, obgleich in 
Verhaͤltniß gegen die andern Faͤlle, nur ſehr ge⸗ 
ringen Grad der Unfruchtbarkeit zeigen, der mit 
der Abart einer jeden Pflanze, als der wirkenden 
Urſache | in einer beſtimmten Proportion ſtehen 
wird. In dem zweyten und dritten Falle hinge⸗ 
gen iſt der noch uͤbrig gebliebene Grad der Frucht⸗ 
barkeit als eine Folge und Wirkung von dem 
m ganz vollkommenen e oder, 
we 


985. * Me 109 


welches einerley iſt, von dem geringen Ueberge⸗ 
wichte eines oder des andern Saamenſtoffs an⸗ 
zuſehen. Iſt das Uebergewicht auf der weib⸗ 
lichen Seite, naͤmlich bey der Mutter, ſie ſey 
nun eine natuͤrliche, oder bereits eine Baſtart⸗ 
pflanze, geweſen: fo werden die aus einem folchen 
mit ſich ſelbſt befruchteten Baſtarte zu erziehende 
Pflanzen gemeiniglich eine groͤßere Aehnlichkeit mit 
ihrer Mutter annehmen, als ſie unter ihrer erſten Bar 
es angenommen, Hat aber das Ueberge⸗ 
bey der maͤnnlichen Seite, naͤmlich bey dem 
Tu er, er ſey nun auch eine natürliche, oder bereits 
eine Baſtartpflanze, ſtatt gefunden: ſo werden die 


aus einem ſolchen mit ſich ſelbſt befr uchteten Baſtar⸗ 


te zu erziehende Pflanzen meiſtentheils eine groͤßere 
Aehnlichkeit mit ihrem Vater zeigen, als ſie un⸗ 
ter ihrer erſten Baſtartgeſtalt gezeigt hatten. 
Was den groͤßern oder geringern Grad der, ei⸗ 
ner einfachen oder zuſammengeſetzten Baſtart⸗ 
pflanze noch übrig gebliebenen, Fruchtbarkeit und 
aufs neue erworbenen hoͤhern Aehnlichkeit anbe⸗ 
trift: ſo wird derſelbe mit der Groͤße des bey der 
Erzeugung ſtatt gefundenen Uebergewichts in ei⸗ 
nem angemeſſenen Verhaͤltniſſe ſtehen. Es ſind 
alsdenn dergleichen aus der Selbſtbefruchtung ei⸗ 
nes Baſtarts erzogene Pflanzen gewiſſermaßen 
ſchon als Baſtartpflanzen im erſten ab- oder auf 

ſteigenden Grade anzuſehen, die ſich, bey fort⸗ 
geſetzter wiederholten Selb oſtbefruchtung, aller 
Wahrſcheinlichkeit nach, endlich aus eigenen 
Kraͤften entweder in au oder Vaterpflanzen 

wer⸗ 


110 Ne n ge 


werden verwandeln laſſen. Uebrigens ſtehen alle 
dieſe Faͤlle mit der groͤßern oder geringern Aehn⸗ 
lichkeit und Verwandtſchaft, die die natuͤrlichen 
Pflanzen, oder ihre Varietaͤten, untereinander 
haben, in der genaueſten Verbindung, wie be⸗ 
reits ſchon an einem andern Orte (Fortſ. der 
Vorlaͤuf. Nachr. S. 55.) erinnert worden. 
Woran laͤßt ſich aber die gaͤnzliche Unfrucht⸗ 
barkeit einer Baſtartpflanze, oder der noch uͤbrig ge⸗ 
bliebene Grad der Fruchtbarkeit derſelben dem 
aͤußerlichen nach erkennen? Die Sache hat von der 
männlichen Seite keine ſonderliche Schwierigkeit: 
denn, wenn der Saamenſtaub aus lauter einge⸗ 
fallenen, leeren Baͤlgen beſteht: ſo kann man auf 
die gaͤnzliche Unfruchtbarkeit von dieſer Seite ei⸗ 
nen ziemlich ſichern Schluß machen. Sieht man 
hingegen, daß unter den ſchlechten noch eine mehr 
oder weniger betraͤchtliche Anzahl guter, vollkom⸗ 
mener Staͤubchen vorkommt: ſo iſt an einem ge⸗ 
wiſſen Grade der Fruchtbarkeit von eben dieſer Sei⸗ 
te im geringſten nicht zu zweifeln. Hingegen fehlt es 
uns von der weiblichen Seite an aͤußerlichen Kenn⸗ 
zeichen gaͤnzlich; es kann daher auch die größere oder 
geringere Vollkommenheit des weiblichen Saa⸗ 
mens, oder die gaͤnzliche Unvollkommenheit deſſelben 
nicht anders, als durch Verſuche, beſtimmt werden. 
Ich habe die gaͤnzliche Aehnlichkeit der Ba⸗ 
ſtarte mit denen vom umgekehrten Verſuche bis⸗ 
her als ein untruͤgliches Kennzeichen des Gleichge⸗ 
wichts zwiſchen beyderley Saamenſtoffen angegez 
ben; man muß aber dieſen Satz in einem einge⸗ 
f ſchraͤnk⸗ 


„ e II 


ſchraͤnkten Verſtande nehmen. Es beweißt zwar 
die gedachte wechſelsweiſe Aehnlichkeit unumſtoͤß⸗ 
lich, daß in beyderley Faͤllen überhaupt die nehm⸗ 
liche Proportion in Vermiſchung der Saamenſtof⸗ 
fe beobachtet, keinesweges aber, daß in einem 
jeden Falle ins beſondere dem Maaße oder der 
Wirkſamkeit nach von einem jeden Saamenſtoffe 
gleichviel bey der Erzeugung angewendet worden. 
Ich will die Sache durch ein Exempel erlaͤutern: 
es ſey A der weibliche, B der maͤnnliche Saame 
einer gewiſſen natuͤrlichen Pflanze, und a der 
weibliche, b der maͤnnliche Saame einer andern 
mit jener nahe verwandten Gattung, auch bey⸗ 
derley Saamenſtoffe durchgaͤngig von gleicher 
Wirkſamkeit. Nun ſetze man, es werden in dem 
einen Falle von A ro und von b Theile, in 
dem andern umgekehrten aber 9 von a und 10 
Theile von B bey der Erzeugung angewendet: fo 
wird in beyden Faͤllen die Summe dieſer beyder⸗ 
ſeitigen Theile 19, und folglich die daraus ent⸗ 
ſtandene Pflanzen einander vollkommen aͤhnlich 
ſeyn; in einem jeden ins beſondere aber ſich A zu 
b, wie 10 zu 9, und a zu B, wie 9 zu 10 verhal⸗ 
ten }, und alſo in dem erſten der weibliche Saame 
A über den männlichen | b, und in dem andern der 
maͤnnliche Saame B über den weiblichen a das 
Uebergewicht haben. Oder man nehme an, daß 
10 Theile von einer blauen und 9 von einer gel⸗ 
ben Farbe mit einander vermiſcht werden: ſo wird 
eine dritte, naͤmlich eine gruͤne Farbe „und zwar 
in einem gewiſſen beſtimmten Grade, heraus kom⸗ 

men 


aan ne 


men, ich mag nun die blaue mit der gelben, oder 
die gelbe mit der blauen vermiſcht haben. Es 


wir ber dieſe gruͤne Farbe deßwegen nicht ge⸗ 
rade ulkommen das Mittel zwiſchen den beyden 


Grundfarben halten, und folglich von derjenigen 


noch unterſchieden ſeyn, die herauskommt, wenn 
man von einer jeden 10 Theile mit einander ver⸗ 


miſcht hat. Hiebey muß man aber wieder vor⸗ 
ausſetzen, daß beyde Grundfarben von gleicher 


Wirkſamkeit ſeyn: denn, wenn z. E. die gelbe 


um 5 wirkſamer wäre, als die blaue; fo würde 


in dem gegebenen Falle, der ungleichen Propor⸗ 
tion in der Maſſe ungeachtet, dennoch eine mitt⸗ 


lere Farbe herauskommen, zu der eine jede dieſen 
Grundfarben der Wirkſamkeit nach gleich viel ben⸗ 


getragen. Hingegen würde auch bey eben dies 
ſem Umſtande in dem Falle, wenn von einer je⸗ = 


den 10 Theile genommen worden wären, eine gruͤ⸗ 


ne Farbe entſtehen, bey der das gelbe uͤber das 


blaue die Oberhand nn 


57. 
Es ſind im re 1764 außer den bisher be⸗ 
ſchriebenen Baſtartnelken auch noch verſchiedene 


andere erzogen worden, deren hier nur mit weni⸗ 


gen Worten gedacht werden ſoll. 


Ich erhielt von der Vermiſchung einer, in der 


zweyt. Fortſ. §. 23. XXXV. Verſ. unter J) an⸗ 


gegebenen Baſtartnelke im erſten abſteigenden 


8 


Grade als 2, und einer Cartheuſernelke als A, - 
zwo Pflanzen. Eine derſelben hatte ſich die A ° 


wieder um ein merkliches genaͤhert, und ſchien un⸗ 


14 


ter 


Ne =. Ne . 113 
ter dieſer Geſtalt alle Fruchtbarkeit verlohren zu 
haben; die andere aber war von der chin. 25 
barb. o nicht merklich unterſchieden. Aus den 
von freyen Stuͤcken entſtandenen Saamen der 
erſtgedachten Baſtartnelke im erſten abſteigenden 
Grade wurden drey Pflanzen erzogen, die den 
Chineſernelken an Aehnlichkeit und Fruchtbarkeit 
wenig oder nichts mehr nachgegeben. Eine faſt 
gleiche Bewandtniß hatte es mit acht andern, die 
ich aus dem von freyen Stuͤcken entſtandenen 
Saamen des umgekehrten Verſuchs (zweyt. 
Fortſ. g. 25. XXXVII. Verf.) erhalten. Eine 
aus dem XXX. I. Berf. der zweyt. Fortſ. §. 24. 
als L und dem barb. als “ entſtandene Pflanze 
hatte ſich in Anſehung ihrer Aehnlichkeit und 
Fruchtbarkeit den Cartheuſernelken noch um ein 
merkliches mehr, als unter ihrem erſten aufſtei⸗ 
genden Grade, genaͤhert. Siebenzehn chin. 2, 
barb. G (Fortſ. der Vorlaͤuf. Nachr. §. 20. 
XIX. Vers) und vier dai, Ep. chin. . 
(zweyt. Fortſ. §. 23. XXXV. Verſ.) kamen 
mit den ehedem beſchriebenen in der Hauptſache 
gaͤnzlich uͤberein. Zwo vom letztern Verſuche, 
zu dem dießmal eine verviefaͤltigte Chineſernelke, 


als , genommen worden, gaben ebenfalls halb 


gefüllte Blumen. So habe ich auch von dem 
XXXIX. Verſ. der zweyt. Fortſ. und von dem 
XXXIX, XIII, XI. VI, XI VII. Verſ. dieſer dritt. 
Fortſ. von einem jeden noch eine oder etliche Pflan⸗ 
zen bekommen; ſie wurden mir aber, da ſie kaum 

55 f in 


114 „e n r 


in dem zu ihrer Ausſaat genommenen hölzernen 


Kaͤſtchen aufgegangen waren, nebſt mehrern an⸗ 


dern von den Maͤuſen abgefreſſen. Durch eben 


dieſen Zufall ſind mir auch im Jahr 1765 einige 
ganz neue, theils einfache, theils zuſammengeſetzte 
Baſtartnelken, worunter auch ein aus der ſibiri⸗ 
ſchen Federnelke als L, und einer Gartennelke, 
als A, erzogener Baſtart geweſen, zu Grunde 
gegangen. Ich werde aber ihren Verluſt wieder 
zu erſetzen trachten, und ſie nebſt verſchiedenen 
andern neuen Gattungen, die den letztern Som⸗ 


mer noch nicht zur Bluͤte gekommen, ins kuͤnftige 


beſchreiben. 


Es iſt in der zweyt. Fortſ. H. 33. gemeldet 
worden, daß die im Jahr 1763 aus der wech⸗ 
ſelsweiſen Vermiſchung des Hibifc. Manih. 9 
und Hibife. vitifol. ) entſtandene Pflanzen den⸗ 


ſelbigen Sommer nimmer zur Blüte gekommen. 
Ich erzog daher im Jahr 1764 von dem XIIII. 


Verſ. aufs neue ſieben, und von dem XLIV. vier 
Pflanzen, die alle noch zu rechter Zeit zu bluͤhen 
angefangen. Sie zeigten abermals in allen Stuͤ⸗ 
cken, und zwar auch in Anſehung der verſchiede⸗ 
nen Groͤße ihrer Blumen, zwiſchen ihren Eltern 


die mittlere Aehnlichkeit, und gaben denſelben an 


Fruchtbarkeit im geringſten nichts nach. Es iſt 
demnach ganz klar, daß erſterwaͤhnte beyde Pflan⸗ 


zen 


9 Linn. Sp. Pl, edit. fec; p. 980. n. 17. 
Linn. E C. p. 988. n. 21 


8 * 2 x 
— ns 


M e 10 115 
zen keine verſchiedene Gattungen, wofuͤr ſie doch 
bisher von den neuern Kraͤuterverſtaͤndigen ange⸗ 
geben worden, ſeyn koͤnnen, ſondern eine von ih⸗ 
nen als eine bloße Varietaͤt von der andern hit 


7 iſt. 


LVIII. Bert. 

Datura ferox, fl. alb. 2. 
Datura Tatula, fl. viol. d. N 

Von dieſem ſchon im Jahr 1762 angeftellten | 
Verſuche erzog ich drey Pflanzen. Ihre Blu⸗ 
men waren weißlicht⸗ violet, mit fuͤnf dunklern 

Strichen, und zeigten zwiſchen der ungleich klei⸗ 
nern von L und groͤßern von o die mittlere Größe. 
Der Saamenſtaub beſtund groͤßtentheils aus ein⸗ 
geſchrumpften Vaͤlgen, indeſſen waren doch auch 
ganz vollkommene Kuͤgelchen, und zwar in einer 
nicht geringen Anzahl, darunter anzutreffen. 
Viele dieſer Blumen fielen unbefruchtet ab; doch 
ſetzten auch nicht wenige derſelben Kapſeln 
an, worinn ich zuweilen dreyßig bis vierzig voll⸗ 
kommene Saamen gefunden, deren Befruchtung 
theils durch ihren eigenen Saamenſtaub, theils 
aber auch durch einige in der Naͤhe geſtandene A 
geſchehen ſeyn mag. Es iſt dieſe Anzahl gegen 

die von eben dieſer e Gattung ſehr ge⸗ 
ring; indem ihre Kapſeln oͤfters gegen achthun⸗ 
dert Saamen zu geben pflegen. Uebrigens wa⸗ 
ren die Stacheln, womit die Kapſeln dieſer aͤchten 
| H 2 Bar 
) Linn. I. c. p. 255. n. I. ö 


Tue,’ u Bo 
Baſtarte beſetzt geweſen, etwas kleiner, als bey L, 
aber größer, als bey *. Der merklich große 
Grad der Unfruchtbarkeit dieſer Pflanzen dient 
alſo hier zu einem offenbaren Beweiſe, daß die 
Kraͤuterkenner ihrer Eltern mit allem Rechte als 
zwo verſchiedene Gattungen angenommen. 
i 50. 
I ga 
fl. rub. K. 
Lala: 9 
4 fl. flav. | 
| lalap. fl. fav. &. a 
Ich erzog im Jahr 1764 von dieſer Baſtart⸗ 
varietaͤt im erſten aufſteigenden Grade drey Pflan⸗ 
zen. Die gelbe Farbe ſtach bey ihnen um ein 
merkliches ſtaͤrker vor, als unter ihrem vorigen 
Stande. Et 5 5 1 
4 81 


SEX. AU Ce e Oops 
Cheiranth. incan. 2.*) . ‚Cheiranth, ann 2. 
Cheiranth. ann... 9 Cheiranth. incan. . 


Da mir der weſentliche Unterſchied, den man 
zwiſchen den Winter- und Sommerlevcoyen zu 
finden glaubt, immer verdaͤchtig vorgekommen: 
ſo entſchloß ich mich, dieſe bisher zweifelhaft ge⸗ 
bliebene Sache durch den Verbindungsverſuch 
gänzlich zu entſcheiden. Zu dem Ende ſtellte ich 

| 15 ee e ee 
) Linn. Sp. pl. edit. ſec. p. 924. n. 6. | 
**) Linn. I. c. p. 925 n. 7. i 


* * * . 5 117: 


im Jahr 1763 eine wechſelsweiſe Vermiſchung 
bey ihnen an, und erhielt durch dieſelbe von bey⸗ 
den Seiten vollkommen befruchtete Kapſeln. Im 
darauf folgenden Jahr erzog ich von einer jeden 
ins beſondere zwo, uͤberhaupt aber von dem LX. 
Verſ. zwoͤlf und von dem LXI. ſechs Pflanzen. 
Sie kamen durchgehends in allen Stuͤcken mit 
einander uͤberein. Die mittlere Natur verrieth 
ſich bey ihnen vorzüglich dadurch, daß ſie fruͤher 
und ſtaͤrker zu bluͤhen anfiengen, als die Winter⸗ 
levcoyen im erſten Jahr zu thun pflegen, und hin⸗ 
gegen ihre Blumen ſpaͤter und nicht in der voll 
ſtaͤndigen Anzahl hervorbrachten, als es ſonſt die 
Art der Sommerlevcoyen mit ſich bringt. Mit 
einem Worte, die Seitentriebe bluͤhten gaͤnzlich 
ab, und es fehlte nicht viel, ſo waͤre auch der Haupt⸗ 
trieb noch zur Bluͤte gekommen; welches aber erſt 
im Jahr 1765, und zwar ziemlich fruͤh, geſche⸗ 
hen iſt. Uebrigens waren ſie ſo fruchtbar, als jene 
beyde Arten nur immer ſeyn koͤnnen. Ich erhielt 
von ihnen noch im erſten Sommer eine Menge der 
vollkommenſten Kapſeln und Saamen, die den 
darauf folgenden Winter in einem kalten Ge⸗ 
waͤchshauſe vollends ihre gehoͤrige Reife erreicht 
haben. Es wird alſo, kraft dieſer ganz entſchei⸗ 
denden Probe, einer oder der andern jener bey 
den Pflanzen, ihrer ungleichen Dauer und ande, 
rer kleinen Verſchiedenheiten ungeachtet, ins kuͤnf, 
tige ein Platz unter den Varietaͤten angewieſen 
werden muͤſſen. 75 


1 di Oz 


6. 2 Ale 
LXH. Berſ. 
.Sıda crift. min. 2. FR 
Sida criſt. maj. . ) 
Ich belegte den ıften Aug. 1 eine Blume 


von » mit dem Saamenſtaube der A’. Die Be 
fruchtung gieng ganz gluͤcklich von ſtatten. Im 


N 


darauf folgenden Jahr wurden vier Pflanzen von 


dieſem Verſuche erzogen, die nicht nur in Anſe⸗ 


hung der Farbe, Geſtalt und Groͤße aller Theile, 
ſondern auch in Abſicht auf die kleinere Anzahl 


Saamen von P, und die größere von, die 
mittlere Proportion gehalten. Die Fruchtbarkeit | 
derſelben iſt demnach ein ſicheres Kennzeichen, 


daß die beyden natuͤrlichen, von denen ſie erzeugt 


worden, keine verſchiedene Gattungen ſind, und 
daher von dem Herrn von Linnee ganz recht 


unter eine klammer e | 
| 63. 
IXI I. Verſ. 
Cucurb. ind. min. 2. 
b Cucurb. Pepo max M. b) 
Die 2 war eine ganz kleine, rundlichte, weiß 
gelblichte 1 von der Groͤße eines borsdor⸗ 


fer 


*) Abutilon americanum, flore coeruleo. Hall. Hort. Gött. 
MDCC LIII. p. 12. Linn. Sp. Pl. edit. Sec. p. 964. 


n. 2 1. H. Althaea indica, flore coeruleo, minimo. Brof 


) Abutilon Lavaterae folio, fructu criftato. H. Elth. T. 2. 
f. 2. Hall. Hort. Gött. I. c. Linn. I. c. n. 21 


a) Pepo fructu minimo, ſphaerieo. Tourn. 105. Boerh. II. 7 8. an? 


d) Pepo vulgaris. Tourn. 105. Boerh. II. 78. Cucurbita. Pepo. 
Linn, Sp. Pl. edit. en AR 1435. n. 2 


e n er 119 


fer Apfels mit wenigen, ſehr kleinen Saamen; 
die of! hingegen eine ſehr große, rundlichte, gel⸗ 
be, gemeine Kuͤrbſe, mit vielen, ſehr großen Saa⸗ 
men. Ich befruchtete im Jahr 1763 jene mit die⸗ 
ſer, und erzog im darauf folgenden von dieſem 
Verſuche zwo Pflanzen. Sie waren vollkom⸗ 
men fruchtbar, und ihre Blätter, Blumen, Fruͤch⸗ 

te und Saamen von mittlerer Größe, Farbe und 
Anzahl zwiſchen L und A, Man ſieht alſo wohl, 
daß dieſe hier angegebene Varietäten dem We⸗ 
ſentlichen nach eben ſo wenig von einander unter⸗ 


ſchieden ſind, als ein Schooßhuͤndchen von einen 


engliſchen Dogge „und folglich beyde, nebſt ei⸗ 
ner Menge anderer Sorten, unter eine ung | 
gehören, 


F. 64. 
Law De lv. Ver. 
Aquileg. vulg. 2 5 Aquileg. canad. 2. 
Aquileg. canad. . Aauleg. vulg. od. 


Die zu den gegenwaͤrtigen Verſuchen genom⸗ 
mene europaͤiſche Garten⸗Ackeley war violet, und 
hatte fünf Biumen und etliche Reihen 3 Neckar 
Blätter; die amerikaniſche aber, wie gewöhnlich, 
roth, in der Mitten gelb, und einfach. Es un⸗ 
terſcheidet ſich dieſe von jener noch außer der Far⸗ 

be durch ihre zartere Structur, feiner eingeſchmit⸗ 
tene Blaͤtter, laͤngere und ſchmalere Blumen, laͤn⸗ 
24 „NNwgere 
) Linn. Sp. Pl. edit. ſec. p. 752. n. 1 
25 N a E 


120 N ® % 


gere und gerader ausgeſtreckte Neckarhörmer „und 
merklich kleinere Saamen. Den 20 Jun. 1763 


machte ich den LXIV. Verſ. an acht, und den | 


LXV. an zwo Blumen, und erhielt von dieſer 
wechſelsweiſen Vermiſchung eine ziemliche Anzahl 


befruchteter Saamen. Im darauf folgenden 
wurde von einer jeden Kapſel etwas weniges aus⸗ 
geſoͤet, und von dem erſten Verſuche zwanzig, 
und von dem andern zehn Pflanzen erzogen. Sie 
kamen insgeſammt im May 1765 zur Blüte, und 
waren in dem Stande ihrer Vollkommenheit fol⸗ 
gendermaßen beſchaffen. 

LXIV. Verſ.) Fünf Pflanzen mit gelbröthli⸗ 

chen, oder vielmehr kupferfarbichten, ſtark ver⸗ 


vielfältigten Hoͤrnerblumen. Die fünf eigentli⸗ 


chen Blumenblaͤtter waren von einer etwas dunklern 


Farbe, als die von der andern Art, um ein merk⸗ 
liches kleiner, als ſie ſonſt zu ſeyn pflegen, und 


ſchlugen ſich zwiſchen den nach einer Spirallinie 


umgewundenen Nectarhoͤrnern durch. Die Anzahl 


der Nectarblaͤtter belief ſich bey einer jeden Blu⸗ 


me insgemein auf funfzig. Es ſtacken ihrer im 
mer fuͤnf in einander, und ſchienen dem aͤußerli⸗ 


chen Anſehen nach nur in ein Horn auszulaufen, 
in der That aber war es aus fuͤnf andern in ein⸗ 


ander geſchobenen Hörnchen zuſammengeſetzt, und 


folglich ein jedes Nectarblatt mit einem eigenen 
Horn verſehen Es fand ſich auch in dem Grunde 
eines jeden Hoͤrnchens eine kleine Quantitaͤt Ho⸗ 


nigſaft. Eben dieſe Nectarblaͤtter ſtunden reihen 
weiſe uͤber einander; die obern waren nach Pro⸗ 
' portion 


* *. Ne 121 


portion ungleich mehr, als die untern, herzfor⸗ 
mig ausgeſchnitten, und auf ihrem Rücken mit 
einem ſtrohgelben Striche bezeichnet, der den un⸗ 
tern gaͤnzlich mangelte. Die Hoͤrner ſelbſt waren 
um ein merkliches kuͤrzer, und die Anzahl der 
Staubfaͤden geringer, als bey den einfachen Blu⸗ 
men, die ich aus dieſem Verſuche erhalten. Der 
Saamenſtaub ſchien dem aͤußerlichen Anſehen nach 
aus lauter guten Theilchen zu beſtehen. Die 
ſechſte, die zugleich mit einer der vorhergehenden 
in einem Scherben aufgewachſen, hatte mißge⸗ 
ſtalte, gruͤne Blumen. Ihre Blätter hatten vie⸗ 
les von einer purpurroͤthlichen Farbe angenom⸗ 
men, ehe ſie noch welk zu werden anfiengen. Die 
Stengel und Blumen waren kleiner, als gewoͤhn⸗ 
lich, und die letztern faſt ganz gruͤn. Der Sub⸗ 
ſtanz nach waren alle Theile derſelben viel ſteifer, 
als ſie ſonſt bey den natuͤrlichen zu ſeyn pflegen, 
und kamen darinn den Blättern gänzlich bey. Die 
fuͤnf eigentlichen Blumenblaͤtter waren ruͤckwaͤrts 
umgebogen und rinnenförmig zuſammengelegt. Die 
Nectarblaͤtter hatten keine Hörner; ihre Geſtalt war 
löffelförmig, mit einem ganz ſchmalen Stiele und 
einer laͤnglichten und vorne eingekerbten Schaufel; 9 
an der Zahl zwanzig bis dreyßig, auch vierzig bis 
funfzig. Die Staubfaͤden waren ganz kurz, und 
nur mit tauben Koͤlbchen verſehen. Die Piſtille 
ſchienen ſich ebenfalls in loͤffelfoͤrmige Blätter ver⸗ 
wandelt zu haben, deren Rand bey einigen Blu⸗ 
men ganz, bey andern hingegen in verſchiedene 
Einſchnitte abgetheilt war. Man kann hieraus 
95 leicht 


122 ge W ce 


leicht abnehmen, daß dieſe Pflanze im hoͤchſten 
Grade unfruchtbar geweſen. Die ſiebente und 
achte kamen mit den fünf erſtern in allem uͤberein; 
nur fiel die Farbe ihrer Blumen mehr ins purpur⸗ 
rothe. Die neunte und zehnde mit ganz blaß vio⸗ 
letten, einfachen Blumen. Die eilfte mit einfa⸗ 
chen, blaßvioletten und an der innern Seite der 
Nectarblaͤtter faſt ganz weißlichten Blumen. Die 
zwoͤlfte mit einfachen, blaßvioletten und an der 
innern Seite der Nectarblaͤtter ſtrohgelben Blu⸗ 
men. Sieben andere mit einfachen, roͤthlichvio⸗ 
letten Blumen. Die zwanzigſte mit einfachen, 
blaßrothen Blumen; die innere Flaͤche der Nectar⸗ 
Blätter ſtrohgelb, und die aͤußere, wie bey den 
Blumenblaͤttern, aber noch um ein merkliches 5 
blaßer. | 
LXV. Verſ.) Fuͤnf Pflanzen, deren Blumen 

von gleicher Beſchaffenheit und Farbe mit der 
zwanzigſten des erſtern Verſuchs geweſen. Die 
ſechſte und ſiebente wie die vorhergehenden, nur 
noch etwas blaßer. Die achte und neunte mit 
einfachen, ganz roͤthlichvioletten, und die zehnde 
mit einfachen, blaßvioletten Blumen. Uebri⸗ 
gens waren die Blaͤtter aller dieſer aus der wechſels⸗ 
weiſen Vermiſchung erzeugten Pflanzen von ei⸗ 
ner zartern Subſtanz, und in feinere Einſchnitte 
abgetheilt, und die Stengel nebſt den Blumen⸗ 
ſtielchen etwas duͤnner und geſchlanker, als bey 

unſerer europaͤiſchen; dagegen aber in allem et⸗ 
was weniger, als bey der americaniſchen. Was 
die Fruchtbarkoit Derfellen anbetrift: fo gab eine 
jede 


Nỹe Ff 123 


jede ihrer Blumen ſo wohl von freyen Stuͤcken, 
als auch in dem Falle, wenn ich ſie ſelbſt mit ih⸗ 

rem eigenen Saamenſtaube belegt hatte, dreyßig 
bis vierzig, und von der europaͤiſchen ihrem ſech⸗ 
zig bis ſi ebenzig vollkommene Saamen, von mitt⸗ 
lerer Groͤße zwiſchen den beyden natürlichen. 

Es verdient bey dieſen Baſtartpflanzen vor⸗ 
zuͤglich zweyerley in Betrachtung gezogen zu wer⸗ 
den: naͤmlich die große Verſchiedenheit in dem 
Baue und der Farbe ihrer Blumen, und die nicht 
geringe eigenthuͤmliche Fruchtbarkeit derſelben. 
Jene hat ohne allen Zweifel ihren Grund in der 
bereits ausgearteten Natur unſerer Gartenackeley, 
und beſtaͤtiget gewiſſermaßen dasjenige, was ſchon 
oben H. 47. von den Urſachen des aufgehobenen 
Gleichgewichts, und dem daher ruͤhrenden Ur⸗ 
ſprunge vieler Varietaͤten geſagt worden. Dieſe 
aber koͤnnte einen faſt auf die Gedanken bringen, 
die beſtaͤndige Erhaltung der gegenwaͤrtigen ſo 
wohl, als der $. 49. beſchriebenen Baſtarte fuͤr 
moͤglich zu halten. Ich fuͤr meinen Theil bekenne 
offenherzig, daß ich nichts weniger, als für dieſe 
Meynung eingenommen bin. Meine Gruͤnde da⸗ 
gegen ſind dieſe. Wenn ich vorausſetze, daß die 
beſtimmte Anzahl Saamen, die eine jede natuͤr⸗ 
liche Gattung jährlich giebt, gerade eben diejeni⸗ 
ge iſt, die zu Erfuͤllung aller bey ihr ſtatt haben⸗ 
den, fo wohl Haupt: als Nebenendzwecke und in 
Rückſicht auf gewiſſe unabaͤnderliche Zufaͤlle noth⸗ 
wendig erfordert wird; eben dieſe aber bey einem 
1 2 auch 8 ſo fagtbere Baſtarte doch noch 

immer 


. ne * 


immer um ein merkliches geringer, als bey ſeinen | 


Eltern, und folglich zu Erreichung der nehmlichen 
Endzwecke und Abwendung aller, den Untergang 
drohender Zufaͤlle bey weitem nicht hinreichend iſt: 

ſo faͤllt die beſtaͤndige Erhaltung aller ſolchen 
Pflanzen ſchon aus dieſem Grunde allein von ſich 


ſelbſt hinweg. Es ſteht aber derſelben, neben 


der allzueingeſchraͤnkten Fruchtbarkeit noch eine 
andere, und viel wirkſamere, Hinderniß im 


Wege, die allem Vermuthen nach, wo nicht in 


allen, doch in den allermeiſten Fallen ſtatt finden 
mag, und darinn beſteht: 195 eine fruchtbare 


Baſtartgattung, kraft des bey ihr obwaltenden 


größern oder geringern Uebergewichts, ſich aus 
eigenen Kraͤften, nach einer gewißen Reihe von 
Zeugungen entweder wieder in eine Mutterpflanze 


verwandelt, oder gar in eine Vaterpflanze uͤber⸗ 
geht. Es ſind von dieſer allmaͤligen Selbftvers 


wandlung $. 55. bereits einige merkwuͤrdige Bey⸗ 
ſpiele vorgekommen, und ich hoffe, meinen Leſern 
mit der Zeit noch mehrere vorlegen z koͤnnen. 


§. 65. | 
Ich habe in der Fortſ. dir Borläuf. Nachr. 
$. 23. XXII. Verſ. gemeldet, daß ſich das weiße 


Bilſenkraut mit dem ſchwarzrothen Blumengrunde 


von dem weißen Bilſenkraut mit dem gruͤnen Blu⸗ 
mengrunde nicht hätte befruchten laſſen, und dar⸗ 
aus S. 59. geſchloſſen, daß dieſe letztere Pflanze 
keine bloße Varietaͤt von jener, ſondern eine ganz 
verſchiedene Gattung ſeyn muͤße. Nachdem es 


mir aber im Jahr 1762 und 1763 gelungen, von 
dieſer 


. * We 126 


dieſer Vermiſchung vollkommen befruchtete Saa⸗ 
men zu erhalten, woraus den letztern Sommer 
Pflanzen von mittlerer Aehnlichkeit in der Farbe 
und von ganz unveraͤnderter Fruchtbarkeit erzogen 
worden: ſo ſehe ich mich genoͤthiget, gedachtes 
Urtheil zu widerrufen, und das weiße Bilſenkraut 
mit dem gruͤnen Blumengrunde vor das, was es 
in der That iſt, nämlich vor eine bloße Varietaͤt 
von dem andern zu erkennen. Der Fehler, den 
ich damals begangen, lag bloß darinn, daß ich 
den Verbindungsverſuch an den allererſten Blu⸗ 
men, die bey dieſen Pflanzen ohnehin nicht leicht 


ra x 


Saamen zu Ne hatte. 
5 Es wird meinen Leſern ohne Zweifel ſchon bez 
kannt ſeyn, daß ein Ungenannter im Jahr 1764 


in Florenz eine Abhandlung“) von zwey Bogen 


in groß Octav herausgegeben, darinn er der ges 
lehrten Welt von einer allerdings neuen Bewe⸗ 
gung Nachricht ertheilt, die ſich auf eine vorher⸗ 
gegangene Beruͤhrung an den kleinen Bluͤmchen 


zeigt, deren verſammlete Menge die Blumen des | 


Diſtelgeſchlechts ausmacht. Ich hatte die Re⸗ 
cenſion dieſer Schrift in den Goͤtt. Anz. von ge⸗ 
lehrten Sachen 85. St. S. 688. kaum geleſen, 
). Diſcorſo della irritabilita d' alcuni fiori le 

2 feopertayigete, 6 70, anna 
Anm. Da mir dieſe Schrift noch nicht zu Gefichte ges 
kommen: ſo weiß ich auch von dem Inhalte derſel⸗ 

ben weiter nichts, als was mir aus obangefuͤhrten 5 
Goͤtt. Anz. bekannt iſt. 1 92 


126 ne N fe 


fo begab ich mich voller Vergnuͤgen über dieſe 
ſchoͤne Entdeckung ſo gleich in den hieſigen bota⸗ 


niſchen Garten, um eine Probe an allen damals 


blühenden Pflanzen aus der Claſſe der zuſammen⸗ 


geſetzten Blumen zu machen, und ſiehe, ich war 4 
fo glücklich, dieſe Bewegung noch denſelbigen 


Tag an verſchiedenen ſolcher Pflanzen, und auch 


nachher noch an mehrern andern, zu ſehen, und 


vollkommen bewaͤhrt zu finden. Es ſind folgende: 


Hieracium Sabaudum. Linn. Sp. Pl. edit. ſec. n. 27. 


Cichorium, Intybus. n. 1. et Endivia. n. 2. Scoly- 
mus his/panicus. n. 2. Serratula arvenfis.n. 16. Car. 
duus cafabonae.n. 12. Onopordum arabicum. n. 3. 
Cynara, Scolymus. n. f. et Curdunculus. n. 2. Buph- 
thalmum maritimum. n. 6. Centaurea mo/chata.n. 2. 
nigra. n. 1 I. fpinofa. n. 1 6. zagufina. n. 17. cinera- 
via. n. 1 8. Scabioſn. n. 22. glaſtifolia. n. 33. bene- 
dicta. n. 42. eriophora. n. 43. ſalmanticu. n. 54. 


Der Herr Verfaſſer, der nach den Goͤtt. Anz. der 
Graf J. Babtiſta dal Lavolä ſeyn ſoll, hat 
ganz recht, wenn er behauptet, daß man dieſe 


Bewegung nur an den friſchen Bluͤmchen zu ſehen 
bekomme; es ſind immer diejenigen Reihen, die 


ſich entweder eben oͤffnen wollen, oder bereits in 


der beſten Bluͤte ſtehen. Bey den veralteten 


äußern Blümchen, an denen das Piſtill ſchon 
ſehr weit hervorragt, iſt es zu fpät, und bey den 


hoch nicht genugſam erwachſenen innern zu früh, 
ſie zu ſehen. Man kann ſie von einem und dem⸗ 


ſelben Bluͤmchen mehr als einmal wiederholen 


laſſen, wenn man nur immer wieder nach der ges 


ſchehenen 4 


ge * > 127 


d ſchehenen Bewegung und vor der neuen Beruͤh⸗ 
rung eine kuͤrzere oder laͤngere Zwiſchenzeit, je 
nachdem naͤmlich die Witterung warm oder kalt 
iſt, abwarten will. Und eben dieſe Umſtaͤnde 
beſtimmen auch die größere oder geringere Lebhaf⸗ 
tigkeit derſelben. Am lebhafteſten und mannig⸗ 
faltigſten unter allen habe ich die Bluͤmchen der 
erſtangezeigten Gattungen Centaur. n. 16, 17,18, 
33, 43 und 54 ſich bewegen, und öfters gleiche 
ſam recht hin und her taumeln geſehen. Sie zeigt 
ſich uͤbrigens nicht immer gleich unmittelbar auf 
den geſchehenen Stoß oder Berührung, ſondern 
nach einer kurzen Unthaͤtigkeit oͤfters erſt in einer 
oder etlichen Secunden darauf. Hat das Bluͤm⸗ 
chen durch ſeine vollbrachte Bewegung eine ge⸗ 
zwungene Lage bekommen: ſo nimmt es nach ei⸗ 
niger Zeit, aber auf eine ganz unmerkliche Weiſe, 
nach und nach wieder eine natuͤrlichere an. Bey 
einer jedesmaligen Bewegung ruͤckt das Piſtill in 
etwas weiter fort, und treibt gemeiniglich, wenn 
es ſich bey den juͤngern Bluͤmchen mit ſeinem vor⸗ 
derſten Theil durch die fuͤnfſpaltige Spitze der cy⸗ 
lindriſchen Staubſcheide eben hindurch drengt, 
eine kleine Quantitaͤt Saamenſtaub vor ſich her 
In der That ſcheint dieſe Bewegung, wie der 
Herr Graf ſelbſt ſagt, von den ſich verkuͤtzenden 
Staubfaͤden herzuruͤhren. Zieht ſich nur einer 
oder auch etliche von einer Seite zugleich zuſam⸗ 
men, ſo bewegt ſich auch das Bluͤmchen nach eben 


derſelben Gegend hin, von deren Seite die Ver⸗ 


. Fürzung, bewirkt worden; geſchieht hingegen eben 
dieſe 


128 „„ e * we. N 
dieſe gleich darauf bey den entgegengeſetzten Staub⸗ 
faͤden, ſo erfolgt eine gegenſeitige, und ſo auch 
eine Circularbewegung, wenn ſie ſich wechſels⸗ 
weiſe geſchwinde nach einander verkuͤrzen. In 
allen dieſen Faͤllen wird die mit ihnen verbundene 

Staubſcheide mehr oder weniger abwaͤrts gezogen, 
und dadurch allemal ein neuer Theil des Piſtills 
entbloͤßt. Ich will mich etwas naͤher hieruͤber er⸗ 
klaͤren. Man wird wahrnehmen, daß das Pi⸗ 
ſtill bey dieſen Blümchen noch waͤhrender Blüte 
ſtaͤrker, als alle ubrigen Theile derſelben, in die 
Länge waͤchſt; indem dieſes gefchieht, fü bemuͤht 
es ſich mit aller ſeiner Kraft durch den Saamen⸗ 
ſtaub, der ihm gleich anfaͤnglich im Wege liegt, 
hindurch zu drengen, und die enge Staubſcheide 
zu oͤffnen; die Staubfaͤden werden dadurch zu 
gleicher Zeit geſpannt, und veranlaßt, ihre Reitz⸗ 
barkeit zu aͤußern. Das Piſtill faͤngt endlich 
durch die Vereinigung dieſer beyden Kraͤfte an, 
den Widerſtand, der ihm theils von Seiten ſei⸗ 
ner Waͤrzchen ſelbſt, die ſich bey ihrer ſchief auf⸗ 
waͤrts gerichteten Lage allenthalben anſtemmen, 
theils von Seiten des Staubs und der elaſtiſchen 
Scheideſpitze gethan worden, zu uͤberwinden, 
ſtreckt ſich nach einiger vorher erlittener Kruͤm⸗ 
mung nunmehr gerade aus, und koͤmmt endlich 
au der Spitze der Staubſcheide zum Vorſchein. 
Indeſſen werden waͤhrend dieſer Operation die 
Staubkuͤgelchen von allen Seiten zuſammenge⸗ 
druͤckt, und geben den in ihnen enthaltenen fluͤſ⸗ 
ſigſten Theil von maͤnnlichen Saamen durch die 

7 a 


N 8 Ne 129 


Spitzen ihrer Ausſonderungsgaͤnge von ſich. Die⸗ 
ſer wird alsdenn von den Waͤrzchen des Piſtills 
eingeſogen, und den Saamenblaͤschen zugefuͤhrt. 
Alles dieſes geſchieht ſchon von ſich ſelbſt, ohne 
irgend eine aͤußere fremde Kraft, aber auf eine 
ganz unmerkliche, langſame und unzureichende 
Weiſe. Es iſt daher, um die Befruchtung deſto 
mehr zu befördern, und dem Piſtill feinen Aus- 
gang zu erleichtern, in der Natur die weiſe An⸗ 
ſtalt noch zu einer augern Kraft gemacht worden, 
die auf die Reitzbarkeit der Staubfaͤden ungleich 
nachdruͤcklicher und ſchleuniger wirkt, als jene in⸗ 
nere. Dieſe finden wir in den Inſekten, die in 
dergleichen Blumen ihre Nahrung ſuchen, und 
durch die oͤftern unvermeidlichen Stoͤße, die fie 
ihnen bey dieſer Gelegenheit den Tag uͤber geben, 
die Staubfaͤden von Zeit zu Zeit veranlaſſen, ihr 
Amt auch auf eine wirkſamere und augenſcheinliche 
Weiſe zu verrichten. Es ſoll mich freuen, wenn 
ich nicht nur allein den Endzweck dieſer hoͤchſt merk⸗ 
wuͤrdigen Eigenſchaft errathen, ſondern auch die 
ganze Erſcheinung ſelbſt, auf eine der Natur der 
Sache gemäße und begreifliche Art erklaͤret haben 
ſollte. Ohne Zweifel wird dieſe Eigenſchaft durch 
die ganze Claſſe der zuſammengeſetzten Blumen 
hindurch von einem ſehr weiten und vielleicht all: 
gemeinen Umfange ſeyn, und bloß der Unterſchied 
dabey ſtatt finden, daß die, durch eine aͤußere 
Kraft erregte Bewegung bey einigen Pflanzen ſehr 
ſtark in die Augen faͤllt, bey andern hingegen 
| 97 wie⸗ 


wieder um ein merkliches ſchwaͤcher, und bey vie⸗ 
len bloßen Augen gar nicht ſichtbar iſt. 


So allgemein indeſſen auch dieſe Eigenſchaft 
bey ofterwaͤhnter großen Claſſe ſeyn mag: ſo ſel⸗ 
ten ſcheint ſie im Gegentheil bey andern Pflanzen 
vorzukommen. Mir ſind zum wenigſten nur drey 
bekannt, an denen man dieſelbe wahrgenommen: 
naͤmlich die fo genammte indianiſche Feige , der 
Sauerdorn Hr, und die gemeine Sonnengunfelttt 
oder Heidenyſop. Von der erſtern ſagt der welt⸗ 
beruͤhmte Herr Du Hamel) daß ſich ihre Staub⸗ 
faͤden dem Piſtill naͤhern, wenn man fie berührt; 
deßgleichen ſehe man an der andern, daß ſich eben 
dieſelben, wenn man ſie mit der Spitze einer Na⸗ 
del an ihrem Grunde ein wenig reizt, zuſammen⸗ 
ziehen, und dem Piſtill nähern; und bey der drit⸗ 
ten mache ein etwas ſtarker Stoß eben dieſe Theile 
ſehr empfindlich: das bloße Anhauchen oder ein 
ganz leichter Reitz verurſache bey ihnen ein ſehr 
ſeltſames Zittern und convulſiviſche Bewegungen. 
Bey dem Sauerdorn habe ich die Sache noch nicht 
unterſucht; von der Bewegung der Staubfaͤden 
bey der großen indianiſchen Feige mit ſtarken Sta⸗ 
cheln ) der gemeinen Sonnengunſel und einer 
| dae 
+) Cactus. Linn. Opuntia et Ficus indica. Bauh, 
1) Berberis vulgaris. Linn. i 
Hr) Ciſtus, Helianhemum. Linn. Sp. Pl. edit. fee, 
p. 744. n. 33. 1 

10 Phyf. des Arbr. Tom. II. p. 167. 
**) Cactus, Tana. Linn. 1. e. p. 669. n. 18. 


35% 


andern ihr fehr ähnlichen Gattung ) aber bin ich 
ſelbſt ein Augenzeuge, und ich melde meinen Leſern 
mit Vergnügen, daß ich das beſtimmte und un⸗ 
veränderliche Geſetz entdeckt habe, nach welchem 
ſich die Staubfaͤden dieſer Pflanzen ſo wohl, als 
auch verſchiedener andern aus der Elaffe der zu⸗ 
ſammengeſetzten Blumen, zu bewegen pflegen: 
eine Beobachtung, die, ſo viel ich weiß, bisher 
noch von niemanden gemacht worden. Sie ge⸗ 
ſchieht naͤmlich allezeit nach der entgegengeſetzten 
Richtung des ihnen beygebrachten Stoßes. Ich 
will die erſtbemeldete indianiſche Feigenblume, an 
der ſich dieſe Erſcheinung am allerſchoͤnſten und 
deutlichſten zeigt, zum Beyſpiel erwaͤhlen. Schnellt 
man 3. E. mit einem Griffel eine Parthie ihrer 
Staubfaͤden auswaͤrts gegen das Blumenblatt 
hin, ſo bewegen ſie ſich einwaͤrts und naͤhern ſich 
dem Piſtill; ſchnellt man fie einwaͤrts, ſo bewe⸗ 
gen fie ſich auswaͤrts und entfernen ſich von dem⸗ 
ſelben. Treibt man ſie auf die rechte Seite ‚fo 
begeben ſie ſich auf die linke, und ſo umgekehrt. 
Bringt man ihnen nach einer gewiſſen Gegend hin 
einen ſchiefen Stoß bey, ſo laufen ſie nach eben 
dieſer ſchiefen Linie den entgegengeſetzten Weg fort. 
Und fo verhäft es ſich in allen andern moͤglichen 
Faͤllen. Die Schnelligkeit und Stärke ihrer ei⸗ 
genen Bewegung ſcheint ebenfalls der ihnen von 
außen beygebrachten gewiſſermaßen proportionirt 
zu ſeyn. Man kann dieſes Schauſpiel nach Ger 
. F fallen 
9) Ciſtus apenninus. Linn. I. c. 1 f 5 


132 ge = W. 


fallen veraͤndern, wie man will, je nachdem man 


einer oder der andern Parthie dieſe oder jene Be⸗ 
wegung entweder zugleich, oder in kurzen Zwi⸗ 


ſchenzeiten beybringt. Kurz, ſie laſſen ſich, wie 


ein Regiment Soldaten, commandiren und ma⸗ 


chen alle Wendungen, die man nur immer haben 


will. Es iſt oͤfters artig anzuſehen, wenn ſie bald 


vor einander fliehen, bald ſich dicht auf einen 


Haufen zuſammendrengen, bald nach entgegen⸗ 


geſetzten Richtungen vor einander vorbey marſchi⸗ 


ren. Es verſteht ſich aber ſchon von ſelbſt, daß 


ſich immer nur diejenigen bewegen, die zuvor da⸗ 


zu gereizt worden; es mögen ihrer nun viele oder 
wenige ſeyn. Ich darf hiebey einen gewiſſen Um⸗ 
ſtand nicht aus der Acht laſſen, der beſonders in 
Bet rachtung gezogen zu werden verdient. Es ge⸗ 


— 


ſchieht nehmlich dieſe Bewegung nicht ſo gleich und 
unmittelbar auf den beygebrachten Stoß, ſondern 
erſt nach einiger Zwiſchenzeit. Schnellt oder zieht 


man z. E. einen oder mehrere Staubfaͤden nach ei⸗ 
ner gewißen Gegend hin, ſo fahren ſie vermoͤge 
ihrer Elaſticitaͤt, wenn man ſie loß laͤßt, wieder 


an ihren alten Ort zuruͤck, bleiben eine kurze Zeit 
lang unter ihrer vorigen Lage ganz unbeweglich 


ſtehen, und fangen erſt hernach auf einmal an, 


ſich nach der entgegengeſetzten hin zu bewegen. 


Wenn dieſe Bewegung vorbey iſt, ſo verharren 
ſie, unempfindlich gegen allen neuen Reiz, einige 


— 


Zeit in dieſer gezwungenen Lage, und nehmen als⸗ 


denn nach und nach, und ganz unvermerkt, wie- 


der ihre ange natürliche an. Nach Verfluß ei⸗ 


ner 


oe » 99. 133 


ner r dierteſ oder halben Stunde aber laſſen ſie ſich 
ſchon wieder aufs neue in Bewegung ſetzen. Doch 
koͤmmt es hierinn ungemein viel auf das Wetter 
und die Beſchaffenheit der Staubfaͤden ſelbſt an. 
Je waͤrmer die Witterung iſt, deſto lebhafter iſt 
ihre Bewegung. Zu Ende des Septembers hin- 
gegen verliehren fie nach und nach alle Empfind⸗ 
lichkeit. Die veralteten aͤußern Staubfaͤden einer 
Blume, die ihren Staub ſchon laͤngſt von ſich ge⸗ 
geben, find bereits abgeſtorben, und ſchicken ſich 
zu dieſer Erſcheinung eben fo wenig, als die all 
zujunge innere und kuͤrzere, deren Koͤlbchen noch 
völlig geſchloſſen find. Es ertragen uͤbrigens die⸗ 
ſe Blumen eine ziemlich ſtarke Erſchuͤtterung, ohne 
daß dadurch die Staubfaͤden zur Bewegung ges 
reizt wuͤrden. Hingegen laſſen ſich eben dieſe 
ſchon nicht fo gleichguͤltig an, wenn man fie mit 
einer Scheere entzwey ſchneidet, oder ihnen ihre 
Koͤlbchen nimmt. Ohne Zweifel werden die an⸗ 
dern Gattungen dieſes Geſchlechts, worunter auch 
die americaniſchen Fackeldiſteln (Cerei) zu rech⸗ 
nen ſind, nebſt vielen Gattungen aus dem Ciſtus⸗ 
Geſchlechte, und noch mehrere andere Pflanzen 
von dieſer Claſſe, wo nicht bey uns, doch viel⸗ 
leicht in ihrem ungleich waͤrmern Vaterlande, die 
nehmliche Eigenſchaft zeigen. Ein Natur forſcher 
findet zum wenigſten hier Gelegenheit genug, ſeine 
Aufmerkſamkeit zu uͤben. Die Abſicht bey dieſer 
Bewegung, zu welcher die Inſekten eben ſo wohl, 
als zu der vorerwaͤhnten, oͤftern Anlaß geben, 
mag wohl keine andere ſeyn, als die Beſtaͤubung 
33 g des 


134 „ „ . 


des Stigma zu befoͤrdern; nur muß es einen et⸗ 


was befremden, daß die Natur ſich dieſes Mittels 


gerade in einem ſolchen Falle bedient haben ſollte, n 


wo es ſcheint, daß dieſer Endzweck bey einem ſo 


reichlichen Vorrathe von Saamenſtaub auch ohne 


daffelbe durch dieſe Creaturen zu erreichen ſtuͤnde. 


Bisher haben wir geſehen, daß die maͤnnli⸗ 


chen Theile gewiſſer Blumen einen großen Reiz 


befigen, und ſich kraft deſſelben bewegen koͤnnen. 
Nun will ich meinen Leſern noch zeigen, daß auch 


die weiblichen Theile einiger Pflanzen mit dieſer 
hoͤchſt merkwuͤrdigen Eigenſchaft begabt ſind. Es 
iſt bekannt, daß das Stigma bey der amerikani⸗ 
ſcher Nüffelpflanse ) und der großen menningro⸗ 
then Trompetenblume ) aus zween anfänglich 


uͤbereinander liegenden Lappen beſteht, die ſich zu 


eben der Zeit, wenn die Koͤlbchen ihren Saamen⸗ 
ſtaub darbieten, nach und nach von einander bege⸗ 
ben, und ihre ganze innere mit Warzchen beſetzte 
Flaͤche der freyen Euft ausſetzen. In dieſer Lage 


erwarten ſie ihre Beſtaͤubung. Traͤgt man nun 


alsdenn vermittelſt eines zarten Pinſels auf die 


Worzchen des obern oder untern Lappens eine 
kleine Quantitat Saamenſtaub auf: fo fangen ſie 


augenblcklich an, ſich gegen einander zu bewegen, 
und io! ießen i, wenn die Hitze groß ißt in ei⸗ 


ner 


* Martynia anna, en Sp. Pl. edit. fec, p. 862. n. 2. 


an? PI :obofeidea. Schmiedel. Icon. Plant. p. 4 
Tab. XII. 


350 Bignonia radicans, Linn. Le B. 877 2 


u „ a 


ner oder etlichen Secunden feſt uͤber den Saamen⸗ 
ſtaub zuſammen. Eben dieß erfolgt auch von ei⸗ 
nem jeden andern Saamenſtaube, oder auch ſchon 
blos allein dadurch, wenn man die Waͤrzchen des 
noch unbeſtaͤubten Stigma nur mit der Spitze ei⸗ 
ner Nadel, Feder oder Pinſels gelinde reizt und 
kuͤtzelt, oder einen Tropfen Waſſer darauf fließen 
laͤßt. In allen dieſen Fällen bleibt das Stigma, 
nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, eine kuͤrzere 
oder laͤngere Zeit geſchloſſen. Von einer hinrei⸗ 
chenden Quantitaͤt eigenen Saamenſtaubs oͤffnet 
es ſich nicht eher wieder, als bis die Befruchtung 
groͤßtentheils vollbracht iſt, und iſt alsdenn fuͤr 
einen neuen Reiz ganz unempfindlich. Bey einer 
ſehr geringen unzureichenden Quantitaͤt hingegen 
und in allen denjenigen Faͤllen, wo keine Befruch⸗ 
tung ſtatt findet, ſchließt es ſich viel fruͤher wieder 
auf, und laͤßt ſich auch durch die nehmlichen Mit⸗ 
tel aufs neue wieder zum Zuſammenziehen reizen; 
und dieſes Schauſpiel kann man beſonders bey dem 
bloßen Reize eines Pinſels oder Federſpitze den 
Tag uͤber an einer und derſelben Blume öfters 
wiederholen. Der Endzweck von dieſer eben ſo 
merkwuͤrdigen Eigenſchaft, die ich an der erſten 
Pflanze noch bey meinem Aufenthalte in Peters⸗ 
burg, und an der andern in Carlsruh entdeckt 
habe, iſt aller Wahrſcheinlichkeit nach dieſer, daß 
der Saamenſtaub, indem er auf bemeldte Art 
eingeſchloſſen und zuſammengepreßt wird, vor al⸗ 
len aͤußerlichen Zufaͤllen geſichert feyn, die Saa⸗ 
t deſto leichter von ſich geben, und 
a die 


136 HR * We DER 
die Befruchtung dadurch befoͤrdert und auf keiner⸗ 
ley Weiſe geſtoͤret werden möge. Daß aber der⸗ 
ſelbe auf keine andere Art, als durch Inſekten, 
dahin kommen kann, wird allen denjenigen leicht 

egreiflich ſeyn, denen der Bau dieſer Blumen, 
und die Lage der beyderſeitigen Zeugungstheile 
gegen einander bekannt iſt. Ich zweifle keines⸗ 
wegs, daß man mit der Zeit noch mehrere Pflan⸗ 
zen entdecken wird, deren Stigma mit einem eben 
fo ſtarken Grade der Reizbarkeit begabt iſt, als 
die hier angefuͤhrten zu zeigen pflegen. Die un⸗ 
ſichtbare Bewegung einer Menge anderer Pflan⸗ 
zen, die ſich nur an der allmaͤligen Veraͤnderung 
in der Lage der Stengel, Blaͤtter, Blumenſtiel⸗ 
chen und Blumen erkennen laͤßt, iſt ohne Zweifel 
mit dieſer ſtaͤrkern und augenſcheinlichen von ei⸗ 
nerley Urſprunge; ſie iſt aber ſanft, wie das Licht, 
das in ſie wirkt. Ich geſtehe indeſſen gern, daß 
ich von dieſer, allem Anſehen nach durch das gan⸗ 
ze unermeßliche Reich aller organiſchen Weſen 
ausgebreiteten Eigenſchaft ſo wenig, als irgend 
ein anderer, einen Grund anzugeben, und die 
Art und Weiſe, wie die von ihr abhaͤngende Be⸗ 
wegung bewirkt wird, zu 6 weiß. 


. 

Da es gewiſſe Leute giebt, die den in der 
Vorlaͤuf. Nachr. $. 5. von mir angegebenen 
organiſchen Bau des Saamenſtaubs in Zwei⸗ 
fel gezogen: fo halte ich es für meine Schuldig⸗ 
keit, ihnen hierinn aus dem Traume zu helfen, 
und eine etwas 1 Erläuterung, aber dieſe 

Materie 


PR M e 137 


Materie zu geben. Vielleicht bin ich ſo gluͤcklich, 
ihnen von der Richtigkeit meiner Verſuche und 
Beobachtungen beſſere Gedanken beyzubringen, 
und ſie von der Wahrheit der daraus gezogenen 
Schluͤſſe zu überzeugen. | 
Ich will ohne allen Umſchweif mit der äußern, 
dickern Haut, oder harten und elaſtiſchen 
Schale des Saamenſtaubs den Anfang machen. 
Der Saamenſtaub der Feuerlilie *) ſcheint bey ei⸗ 
ner mittelmaͤßigen Vergroͤßerung eine chagrinirte 
oder gleichſam mit Waͤrzchen beſetzte Oberflaͤche 
zu haben. Man ſieht ſolches ungleich beſſer, wenn er 
mit Waſſer vermiſcht worden, und aufgeſchwollen 
iſt, als wenn man ihn trocken betrachtet. Bedient 
man ſich aber bey eben dieſem mit Waſſer vermiſch⸗ 
ten Saamenſtaube einer ſtarken Vergroͤßerung, ſo 
ſieht man ſtatt der bloßen Waͤrzchen einen netzaͤhnli⸗ 
chen Bau, welcher ſich vornehmlich bey Saamen⸗ 
ſtaͤubchen, die ihre vormals in ihnen enthaltene Ma⸗ 
terie ſchon meiſtens von ſich gegeben, und durch ih⸗ 
re Vermiſchung mit Waſſer einen großen Grad 
der Durchſichtigkeit erhalten haben, ziemlich gut 
erkennen laͤßt. Will man ihn aber recht deutlich 
ſehen, ſo druͤcke man einige trockene Saamen⸗ 
ſtaͤubchen zwiſchen zweyen Frauenglasplaͤttchen 
gelinde zuſammen, damit ſie die in ihnen enthal⸗ 
tene Materie alle von ſich geben, und bringe ſie 
alsdenn unter ein gutes Vergroͤßerungsglas: ſo 
wird man ihre leeren und durchſichtigen Baͤlge mit 
„ gefaͤßen⸗ 
7) Lilium bulbiferum. Linn. Sp. Pl. edit. ſec. p. 43 3. n. 2. 


138 We . We 


gefaßen⸗ oder nervenaͤhnlichen Faſern, die unter 
einander verbunden ſind, und ein unordentliches 
Netz mit eckichten ungleichen Augen vorſtellen, 


ganz durchwebet finden. Dieſe Faſern durchſchnei- 


901 aber einander nirgends, machen auch da, 
wo ſie zuſammentreffen, keine Knoten, ſondern 
e ſich gleichſam unter einander: und 
darinn iſt dieſer netzaͤhnliche Bau von einem wirk⸗ 


lichen Netze gaͤnzlich unterſchieden. Es muß da⸗ 


her, wenn dieſe Faſern Saft: oder Luftgefaͤße 
ſeyn ſollten, der Saft oder die Luft von einem 
Aſte zum andern einen freyen Zufluß oder Durch⸗ 
gang haben. Eben dieſen Bau zeigt auch der 
Saamenſtaub anderer Liliengattungen; und un⸗ 
ter andern auch der Saamenſtaub der großen 
din ehiſchen Aloe ) und viele Gattungen Kna⸗ 
benkraut. Daß die Oberflaͤche eines en 
Saamenſtaubs bey einer ſchwachen Vergroͤßerung 
wie Chagrin ausfieht, rührt wahrſcheinlicherwei⸗ 
ſe daher, weil ſich die Zwiſchenraͤume, als die 
Augen des Netzes, wegen ihrer großen Flaͤche und, 
wie es ſcheint, hauptſaͤchlich wegen ihrer erhabenern 
Lage ungleich beſſer erkennen laſſen, als die gefaͤßen⸗ 
aͤhnliche Faſern, die nicht nur viel ſchmaler, als 
jene, ſind, ſondern auch eine tiefere Lage haben, 


und ſich daher gleichſam nur als ein bloßer Schat⸗ 


ten zeigen, der die ſcheinbaren Waͤrzchen begrenzt 
und eben dadurch kenntlicher macht. f 
Der rundlichte Saamenſtaub der obgedachten 


Kürffeloflanze zeigt gere ſtumpfe 
> erben, 


*) Agave americana. nat c. p. 461 n. L. 


„ 139 


Kerben, oder, eigentlicher zu reden, eine in lau⸗ 
ter erhabene Buckeln abgetheilte Haut. Der 
Rand einer jeden ſtellt ein Sechseck vor, deſſen 
zwo mittlere Seiten etwas groͤßer, als die vier 
uͤbrigen ſind. Eine jede Seite iſt die gemein⸗ 
ſchaftliche zwiſchen zwo Buckeln, eben ſo, wie 
bey den Bienenzellen jedwede Wand zwoen der 
ſelben gemeinfchaftlich if. Die Raͤnder aller die: 
ſer Buckeln zuſammengenommen ſind nichts an⸗ 
ders, als gefaͤßenaͤhnliche Faſern, die in Geſtalt 
eines Netzes mit lauter ſechsſeitigen Augen in der 
Haut oder Schale des Saamenſtaubs ausgebrei⸗ 
tet liegen, und, wie bey dem Saamenſtaube der 
Lilien, unter ſich Gemeinſchaft zu haben ſcheinen. 
Es laͤßt ſich aber dieſes Netz nicht eher erkennen, 
als nachdem der Saamenſtaub ſeine in ihm ent⸗ 
haltene Materie, die es allzuſehr verdunkelt, 
meiſtentheils von ſich gegeben hat. 

Auf der Haut des reifen Saamenſtaubs der 
gemeinen Paſſionsblume ) ſieht man drey blaſſe 
Zirkel, die ſich von der uͤbrigen dunklern Sub⸗ 
ſtanz derſelben ziemlich gut unterſcheiden. Die 
ganze Oberflaͤche dieſes Saamenſtaubs, die Zir⸗ 
kelbogen ausgenommen, iſt außerdem noch mit 

einer Menge kleiner Waͤrzchen beſetzt. Wenn der 

Saamenſtaub ins Waſſer koͤmmt, und aufzu⸗ 

ſchwellen anfaͤngt, ſo erſcheinen ſo wohl die drey 

Zirkelbogen, als die Waͤrzchen, um vieles deut⸗ 
licher; am . aber jiebt man fie, 

wenn 

) Paſſiflora coerulea. Linn J. c. p. I 38 n. 24. 


140 Se * we 


wenn er einen großen Theil der in ihm enthalte; 
nen Materie bereits im Waſſer, oder, welches 
noch beſſer iſt, in irgend einem Oele, von ſich ge⸗ 
geben hat. Man erblickt oͤfters an dieſem Saa⸗ 
menſtaube ſtatt der Zirkel einige Kerben, wie bey 
dem Saamenſtaube erſtgedachter Rüͤſſelpflanze; 
es ſcheinen aber dieſe blos von den eingeſunkenen 
und zuſammengezogenen Zirkeln herzurühren. 
Der Nelkenſaamenſtaub hat zwar wenige, 
aber ſehr große und faſt regulaire Sechsecke. 
Bey allen Arten von Malvenſaamenſtaube iſt 
die ganze Oberflaͤche in ziemlich große und faſt re⸗ 
gulaire Sechsecke abgetheilt, die in gefaͤßaͤhnli⸗ 
chen, unter ſich anaſtomoſirenden und unter der 
Geſtalt eines Netzes mit ſechsſeitigen Augen durch 
die äußere Haut des Saamenſtaubs ausgebreite⸗ 
ten Faſern ihren Grund haben. Auf dem erha⸗ 
benen Mittelpuncte eines jeden Sechsecks ſteht 
ſenkrecht ein unten dickerer und gegen das Ende 
allmaͤlig zugeſpitzter Stachel. Man kann dieſen 
kuͤnſtlichen Bau an dem Saamenſtaube des in⸗ 
dianiſchen Sigmarskrauts ) mit ſcharlachrothen 
Blumen am aller deutlichſten ſehen, weil ſeine 
Sechsecke ſehr groß ſind, und die Stacheln ſehr 
weit von einander abſtehen. Einen dieſem aͤhnli⸗ 
chen Bau ſieht man an dem Saamenſtaube des 
Bocksbarts, der Sonnen- und Ringelblumen 


und anderer fo genannten zuſammengeſetzten Blu⸗ 


men mehr; doch faͤllt er bey dergleichen kleinen 
| | Saamen⸗ 
*) Pentapetes phoenicea. Linn. I. e. p. 95 8. m. I. 

; | 


ge „ we 141 

Saamenſtaube nicht fo deutlich in die Augen, als 

bey dem großen Saamenſtaube der Malvenge⸗ 
ſchlechter. 1 

Die gelbe und weiße Waſſerlilien 9 zeigen eis 

nen nicht weniger bewundernswuͤrdigen Bau. 


Der Saamenſtaub der erſtern iſt laͤnglicht oder 


ſtumpf elliptiſch, und allenthalben mit großen, 
roͤhrenfoͤrmigen Spitzen beſetzt; der andern ihrer 
aber oval, und mit einer Menge ſehr kurzer und 
feiner Stacheln verſehen. Mit eben dergleichen 


Stacheln von mancherley Geſtalt und Groͤße iſt 


auch der Saamenſtaub verſchiedener Glockenblu⸗ 
men) und Storchenſchnaͤbel, der amerikani⸗ 
ſchen Fackeldiſteln und indianiſchen Feigen, der 
Ackerſcabioſen, gewiſſer Schwerdtellilien und 
Winden, der Spitzkletten, des indianiſchen Rohrs 
und einer Menge anderer Pflanzen beſetzt. 


Ohngeachtet ich bey vielen andern Arten Saaz 


menſtaub kaum noch mit der ſtaͤrkſten Vergroͤße⸗ 
rung habe entdecken koͤnnen, daß ihre Oberflaͤche 


mit ſehr feinen Waͤrzchen beſetzt iſt, oder das An⸗ 
ſehen wie Chagrin hat: ſo glaube ich doch aus 


dem Lilienſaamenſtaube und a. m. bey denen man 


vermittelſt einer geringen Vergroͤßerung ebenfalls 


nichts anders zu ſehen bekoͤmmt, mit Grunde 


ſchließen zu koͤnnen, daß bey ihrer Haut ein aͤhn⸗ 
licher Bau ſtatt haben muß, der blos ſeiner Fein⸗ 


heit wegen unſern, obgleich geſchaͤrften Augen 


5 unſicht⸗ 

) Nymphaea /uzea. Linn. I. c. p. 729. n. 1. et aba. n. 2. 

**) Campanula pyramidalis. Linn. I. c. p. 233. n. 7. et 
rapunculoides, p. 234. n. 12. 


142 9250 *. de 


unſichtbar iſt. Eben dieß gilt auch von den Spi⸗ 
tzen, Stacheln und Haͤrchen, als den wahren 
Aus ſonderungsgaͤngen des männlichen Saamens, 5 
von allen Arten ſtachlichten Staubes. Sie ſind 
entweder ſo fein, daß man ſie auch durch die allerbe⸗ 
ſten Vergroͤßerungsglaͤſer nicht erblicken kann, 
oder es find, wie bey dem glatten Saamenſtaube, 
an ihrer ſtatt nur bloße Oeffnungen vorhanden, 
deren Daſeyn ſich ſo wohl aus der Theorie, als 
auch aus gewiſſen Erſcheinungen bey dem ord⸗ 
nungsmaͤßigen Abfluſſe des männlichen Saamens 
im Waſſer, unumſtoͤßlich erweiſen läßt. Mit ei⸗ 
nem Wort: es laͤßt ſich mit der groͤßten Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit behaupten, daß auch ſo gar dieje⸗ 
nigen ſehr zahlreichen Arten Saamenſtaub, an wel⸗ 
chen man theils ihrer allzuſtarken Durchſichtig⸗ 
keit und Feinheit, theils ihrer allzugeringen 
Groͤße wegen, kaum eine Spur eines organiſchen 
Baues entdecken kann, doch eben fo kuͤnſtlich gez 
baute Werkzeuge ſeyn muͤſſen, als man an obigen 
von mir angezeigten Arten wirklich ſieht. 


Das duͤnnere, ungleich ſchwaͤchere, weiße 

aͤurchen, das unmittelbar unter der harten 
elaftifchen Schale des Saamenſtaubs liegt, fol 
len meine Leſer aus folgenden Bepſpielen ken⸗ 
nen lernen. 


Der weiße, glatte und rundlichte Saale 4 


ſtaub des Teufelsabbiſſes *) giebt, b er ins 
| Waſſer 


) Scabiofa füccisa. Linn, J. e. p. 142. n. 6. 


| | FR . e 143 
Waſſer koͤmmt, eine große Quantitat blaßſchwe⸗ 
felgelbes Oel won ſich, ſchwillt vom eingeſoge⸗ 
nen Waſſer nach und nach auf, und treibt bald 
darauf an drey gleich weit von einander entfern⸗ 


ten ſchwaͤchern Stellen gemeiniglich drey kegelfoͤr⸗ 
mige haͤutigte Zapfen aus, die ſich ſo gleich 


durch ihre Durchſichtigkeit und ungemem duͤnne 
und gleichfoͤrmige Subſtanz von der aͤußern har⸗ 


. 


ten und undurchſichtigern Schale des Staͤubchens 


merklich unterſcheiden. So wie dieſe Zapfen 
oder Hoͤrner nach und nach entſtehen, ſo ſieht 


man auch das eingeſogene Waſſer nebſt einem 


Theil der koͤrnichten Materie in dieſelbe hinein 


dringen, und ſie bis zum Berſten ausdehnen. 


Kaum haben ſie ohngefehr die Laͤnge des kleinern 


Durchmeſſers vom Saamenſtaͤubchen erreicht: 


ſo bekommt eines von ihnen an einer Seite ſeines 
Grundes einen Riß, und in dem Augenblicke 


zieht ſich die zuvor eingedrungene vermiſchte Ma⸗ 


terie wieder gegen den Koͤrper des Saamenſtaͤub⸗ 
chens zuruck, und faͤhrt mit großer Gewalt durch 
den Riß heraus. So gleich zieht ſich auch das 
Saamenſtaͤubchen um ein merkliches zuſammen, 

das zerriſſene Horn neigt ſich ein wenig auf die 
Seite, wird ſchlapp und etwas kleiner, die zwey 


andern aber ziehen ſich zu gleicher Zeit entweder 


faſt gaͤnzlich in das Saamenſtaͤubchen hinein, ſo, 
daß an ihrer Stelle nur gleichſam eine ſtumpfe 
Warze zuruͤck bleibt, oder nehmen wenigſtens an 
Groͤße ebenfalls merklich ab. Zuweilen geſchieht 
es auch, daß ſtatt dreyer Hoͤrner nur zwey, oder 

i 1 gar 


144 „e „ . 


gar nur eins, zum Vorſchein kommen. Je un 
reifer der Saamenſtaub iſt, deſto geſchw inder 


geht alles dieß von ſtatten; je reifer er hinge⸗ 


gen iſt, deſto mehr hat man Zeit und Gelegenheit, 
dieſe ſeltſame Erſcheinung ſo wohl bey dieſer, als 
auch bey mehrern andern Gattungen Scabioſen, 


genau zu bemerken. 


Der weiße, rundlichte, mit ſehr feinen, ſpi⸗ 
tzigen und kurzen Haͤrchen beſetzte Saamenſtaub 
der Cardendiſtel ) bekoͤmmt im Waſſer bald nach 
ſeiner Ausdehnung und auf den von allen Seiten 


erfolgenden Ausguß ſeiner oͤhlichten Streifen, 


auf ſeiner Oberflaͤche in einer meiſtentheils glei⸗ 
chen Entfernung von einander gemeiniglich drey 
Warzen, die von der an dieſen Stellen zerriſſe⸗ 
nen aͤußern Schale des Saamenſtaͤubchens gebil⸗ 
det zu werden ſcheinen, und treibt neben ihnen 
halb durchſichtige, haͤutige, kegel⸗ oder keulen⸗ 
foͤrmige Zapfen aus, auf welche endlich eben ſol⸗ 
che Erſcheinungen zu erfolgen pflegen, dergleichen 
von dem Saamenſtaube des Teufelsabbiſſes be⸗ 

reits angegeben worden. Die Anzahl dieſer 
Warzen ſteigt zuweilen von einer bis auf vier, 
ſehr felten bis auf fünf. Von Zapfen aber, die 
öfters von verſchiedener Geſtalt und Größe find, 
zeigen ſich drey, zwey oder auch nur einer. Das 


Saamenſtaͤubchen bleibt dabey entweder rundlicht, 


oder wird ſtumpf dreyeckicht, welches letztere ins⸗ 
gemein 


) Dipfacus /Wlonum. Linn. J. e. p. 140. n. 1. 


ve n W 145 


gemein geſchieht, wenn drey Warzen mit eben ſo 
viel Zapfen entſtanden ſind. Bisweilen nimmt 
es auch waͤhrender Entſtehung eines einzeln, aber 
etwas großen Zapfens eine laͤnglichte Ges 
ſtalt an. 5 | 155 


Der fleiſchfarbichte, rundlichte, mit ſehr fei⸗ 
nen ſpitzigen und kurzen Haͤrchen beſetzte Saamen⸗ 
ſtaub der Knautia *) ſchwillt im Waſſer ſehr ſtark 
auf, nimmt, waͤhrendem Ausfluße des in ihm 
enthaltenen Oels, gemeiniglich durch drey gleich 

weit von einander entſtehende Warzen die Geſtalt 

eines ſtumpfen Dreyecks an, und treibt neben ei⸗ 

ner oder etlichen derſelben einen ziemlich kur⸗ 

zen, kegelfoͤrmigen, haͤutigen Zapfen aus, auf 

welchen erſtbemeldte Veraͤnderungen zu erfolgen 
pflegen. a 9 


Der ovale, etwas irregulaire Saamenſtaub 
der Linnaea **) verlängert ſich zuweilen im Waſ⸗ 
ſer, und wird faſt eyfoͤrmig; ſein ſchmaleres En⸗ 
de ſpaltet ſich; es dringt aus der gewaltſamer⸗ 
weiſe entſtandenen Oeffnung ein häufiger, kegel⸗ 
foͤrmiger, ſtumpfer Zapfen heraus; dieſer be⸗ 
kommt bald hernach an ſeinem Grunde einen Riß, 
durch welchen die koͤrnichte Materie mit Gewalt 
herausfaͤhrt, und verſchwindet hierauf wieder, in⸗ 
N 5 a | dem 

®) Knautia orientalis. Linn. I. e. p. 146. n. 1. 
*) Linnaea borealis. Linn. 1. c. p. 880. n. 1. 


146 or . 92 


dem er ſich durch die in der Schale entſtandene 
Spalte, durch die er herausgedrungen, entwe⸗ 
der gaͤnzlich, oder doch groͤßtentheils wieder 
hineinzieht. Eine aͤhnliche Erſcheinung zeigt 
ſich auch nicht ſelten an dem Saamenſtaube 
des Asphodills mit roͤhrichten Blaͤttern “) 


und anderer mehr. 


Wenn man den mehr oder weniger rundlich⸗ 
ten oder ſtumpf dreyeckichten Saamenſtaub vieler 
ſowohl afrikaniſcher als europaͤiſcher Gattun⸗ 
gen Storchſchnaͤbel trocken, oder, welches viel 
beſſer iſt, in irgend einem Oele betrachtet; ſo 
fieht man auf der Oberfläche eines jeden Staͤub⸗ 
chens in einer gleich weiten Entfernung von ein⸗ 
ander drey laͤnglichte, in der Mitten mit ei⸗ 
nem Nabel verſehene Vertiefungen. Bringt 
man den Saamenſtaub ins Waſſer, ſo ſchwillt 
er von dem eingeſogenen Waſſer auf. Zu 
gleicher Zeit fangen gedachte drey Nabel an, 


ſich nach und nach in Geſtalt kleiner, kegelfoͤr⸗ 


miger, haͤutiger und durchſichtiger Zapfen uͤber 
die ungleich dunklere Schale deſſelben zu erhe⸗ 
ben, und bald darauf erfolgt bey einem von ih⸗ 
nen der gewoͤhnliche Auswurf der koͤrnichten Ma⸗ 
terie. Sie bleiben aber auch, wenn der Saa⸗ 
menſtaub ſchon ſehr reif iſt, nicht ſelten alle ganz, 
und ziehen ſich nach dem Abduͤnſten des Waſſers 

f wieder 


) Afphodelus Afulofas. Linn. I. c. p. 444. n. 2 


Wee * Ne 147 


wieder völlig unter die Oberflaͤche des Staͤubchens 

zuruͤck. Es pflegt dieſer Saamenſtaub auch 
ſchon von dem bloßen Anhauchen aufzuſchwellen, 
und ſeine Nabel herauszutreiben, aber freylich 
bey weitem nicht ſo ſtark, als wenn er wirklich 
ins Waſſer verſenkt iſt. 


Allle dieſe Hörner oder Zapfen fi fi nd nichts an⸗ 
ders, als Theile von dem duͤnnern, ungleich 
ſchwaͤchern, weißen Haͤutchen, das die innere 
Flaͤche der aͤußern Schale umkleidet, nnd unter 
vorerwaͤhnten Umſtaͤnden von dem eingeſogenen, 
zwiſchen ihm und dem Kern des Saamenſtaubs 
befindlichen Waſſer ausgedehnt, und durch die 
in der Schale, entweder bereits vorhandene na- 
tuͤrliche, oder erſt gewaltſammerweiſe entſtandene 
Oeffnung mehr oder weniger herausgetrieben 
wird. Man kann an ihm ſo wenig, als an irgend 
einer feinen thieriſchen Membrane einen organiſchen 
Bau entdecken. Von eben dieſem Haͤutchen werden 
die obgedachten drey helle Zirkelbogen der gemei⸗ 
nen Paſſionsblume und die drey durchſichtigen, 
mit einander verbundene Kreuzbaͤnder des zeyla⸗ 
niſchen Bleykrauts die man an ihrem Saamen⸗ 5 
ſtaube im Waſſer zu ſehen bekommt, gebildet. Ich 
wuͤrde das Daſeyn deſſelben noch durch mehrere 
Beyſpiele erweiſen, wenn ich nicht glaubte, daß 
die gegenwartigen ſchon allein hinreichend waͤren, 
K 2 einen 


0 Bube Zeylanica. Linn. I. c. p. 215. n. 2. 


148 Ne * Ne 


einen jeden davon aufs vollkommenſte zu uͤber⸗ 
zeugen. 


Die drey ſchwache Stellen in der aͤußern Scha⸗ 
le des Scabioſen, Cardendiſtel und Knautien⸗ 
Saamenſtaubs, die drey Nabel bey dem Stor⸗ 
chenſchnabelkraut, die drey Zirkelbogen der Paf 
ſionsblume und die Kreuzbaͤnder des zeylaniſchen 
Bleykrauts, die den Saamenſtaͤubchen eine Aus⸗ 


dehnung verſtatten, bey welcher ſie ohne dieſe 


kuͤnſtliche Anlage allem Vermuthen nach ſchon von 
einer geringen Quantitaͤt eingeſogener Feuchtig⸗ 
keit zerberſten wuͤrden, ſind ohne Zweifel vornehm⸗ 
lich dazu beſtimmt, jene widernatuͤrliche Aus ſon⸗ 
derung der rohen, koͤrnichten Materie zu verhin⸗ 
dern. Eine gleiche Bewandtniß hat es auch mit 


der ſcheinbaren Spalte, die man bey vielen Gat⸗ 


tungen elliptiſchen Saamenſtaubs an der einen 
Seite der Staͤubchen wahrnimmt. Sie iſt nichts 
anders, als eine ſchwaͤchere Stelle in der Sub⸗ 
ſtanz der aͤußern Schale, die man bey ganz un⸗ 
reifem Saamenſtaube, deſſen Haͤute von vieler 
waͤſſerichten Feuchtigkeit noch aufgetrieben ſind, 
vergeblich ſucht; ſie entſteht erſt alsdenn, wenn 
die Saamenſtaͤubchen dieſelbe ausgedünſtet ha⸗ 
ben, und die Ausſonderung des maͤnnlichen 


Saamens bereits ihren Anfang genommen. So 
bald dieß geſchieht, fo ſinkt die Schale an ger 


dachter Stelle nach und nach ein, und bildet da⸗ 
durch gleichſam eine Spalte; es verſchwindt aber 


dieſe | 


DER = E 149 


dieſe wieder, ſo bald das Saamenſtaͤubchen ius 
Waſſer koͤmmt, von eingeſogener Feuchtigkeit aus⸗ 
gedehnt, und ſeine elliptiſche Geſtalt in eine ey⸗ 
foͤrmige oder ovale verwandelt wird. Iſt der 
Kern deſſelben alsdenn noch von einer betraͤchtli⸗ 
chen Groͤße und die vom Waſſer bewirkte Aus⸗ 
dehnung übermäßig ſtark, fo bekoͤmmt das Staͤub⸗ 
chen an dieſer ſchwaͤchern Stelle einen Riß, und 
ſtoͤßt die koͤrnichte Materie durch denſelben aus. 
Es wuͤrde dieſe letztere gewiß nicht blos aus ei⸗ 

nem einigen Punkte und mit einem gewiſſen das 
mit verbundenen Zwange, wie doch allezeit ge⸗ 
ſchieht, ſondern nach der ganzen Laͤnge des 
Staͤubchens hin, mit der groͤßten Leichtigkeit und 
auf einmal ausgeſtoßen werden, wenn jene Ver⸗ 
tiefung oder Furche eine wahre Spalte oder eine 
ſo weite Oeffnung waͤre, wie ſie ſich einige Natur⸗ 


forſcher faͤlſchlich vorgeſtellt haben. 


Nun will ich auch noch etwas Ibeniges von 
dem dritten zum Bau des Saamenſtaubs gehoͤ⸗ 
rigen Theile, nehmlich dem zellenför migen Ge⸗ 
webe, melden, das die ganze Hoͤhle deſſelben 
ausfuͤllt, und gleichſam der Kern davon iſt. 
Man kann dieſes Gewebe, ſamt der in ihm ſte⸗ 
ckenden noch rohen, koͤrnichten Materie, alsdenn 
an allerbeſten ſehen, wenn es beym Zerplatzen ei⸗ 
nes noch ſehr unreifen Saamenſtaͤubchens unter 
der Geſtalt eines einigen zuſammenhaͤngenden 


e Wer langen Streifes heraus faͤhrt. 
K 3 e Kein 


150 dv * We 


Kein Saamenſtaub ſchickt ſich zu dieſer Abſicht 
beſſer, als der von der gemeinen Paſſionsblume. 
Kaum haben ſeine Kuͤgelchen angefangen, ſich 
von dem eingeſogenen Waſſer auszudehnen: ſo 
werfen ſie ihren Kern durch eine in dem duͤnnen 
Haͤutchen eines ihrer Zirkelbogen entſtandene 
Oeffnung mit einer ſolchen Gewalt aus, daß er 
mit der groͤßten Geſchwindigkeit in einer geraden 
Linie auf eine große Weite unter der Geſtalt ei⸗ 
ner langen Keule weggeſchleudert wirds in dem 
Augenblicke aber zieht er ſich nach dieſer gewalt⸗ 


ſamen Ausdehnung kraft ſeiner Elaſticitaͤt wieder 


gegen fein Kuͤgelchen zurück, und ſchwimmt als⸗ 


denn unter verſchiedentlich angenommener Kruͤm⸗ 


mung in dem Waſſer herum. Es laͤßt ſich dieſe 
ganze Erſcheinung mit nichts beſſer, als mit dem 
Zerplatzen einer großen Menge Granaten verglei⸗ 
chen, und man vermißt bey dieſem gewiß ſehr 
angenehmen Schauſpiele an der ge zlichen Aehn⸗ 
lichkeit mit dieſem faſt nichts, als daß es mit kei⸗ 
nem Knalle begleitet iſt. An dem Saamenſtau⸗ 
be der offterwaͤhnten Ruͤſſelpflanze, der Carden⸗ 
diſtel und des zeylaniſchen Bleykrauts und noch 
vieler anderer Pflanzen mehr kann man dieſen ge⸗ 
waltſamen Aus wurf bey nahe eben fo gut ſehen; 
nur muß man immer einen noch etwas unreifen 
Saamenſtaub dazu nehmen. Freylich laͤßt ſich 
das Gewebe ſelbſt von der in ihm ſteckenden koͤr⸗ 
nichten Materie nicht anders, als nur undeutlich, 
unterſcheiden; die allmaͤhligen e 

a f 0 = 


* * — 


M * 151 


aber, die bey erfolgender Reife der koͤrnichten 
Materie mit ihm vorgehen, und der ungemein 
große Grad der Elaſticitaͤt, die es unter vorge⸗ 
dachten Umſtaͤnden zeigt, und die gewiß nichts 
weniger, als eine Eigenſchaft einer Wachsmate⸗ 
rie iſt; geben fein Daſeyn genugſam 1 er⸗ 


kennen 


Alle dieſe Verſuche und Beobachtungen : eb 
einer Menge anderer, deren bey einer andern 
Gelegenheit gedacht werden ſoll, habe ich noch in 
St. Petersburg, und zwar in Gegenwart zweyer 
weltberühmten Mitglieder der Ruſſiſch-Kaiſerli⸗ 
chen Akademie der Wiſſenſchaften, des Herrn 
Staats- Raths von Aepinus und Herrn Prof. 
Zeihers, meiner hochgeſchaͤtzten Freunde, ge⸗ 
macht, und ſehr offt wiederholt. Es iſt dieß ei⸗ 
ne Art der Zergliederung, wodurch man den in⸗ 
nern Bau dieſer kleinen Koͤrper auch ohne Meſſer 
entdecken kann. 


Man darf en keineswegs glauben, daß 
dieſe hier beſchriebene widernatuͤrliche Erſcheinun⸗ 
gen, die ſich bey gewiſſen Gattungen Saamen⸗ 
ſtaub im Waſſer zu ereignen pflegen, eben etwas 
ſo ganz gewoͤhnliches ſeyn. Es giebt eine ungleich 
größere Menge anderer Pflanzen, deren Saa-⸗ 
menſtaub dieſer gewaltſamen Veraͤnderung im 

Waſſer entweder gar micht, oder nur hoͤchſt ſelten 
unterworfen iſt. So er ich z. B. bey den As⸗ 
4 K 4 phodill⸗ 


1 nge „ we 


phodill⸗Lilien ) den weißen Lilien, den Feuerli⸗ 
lien b) unſerm tuͤrkiſchen Bund e) oder Goldwur⸗ 
zel, der peruvianiſchen Judenkirſche a) dem Floͤh⸗ 
kraut ) den Waſſerviolen f) allen Gattungen 
Wollkraut, der Sonnenblume und vielen andern 
Pflanzen aus dieſer Claſſe offt unter tauſend 
Staͤubchen, die im Waſſer aufgeſchwollen ſind, 
kaum ein einiges zerberſten, und ſeine koͤrnichte 
Materie ausſtoßen geſehen. Faſt eben ſo ſelten 
ereignet ſich dieſer Zufall bey dem Saamenſtaube 
der gelben Waſſerlilien, der braunen Schwerd⸗ 
tel 8) des indianiſchen Rohrs, der Zaunlilien b) 
aller Gattungen Tabakpflanzen, der Waſſerbe⸗ 
tonie i) der Ackeley, der Weiderichroͤßlein b) des 
Seifenkrauts, der Nelken, der Salbey, des 
Attichs, der Jalape und der meiſten Pflanzen aus 
der Malven » und Kuͤrbſen-Claſſe. Überhaupt 
zeigt ſich dieſe Erſcheinung, wie ich ſchon oͤfters 
erinnert habe, nur bey unreifen oder ſolchen 
Saamenſtaͤubchen, deren Haͤute viel zu zart und 
f ö duͤnne 


a) Hemerocallis Lilio - Afphodelus. Linn. I. c. p. 462. 
n. I. et 2. . \ 

b) Lilium bulbiferum. Linn. I. e. p. 433. n. 2, 

c) Lilium Martagon. Linn. 1. é. p.437 

d) Atropa phyfalodes. Linn. 1. €. p. 260. n.2. 

e) Polygonum Perfcaria. Linn. I. c. p. 518. n. 10. 

f) Butomus umbellatus. Linn. I. c. p. 532. n. I. 

g) Gladiolus commanis. Einnz le, p. sosn.T. | 

h) Lonicera, Periclymenum. Linn. I. c. p. 247. n. 3. 

1) Serophularia aquatica. Linn. I. e. p. 864. n. 3. 

K) Epilobium. Linn. I. c. 


ge de 3 


dünne find, als daß fie eine » ſtarke Ausdehnung 
ertragen koͤnnten. 


Zum Beſchluſſe dieſes 8. will 10 meinen Le⸗ 
ſern die nafürlichen Veränderungen, die fo wohl 
mit dem Saamenſtaube als Stigma waͤhrender 
Bluͤte und alſo unmittelbar vor der Befruchtung, 
nach und nach vorgehen, unter einem Beyſpiele 
aufs deutlichſte anzeigen. 


Es war um die Mitte des Jul. 1759, als ſich 
einſt an einem ſchoͤnen, hellen und warmen Tage 
des Morgens gegen 9 Uhr eine Blume von Hibifc. 
Manih. Linn. aufſchloß. Ihre fünf kermeſinrothe 
Griffel ſtunden aufrecht und hart an einander. Die 
weißlichten Staubkoͤlbchen oͤffneten ſich allmaͤhlig, 
und zeigten ſchon zum Theil ihren blaſſen, ſchwe⸗ 
felgelben und noch undurchſichtigen Saamenſtaub. 
Die kolbichten, dunkelrothen Stigmate, die bis⸗ 
her noch ganz trocken geblieben, fiengen an, aus 
ihren ſehr langen, feinen und ſpitzigen Waͤrzchen 
die weibliche Feuchtigkeit auszuſchwitzen, und 
bekamen dadurch einen Glanz, als wenn ſie mit 
einem Firniß uͤberſtrichen, oder mit einem feinen 
Oele getraͤnkt worden waͤren. Ich belegte ſie 
hierauf vermittelſt eines zarten Pinſels mit einer 
geringen Anzahl noch undurchſichtiger Saamen⸗ 
ſtaͤubchen. Bald hernach bekamen auch dieſe ei⸗ 
nen Glanz, und mit demſelben eine Durchſich⸗ 
tigkeit, die ſie zuvor unter ihrem matten Anſehen 
K 5 noch 


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noch nicht hatten. Der Glanz der Stigmate f 
nahm von der auf ihnen ſich anhaͤufenden Feuch⸗ 
tigkeit immer mehr und mehr zu, und die aufge⸗ 
tragenen Staubkuͤgelchen wurden endlich, eines 
nach dem andern, ſo klar und durchſichtig, daß 
die purpurrothe Farbe der unter ihnen liegenden 
Waͤrzchen ſehr ſtark durch fie hindurch ſchien. 
Waͤhrender Zeit aber, da ſie den hoͤchſten Grad | 
ihrer Reife erreichten, fiengen 5 fhon an, an 
Groͤße ein wenig abzunehmen. Nach und nach 
verlohren ſie auch ihre Durchſichtigkeit wieder, 
wurden immer kleiner, und ſchienen unvermerkt 
Runzeln zu bekommen. Zuletzt wurden fie ſehr 
klein, ſchrumpften nach und nach zuſammen, ver⸗ 
lohren alle Durchſichtigkeit, und vertrockneten. 
Alle dieſe Veraͤnderungen giengen auch zu glei⸗ 
cher Zeit mit dem übrigen auf den Koͤlbchen lies 
gen gebliebenen Saamenſtaube vor. Unterdeſ⸗ 
ſen hatten ſich die Stigmate allmaͤhlig von ein⸗ 
ander begeben, ſich auswaͤrts gezogen, und end⸗ 
lich ihre aͤußere Helfte gegen den Grund der Blu⸗ 
me zuruͤckgeſchlagen. Ihr Glanz verlohr ſich 
mit ihrer Feuchtigkeit nach und nach wieder, ſie 
bekamen ein mattes Anſehen, und wurden end⸗ 
lich von dem ſich ſchließenden und verwelkenden 
Blumenblatte bedeckt. 


Eben dieſe Peobachting habe ich a bey | 
der venetianiſchen Stundenblume und mehrern 
andern Pflanzen aus der Me „Claſſe, deß⸗ 

glei⸗ 


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1 55 W 88 9 b 155 


gleichen bey den Kuͤrbſen, den Jalapen, dem As⸗ 
phodill mit roͤhrichten Blättern und überhaupt 
bey ſolchen Gattungen, die ſich wegen der be⸗ 
traͤchtlichen Groͤße ihrer Saamenſtaͤubchen beſon⸗ 
ders gut dazu ſchickten, noch ſehr offt wiederholt, 
und an dem, ſo wohl auf das Stigma versetzten, 
als auf den Koͤlbchen zuruͤckgebliebenen Saamen⸗ 
ſtaube keine andern, als erſtbemeldte Veraͤnde⸗ 
rungen, und zwar bey Sonnenſchein in kuͤrzeren 
Zeit, bey truͤben und kuͤhlen Wetter aber lang; 
ſamer, erfolgen geſehen. 


„ 05 
Das Wachs iſt meines Erachtens nichts an⸗ 
ders, als der groͤbere Stoff der maͤnnlichen 
Saamenmaterie, den die bloße Waͤrme der 
Atmosphaͤre bey gewißen Gattungen Saamen⸗ 
ſtaub nicht aufzuloͤſen vermag; der maͤnnliche Saa⸗ 
me aber der feinere Theil derſelben, der unter 
eben dieſem gelinden Grade der Waͤrme fluͤßig 
gemacht wird. Nun iſt bekannt, daß man je⸗ 
nes durch eine oͤfters wiederholte Deſtillation 
nach und nach, und faſt ohne allen Abgang 
in ein ungemein feines Oel, und alſo aus ei⸗ 
nem feſten in einen fluͤßigen Koͤrper verwan⸗ 
deln kann. Folglich iſt der maͤnnliche Saa⸗ 
me der Pflanzen nichts anders, als ein uͤber 


alle maßen feines und durch die bloße Waͤrme den 


Atmoſphaͤre reif und fluͤßig gemachtes Wachs, 
das Wachsoͤl aber ein durch einen ungleich 
| groͤßern 


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größern Grad der Wärme zur Reife und 
Fluͤßigkeit gebrachter groͤberer Theil der rohen 
maͤnnlichen Saamenmaterie. Die Kunſt thut 


demnach durch den erſt gedachten chymiſchen 


Proceß nichts anders, als daß ſie diejenige 
Operation, die die Natur mit dem feinern 
Theil der koͤrnichten Saamenmaterie bey einer 
gelinden Wärme angefangen, mit dem groͤ⸗ 
bern unter einem ſtaͤrkern Grade der Hitze 
fortſetzt und vollendet. | | 


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va. 
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Euch 


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